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10 Zeugen: Skandal im CC
Zeuge 1, Sträfling der G-Kategorie, Reset-Gefängnis CC 5-01-233
„Es war sicherlich nicht leicht und die Trommeln waren sehr laut, aber wir waren froh, überhaupt eine Beschäftigung zu haben, die einigermaßen Spaß macht. Wir wurden weiß Gott auch sehr gut bezahlt und konnten viele Module mit tollen Filmen haben, und woher der Müll kam, wussten wir nicht. Es war eben da, manche munkelten, es sei wilder Müll. Afrikanisch konnte es wohl nicht sein seit der Chemiekatastrophe in Afrika, aber kalt war er manchmal, das weiß ich noch. Nie wären wir auf die Idee gekommen, daß es menschliches Fleisch gewesen sein konnte. Es sah ja auch nicht aus wie Menschenfleisch, woher soll denn jemand wie ich erkennen, daß es Fleisch war, wir sind doch keine Doktoren. Wir mussten laut Communicator auch nur das rote Zeug zurechtschneiden, das ging ganz leicht eigentlich mit so einem Stück scharfgeschliffenem Metall, und wir haben ja auch davon gegessen: jeden Tag kam zur Essenszeit ein Stück gebratenes Trashgum, ganz schwarz und feucht, das war gut! Und wir waren froh darüber. Von allen Kategorien hatten wir es am besten, wie ich heute weiß, wir konnten schwarzes Trashgum essen und haben uns auch weiter keine Gedanken gemacht. Als dann herauskam, was los war, haben wir uns schon überlegt, ob es o.k. ist, aber manche hätten auch gerne weiterhin davon gegessen, obwohl es uns weggenommen wurde wie verseucht oder vergiftet, aber es war doch gut! Ganz schwarz und feucht. Man kann sich so schnell nicht umgewöhnen, und mit etwas Steinsalz hat es sehr gut geschmeckt und wir waren alle gut drauf. Und danach ein Modul ... dann konnte man toll träumen und sehr gut schlafen. Wir hatten einfach keine Ahnung, was es bedeutet. Nein, ich habe nichts falsch gemacht. Es war doch alles richtig, was wir getan haben. Das hat man uns immer wieder gesagt.“
Zeuge 2, Pathologe und Seziermeister der Universität CC 5 09-13 „ALMA“,
„Uns war es ganz recht, nicht so viel Arbeit zu haben. Sie wissen ja, daß die Bevölkerung allein in unserem kleinen CC bereits um die 80 Millionen beträgt, da fallen pro Tag mindestens Gott weiß wie viel Leichen an, allein der Transport ist logistisch so aufwendig, daß wir ihn alleine niemals hätten bewerkstelligen können, so daß zwangsläufig private Unternehmen, die es ja wie Sand am Meer gibt, die Arbeit übernommen haben. Wir beschäftigen mehr als vierzig Zulieferer, die meisten sind virtuell und arbeiten deshalb sehr schnell und präzise. Deshalb sind unsere Kühlhallen immer so voll.
Es war ein Segen, 7 000 Leichen pro Stunde weniger sezieren zu müssen. Wir haben keine Fragen gestellt, sehr oft gab es ja keine Familienangehörigen, und als die Anfrage der Krankenhaus-Lock-Out-Computer kam, ob OP-Leichen bei fehlendem Familiennachweis auch gleich in die Krematorien abtransportiert werden könnten, …es erkundigt sich ja niemand nach ihnen…, da baten wir händeringend darum. Gesetzlich jedenfalls war es möglich, also. Und überhaupt: außerhalb der Regenzeit steigen die atmosphärischen Temperaturen ins Unermessliche, Sie wissen es ja selbst, und es riecht bestialisch, wenn die Autolyse einsetzt und die unsezierten Leichen aufplatzen und auslaufen. Geld für chemische Konservierung? Tja, das war einmal. Sie wissen, daß die Energiesperren seit der ÖKO-Enquete in Kuala Lumpur ein Kühlen ganzer Hallen nicht lückenlos ermöglichen, in der Sahara arbeiten geht nicht, man friert sich ja tot! Und ein Zulieferer, der nach Schnelldiagnostik eine Leiche per Transrapid wieder mitnimmt, ist mehr, als wir uns in unseren schönsten Träumen hätten vorstellen können. Allein ich beschäftige an die fünfzig Assistenten, die Hälfte sind virtuelle Diagnostik-Roboter …wir könnten weit mehr gebrauchen…, davon sind 12 sogar im Transrapid integriert, die schaffen allein schon 24% während des Transports, das ist Hochleistung, ohne die wir die Arbeit niemals erledigen könnten. Man kann zwar die Computerprozesse nachvollziehen durch das Protokoll, aber das macht niemand, weil sie sich selbst regulieren.
