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1.Gebot: Pflege sie... (Beziehungs-Kurzgeschichte)

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02.06.2005
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1.Gebot: Pflege sie... (Beziehungs-Kurzgeschichte)

Die junge Frau nippte an ihrer Tasse Espresso und ließ einige Gedanken spielen. Sie fragte sich, wie ihr Leben wohl ohne Mann, ohne Kinder ablaufen würde und ob sie das wirklich so wolle. Just in dem Moment zwinkert ihr ein junger Herr vom Nachbartisch des Cafes aus zu. Die Frau wendete sich ihm zu und grinste ein wenig verlegen herüber. „Hallo“, sprach sie der fremde Mann einige Zeit später an. „Ich frage mich, ob Sie noch einen Kaffee trinken möchten“, und zeigte auf ihre leere Tasse. „Eh, gerne… Öhm, wollen Sie sich zu mir setzen?“, fragte ihn die Frau, die unsichere Gesten machte. Sie spürte etwas. Ihr Herz klopfte schneller und immer schneller. Der Mann setzte sich ihr gegenüber. Ihre Hände wurden nass, sie glaubte kein Wort mehr sagen zu können. „Danke!“
Nach einiger vergangener Zeit und einem aufschlussreichen Gespräch über Gott und die Welt verließen sie gemeinsam das Cafe, liefen über die voll- befahrene Hauptstraße und setzten sich auf in dem gegenüberliegenden Park. Die Sonne brannte zwar hart, doch die Bäume boten Schutz. „Was machen Sie überhaupt beruflich?“, fragte ihn die Frau. „Ich bin gerade in der Lehre zum Florist. Ich hoffe mal, dass ich übernächstes Jahr fertig bin. Ich liebe Pflanzen“, grinste er fröhlich, pflückte ein kleines Vergissmeinnicht und gab es der jungen Dame in einer eleganten Kniebeuge. „Ich liebe Sie, darf ich Sie zum Essen einladen?“, fragte er und blickte erwartungsvoll auf. „Sehr gerne“, sagte die, ein wenig über seine Ehrlichkeit verwunderte, überraschte Frau. Sie kamen sich näher. Ihre Gedanken wirbelten auf. „Oh mein Gott“, dachte sie. Ihre Lippen berührten sich, die Zeit schien zu stoppen. Ein inniger Kuss der scheinbar Berge versetzen könnte. Es war größer als alles andere was sie je fühlte. Liebe auf den ersten Blick, ein tiefes, noch nicht gestilltes Verlange, Sehnsucht, Neuland.

„Doch was ist nun? Wie ist es 3 Jahrzehnte später?“, fragte die in die Jahre gekommene Frau und stützte ihren Kopf in ihre Hände. Kleine Grübchen haben sich in den Jahren eingeschlichen, ebenso vereinzelte graue Strähnen. Doch sie hat sich recht gut gehalten. Besser als ihre, einst so innige Liebe zu ihrem Ehemann, dachte sie.
Sie wurde aus ihren Gedanken geholt. „Was ist los“, fragte sie ihr Mann, dessen Gesicht in tiefe Sorgenfalten gefallen war. „Irgendwas stimmt nicht.“ Er lehnte an dem Türrahmen, verschränkte seine Arme und hielt in einer Hand eine Pflanzen-Zeitschrift. Er blickte über seine Lesebrille hinweg und wartete.
„Harry, weißt du noch wie es war? Wie es damals war? Als wir uns bei 32° im Schatten, im Cafe, kennen lernten?“ Er seufzte, strich sich durch sein, immer noch recht dichtes, Haar und schwieg einige Zeit lang. „Ja“, nickte er ihr schließlich zu. Ihm war sichtlich unwohl zu Mute, sodass er sich von ihrem Blick abwendete. „Ich muss kurz die Pflanzen wässern. Bin gleich wieder da.“ Er wollte das Gespräch zwar hastig beenden, wie immer wenn sie mit ihm über ihre Beziehung reden wollte, doch dieses Mal fiel die Frau aus ihrer Fassung: „Nie hörst du nur ansatzweise zu, wenn es wichtig für uns ist! Du schenkst deinen Pflanzen mittlerweile doch mehr Aufmerksamkeit als mir, kann das?! Sie sind dir wichtiger, oder? Oder? Wenn deine Blumen ein krauses Blatt haben, hast du schon Angst um sie. Dabei solltest gerade du wissen, dass Liebe auch verwelkt, wenn man sich nicht kümmert, sie nicht pflegt!“, fauchte sie aggressiv.
Der Frust der letzten Jahre hatte sich aufgestaut. Nun konnte sie alles loswerden. Ihr Mann setzte sich langsam auf den Stuhl neben ihr. Er schwieg, blickte ihr ins Gesicht und nahm ihre Hand.

 

Hallo Suppe und herzlich willkommen auf kg.de!

Du hast in deinem Profil leider keine Angabe über dein Alter gemacht. Gehe ich recht in der Annahme, dass du noch ziemlich jung bist? Und vielleicht gerade mit dem Schreiben begonnen hast? Falls ja, kannst du hier jede Menge Tipps erhalten.

