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Über den Wolken...

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01.12.2004
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Über den Wolken...

»Weißt du, ich leide tierisch unter Flugangst«, fing Kurt an zu reden, ohne ersichtlichen Grund für eine Konversation. Kurt war schlank, trotzdem recht kräftig gebaut, groß, in Besitz eines angenehm braunen Teints, hatte keine Geheimratsecken, war aber notorisch ängstlich was das Fliegen anbetraf. Eigentlich nicht weiter tragisch, aber er machte daraus immer ein Drama.
Jedwede Form von Höhe ließ ihn kalkweiß anlaufen und unmittelbar danach folgte die ruckartige Entleerung seines Magens. Man kann sich vorstellen, dass dieser Zustand für eine echte Männerfreundschaft nicht unbedingt förderlich ist. Schuhe sind dann auch immer dreckig.
»Ja, ich weiß. Das sagst du jedes Mal wenn wir fliegen müssen. Musst du jetzt wieder kotzen?« Bernhard ist Kurts bester Freund und Arbeitskollege. Er steht seinem Freund immer bei und hält ihm sogar die Haare hinter den Kopf, wenn Kurt mal wieder Entleeren muss, ein echter Kumpel eben. So, wie sich das für eine knallharte Männerfreundschaft gehört. Knallhart und männlich.
Bernhard war auch gutaussehend, ein Bär von einem Mann. Er schämte sich nicht seiner Haare auf der Brust oder auf dem Rücken. Die in der Nase rasierte er immer weg.
»Rufst du mal die Stewardess, mein Magen hat Konvulsionen. Ich brauch ne Tüte...«
Einige von Kurts Rülpsern erfüllten den Raum mit leicht säuerlichem Geruch.
Beide waren daran gewöhnt, es machte ihnen nichts mehr aus. Kurt roch sowieso nichts, er konzentrierte sich lieber auf sein Unwohlsein. Ob er wieder brechen muss?
»Die Stewardess ist schon unterwegs. Mann, wenn ich wenigstens das Fenster öffnen könnte...«
»Ich denke du hast dich an den Geruch gewöhnt?«
»Gestank. Ja, aber heute riecht es viel strenger..., so richtig eklig.«
»Stimmt, jetzt wo du es erwähnst... oh Gott...« Es war soweit. Die Flugbegleiterin kam gerade rechtzeitig. Nach einigen kurzen Eruptionen war die Sache in Sack und Tüten.
»Super. Dann kannst du dich ja endlich entspannen und auf deine Arbeit konzentrieren.«
»Aber was ist wenn wir abstürzen?« Wie gesagt, Kurt machte es zu einem Drama.
»Wir sind gegenwärtig schon auf Reiseflughöhe. Jetzt geht es nur noch runter und vor einem Absturz brauchst du keine Angst mehr haben.«
»Absturz? Ich will noch nicht sterben!«
»Wir stürzen nicht ab!
»Echt?«
»Ja!«
»Und was wenn doch?«
»Wie lange machst du deinen Job schon?«
»Etwa zehn Jahre.«
»Du wusstest vorher, dass du viel fliegen musst, richtig?«
»Richtig.«
»Wie oft bist du abgestürzt?«
»Na ja, letzten Sommer, ich glaube es war im Oktober, über Kanada, da hatten wir echt Turbulenzen mit...«
»Wie oft bist du abgestürzt?!«
»...nie... Obwohl, letztens war’s knapp davor... «
»Wie oft?«
»Na nie!«
»Also, mach dir nicht dauernd ins Hemd. Vor allen Dingen wenn ich dabei bin kann dir doch nix passieren.«
»Wirklich?«
»Ja Mann!«
»Du bist ein echter Freund, weißt du das?«
»Ja, ich weiß...«
Bernhard ahnte was ihm nun bevorstand. Er lehne sich zurück und konzentrierte sich auf seinen Puls, der durch den bevorstehenden Überdruss stetig bedächtiger wurde. Er entspannte sich.
»Weißt du, ich liebe dich, Mann.«
»Oh Gott...«
»Doch echt. Ich wüsste nicht wie ich das alles ohne dich bewältigen könnte.«
»Da frage ich mich, warum du mehr verdienst als ich.«
»Ich auch, glaubst du das?«
»Ach weißt du...«
»Mir geht’s jetzt wieder richtig gut, ich glaube ich kann jetzt wieder ganz entspannt arbeiten.«
»Das freut mich aber.«
»Soll ich?«
»Was?«
»Na wieder meinen Job erledigen.«
»Äh, ja... natürlich. Tu das.«
»Ja, ich tue es.«
Kurt schwang sich in seinem Sitz zurecht und setzte sich kerzengerade in die Lehne. Er hob seinen Kopf.
*KlickSchnarr*
»Herzlich Willkommen an Bord unserer Boeing siebenviersieben, auf dem Flug nach Buenos Aires. Mein Name ist Kurt Petersen und ich bin ihr Kapitän. Unsere derzeitige Reiseflughöhe beträgt zwölftausendfünfhundert Meter und die aktuelle Außentemperatur liegt bei minus fünfundzwanzig Grad Celsius.«
*SchnarrKlick*
»Und, wie war ich?«
»Dir ist bewusst, dass wir ein Frachtflugzeug fliegen?«
»Aber warum haben wir dann eine Stewardess?«

 

Mir war grad so. Ich hörte auf zu chatten und klatschte das auf die Mattscheibe. Nur 'ne Fingerübung also. Nicht gleich ins KC verschieben. Oder doch?