Schließlich war es uns ganz recht, die Leichen auch ohne bürokratischen Aufwand der Sekretäre abzufertigen …die arbeiten wie Schweine in diesen eigens dafür gebauten riesigen Bürotürmen, Isolate Singles mit Spezialausbildung…, um wenigstens Platz für die eindeutig forensischen Fälle wie eben die Chemieopfer aus Luxemburgia 5 zu schaffen. Der Unfall ist, glaube ich, 8 Jahre her und wir suchen immer noch in den gefrorenen Leichen per Hand, weil es von der Regierung angeordnet wurde. Verschwendung von Fund-Geldern, finde ich, und eine Plackerei noch dazu!
Wer denkt denn an Fleischindustrie? Wir hätten auch bei Zweifeln solcher Art keine Nachforschungen anstellen können, denn allein in unserem CC gibt es weit über 700 pathologische Institute, weit über die Hälfte sind privat, die lassen sich in ihre Unterlagen erst recht nicht reingucken, es sei denn über die CC-Rechner, und die machen ja ihr Ding. Nicht mal für wissenschaftliche Erhebungen dürfen die Studenten ohne weiteres in die Resident Software. Ich kann ein Lied davon singen. Meine Professur war eine Odyssee …
Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie lange die fachgerechte Befundung einer einzigen Leiche dauert? Nach dem Stand unseres heutigen medizinischen Wissens dauert es von Hand mindestens 3 Tage: Blut, Gewebe, Hormone, und - das Erbgut! Wir konnten nicht wissen, zu was die Leichen, die wir über das Schnellverfahren abfertigen ließen, missbraucht werden, die waren alle aus unserem eigenen CC, alle steril, alle in Ordnung, gestorben an Herzversagen, Fehlernährung, Drogen, was auch immer. Das Schnellverfahren ist nicht illegal, so daß wir die Diagnostikroboter damit betraut haben, da war alles in Ordnung. Die angehörigenlosen OP-Toten aus den Kliniken kommen bei uns schon seit Jahren sofort ins Krematorium, die wurden ja schon vom dortigen Diagnostik-Roboter befundet, wer sucht denn da nach fehlendem Muskelfleisch? Ich bedaure das alles sehr, ich vermute aber einen Fehler in der Informatik.“
Zeuge 3, Informatiker bei Arigato Netware, CC5
„Ich bin Informatiker und habe mich auf medizinische Programme spezialisiert. Mein damaliger Auftrag war eindeutig: ich sollte ein möglichst selbstständiges Programm für eine diagnostische Matrix schreiben. Man braucht solche Programme, um dem Diagnostik-Roboter die Fähigkeit zu verleihen, per Laser die Leiche zu eröffnen und zu untersuchen. Das Nutzen von Lasern zur Körperöffnung ist laut Waffenkonvention CC5-L 6764 gesetzeswidrig, aber geduldet wegen der „medizinischen Notwendigkeit“, ein Normbegriff aus dem 19. Jahrhundert. Daher haben alle pathologischen Institute und Klinikumsareale einen User-Nachweis in ihrer Zertifikate-Liste und können legal diese Programme nutzen. Der Auftrag kam von einem pathologischen Institut, es war privat und hatte eine einwandfreie Zertifikate-Liste. Da die Programme sich selbst regulieren, dadurch keine echte Hardware, sondern Netware darstellen und somit virtuell sind, sind sie theoretisch mit allen anderen Rechnern unseres CC-Netzes verbunden und treffen so eigene optimale Entscheidungen. Wir geben lediglich die Aufgabe ein, und die Rechner suchen sich in Kommunikation mit anderen Rechnern die logische Antwort zusammen. Erst bei Widersprüchen melden sich die Rechner und erbitten die Entscheidung, indem sie die wahrscheinlichste Variante beim User erfragen. Widersprüche kamen aber offensichtlich nicht vor, sonst hätte man den Ablauf wohl früher untersucht. Das Programm suchte, so wie es seine Aufgabe war, im ganzen CC systematisch nach Sterbenden, ließ sie über andere Rechner durch den Transrapid zu sich schicken, untersuchte und befundete sie automatisch, gab den Befund an den Pathologen weiter und entsorgte, bei bereits auf dem Transport Verstorbenen, die Leiche „kostensparend“, entweder an die Verwandten oder in ein Krematorium bei fehlendem Angehörigennachweis.
Der Prozeß der Leichensuche, Befundung und Weiterversendung an die Kliniken, um dort Muskelfleisch von den Gliedmaßen amputieren zu lassen und dann die Weiterlieferung dieser Amputate an die fleischverarbeitende Industrie lief offensichtlich über Netware und wurde deshalb von der Pathologie nicht bemerkt. Die Abläufe und Muster sind gar nicht so komplex oder gar unverständlich: es fand offensichtlich eine ständige Evaluierung der Wirtschaftlichkeit statt, die zu der Entscheidung der Computer führte, die hochwertigen Körperteile der frischen Toten zu Nahrungsmitteln verarbeiten zu lassen. Von mir kam zwar die Direktive, kostensparend angehörigenlose Leichen zu entsorgen, aber nicht der Befehl zur Herstellung von essbarem Fleisch. Diese Idee scheint während der logischen Untersuchung der Problemstellung innerhalb des Computernetzes von selbst entstanden zu sein.
