„Toto & Harry“
Dienstag, ich steige in den Bus ein, zum Glück habe ich meine Fahrkarte immer dabei, auch den Rucksack und mein Geld samt EC-Card habe ich nicht vergessen. Ich steige am Netto in S. wieder aus, gehe mit einem Einkaufswagen in den Laden und lade den Wagen mit 10 Flaschen Rigo, 10 Flachen Goroff und 20 Dosen Mixery voll, und bewege mich zur Kasse. Die Kassiererin starrt mich blöd an, aber ich habe meinen Ausweis mit und sie kann mir nix haben. Ich bezahle ganz normal und stoppe meinen Rucksack voll mit diesem Alkohol. Wieder steige ich in den Bus ein, diesmal geht es nach D. Dort öffne ich erst mal meine erste Dose Mixery am Hauptbahnhof und bewege mich in Richtung Park. Ich suche eine Stelle, wo ich die nächsten Stunden meine Ruhe habe. Ich bekomme Hunger, aber das ist egal, mein Magen wird mit Alkohol betäubt. Kurz vor Ladenschluss fülle ich meinen stark nachlassenden Alkoholvorrat im Rucksack wieder auf. Schließlich habe ich meine EC-Card dabei um mein begrenztes Bargeld nachzufüllen. Diese Nacht verbringe ich mit wenig Schlaf im Park. Zum Glück ist es Sommer und die Temperaturen sind erträglich. Als sie Sonne am nächsten Tag, ein Mittwoch, ihre ersten Sonnenstrahlen in mein Gesicht schickt, beginne ich mein Frühstück. Es gibt leckeres Bier auf einem Goroff-„Brötchen“. Ich schaue auf die Digitalanzeige meiner Armbanduhr: 9:47 Uhr. Recht spät, aber ich bin verhältnismäßig zeitig auf. Ich bewege mich zum Bahnhof zurück, wobei der Alkohol in meinem Rucksack ein ziemliches Gewicht hat. Aber was soll’s?! Ich entschließe mich, irgendeinen Zug weit weg von hier zu nehmen. Dort sitze ich dann schließlich ein paar Minuten später drin, als ich merke, dass er sich in Bewegung setzt. Ich fahre weg, ich weiß zwar nicht wohin, aber ich fahre weg von zuhause. Ich habe schon wieder Durst, mein Gott, ich bin betrunken. Und das nicht gerade wenig! Irgendwann, einige Stunden später, höre ich eine männliche Stimme: „Fahrkartenkontrolle“. Scheiße, was jetzt? Abhau’n! Aber wohin? Ist erst mal egal! Also steh ich möglichst unauffällig auf und bewege mich in entgegengesetzte Richtung des Kontrolleurs. Er hat mich gesehen, scheiße. Will mich aufhalten. „Wohin so eilig? Hast du eine Fahrkarte?“, „Nein, aber meine Mutter hat sie, sie sitzt dort hinten.“. Ich zeige irgendwo hinter ihm und als er sich umdreht, verdufte ich in das nächste Klo. Erst mal in Sicherheit. Da klopft es an der Tür: „Aufmachen!“ Scheiße, wird man die nie los? Ich mach natürlich nicht auf, warte lieber auf ’ne günstige Gelegenheit. Diese kommt auch schon, als der Zug beim nächsten Mal anhält. Ich spüre die bremsende Bewegung und öffne, ganz unerwartet für den Kontrolleur, die Tür und will aus dem Wagen flüchten. Er hält mich fest, ich versuch mich loszureisen und erwische dabei mit meinem Ellebogen sein Gesicht. Er geht schwankend zu Boden und ich nutze die Chance. Weg bin ich und geh erst mal mein Alkoholvorrat auffüllen. Dann mach ich mich wieder in einem Park breit. Ich weiß nicht wo ich bin, frage aber auch niemanden, ist doch egal. Hauptsache weg von zuhause! Ich schaue wieder auf die Uhr: 17:25 Uhr. Scheiße, fängt jetzt nicht mein Training an? Ist heut Mittwoch, ja. Und gestern war Dienstag, gestern Abend war Dienst. Scheiße, verdammt! Egal! Ich hab schlaf nachzuholen und suche mir ein Gebüsch für eine ungestörte Nacht. Noch schnell zwei Dosen vor dem Einschlafen und dann Gute Nacht!
