- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 10
Über Sven...
„Keine Gewalt, sonst gibts was auf die Fresse...“
Jubeltrubelheiterkeit, Erdbeerbrause und Wurstkuchen: Sven zu Gast bei Vera am Mittag. Thema der heutigen Sendung: „Halts Maul oder ich schieb Dich in Deine Mutter zurück - das Zölibat find ich scheisse, Deine Freundin ist hässlich und Armut macht auch nicht weise!“
Die zahlreich versammelten sehr jungen Hockeyspielerinnen jubeln und pfeifen, als ein Bild von Mann den Saal betritt. Bei seinem ausladend männlichen Gang weht der Vokuhila taktvoll mit. Die verschlissene Jeans sitzt eng und das weiße Unterhemd, mit dem er bekleidet ist, wirkt bei Studiolicht besonders schön und passt farblich zu seinen ungemein muskulösen Armen von Ärmelhöhe an aufwärts. Er hebt die Bierdose zum Gruße und setzt sich neben die wasserstoffblonde Friseurspraktikantin mit den Silikonbrüsten Größe D. „Sven, 26 - ‚Woher soll ich denn wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?‘“ wird am unteren Bildschirmrand eingeblendet, als Vera die erste Frage stellt:
„Sven, Du bist seit anderthalb Jahren Geschäftsführer bei Beate Uhse. Dein neustes Produkt ist ein Gummiphallus, für den Du selbst Modell gestanden hast. Was sagt Deine Mutter dazu?“
Überrascht zieht der blonde Hüne die Hand aus der Hosentasche und kratzt sich damit den 3-Tage-Bart: „Naja...sie fand die Bedienungsanleitung zu kompliziert und kam da erst gar nicht mit klar, aber mit der Zeit...“, Vera unterbricht: „Hast Du eigentlich keine moralischen Bedenken? Wie stehst Du zu Liebe, Sex und Zärtlichkeit?“
„Ja, die ersten beiden sind das wichtigste im Leben für mich, aber Zärtlichkeit?? Hömma, dat kriegt nich ma meine Freundin im Bett von mir! Die Alte kriegt nicht mal ein freundliches Wort bei der Zigarette danach, die is mein Besitz“, empört sich der Gefragte, an seiner Goldkette nestelnd.
Vera will etwas erwidern, doch das frenetische Johlen und Klatschen, des zustimmenden Hockeyvereins und die hysterischen Morddrohungen kurzgeschorener Lesbenpaare unterbinden das für die nächsten Minuten. Selbstzufrieden nimmt Sven einen Schluck aus der lauwarmen Dose und greift, nach den Sternen auf dem Oberteil der nebenansitzenden Friseurspraktikantin. Sein charmantestes Zuhälterlächeln wird in Großaufnahme gezeigt und mit dem Zitat „Sven, 26 - ‚Ich trinke nur wenig, dafür oft und dann viel!‘“ unterlegt.
„Fragen wir doch einmal Deine Freundin dazu“, ruft Vera gegen den tosenden Lärm, „Herzlich Willkommen, Julia!“ Mit einem Zornesfältchen stolziert eine hübsche, etwas verschüchterte junge Frau mit schwarzen Haar und dunklem Teint durch die Pforte. „Julia, 24 - ‚Zwän marck Sämpf‘“, wird angegeben. „Eyyy, Sväääännn!“, beginnt sie, unangenehm die erste Silbe jeden Wortes betonend und es wird stiller, „wie kannsse mich nur vor all den Leuten so der Lächerlichkeit preisgeben?? Wieso erzählse das alles?? Ich war in Mathe immer besser als Du!!“
Svens höhnischer Applaus hallt von den Wänden des nunmehr totenstillen Studios wider- fast wie eine Antwort. Vereinzelt hört man gedämpft geführte Diskussionen über Big Brother. Julia bricht in Tränen aus.
„Aber Baby ich lieb Dich doch!“, reisst es ihn aus dem Hocker und veranlasst ihn, das schluchzende Mädchen in seine starken, würzig riechenden Männerarme zu nehmen, ein wenig Bier gerät auf ihre Bluse. Ihre Augen hellen sich auf. „Wirklich?“, versichert sie sich verweint.
Die romantische Szene wird von einer Frauenrechtsbewegung unterbrochen, die sich nun veranlasst fühlt, die Veranstaltung mit Waffengewalt aufzulösen. Eine für das Paar bestimmte Granate hinterlässt nichts von Vera. Schüsse, Schreie, Blut und fliehende Menschen ergeben ein heilloses Chaos, aus dem Sven sich mit seiner Freundin unbemerkt hinter die Bühne zurückzieht. RTL sendet Werbung.