Mein Programm hat bei anderen Rechnern offenbar nach einer ökologisch und ökonomisch günstigen Möglichkeit gesucht, die Leiche entsorgen zu lassen, da sie in den Augen aller CC-Rechner als organischer „Müll“ galt. Es scheint kein Gesetz zu geben, daß Toten die Operation verweigert. Offenbar wurde die Leiche schon zu Beginn durch die CC-Rechner als „zeit- und kostengünstig zu beseitigender organischer Müll“ deklariert. Nun gibt es ja auch kein Gesetz, daß die Operation von Tieren verbietet. Da aber gesetzlich sowohl Tiere und auch Müll als Objektmasse gelten, und weil niemand verbietet, einen lebenden Gegenstand medizinisch zu untersuchen und lege artis zu verarbeiten, somit also auch Teile von ihm abzutrennen und als Müll zu verwerten, kam es zu diesem Zusammenhang: nach der Untersuchung durch die Computer der Klinik wurden die Leichen offenbar in die Operationsräume verschickt, eine Veranlassung des pathologischen Computers, um dort zu noch kostengünstigeren Einzelteilen „verarbeitet“ zu werden. Das war die logistische wie auch logische Folge, niemand untersuchte den Vorgang, weil er keine Credits kostete, sondern sogar welche hervorbrachte durch den Verkauf des Mülls an die Fleischindustrie. Ganz einfach. Merkwürdig dennoch: die Transportverzögerung.
Zeuge 4, Transportwachmann der CC5-Transrapid-Vector-Programms
„Ja, unser Transrapid ist schon ein heißes Eisen. Unterirdisch, geräuschlos und mit Mach 3, oder -wie wir heuer sagen- mit v 0,02. Transportverzögerungen gab es keine, denn die Kapseln sind ständig in Bewegung; es gibt keinen Stau, alle Kapseln -niemand weiß genau, wie viele es eigentlich sind- bewegen sich wie rote Blutkörperchen in einem sich selbst ständig regenerierendem Netz. Baumaschinen (wir nennen sie „Digger“) graben selbsttätig die Tunnel, statisch, verkehrstechnisch und ökonomisch dermaßen optimiert und konzeptionell absolut rein: alle Maschinen und Kapseln suchen sich die notwendigen Daten in einer Mikrosekunde aus dem Net und alle kommunizieren miteinander. Diese Kommunikation ist absolut unüberwachbar, weil sie in einer Schnelligkeit jenseits unserer Vorstellungskraft passiert. Dennoch habe ich (na schön, einer meiner unermüdlichen Assistenten, virtuell natürlich …) Schleifen bemerkt, ich nenne sie „loops“: einige Kapseln zirkulierten, manchmal tagelang, im Netz, bevor sie an ihr Ziel fuhren. Als ich untersucht habe, was der Inhalt dieser Kapseln war, wurde mir „Müll“ gemeldet. Zugang von abgesonderten Kapseln erhielt ich nicht, wegen „Kontaminationsgefahr“, wie es hieß, da es organischer Müll war, medizinisch oder so. Daß in diesen Kapseln lebendige Menschen umhergefahren wurden, um deren Tod abzuwarten, fand ich ganz schön gruselig, aber wahrscheinlich war das die einzige Möglichkeit für die Rechner, ihre Logik zu Ende zu rechnen.
Zeuge 5, Mediziner des Klinikumsgeländes CC5-040-524
„Partielle Amputationen sind gar nicht so selten, wie Sie denken. Und überhaupt: wir haben schon genug zu tun, warum sich auch noch laserdicht anziehen und abschirmen, nur um im virtuellen OP einer Maschine beim Operieren zuzugucken und sich den Tag verderben zu lassen, weil eine Maschine mehr kann als wir? Wir haben andere Probleme: wohin mit den Milliarden Credits aus dem Fund, bevor das Quartal abläuft? Noch mehr goldene Kugelschreiber? Spaß beiseite … allein unser Netz aus Psychiatrie und Neuropathologie fasst eine Viertelmillion Menschen, und wir haben nur eine von 8 Psychiatrien in allein unserer Klinik. Wir brauchen ausgebildete Ärzte, die sich mit den Psychotikern beschäftigen, denn mit denen muß man sich von Mensch zu Mensch unterhalten, um verwertbare Befunde zu erheben. Altertümlich, finden Sie? Leider gibt es keine brauchbare Software, die uns das abnimmt. Es ist sogar häufig so, dass die Psychotiker selbst die Programmierer dieser High Quality Software sind. Verrückte mit den merkwürdigsten Ideen haben wir genug, täglich werden weit über 3000 neue Fälle geliefert. Täglich! Diese hohe Zahl ist einerseits ein Resultat der Zucht hochintelligenter Menschen seit dem 21. Jahrhundert, die zu völlig neuen Geisteskrankheiten führte, andererseits aber auch eine Folge unserer erweiterten Erkenntnisse über das menschliche Verhalten und die feinere Diagnostik: wir können durch die Fortschritte der Psychiatrie jeden Psychotiker diagnostizieren und festhalten, noch bevor es zu Morden oder Suiziden kommt. Niemand hat geahnt, daß Leichen amputiert werden, um die Teile als „wiederverwertbaren Müll“ an die Fleischindustrie zu verkaufen. Ich bin ganz bestürzt darüber. Und ich muß einräumen, daß an unserer Klinik schon seit Jahrzehnten kein Mensch mehr selbst operiert. Chirurgie ist keine so hohe Kunst, daß sie eine Maschine nicht besser machen könnte. Das machen die Laser Shot Computer aus Thüringen und Sambia bewiesenermaßen hundertmal besser als jede menschliche Hand! Kennen Sie die neuen Studien aus Overcook? Nein?