„Hallo, aufwachen! Hörst du mich? Hallo?“ Was ist denn jetzt los? Ich öffne meine Augen. Zwei grün-uniformierte Männer hocken neben mir und sind umgeben von einer stehenden Menschenmenge, die alle auf mich starren. Als sie bemerken, dass ich zu mir komme, ziehen sie mich hoch und schleppen mich in ihr Auto. Sie wollen wissen, wer ich bin. Ich gebe ihnen keine Antwort. Nachdem ihnen dies bewusst wird, entschließen sie sich, mich auf die Wache zu nehmen. Ich bin immer noch total betrunken und könnte nie ohne fremde Hilfe ein paar wenige Meter laufen. Auf der Wache fragen sie mich immer wieder, wer ich bin, aber bekommen keine Antwort. Sie durchsuchen mich und meinen Rucksack. Sie finden meinen Ausweis und 3 Kassenzettel. „Aus Altenberg bist du also, dort wird seit Dienstag ein Mädchen vermisst. Bist du sie?“ „Nein, bin ich nicht. Der Ausweis ist gefälscht!“. „Verkack uns nicht! Das ist mir ein viel zu großer Zufall, das du einen gefälschten Ausweis hast, mit einer Adresse von einem Mädchen, welches vermisst wird. Außerdem noch einen Kassenzettel aus dem Nachbarort.“, „Und einen aus der näheren Stadt, wo gestern ein Mädchen schwarz hierher gefahren ist. Also, sag die Wahrheit!“
Nachdem sie mich minutenlang weichgeredet haben, mache ich unter Tränen doch meinen Mund auf:
„Es hat angefangen in der 7. Klasse, als ich alles gehasst habe. Meine Umgebung und die Menschen die darin leben und auch mich selbst. Ich hab mir eine andere Welt vorgestellt, in der ich mich wohl fühlte. Dies war wie mein zweites Leben, in welches ich mich immer dann zerzog, wenn ich Gelegenheit dazu hatte. Es gehörte einfach zu mir. Schließlich wurde es mir doch zu langweilig und ich erfand andere Welten. Es kamen immer neue dazu. Aber in der realen Welt ging es mir dadurch trotzdem nicht besser, mir ging es immer schlechter. Ich wollte nicht mehr in ein Heim, ich wollte abhauen und schließlich wollte ich mich umbringen. Aber ich tat es nie, ich verkroch mich in meine Fantasiewelten um dort glücklich sein zu können. Bis ich dann eines Tages beschloss, meine Fantasiewelten aufzuschreiben. Ich erfand eine neue Geschichte, die nicht so unrealistisch werden sollte und tippte sie in meinen PC. Zu dieser Zeit habe ich festgestellt, dass mir das Schreiben Spaß macht, ich es aber noch üben muss um eines Tages mal ein guter Autor zu werden. Ich schrieb diese Geschichte also mehr als Übung für mich selbst. Aber mit dieser realistischen Sache das war so ein Ding. Ich konnte nicht lange realistisch schreiben und fing schnell an totalen Scheiß zu erfinden. Schließlich habe ich den Text dann bei einer ungewollten Formatierung der Festplatte gelöscht. Mein Stress in der Schule und in der Familie wurde nicht geringer, eher das Gegenteil und ich begann im Oktober letzten Jahres eine Kurzgeschichte zu schreiben. Es sollte eine realistische werden, welche zwar die kranken Gedanken, die in mir brennen, wiederspiegeln sollte, aber trotzdem vorstellbar war. Und so kam mein „Amoklauf“ auf Papier und ich fand sie richtig gut geschrieben. Auch wenn der Inhalt krass war, die dort angewandten Gefühle waren perfekt eingesetzt. Ich veröffentlichte diese Story auf meiner Homepage und hoffte auf Leute, die diese lesen und mir ihre Meinung darüber mitteilten Aber ich habe einfach zu wenig Besucher auf meiner Seite. Also suchte ich ein halbes Jahr später öffentliche Internetseiten, wo Menschen jederzeit ihre Kurzgeschichten veröffentlichen können und bewertet kriegen. Ich meldete mich dort an und veröffentlichte meine Story. Aber anstatt sich die Schreibweise anzusehen, regten sich die Leser nur über den Inhalt auf und eines Tages, am 16. Juni, stand die Polizei vor meiner Tür und haben nach einer Waffe gesucht. Natürlich haben sie keine gefunden, ich hab noch nie eine besessen und werde dies auch nie. Jedenfalls hab ich seitdem nur noch Stress mit den Lehrern gehabt und die ganze Sache hat sich überall rumgesprochen. Zur Abschlussfeier von der Schule hat mich jeder gefragt was hast du, zwei Anzeigen? Was hast’n gemacht? Und dann dieses grün-weiße Auto, welches ständig vor dem Gebäude hin und her gefahren ist, das war ja auch der Hammer! Jeden Tag erfahre ich von mehr Leuten, dass sie es wissen! Es kotzt mich einfach an und ich halte es nicht mehr aus!“
Ja, bei der Überschrift meine ich wirklich die beiden Polizisten aus Bochum. Ich finde die Serie auf Sat.1 einfach geil. Ich sehe sie mir wirklich gern an, diese beiden Menschen sind wenigstens welche, mit denen man reden könnte!
Um aus diesem Schreiben nicht wieder ein Missverständnis zu machen: Der erste Teil ist auf jeden Fall ausgedacht! Und der zweite Teil, also die Aussage, welche ich gemacht habe, entspricht auch nicht vollständig der Wahrheit. Es spiegelt nur ein wenig meine derzeitigen Gefühle wieder, welche alle durch diese Sache beeinflusst werden. Es ist für mich wirklich nicht vorstellbar, welche Rolle ich mit einer ausgedachten Geschichte in Bewegung gesetzt habe. Und ich frage mich immer noch, ob das ein schlechter Traum ist oder die Wahrheit. Allerdings ist dieser Traum nun schon ziemlich lange, so dass es die Wirklichkeit sein muss. Also, ich werde jetzt wohl bei jeder Story oder jedem Schreiben was ich mache, einen solchen Text drunter setzen müssen um mögliche Missverständnisse aufzuklären. Wenn ich jetzt ein solches Missverständnis vergessen habe, es gibt keine ernstzunehmenden! Ich habe zwar nicht selten an Selbstmord gedacht, aber ich werde es nie tun.
Mich erinnert diese Sache, welche mir wiederfahren ist einfach ziemlich sehr an den kleinen Cole von „The Sixth Sense“. Er hat blutige Bilder gemalt und es gab eine Lehrerkonferenz und seitdem malt er nur noch lachende Menschen und Regenbögen. So muss man es sich bei mir vorstellen, nur dass ich keine lachenden Menschen und Regenbögen „malen“ kann.