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124,1 Minuten im Jahr

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29.06.2005
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124,1 Minuten im Jahr

124,1 Minuten im Jahr (editiert )

Herr Gronefeld konnte nicht denken, sein Kopf war wie leergefegt.
Er fühlte dafür umso intensiver: Der Gesichtsaudruck des Mannes, der breitbeinig vor ihm stand, bereitete ihm Entsetzen. Nackte, lähmende Angst.
Herrn Gronefelds Augen wollten schier aus den Höhlen quellen, während er sein Gegenüber ungläubig, ja völlig fassungslos, anstarrte. Sein Mund formte vergeblich Worte, stammelte Unverständliches. Die Sekunden schienen sich ins Unendliche zu dehnen, während eine Blaupause der Realität nach und nach in seinem Hirn Gestalt annahm und ihn begreifen ließ…
Wie konnte das sein? Ein Alptraum. Es musste einfach ein Traum sein. Die unerträgliche Wahrheit überstieg, was sein messerscharfer Verstand zu fassen vermochte – oder zu erfassen gewohnt war. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und ließ das Blut in seinen Ohren rauschen.
Es konnte unmöglich sein. Es mußte einen Ausweg geben.
Während das Adrenalin gewaltsam durch seine Adern pulsierte und ihn langsam aber sicher in eine handfeste Panik versetzte, die jedes klare Denken unmöglich machte, sah er sich gehetzt um.
Alle Türen schienen fest verschlossen. Als wüssten sie haargenau, dass es ruchlose Übeltäter und Kriminelle aufzuhalten gab. Sie zurückhalten und der gerechten Strafe zuführen, das schien ihr einziger Zweck.
Nein, es gab keinen Ausweg.
Wie hatte es nur soweit kommen können?

Er war an diesem schicksalhaften Morgen um 7:30 aufgestanden, wie er es seit 16 Jahren an jedem Morgen eines Werktages tat.
Nachdem er bedächtig in seine Pantoffeln geschlüpft war, nahm er seinen gebügelten Morgenmantel vom Haken an der Tür und zog ihn über seinen seidenen Pyjama an, während er durch den Flur zum Badezimmer ging.
Während er die Zahnbürste in seinen Mund schob, drehte er die kleine Elmex-Sanduhr um. Zufrieden betrachtete er anschließend, wie der feine Sand mit immer gleicher majestätischer und würdevoller Präzision durch die Verengung in der Mitte des Glases rieselte. Währenddessen putzte er sich die Zähne.
Danach ging er die sieben Stufen von seiner Wohnungstür zur Haustür hinunter und zog die Zeitung aus dem Briefkasten.
Typisch für das Sommerloch gab es nur mäßig interessante Neuigkeiten, erkannte Herr Gronefeld mit einem Blick, als er treppaufgehend die Schlagzeilen überflog. Zum Beispiel hatte - nach jahrelangem Ansteigen der Arbeitslosenzahlen und desaströsen Zuständen in der Wirtschaft - die CDU sich immerhin einen Ruck gegeben und forderte endlich: Klarheit.
„Nun denn“, dachte Herr Gronefeld befriedigt, „das wurde aber auch Zeit, dass da mal jemand hart durchgreift.“
Sein Toast, den er zuvor in den Toaster gesteckt hatte, sprang heraus, als er wieder in der Küche ankam. In den nächsten 18 Minuten genoss er sein Frühstück – zwei Scheiben Toast mit etwas Butter, eine Tasse Tee und die Seite 1 der Zeitung – und zog sich anschließend an. Pünktlich um 8 Uhr verließ er, makellos gekleidet, das Haus.
Er trug wie immer einen Anzug, heute einen grauen Zweireiher. Dazu ein gestärktes blütenweißes Hemd und eine dezente und geschmackvolle Krawatte, farblich abgestimmt zu seinem Brillengestell.
Gewöhnlich fuhr er mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, da er sich scheute sein gepflegtes Auto vor dem Amt abzustellen. Es war nämlich schön des Öfteren zu Übergriffen auf sein unschuldiges Auto gekommen. Wußte der Himmel warum es eine solche Anziehungskraft auf frustrierte Menschen ausübte. Diese kühlten leider regelmäßig ihr Mütchen daran, bis er sich schließlich entgültig entschloss, sein Fahrzeug aus dem Gefahrenbereich zu halten. Er plante demnach auch heute die Bahn zu nehmen.