Sicherlich war es merkwürdig, daß auf den Stationen weniger Patienten waren als im OP, aber es störte niemanden, im Gegenteil: die Kostenbilanz war positiv! Mehr Patienten, weniger Kosten ... überlegen Sie selbst: seit der Vollautomatisierung im Jahre 2249 feiern wir die Arbeitserleichterung durch selbstregulierende Computerchirurgen als Meilenstein in der Medizin. Sie machten einfach keine Fehler, nicht einmal juristische, und wenn doch, verurteilten und exekutierten sich die Computer gegenseitig, und schrieben das neue, bessere Programm von alleine, ohne Einmischung von Menschen. Der letzte Fall war vor 120 Jahren erinnern Sie sich? Ein Computer hatte siamesische Zwillinge getrennt und wusste nicht, wie er mit der Situation fertig werden sollte, daß aus einem Patienten mit nur einer Kenn-Nummer auf einmal 2 lebende Säuglinge geworden waren. Das Programm wusste zwar, daß nach seiner Operation ein Patient zuviel vor ihm lag, aber daß es sich auch nicht um eine neuerliche Geburt oder Kaiserschnitt gehandelt hatte, und entschied deshalb, daß keiner der beiden als Operationsmüll beseitigt werden konnte, wegen dem 50%igen Risiko, den ehemaligen Patienten wegzuwerfen, denn schließlich ergab die Blutuntersuchung: beide Zwillinge hatten dasselbe Erbgut. Der Computer war sehr verwirrt, stellen Sie sich das mal vor!
Außerdem waren beide Teile lebendig, und Müll ist als Objektmasse nicht primär lebendig, wenn es kein Tier ist! Also entschied er sich für die Variante, daß einer der Säuglinge lebendiger Operationsmüll sein müsse, so etwas wie ein lebendiges Objekt, eine Art Tier. Das Logischste erschien ihm, daß einer der Säuglinge der Parasit des anderen, des wahren Patienten, gewesen sein mußte. Und deshalb ließ der Rechner beide in den Zoo für höhere Säugetiere verfrachten, weil er sich nicht entscheiden konnte, welcher der beiden der Parasit war wegen der gleichen Beschaffenheit des Genoms beider. Er nannte die Zwillinge „50%ige Parasiten mit halbierten Menschenrechten noch zu erörtender Relevanz“ und lieferte sie dem Zoo als Neuheit. Die Eltern wollten über einen Kaufvertrag ihre „50%igen Parasiten“ wieder freikaufen. Weil es aber keinen Kaufvertrag für 50%ige Parasiten gab und da die Menschenrechtskonvention das Handeln mit Kindern, auch mit halben Kindern verbietet, verhungerten die Babys im Labor als „baldigst“ zu untersuchende Parasiten, die aber kein Computer untersuchte, geschweige denn fütterte, weil sich kein Experte auf diesem völlig neuen Gebiet auftreiben ließ und weil es kein Wissen über 50%ige Parasiten gab. Niemand durfte sich den Kindern nähern wegen dem „nicht kalkulierbaren Risiko für den menschlichen Untersucher bei nicht bekannten Lebensformen“. Es sollte ja niemand zu Schaden kommen! Was für ein Fortschritt, wir haben alle sehr gelacht. Das Computerprogramm verurteilte sich selbst wegen dem 100% Tod des Patienten nach dem Hungertod beider Säuglinge, also dem 100%igen Verschwinden des Patienten durch Tod, und schaltete sich ab. Was für eine Farce. Sogar das Protokoll wurde gelöscht. Der Programmierer wurde über die Suche des Fehlers wahnsinnig. Daher mein Insider-Wissen.
Aber mal ehrlich: das war eine tragisch-komische Vorstellung des 22. Jahrhunderts. Die heutigen Computer kommunizieren nach logischen Kriterien aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, auch siamesische Zwillinge bekommen bei der Geburt zwei Kenn-Nummern. Die Computer ersparen so der Volkswirtschaft Milliarden Credits. Eine Wohlstandsflut, die die Nutzung der Weltmeere als Lebensraum ermöglichte. Und der Transport ist seit dem Transrapid einfach Klasse. Ein Patient kann in ca. 18 Minuten durch das ganze CC transportiert werden, mit raketenartiger Geschwindigkeit und absolut präzise, ohne Unfälle.
