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Über Tote lacht man nicht

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04.01.2007
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Über Tote lacht man nicht

Novembermorgen​

Es war ein kalter Morgen, so wie es sich für einen Novembermorgen gehört. Der Nebel legte sich auf den Scheiben der Autos nieder und bildete dort kleine Eiskristalle. Die Straßen waren wie leergefegt. Denn wer sollte schon morgens um vier Uhr in der kleinen Vorstadt Twann etwas zu erledigen haben? Tief im Nebel verborgen lief dennoch Herr Meier mit schnellen Schritten Richtung Gasthaus. Er war Bankier und litt schon lange unter Verfolgungswahn. Das war auch der Grund, weshalb er nach Twann kam. Er hatte Angst. Der Gedanke an die gute Kartoffelsuppe der Köchin Kiara im Gasthaus ließ in noch schneller laufen. Horst hatte die Nacht durchgearbeitet und hoffte im Gasthaus auf eine Stärkung. Extra deswegen war er die 43 Kilometer bis nach Twann gefahren. Er hatte eine Panne, so ging er die restlichen paar hundert Meter zu Fuß. Es waren keine Autos zu sehen, nur von hinten näherte sich langsam ein alter Mercedes. Das dachte er jedenfalls, denn wie schon erwähnt litt er unter Verfolgungswahn. Er lief noch schneller. Doch das Auto verschwand nicht. Voller Angst rief Horst Werner bei der Polizei an, was er wegen seiner Krankheit oft tat. Der Oberkommissar, zu dem er verbunden wurde, kannte Herrn Meiers Problem. Er lachte über die Geschichte, die ihm dieser erzählte, in sich hinein. Laut sagte er ihm, dass alles nur Einbildung sei und legte verärgert auf. Schon unzählige Male hatte Herr Meier die Polizei gerufen, doch immer wieder war es nur Einbildung. Das Auto fuhr immer noch hinter Herrn Meier her. Herr Meier rannte los. Er kannte nur ein Ziel: Das Gasthaus der Familie Peters. Sein Atem ging stoßweise. Die Angst ließ ihn noch schneller laufen. Einbildung? Das konnte nicht sein. Schließlich hörte er das Auto. Und das kam bei seinen Fantasien noch nie vor. Ein Landstreicher kam ihm entgegen. Herr Meiers Herz schlug schneller. Plötzlich gab der Fahrer Gas. Ein Schrei gellte durch die Nacht. Das Auto fuhr mit quietschenden Reifen davon. Herr Meier lag auf der Straße. Blut rann an seiner rechten Schläfe herunter. Der Landstreicher beugte sich zu Herrn Meier hinunter und nahm seine Brieftasche. Darin befanden sich mehrere hundert Euro. Diese nahm er an sich. Der Mercedes wendete und fuhr direkt in Richtung des Landstreichers. Dieser ließ das Geld fallen und rannte um sein Leben. Er entkam in einer kleinen Seitenstraße. Der Wagen entfernte sich unter Aufheulen des Motors.
Am Mittag entdeckte eine alte Frau den Toten und rief die Polizei. Diese war kurze Zeit später vor Ort. Der zuständige Kriminalbeamte erkannte den Mann sofort. Nur wenige Stunden zuvor hatte er mit ihm telefoniert und über den Toten gelacht

 

Hi Maggo und herzlich willkommen auf kg.de! :)

Ich hab mal in dein Profil gelinst und gesehen, dass du noch recht jung bist. Du hast dir mit dem Schreiben ein (wie ich finde) sehr schönes Hobby ausgesucht. Und deine erste Geschichte ist als Erstlingswerk (tippe ich jetzt mal) ja auch ganz okay.

Du hast es sicher schon geahnt: Jetzt kommt das Aber. ;)

Das kann man alles noch wesentlich mitreißender und packender schildern. Ein paar Details mehr - zum Prot, zur Atmosphäre, der Nacht, der Umgebung - dann wirkt das Ganze schon wesentlich plastischer und der Leser wird mehr in die Geschichte hineingezogen. So bleibt es doch recht oberflächlich und berührt mich als Leser nicht. Ich hoffe, du kannst mit dieser Kritik etwas anfangen. Mein Tipp: Viel lesen, seien es Bücher oder Geschichten hier auf dem Board. Und dann analysiere die Geschichten: Was gefällt dir daran besonders? Durch welche stilistischen Kniffe schaffen es die Autoren, diese Wirkung bei dir zu erzielen? Guck dir am Anfang ruhig ein bisschen was bei anderen ab, was Sprache und Stil anbelangt.

Es sind noch eine Reihe von Fehlern in deinem Text. Bitte korrigiere sie. Ein paar Beispiele:

Er war Bankier und leidete schon lange unter Verfolgungswahn.
Es muss heißen: "litt schon lange" - der gleiche Fehler taucht später noch einmal auf.

Der Oberkomissar, zu dem er verbunden wurde,
Oberkommissar

Er lachte über die Geschichte, die ihm dieser erzählte in sich hinein.
die ihm dieser erzählte, in sich hinein (Komma)

Das Auto fuhr immernoch hinter Herrn Meier her.
immer noch

Das Auto fuhr mit quitschenden Reifen davon.
quietschenden

Blut rann an seiner rechten Schläfe.
"Blut rann an seiner rechten Schläfe herunter" oder "Blut gerann an seiner rechten Schläfe".

Die Geschichte erinnert mich an eine, die mir meine Mutter als Kind erzählte. Ein kleiner Junge machte sich immer mal wieder einen Spaß daraus, "Hilfe, Hilfe, ein Wolf!" zu schreien, obwohl kein Wolf in der Nähe war. Auf seine Schreie hin liefen alle Dorfbewohner zusammen, um ihm zu Hilfe zu eilen. Doch jedes Mal war es "falscher Alarm". Nachdem das einige Male so ging, wurden die Leute wütend. Eines Tages begegnete der Junge tatsächlich einem Wolf. Ein großes, gefährliches Tier, das ihn angriff. Doch als er um Hilfe rief, kam niemand herbeigeeilt ...

Ja, das ist im Groben das gleiche Grundthema. Wie gesagt: Du könntest die Geschichte noch wesentlich spannender gestalten. Probier es einfach mal aus. Und bleib am Ball, es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Viele Grüße
Kerstin

 

Hallo Maggo,

also für den Anfang wirklich nicht schlecht, würde ich auch sagen! Ich schließe mich aber auch Katzano an: manchmal ist weniger mehr. Da mag es besser sein, den Verwolgungswahn zu beschreiben, als direkt zu sagen, dass dein Prot einen Verfolgungswahn hat.

Aber mach weiter so, das wird was!
Grüße
Jay

 

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