Es war ein wunderschöner lauer Morgen. Die kühle Luft hatte einen leichten, frischen Geruch und der Tau der auf den Wiesen des Stadtparks verdunstete, brachte eine angenehme, süße Note von frisch gemähtem Gras dazu. Die Morgensonne warf dazu ihr spezielles Licht auf das Kopfsteinpflaster der Straße, und schuf einen märchenhaften Moment.
Herr Gronefeld gelang es jedoch auf seinem Weg zur Haltestelle der Straßenbahn all dies nicht zu bemerken, da er damit beschäftigt war, die Wurzel aus 22373 auszurechnen.
Seit er sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren musste, war es eine seiner liebsten Angewohnheiten, sich morgens, auf seinem Weg zur Arbeit, mit einer kleinen Rechenaufgabe auf sein Tagewerk vorzubereiten. Dort erlaubte er sich keinesfalls Fehler und versuchte sich daher schon vorher bestmöglichst zu konzentrieren.

An der Haltestelle der Straßenbahn ordnete er Regenschirm und Mantel sorgsam über einem Arm und schlug dann genüsslich Seite 2 seiner Zeitung auf, um die schlechtestenfalls verbleibenden 4 Minuten und 16 Sekunden mit nützlicher Lektüre zu verbringen.
Über die Unpünktlichkeit der 08:07 Uhr Straßenbahn hatte er sich wirklich schon oft geärgert. Durchschnittlich 0,34 Minuten waren es täglich, so hatte Herr Gronefeld ausgerechnet.
“Das sind 124,1 Minuten im Jahr!“ dachte er also meistens ehrlich empört, während er wartete.