Wir haben jeden Tag zehntausende Patienten, die bereits auf dem Weg im Transrapid narkotisiert werden, hier operiert werden, und noch schlafend je nach Gehaltsklasse weiterverschickt werden, an die Sanatorien oder sogar auf den Mond durch den NASA-Lift, ohne daß wir ihn je zu Gesicht bekommen. Wem fällt es denn da auf, daß es Tote sind, denen Gliedmaßen aboperiert werden? Und wenn dann der Tod diagnostiziert wird in der Ankunftsklinik, wird alles über die Lock-In-Computer geregelt. Die Leichen werden weitergeschickt, die Statistiken bekommt der Pathologe, der unter Vertrag steht, und der Rest geht uns nichts an, das machen dann die privaten Wissenschaftler oder die Universitäten.“
Zeuge 6, staatlicher Statistiker des Gesundheitsamtes CC5-046-23
„Todesursachen? Wenn das so einfach wäre in der heutigen Zeit. Schon als ich geboren wurde, und das ist fast 130 Jahre her, bestand unser sogenanntes „Naturate“-Trinkwasser aus circa 300 verschiedene Giftgruppen mit Derivaten, für die die Namen irgendwann nicht mehr reichten, 34mfe545, 45wder4r45, fwe45543fre4 und so weiter. Wer will da ohne Rechner leben? Jeden Tag werden neue Komplexe und Wirkungen entdeckt durch die Scientific-Agency-Computer, die wissen ja bald mehr als alle Chemiker zusammen. Die Atemluft strahlt seit den Explosionen in Guadeloupe und Kenia, in Amerika explodiert doch dauernd irgendwas, die haben nichts im Griff seit Nimda 36, die UV-Belastung ist allein letztes Jahr um 0,78 % gestiegen, Nahrung ist zu 80% mit Trashgum gestreckt, wenn man es sich leisten kann, ansonsten aus 96%. Versuchsviren aus den Testlabors, andauernd Unfälle bei der Trinkwasserkondensation, die Biohazard-Kriege zwischen den antarktischen Kolonien, die Verseuchung der Regenwolken durch die künstliche Ozonmembran (auch so ein verrücktes Experiment ...). Todesursachen gibt es mehr als Satelliten im All, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Wissenschaftliche Todesursachen-Forschung benötigt deshalb genaueste Anamnesen: die können wir uns nicht leisten, wenn wir nicht mal wissen, woher der Tote kommt und keiner ihn kennt. Verstehen Sie: es gibt ja nicht mal einen Prozeß beim Tod eines 4-jährigen Laborkinds, diese Kinder haben ja nicht mal ein richtiges Gehirn, geschweige denn eine Nummer, weil sie zu Tausenden gezüchtet werden -ich persönlich bin übrigens dagegen, diese Kinder nach Entnahme der Organe an Milben zu verfüttern, aber das sage ich öffentlich lieber nicht, sonst heißt es, ich sei anarchisch-, geschweige denn bei irgendeinem Isolate Single, der am Computer Quittungen zählt und irgendwann durch die Sesselklappe abtransportiert wird, weil das Herztransplantat die Drogenbrühe nicht mehr richtig durch´s Hirn saugen kann. Wir müssen wissen, woher die Person stammt, ob sie normal ernährt wurde, ob sie Torno Dust essen durfe, ob sie gefilterte Luft geatmet und ob sie drogenfreies Kondenswasser bekommen hat. Wenn wir das nicht wissen, weil Familienangehörige fehlen oder die Person ein Isolate Single war, können wir keine Daten erheben und müssen sie unter einer der X-Kategorien ablegen. Die Variante X wird nicht beaufsichtigt durch die statistischen Roboter der Lock-Out-Funktionen, weil sie medizinisch-statistisch und volkswirtschaftlich nicht verwertbar und deshalb uninteressant ist. Nur Studenten haben genügend Zeit, die Werte per E-Messages zu erfragen und auf Antworten zu warten, aber wir ...
