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seltsam

Genre: seltsam

  1. Eintagsschildkröten

    Schatten wie leere Schildkrötenpanzer oder Schneckenhäuser, keine Feuchtigkeit ist mehr darin, nur Sand und Staub. Es ist so heiß, dass die Leute in ihren Gärten eingeschlafen sind. Auch die alte Nachbarin schläft. Durch den Zaun hindurch kann ich ihren schweren Atem hören. Alles zieht sich...
  2. Ausputzholz

    Mein Vater steht auf der betonierten Fläche hinterm Haus und verbrennt Laub. Er hat einzelne Haufen gemacht - Schnittholz, kleine Äste, große Äste, Haselnusssträucher. Das Verbrennen ist seine Sache. Feuer ist Sache der Väter. Mein Vater hat große Hände. Ich mag es, wenn er mir damit über den...
  3. Zu wenig Worte

    Ich habe mich heute für die Stille beim Duschen entschieden. Keine Musik. Lieber Ruhe. Erst schaut mein Fuß aus der Badezimmer Tür und jetzt läuft mein ganzer Körper Richtung Schlafzimmer. Das süße Parfum spritzt aufs Handgelenk und an den Hals. Ich ziehe mir meine dunkelblaue Hose und grau-weiß...
  4. Tränen auf verregnetem Waldboden

    Entweder die Bäume hatten sich bewegt, oder der Ausweg war näher gekommen. Die Stunden, die er in diesem Wald verbracht hatte, kamen ihm wie Tage vor. „Manchmal gelangst du auf Abwege“, hatte Mutter einmal gesagt. Auch zur Mittagszeit war es im Wald so dunkel, war es so dicht, dass man die...
  5. Grüne Welle

    Wolfgang Bramenkamp hielt an der Kreuzung Luisenstraße, das rote Licht der Ampel glühte in der Dämmerung. Er war mit den anderen Disponenten noch auf ein schnelles Feierabendkölsch in den Marktkrug eingekehrt. An der Theke hatten sie über die Kurzarbeit debattiert, die Belegschaft war seit...
  6. Der Mann von der Stange

    Getrieben von meiner Sammelleidenschaft bin ich viel unterwegs, um Menschen mit außergewöhnlichen Hobbys kennen zu lernen. Die Aufzeichnungen über sie kann ich dann meiner Sammlung hinzufügen. Eine meiner letzten Reisen führte mich nach Berlin und als ich dort durch die Straßen schlenderte, kam...
  7. Die Ordnung des Hauses

    Wir wohnen hier zu fünft. Im Keller, fensterlos, wohnt der Chirurg. Er schneidet dort auch die Leichen auf, entnimmt ihnen die Organe und steckt sie in Gläser mit Formaldehyd, die er in die Regale stellt. Vom Boden bis unter die Decke reichen sie. Im Erdgeschoss wohnen die Psychologin, der...
  8. Das Alte

    Josef Sturm steigt auf sein Pferd und gibt ihm die Sporen. Schwere Schauer peitschen über das Land, als er das Moor passiert. Die wenigen Hütten dort sehen aus, als duckten sie sich. Er lässt sie hinter sich, reitet vorbei an niedrigen, aus Ästen zusammengebundenen Zäunen, vorbei an Feldern und...
  9. Woodstock am dritten Tag

    Der Bass von Jack Casady buddelte sich durch den Boden in meine Hände. Mein Körper wummerte. Sie taten gut, die Schallwellen von innen. Als würden Jefferson Airplane ihre Musik direkt durch meine Arme leiten und meinen Bauch als zusätzlichen Lautsprecher nutzen. Ein Werdegang, den ich mir...
  10. Die phantastische Apparatur

    Zwielicht. …. Erst waberte eine formlose Wolke umher, dann knisterte es in ihrem Inneren mit einer unheimlichen Energie, die Materialisierung begann und eine Wesenheit entstand. Erst wurde sie zu Feuer, dann zu Wasser und danach zur Luft. Nach Stein, Metall und Holz, formte sich Fleisch...
  11. Krabbengott