Die Frau, die auf der anderen Seite des Mülleimers stand, kam ihm gleich bekannt vor und lange musste er nicht überlegen, um sich zu erinnern, denn er vergaß so gut wie nie ein Gesicht. Sie hatte auch immer noch denselben löchrigen Mantel an und die alte Wollmütze auf dem Kopf, die sie bei ihrer letzten Begegnung getragen hatte.
Das war im Amt gewesen, in seinem Büro. Sie hatte den Antrag falsch ausgefüllt und deswegen hatte er ihn ablehnen müssen, obwohl sie dem Grunde nach berechtigt gewesen wäre, die Leistung zu erhalten.
Bedauerlich ist es schon, dachte er, aber so sind nun mal die Regeln. Und die sind ja nicht zu ändern.
Sie schien ihn ebenfalls erkannt zu haben, aber überraschenderweise schien sie nicht böse auf ihn zu sein. Das allerdings kam ihm nur rechtens vor. Er konnte ja schließlich nichts für die Regeln, dachte er, er hatte sie nicht gemacht, aber manche Menschen, beziehungsweise eigentlich die meisten, verstanden das nicht und waren regelrecht rachsüchtig.
Als er ihr ins schliesslich ins Gesicht blickte, zuckte er merklich zusammen. Sie lächelte ihn freundlich an. Verlegen musste feststellen, dass die Frau offensichtlich gemerkt hatte, dass er sie musterte. Er fühlte sich folglich genötigt die Situation irgendwie zu bereinigen.
„Guten Tag", sagte er nicht freundlich und nicht unfreundlich, „ich überlegte gerade woher mir ihr Gesicht bekannt vorkommt.“
„Wir kennen uns aus dem Amt“, antwortete die Frau ruhig.
Kleine Lachfältchen umränderten ihre Augen, und ließen sie entspannt und glücklich aussehen,
„Sie sind mein Sachbearbeiter.“
„Richtig!“, beeilte sich Herr Gronefeld zu sagen, „soeben war es mir selbst wieder eingefallen.“
Sie sahen sich einen weiteren Augenblick lang schweigend an. In dieser Zeit vertiefte sich das Lächeln auf dem Gesicht der Frau, und ebenso das Unbehagen das Herr Gronefeld bei dessen Anblick empfand.
„Wie geht es ihnen jetzt?“, fragte er, ganz entgegen seiner Gewohnheit – Smalltalk war etwas, das er zutiefst verabscheute, „haben sie ihre Wohnung noch?“
„Nein, ich musste ausziehen. Sie wissen ja warum.“
Ihr Gesichtsausdruck blieb unentwegt freundlich und ehrlich. Keine Spur von Groll.
Ein kleiner struppig aussehender Hund kam vorsichtig herbei und strich mit begehrlichem Blick um ihren Einkaufskorb.
„Oh, das tut mir leid.“, sagte Herr Gronefeld nach einem kurzen Schweigen, und stellte überrascht fest, dass das tatsächlich stimmte.
„Und sie?“, setzte sie hinzu, „Geht es ihnen besser?“
Herr Gronefeld hätte sich beinahe verschluckt und presste unter dem anschließenden Husten hervor: „Aber…was meinen sie denn damit? Ob es mir besser geht?“
„Nun…“, sie schien sorgfältig ihre Worte abzuwägen, „ich habe mir nach dem letztem Mal vor zweieinhalb Wochen Sorgen um sie gemacht.“
„Wie…?“ stammelte Herr Gronefeld, nun völlig aus der Bahn geworfen, „Sorgen gemacht? Aber wieso denn?“
„Sie sahen so unsagbar traurig und verloren aus.“
Ihre Augen sahen ihn weiter durchdringend mütterlich an.
Das Lächeln blieb. Ob sie ihn auf den Arm nahm?
„Wirklich? Ist das so…? Nun, mir geht es gut, vielen Dank!“, er versuchte seine Stimme fest und bestimmt klingen zu lassen. Eine Einleitung quasi, um mit dem nächsten Satz das merkwürdige Gespräch zu beenden. Dies war aber nun garnicht notwendig, denn sie hatte sich bereits abgewandt und streichelte den Hund, der mit seiner kleinen hellrosa Zunge ihre Hand leckte.
Diese Frau, mit ihren unpassenden Unterstellungen, hatte ihn merkwürdigerweise tief aufgewühlt. Da mußte er es tatsächlich vergessen haben. In seiner Verwirrung über das seltsame Gespräch, vermischt mit den 1000 anderen Gedanken, die sich plötzlich aufdrängten.
Zum Beispiel an den Gesichtsausdruck seiner Frau, als sie vor drei Wochen mit gepackten Koffern im Flur gestanden hatte, als er aus dem Büro kam.
„Du bist doch in Wirklichkeit schon lange nicht mehr da. Ich ziehe nur die Konsequenz." hatte sie gesagt.
Und ohne ein weiteres Wort war sie für immer gegangen.

Er verstand es nicht, nichts von dem Einen, noch dem Anderen.
Ungläubig musterte er den Mann, der immer noch wartend vor ihm stand. Die Situation schien ihm so unwirklich. Was konnte er denn bloß tun?
Dies war so falsch. Er wollte erklären, sprechen, regeln. Sein Verstand arbeitete wie eine Dampfmaschine unter Hochdruck, aber es war schlicht und einfach zu spät.
Das Mahlwerk des Gesetzes hatte bereits seine paragraphenbewehrten Klauen nach ihm ausgestreckt und war bereit ihn zu verschlingen. Seine Integrität zu zermalmen, wie ein LKW eine Haselnuss.
Denn er war schuldig.
Nichts konnte das ändern. Es war unverrückbare Realität.
Er war Abschaum. Der eitrige Auswurf der Gesellschaft. Ein Abszess am Hintern der Gerechtigkeit, der ohne Gnade beseitigt werden musste.
Sein Dasein, wie er es kannte, so glaubte er zu wissen, würde heute ein Ende finden.
Der kalte Schweiß, der ihm von Anfang an aus allen Poren ausgebrochen war, lief ihm nun in Sturzbächen unter seinem gebügelten Anzug den Rücken und die Beine herab, und durchnässte sein Unterhemd und seine Socken.
„Ihren Personalausweis bitte.“ sagte der Mann unerbittlich, und streckte die Hand aus.
Mit zitternden Händen reichte er dem Mann das Dokument.
„Oh…“, sagte dieser gleich darauf, „der Herr Gronefeld aus dem Amt.“
Seine Augenbrauen hoben sich missbilligend.
„Nun… zu dumm, aber einen Fahrschein brauchen auch sie, da kann ich nichts für sie tun.“