Auch wenn alle Patienten eines ganzen Jahres sterben würden, käme es nicht zum Alarm im CC-Net, solange sie alle X-Patienten wären, denn dann läuft Bezahlung der Leistung vollautomatisch über einen der CC Social Funds und es gibt niemanden, der sich erkundigen würde. So einfach ist das.“
Zeuge 7, Angestellter des Social Fund CC5-34-22
„Wir haben genügend Credits, bitte glauben Sie mir. Durch die Abschaffung des Erbschaftsgesetzes und der gesetzlichen 13% der Steuern durch die Legalisierung der Drogen sind wir dermaßen gesättigt, daß wir sogar den Tod der gesamten CC-Bevölkerung erst Monate später finanziell überhaupt bemerken würden. Sie machen sich ja gar keine Vorstellungen. Als ob uns die paar X-Beerdigungen im Ofen überhaupt aufgefallen wären. Und außerdem: das macht ja der Pay-Tray, unser kleiner Abrechnungscomputer mit über 33 Terabyte. Der ist so individuell, daß er nebenher noch Witze reißt und Fugen komponiert, besser als Bach und Tarence 3 zusammen. Es geht doch allen gut! Was Sie bloß haben! Und das mit dem Fleisch... also, wenn ich ehrlich sein soll: lassen Sie doch den Leuten ihr Fleisch! Im 20. Jahrhundert war es Nahrungsmittel Nummer 1 in Mitteleuropa und wurde sogar staatlich subventioniert (das müssen Sie sich mal vorstellen! Fleisch!). Nun war es halt Menschenfleisch. Ist das denn so schlimm? Hat denn eine Leiche auch noch Menschenwürde? Und wenn´s schmeckt: ich hatte schon seit Jahrzehnten kein nach Fleisch schmeckendes Trashgum. Das kriegen doch die Leute auf den Jupitermonden wegen der hohen D-Strahlung. Überhaupt: ich zieh da auch bald hin. Echtes Fleisch, sogar von Schnecken...hmm...“
Zeuge 8, Wächter im Reset-Gefängnis CC5 06-565
„Die Gefangenen haben das Fleisch von den Schenkelknochen gelöst, filetiert also, und dann zur Zerkleinerung bzw. Waschaufbereitung zu Fasermaterial in die Häckselmaschinen geworfen, wie wir mit Befremdung feststellen mussten, weil wir uns fragten, woher soviel Muskelfleisch herkam. Dann dachten wir an ausgewachsene Laborkinder, die man vielleicht dafür herstellen ließ, obwohl das wohl ganz schön teuer sein musste, aber weil die Bilanzen alle positiv waren, ließen wir das Fragen. Für die Sträflinge war es ein guter Nebenerwerb. Sie münzten es meistens um in TV-Module pornographischen Inhalts oder Drogen um.
Die meisten erkannten die Form der von ihnen verarbeiteten Gliedmaßen nicht, denn nach der Behandlung mit den Anfang des 21.Jahrhunderts legalisierten Reset Schocks und durch die Lagerung im SQQ kannten viele die Form ihrer eigenen Beine gar nicht mehr und erkannten nicht, daß es Menschenschenkel waren, die sie da verarbeiteten. Nach kurzer Einführung durch den Communicator (dem Kontaktprogramm der Häftlinge zur Außenwelt, so eine Art interaktives Fernsehen, wie im 21. Jahrhundert das Internet) konnten sie selbstständig das Muskelfleisch von den Knochen schneiden und über das Band in die Trommel werfen. Von den meisten Sträflingen wurde die Arbeit per AI-Umfrage als „sinnbildend“ eingestuft, das sparte Sedativa und vielen machte es sogar Spaß, sie lächelten dabei. Die Sterblichkeit unter den Sträflingen nahm nachweislich ab und somit wurde die Arbeit von den Computern als „fortführungswürdig“ eingestuft. Als im Zuge der AI -Tagung die Arbeiten eruiert wurden, nannte man die Beschäftigung „Metzgerei“: viele der AI-Intellektuellen (auch sehr viele Studenten) wussten nicht einmal, was Metzgerei ist, hatten nur Augen für die statistischen Werte „Bezahlung“, „Vergnügen“ und „Sinnbildung“, und so kam es zu dieser langen Verzögerung, bis erkannt wurde, daß die Sträflinge der B-Kategorie zu Fleischerei-Arbeiten mit Menschenfleisch missbraucht wurden. Wir bedauern es zwar, aber sehen die Schuld nicht bei uns. Die Beschäftigungsangebote auf dem SQQ-Laufband werden nicht von uns bestimmt, das machen die Psychologen und deren Netware-Eingaben. Wir sind hier selber neu und bewachen nur die Lock-In-Ports, um unbefugte Personen wieder aus dem Gefängnis transportieren zu lassen, wenn sie Essen vom SQQ-Laufband stehlen wollen. Aber bald gibt´s dafür auch Programme, Gott sei Dank ….“
Zeuge 8, Psychologe des Reset-Gefängnisses C5 06-565