    Mitten in einem großen Krabbenschwarm tat sich eine Krabbe durch besondere Eigenschaften hervor. Sie hatte einen übergroßen Überlebenswillen und trainierte jeden Tag viele Stunden, um den vielfältigen Gefahren des Meeres widerstehen zu können. Die anderen Krabben nannten sie nach einiger Zeit“...
  12. Wattenmeer

    Regen fällt in dünnen Schnüren vom Himmel und ist wie ein Vorhang vor der Welt. Ich rühre meinen Cappuccino um und greife nach der Kartei, lasse die Kärtchen Daumenkino spielen. Welchen Namen mir der Zufall wohl diesmal zuspielen wird? All diese seltsamen Menschen mit ihren merkwürdigen...
  13. Die Lücke

    Von einem Tag an war die Lücke. Sie war im Anfang vermutlich so winzig, sogar verschwindend gering, dass Becker sie nicht sah, als sie sich bei ihm einnistete. Sie hätte ein kleines Loch in der Wand, Staub unterm Bett sein können, sie kam, ohne dass er sie bemerkte. Dafür begann er sie bald...
  14. Hochzeit der Zikaden

    Die Sonne verteilt zaghaft späten Frühling über dem Park. Spaziergänger flanieren: eine Knochengestalt, die sich über den Rollator beugt, den Kopf schüttelt, ein Pärchen, das einander an den Händen hält, während die Hüften sich beim Wiegen ihrer Schritte berühren. Auf der Bank unter der Esche...
  15. Liebe

    „ Wer nach Beweisen einer Liebe verlangt, hat sie im selben Augenblick getötet.“ Es stank diesen Sommer nun schon seit Wochen erbärmlich im gesamten Treppenhaus eines gesichtslosen und anonymen Hochhauses inmitten einer austauschbaren Hochhaussiedlung am Rande der Stadt. Hier waren nun seit...
  16. "Tagezählendurchstricheanderwand" - Szenario

    Mein Name ist unwichtig. Wissen tu ich ihn sowieso nicht mehr. Vermutlich wäre er mittlerweile befremdlich oder er ist ohnehin schon vergessen und niemand heißt heute mehr so. Natürlich habe ich über einen neuen Namen nachgedacht, aber ständig fällt mir ein Weiterer ein, den ich besser finde als...
  17. Bericht aus einer sieben Meter langen Einraumwohnung

    Berichtaus einer sieben Meter langen Einraumwohnung Klau-stro-pho-bie- ach, wissen Sie, ich habe solche schwer verständlichen Fremdwörter noch nie geliebt, ich bemühe mich erst gar nicht, dahinter zukommen. Mein Wirt verwendet bei passender Gelegenheit ein ähnliches Wort, er lässt verlauten...
  18. Vier Minuten

    Ich zog mein Handy aus der Tasche, um nach der Uhrzeit zu sehen. Noch fünf Minuten, bis der Bus kommen würde. Ich steckte mir eine Kippe an. Raucher sterben früher, warnte mich die Zigarettenschachtel. Nicht das Schlechteste, dachte ich. Scheiß Tag. Scheiß Woche. Scheiß Leben! Der Nieselregen...
  19. Ihr Raum

    Ich starre ins Endlose. Es ist ein kalter stürmischer Wintertag. Vor mir eine weite Landschaft, zugedeckt von einer meterhohen Eisschicht. Neben mir ein schwarzer Kater, der sich an meinen Beinen warm streicht. Und hinter mir, hinter mir höre ich ein fröhliches Kinderlachen. Ich sitze vor dem...
  20. Am Ende der Viehtrift

    Er saß vor dem Fernseher, Sportschau. Eine Flasche Bier in der Hand. Er hatte die Füße auf den Tisch gelegt, hielt die Flasche mit beiden Händen, ein Kissen im Nacken. Der Ton des Fernsehers war stumm gestellt. Seine Frau stand in der Küche vor dem Herd. Wenn er die Diele entlang blickte...

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