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Über Tote lacht man nicht
Novembermorgen
Es war ein kalter Morgen, so wie es sich für einen Novembermorgen gehört. Der Nebel legte sich auf den Scheiben der Autos nieder und bildete dort kleine Eiskristalle. Die Straßen waren wie leergefegt. Denn wer sollte schon morgens um vier Uhr in der kleinen Vorstadt Twann etwas zu erledigen haben? Tief im Nebel verborgen lief dennoch Herr Meier mit schnellen Schritten Richtung Gasthaus. Er war Bankier und litt schon lange unter Verfolgungswahn. Das war auch der Grund, weshalb er nach Twann kam. Er hatte Angst. Der Gedanke an die gute Kartoffelsuppe der Köchin Kiara im Gasthaus ließ in noch schneller laufen. Horst hatte die Nacht durchgearbeitet und hoffte im Gasthaus auf eine Stärkung. Extra deswegen war er die 43 Kilometer bis nach Twann gefahren. Er hatte eine Panne, so ging er die restlichen paar hundert Meter zu Fuß. Es waren keine Autos zu sehen, nur von hinten näherte sich langsam ein alter Mercedes. Das dachte er jedenfalls, denn wie schon erwähnt litt er unter Verfolgungswahn. Er lief noch schneller. Doch das Auto verschwand nicht. Voller Angst rief Horst Werner bei der Polizei an, was er wegen seiner Krankheit oft tat. Der Oberkommissar, zu dem er verbunden wurde, kannte Herrn Meiers Problem. Er lachte über die Geschichte, die ihm dieser erzählte, in sich hinein. Laut sagte er ihm, dass alles nur Einbildung sei und legte verärgert auf. Schon unzählige Male hatte Herr Meier die Polizei gerufen, doch immer wieder war es nur Einbildung. Das Auto fuhr immer noch hinter Herrn Meier her. Herr Meier rannte los. Er kannte nur ein Ziel: Das Gasthaus der Familie Peters. Sein Atem ging stoßweise. Die Angst ließ ihn noch schneller laufen. Einbildung? Das konnte nicht sein. Schließlich hörte er das Auto. Und das kam bei seinen Fantasien noch nie vor. Ein Landstreicher kam ihm entgegen. Herr Meiers Herz schlug schneller. Plötzlich gab der Fahrer Gas. Ein Schrei gellte durch die Nacht. Das Auto fuhr mit quietschenden Reifen davon. Herr Meier lag auf der Straße. Blut rann an seiner rechten Schläfe herunter. Der Landstreicher beugte sich zu Herrn Meier hinunter und nahm seine Brieftasche. Darin befanden sich mehrere hundert Euro. Diese nahm er an sich. Der Mercedes wendete und fuhr direkt in Richtung des Landstreichers. Dieser ließ das Geld fallen und rannte um sein Leben. Er entkam in einer kleinen Seitenstraße. Der Wagen entfernte sich unter Aufheulen des Motors.
Am Mittag entdeckte eine alte Frau den Toten und rief die Polizei. Diese war kurze Zeit später vor Ort. Der zuständige Kriminalbeamte erkannte den Mann sofort. Nur wenige Stunden zuvor hatte er mit ihm telefoniert und über den Toten gelacht