„Reset Schocks sind eine altbewährte Methode, den Sträfling die Straftat vergessen zu lassen. Auch die psychosozialen Umstände, die zu der Straftat geführt haben, werden vollständig aus dem Bewusstsein gelöscht. Da wir wissen, daß es kein genetisches Korrelat zu einer Straftat gibt, sind Reset Schocks eine Möglichkeit, den Sträfling vor dem Leidesdruck der eigenen kriminellen Verfehlung zu bewahren und den Weg zu einem neuerlichen Erlernen seiner Rolle in der Gesellschaft zu ebnen. Medizinische Untersuchungen haben ergeben, daß der Reset Schock sehr gut vertragen wird und zu keiner Veränderung im Nervengewebe des Gehirns führt. Alle Erfahrungen, Eindrücke, Wünsche, Hoffnungen, Gefühle, sogar das internalisierte Körperbild, alles, was der Sträfling mit seiner Person verknüpft, wird gelöscht und über den Communicator neu erlernt. Die Lagerung im SQQ ist unschädlich für den Körper, im Gegenteil: die Gefangenen empfinden die hüfthohe Lagerung in der körperwarmen Gallerte als sehr angenehm und die induzierten Lusteffekte bei erkauften pornographischen Reizmodulen als äußerst erregend. Sogar eine frühere homosexuelle Neigung verschwindet durch den Reset Schock, der endgültige Beweis für ein fehlendes genetisches Korrelat dieser sexuellen Anomalie: Prof. P-74533 erhielt dafür den Kopenhagen-Preis für Psychiatrie. Der ist dortiert mit 750 Milliarden Credits, damit kann er in Quellwasser vom Mars duschen, 2 Monate lang, wenn er will. Professor für sexuelle Anomalien müsste man sein. Wo war ich? Ach ja: die Arbeit des Fleischauslösens aus Knochen wurde ebenso von Prof. P-74533 empfohlen und im CC-Net veröffentlicht. Die Computer haben diese „Anregung“ evaluiert und für richtig befunden, dadurch gelange sie in alle Rechner, und die Suche nach Muskelfleisch begann. Da die Metzgerei über den Jagdtrieb und die Befriedigung bei Erlegen und Ausweiden der Beute ein urtümliches Beuteverhalten und somit ein psycho-physiologisches Verhaltensmuster der Männer anspricht, wurde sie von den Sträflingen gerne ausgeführt: Personen der Wiederaufbau-Klasse B-7 bekamen diese Aufgabe (ohne mein Wissen, möchte ich betonen, darüber hätte mich mein Protokoll-Computer aufgeklärt), und sie erlebten dabei Zufriedenheit in 73% aller Befragungen. Durch die Zufriedenheit der Gefangenen wurde der ganze Prozeß als „erfolgreich“ eingestuft und somit nicht als Problem im Protokoll dargelegt. Ich wusste leider auch nicht, was Metzgerei ist, es ist ein antikes Wort für einen Berufszweig der Vorzeit, aber weil damit die Forderung der „sinnreichen Beschäftigung“ durch die AI-Tagung erfüllt war, ließ ich es dabei bewenden. Die Anlieferung des Fleisches war in den Händen der fleischproduzierenden Genossenschaften, wurde durch den Import-Computer arrangiert und funktionierte einwandfrei, warum hätte ich die düsteren SQQ-Quartiere aufsuchen sollen? Noch dazu, wenn über die LEC ständig pornographische Module laufen und die Luft mit Amylnitrat-Dämpfen geschwängert ist, die für mich nur schädliche Auswirkungen haben trotz Masken und Schutzanzug? Das kann keiner verlangen. Wir waren ja sehr zufrieden mit der gesunkenen Sträflingssterblichkeit, der Bericht des Export-Computers war insgesamt positiv, daher sahen wir keine Veranlassung, die Strafräume vor Ort prüfen zu lassen.“
Zeuge 9, Vorstand der fleischproduzierenden Genossenschaft CC5-454-3775
„Sie wissen ja, daß Fleisch ein Luxusnahrungsmittel ist. Der Trashgum-Gehalt an Fleischfasern für die nicht zahlungsfähige Bevölkerung soll zwar über 4% sein, aber das prüft eigentlich keiner nach, weil wir alle wissen, daß es seit der Chemiekatastrohe in Praha 9 und 10 keinen einzigen Fisch im Weltmeer mehr gibt. Das desintegrierte Kühlaggregat auf Sahara 5 hat riesige Spinnenplantagen dem Erdboden gleichgemacht und einen ganzen CC, unseren Partner CC 3, ruiniert. Was für eine Verschwendung! Aber das wissen Sie ja. Seitdem der KOL-Tank ausgelaufen ist, gibt es nur noch die Fische und Würmer in den Space Tanks um M2, und die dienen ausschließlich der Zucht für die Kolonien auf Europa und Io. Ich selbst habe schon lange kein fleischhaltiges Trashgum gegessen, geschweige denn Krabben oder Schnecken. Schön wär´s! Die Tiere in Plata 2 sind durch den WWF geschützt, die Taiga ist nur für die TeraCredit-Bonzen und in Alaska gibt es nur noch etwa 20 Hirsche und noch weniger Hirschkühe, die allesamt in SQQ-Kästen stecken und animiert werden, Sperma und Eizellen zu produzieren, und das ohne Erfolg, weil die Vollidioten namens „Biologen“ die Sexualmodule von Hirschen und Rehen nicht richtig programmieren können. Wir waren froh, Muskelgewebe von Arigato Netware angeboten zu bekommen, und weil das Gewebe eindeutig als „biologic trash“ ausgeschildert war, also sozusagen Wegwerf-Müll aus