 

Hallo flashbak,

toll. Also, naja, der Anfang war ein wenig schleppend fand (wo du die beiden beschrieben hast), aber ich habe die ganze Zeit nicht mit gerechnet, dass es der Pilot ist. Für mich waren es nach der Beschreibung einfach zwei Nadelstreifen-Fuzzis. Ich denke die Person der Stewardess...äääh...Flugbegleiterin hat sehr zu diesem Bild beigetragen. Zurück zur Kritik: den Dialog deiner beiden Protagonisten fand ich denn allerdings richtig gut. Vielleicht nicht die Riesenbrüller drin, aber schmunzeln musste ich schon das eine oder andere Mal. Alles in allem für eine Fingerübung eine wirklich sehr gute Geschichte.

Zwei kleine Sachen noch:

viel strenger..., so richtig
Das Komma macht da für mich nicht so wirklich viel Sinn

Er lehne sich zurück...
lehnte

 

Moin flashbak,

Ja, Fingerübung. Ganz nett zu lesen, mehr aber nicht.
Toll fand ich den Dialog der beiden, sehr lebhaft und so. Die Pointe riecht man aber zehn Meter gegen den Wind - selbst bei den Kotztüten. Ich meine, du vermeidest es so hartnäckig, den Job von Kurt zu nennen, daß irgendwie klar ist, daß er mit der Pointe zusammenhängen wird.
Gut finde ich, daß du dich am Schluß nicht alleine auf die Pilotenpointe verläßt, sondern da noch was nachkommt. Das Frachtflugzeug ist toll. Den letzten Satz mit der Stewardess fand ich eher schwach. Natürlich hat die in einem Frachtflugzeug nichts zu suchen. Wenn du ihr Vorhandensein nicht erklärst, ist es absurd - wenn du es tust, ist es albern. Finde ich.

»Weißt du, ich leide tierisch unter Flugangst«, fing Kurt an zu reden, ohne ersichtlichen Grund für eine Konversation.
Das klingt ärglichstens geschwollen. VOrschlag: ,begann Kurt ohne ersichtlichen Grund
Bernhard ist Kurts bester Freund und Arbeitskollege. Er steht seinem Freund
war und stand
»Na wieder meinen Job erledigen.«
Hier reitest du für meinen Geschmack zu lange auf der Nichtnennung des Jobs herum.

 

Fingerübung, ja.

Ist gut geschrieben, der Dialog, aber die Pointe ahnt man schon sehr schnell, was natürlich das Ende der Geschichte etwas kaputt macht.
Als Sketch vielleicht ganz interessant.

Und etwas kürzen könnte man, dann kommt der Leser vielleicht doch nicht ganz so schnell auf den Trichter.

Der Satz verrät eigentlich alles, was schade ist, weil man ihn problemlos kicken könnte:

»Super. Dann kannst du dich ja endlich entspannen und auf deine Arbeit konzentrieren.«
Was sollte ein Flugggast IM Flugzeug arbeiten müssen?

Der letzte Satz versöhnt mich aber fast ein bisschen, weil ich ihn Klasse finde.

»Dir ist bewusst, dass wir ein Frachtflugzeug fliegen?«
»Aber warum haben wir dann eine Stewardess?«
:lol:

In diesem Sinne
c

 

@Lemmi

Alles in allem für eine Fingerübung eine wirklich sehr gute Geschichte.
Danke, so toll sollte es eigentlich gar nicht werden.

@gnoebel

Danke fürs Lesen und so. Korrekturen werden übernommen.

@chazar

Auch dir Danke fürs Lesen etc..

Ich werde die Verbesserungsvorschläge (inhaltlich und grammatikalisch / rechtschreibtechnisch) bei Zeiten übernehmen. Ist ja bloß ne Fingerübung, nicht wahr?

Gruß

 

Hoi flashbak

Eigentlich ganz amüsant deine Schreibübung. Obwohl die Dialoge bei den Vorkritikern am besten angekommen sind, fand ich gewisse Passagen daraus eher nicht so gelungen.

Zum Beispiel:

»Da frage ich mich, warum du mehr verdienst als ich.«
»Ich auch, glaubst du das?«

»Na wieder meinen Job erledigen.«
»Äh, ja... natürlich. Tu das.«
»Ja, ich tue es.«

Dann gab es aber wieder Dialoge, die ich spassig fand:

»Weißt du, ich liebe dich, Mann.«
»Oh Gott...«

Die Pointe war auch für mich ziemlich vorhersehbar und der Schlusssatz mit der Stewardess, na ja, nicht so toll.

Irgendwie gerne gelesen und trotzdem nicht so begeistert.

Gruss Rolf

 

Hallo rolfschoenenberger!

Danke fürs Lesen und so!

Irgendwie gerne gelesen und trotzdem nicht so begeistert.
Das ist mal ein statement! :)

Gruß

 

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