 

Hallo missmarvel,

es ist schon ein armer Mensch, der sich so an Richtlinien festhalten muss, um seinem Leben einen Sinn zu geben. Und so einen armen Menschen kann ein bisschen Wärme schon ziemlich aus dem Gleichgewicht bringen. Zum Glück lässt sich die Schuld eines einmaligen Schwarzfahrers ja schnell aus der Welt schaffen, auch wenn sich Herr Gronefeld-Schönau noch Jahre schamhaft daran erinnern wird.
Den Namen finde ich schade, denn er weckt den Eindruck, dass du über ihn spotten willst. Und natürlich ist es leicht, sich über solche Menschen lustig zu machen. Aber das hast du in der Geschichte ansonsten nicht getan, sondern ihn in seiner Kauzigkeit durchaus mit Liebe betrachtet. Hat mir gefallen.

erkannte Herr Gronefeld-Schönau mit einem Blick, als er beim treppauf gehen die Schlagzeilen überflog.
durch das "beim" müsste die "Treppauf" Konstruktion groß geschrieben werden. Würde dir aber zum Streichen des "beim" raten: als er treppauf gehend die Schlagzeilen ...
Sein Toast, den er im Hinuntergehen in den Toaster gesteckt hatte
Nein, dazu muss er schon vor dem Toaster stehen bleiben ;)
zwei Scheiben Toast, und etwas Butter, eine Tasse Tee und die Seite 1 der Zeitung – und zog sich anschließend an, und verließ pünktlich um 8 Uhr, makellos gekleidet, das Haus.
wenigstens ein "und" ist überflüssig.
Es war nämlich schön öfters zu Übergriffen gekommen.
Da du die Geschichte ja allgemein weit vom Straßendeutsch entfernt schreibst, hier vielleicht "des öfteren" oder "häufiger"?
Aber manche Menschen, beziehungsweise eigentlich die Meisten,
trotz anderslautender RS Prüfungshinweise. Da "die meisten" sich hier auf "manche Menschen" bezieht, wird es klein geschrieben.
Smalltalk war etwas das er zutiefst verabscheute,
etwas, das
Nun, mir geht es gut vielen Dank!“
gut, vielen

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sim,

erstmal danke fürs Lesen und die Korrekturvorschläge.
Hab mir diesmal echt Mühe gegeben aber anscheinend doch ein paar Fehler übersehen :) hab mich also gleich nochmal drangesetzt und hoffe das es jetzt ok ist.

Mit dem Titel bin ich selber auch nicht so richtig restlos glücklich. Hatte ehrlich gesagt Mühe etwas zu finden, das passt, aber nicht die Pointe gleich verrät. Habe mich letztendlich hierfür entschieden, weil es mit seinem Charakter zu tun hat, aber auch die schicksalhafte Straßenbahn irgendwie einschliesst. Verspotten wollte ich ihn aber nicht, schon aber darauf hinweisen, was für ein Mensch er ist.
Vielleicht hast du (oder jemand anders) noch ne bessere Idee? Bin für Vorschläge offen...

Soweit, Gruss aus Bochum

MM

 

Hallo missmarvel,

ich war jetzt schon ein wenig gespannt auf deine neue Geschichte.

Zunächst Mal: Wie bei deiner letzten Geschichte, so hast du auch bei dieser her die Sprache dem Charakter deines Prot. angepasst. Das finde ich sehr gut und tatsächlich konnte man deinen Prot. auch im Stil wiedererkennen.