fleischverarbeitender Industrie. Da haben wir zugegriffen. Woher sollen wir denn wissen, daß 040 für „Chirurgische Klinik“ steht? Es gab überhaupt niemanden, der sich für die Herkunft interessierte, denn Müllherkunft interessiert nicht, wenn man pro Kubikzentimeter Müll eine Gewinnspanne von 960 Credits erwarten kann. Medizin ist was für Doktoren, wir müssen Umsatz machen. Die Leute haben keine Lust mehr auf Milben und Makrobakterien, obwohl die mir persönlich gut munden. Unsere gewissenhaften ernährungswissenschaftlichen Untersuchungen ergaben bei den von Ihnen sogenannten „Amputaten“, daß es sich eindeutig um verdauliches Muskelgewebe handelte; wir waren zwar verdutzt, daß Muskelgewebe von einem Lock-Out-Computer als „Müll“ bezeichnet wird, waren aber froh, daß er uns zum Kauf zwecks Entsorgung angeboten wurde. Als wir aber bei näherem Prüfantrag die Herkunft des Muskelgewebes nicht erfahren durften wegen einem Gesetz namens CC5-45-222-543.33-64, die „Schweige- und Sorgfaltspflicht des medizinischen Personals“ aus dem 19. Jahrhundert, da haben wir eben nicht weitergebohrt und einfach gekauft, was es zu kaufen gab. Unser Import-Computer hat Funken geschlagen, das kann ich Ihnen sagen. Von überall her wurde uns der Müll aus Fleischfasern herangekarrt. Die Verarbeitung fand in Reset-Gefängnissen der B-Kategorie statt, glaube ich, die arbeiten dort Tag und Nacht, weil die Schlafrythmen der Sträflingen nach dem Reset zeitversetzt wieder aufgebaut werden und so bis zu 6 Schichten geschoben werden können.
Und dann haben wir die rote getrocknete Masse, die der Export-Computer aus dem Gefängnis zurückgeliefert hat (den muskelgewebehaltigen Müll eben) entsorgt in Form von hochwertigem Trashgum (definitionsgemäß „essbarer Müll“, wie wir ja alle wissen) und an die zahlende Kundschaft verkauft. Die hat uns ja den „Neotrash“ mit 80% Naturate Faseranteil ja förmlich aus der Hand gerissen, und uns wurde jeder Preis bezahlt, das war Spitze. Angeblich schmeckt es ja wunderbar, aber ich vertrage kein Fleisch, ich bin Darm-Mutant, wissen Sie? Auf jeden Fall: Insgesamt 10 Millionen Portionen nach Sibirien jede Woche, und keine einzige Reklamation, nur Lob. Wir fanden es wirklich nicht schlecht, mal richtig Geld zu machen, die Regierung bekam die gesetzlichen 23% Mehrwert, der Social Fund bekam 8% und jeder Pathologe einen neuen Diagnostik-Roboter. Wir waren alle super im Plus, niemand war unzufrieden oder krank oder hungrig.
Ich verstehe nicht, warum wir aufhören sollen, es war doch Müll, was wir verarbeitet haben, oder? Müll, den niemand mehr will! Nicht einmal Sondermüll, sondern (nach der Aufbereitung im Reset) frischer, untersuchter und für gut befundener, verdaulicher und gewaschener Müll!“
Zeuge 10, Müllverwertungsassistent im Krematorium CC5-45-333257
„Also, ich kann Ihnen wirklich nicht folgen: erst macht man uns das Leben zur Hölle, wenn es heißt: Mültrennung, Müllwiederverwertung, und dann macht man uns fertig, weil wir unsere Arbeit zu gut machen.
Hören Sie: per definitionem ist ein Amputat nichts weiter als Müll, der entsorgt werden muß. Die Bezeichnung „Sondermüll“ trifft für Amputate nicht zu, denn nach der Trennung der Amputate vom restlichen Klinikumsmüll sind sie nicht besonders überwachungsbedürftig und weder für den Mensch noch für die Umwelt gefährlich. Erbrochenes schon, Fäkalien auch, aber Amputate? Die sind doch noch gut, vor allem, wenn sie von Leichen kommen, deren Gliedmaßen zu Lebzeiten gesund waren! Jeder Transrapid kühlt die Leiche, friert sie fast auf KOL-Temperatur herunter, durch den Life Key werden Sterbende schon nach der ersten halben Minute geortet und abtransportiert, um Infektionen der anderen Isolate Singles in den Bürotürmen zu vermeiden. Und außerdem: es wird jeglicher Müll vom Import-Computer der fleischproduzierenden Genossenschaft auf Tauglichkeit für die menschliche Ernährung eingehend geprüft und danach durchgelassen. Wir essen doch schon seit Jahrzehnten Trashgum. Seitdem verhungern hier keine Leute mehr. Und wir stehen wegen Mülltrennung seit Jahrhunderten am Fließband und trennen und trennen, trennen und trennen. Also, wenn uns jemand Credits bezahlt, um den Müll entsorgen zu dürfen, noch dazu den noch gefrorenen Klinikumsmüll, dann sind wir doch mal richtig froh! Oder? Also, ICH habe nichts falsch gemacht, ich habe alle verpackten D2dd- Packungen persönlich in den UPS-Lieferer getragen und signiert, kein Computer hat Stopp geschrien.“