Da du dein Alter nicht nennen wolltest, kritisiere ich einfach mal alles, was mir auffällt. Ich gehe davon aus, dass du dich gerne verbessern möchtest. Also nimm die Kritik bitte nicht krumm oder gar persönlich. Okay?

Zu deiner Geschichte: Mit dem, was du aussagen möchtest, hast du sicher Recht. Leider gelingt es dir nicht, das Thema spannend und packend umzusetzen. Die Charaktere bleiben absolut blass. Der Leser (zumindest ich) kann nicht mitfühlen. Du erzählst das alles eher in einem Berichtstil, statt es in eine richtige Geschichte zu packen. Da könnte man noch viel mehr rausholen. So bleibt die Geschichte nicht haften, im Grunde zuckt der Leser nur mit den Schultern.

Das beginnt schon in der Eingangsszene. Hier geht alles zu schnell. Die Gedanken und Gefühle deiner Prot und ihres Zukünftigen bleiben auf der Strecke. Hier ist auch direkt ein gutes Beispiel für deine berichthafte Erzählweise:

Öhm, wollen Sie sich zu mir setzen?“, fragte ihn die Frau, die unsichere Gesten machte. Sie spürte etwas.
Vorschlag:
"Möchten Sie sich zu mir setzen?" Die Frau errötete und strich sich in einer hastigen Bewegung eine Haarsträhne aus der Stirn.
Weißt du, was ich meine? Zeige es lieber, was sie tut. Dann hat der Leser alles besser vor Augen und findet sich in die Geschichte hinein. Das gilt auch für zahlreiche weitere Stellen.

Details:

Just in dem Moment zwinkert ihr ein junger Herr vom Nachbartisch des Cafes aus zu.
Hier springst du in der Zeit. "zwinkerte" müsste es heißen.

Nach einiger vergangener Zeit und einem aufschlussreichen Gespräch über Gott und die Welt
Wieder Berichtstil.

liefen über die voll- befahrene Hauptstraße
über die stark befahrene

und setzten sich auf in dem gegenüberliegenden Park.
hier fehlt was: "auf die Bank in dem ..."

Die Sonne brannte zwar hart,
Den Ausdruck habe ich so noch nicht gehört: eine hart brennende Sonne; würde ich ändern

und gab es der jungen Dame in einer eleganten Kniebeuge.
Das versuche ich mir gerade bildlich vorzustellen. :D Vielleicht besser: "mit einer eleganten Verbeugung"?

„Ich liebe Sie, darf ich Sie zum Essen einladen?“, fragte er und blickte erwartungsvoll auf.
Auch hier musste ich grinsen, sorry. Das geht halt einfach zu schnell. Durch die auszughafte Erzählweise wirkt es irgendwie unfreiwillig komisch, als er ihr seine Liebe gesteht. Das ist unrealistisch, zumindest für mich.

„Sehr gerne“, sagte die, ein wenig über seine Ehrlichkeit verwunderte, überraschte Frau.
Hier wiederholst du dich. Sie ist verwundert und überrascht. Ich wäre auch verwundert, aber nicht über seine Ehrlichkeit. Ich würde den Typen schlicht für verrückt halten. ;)

Ein inniger Kuss, der scheinbar Berge versetzen könnte. Es war größer als alles andere, was sie je fühlte.
2x Komma

ein tiefes, noch nicht gestilltes Verlange,
Verlangen (+ n)

Besser als ihre, einst so innige Liebe zu ihrem Ehemann, dachte sie.
ihre einst (Komma weg)

Ihm war sichtlich unwohl zu Mute,
zumute

Die letzte wörtliche Rede der Frau gefällt mir gut. Hier spürt man prima ihre Wut. Und der letzte Satz ist dir auch gut gelungen. Er gibt Hoffnung für die Zukunft der beiden.

Ich fände es schön, wenn du die Geschichte überarbeiten würdest. Sie ein bisschen "geschichtiger" gestaltest. Beim Schreiben bleiben solltest du auf jeden Fall.
Noch ein Tipp: Es ist üblich, für jede neu beginnende wörtliche Rede eine neue Zeile zu beginnen.

Viele Grüße
Kerstin

 

hallo kerstin,

ah, ich danke dir für die korrekturen und für deine verbesserungs-vorschläge... ich hab natürlich auch dumme flüchtigkeitsfehler gemacht.. *kopfschüttel* aber im ganzen hast du eigentlich recht! *rot-werd*

ich glaub ich gebs auf,
auf euer niveau kann ich nie alleine kommen... ;-)


danke nochmals, =)))
lg,
suppe

 

Na na na, wegen einer Kritik gleich die Flinte ins Korn werfen? Wenn du dich verbessern willst, kannst du hier - wie schon erwähnt - eine Menge Tipps bekommen. "Alleine" bist du hier jedenfalls nicht. Überleg's dir nochmal. :)

Lieben Gruß
Kerstin

 

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