Der Mann in deiner Geschichte hat mir sehr leid getan, aber es gibt sie ja wirklich, diese Leute, die ständig irgendwelche Regeln um sich herum brauchen, weil sie anders gar nicht leben können. Die Frau, die einfach ohne Grund nett zu ihm ist bringt ihn völlig durcheinander.

Den peinlichen Vorfall in der U-Bahn wird er wohl so schnell nicht mehr vergessen. Ich kann mir vorstellen, dass in seinem Leben nie etwas unvorhergesehenes passiert und das Erlebniss ihn deshalb so aus der Bahn wirft.

An manchen Stellen hatte ich das Gefühl du könntest noch ein wenig kürzen, z. B. wenn du schreibst, wie lange dein Prot. für die einzelnen Tätigkeiten braucht. Eine solche Aufzählung würde ich nicht ganz so oft einbauen, wie du es gemacht hast - das hat mich beim Lesen etwas gelangweilt.

Fazit:
Eine gute Geschichte, bei der es sich lohnt noch ein wenig daran zu feilen.

Der Gesichtsaudruck des Mannes der breitbeinig vor ihm stand, bereitete ihm nacktes Entsetzen.

"nacktes Entsetzen" finde ich etwas abgedroschen. Nicht unbedingt störend, aber vielleicht fällt dir was anderes ein.

Während das Adrenalin gewaltsam durch seine Adern pulsierte und ihn langsam aber sicher in eine handfeste Panik versetzte, die jedes klare Denken unmöglich machte, sah er sich gehetzt um.

Ich habe den Satz gerade nicht mehr greifbar, aber diese Formulierung hattest du kurz vorher schon verwendet.

Als wüssten sie haargenau das es ruchlose Übeltäter und Kriminelle aufzuhalten gab.

Als wüssten sie haargenau, dass


Er war an diesem schicksalhaften Morgen um 7:30 aufgestanden, wie er es seit 16 Jahren, 4 Monaten und 3 Tagen an einem jedem Morgen eines Werktages tat.

Du solltest Zahlen unter zwölf wirklich ausschreiben. Das wird in jedem Buch auch so gemacht.

Während er die Zahnbürste in seinen Mund schob drehte er die kleine Elmex-Sanduhr um. Zufrieden betrachtete er anschließend 3 Minuten und 4 Sekunden lang, wie der feine Sand mit immer gleicher majestätischer und würdevoller Präzision durch die kleine Verengung in der Mitte des Glases rieselte, und putzte sich währenddessen die Zähne.

Ok, etwas pedantisch, aber: Wortwiederholung.

„Wir kennen uns aus dem Amt.“, antwortete die Frau ruhig.

Der "Punkt" nach Amt gehört raus.

„Und sie?“, setzte sie hinzu, „Geht es ihnen besser?“

Sie/Ihnen (groß)

LG
Bella

 

149,576, aber mit Taschenrechner, leider.

Zu der Story muss ich sagen, dass ich den Charakter leicht überzeichnet finde, er ist mir eine Spur zu sehr karikiert. Du beschreibst relativ deutlich die morgendliche Routine, die er durchläuft, aber ich halt das für ziemlich unglücklich, das ist ein Stilmittel, welches bei solchen Charaktären häufig angewand wird und deswegen schon relativ ausgelutscht ist, viel interessanter war der (leider nur) angefangene Gedanke der jährlich verlorenen Zeit, den man ruhig hätte ausbauen können, um ihn dadurch auf eine etwas orginellere Art zu skizzieren.

Die Begegnung zwischen dem Protagonisten und der Frau an der Bushaltestelle ist sehr interessant, jedoch fehlt mMn da noch das gewisse Etwas, der wirkliche Funke, der das emotionale Pulverfass, auf dem er nach dem Verlassenwerden doch sitzen müsste, zum Explodieren bringt.

Das Ende ist sehr humorvoll gemacht, auch von der Sprache her (die wirklich sehr nett zu lesen war, weiter so), die Pointe war gut gesetzt und klasse vorbereitet, ironisch obendrein.

Fazit: Mochte ich gerne lesen.

 

Olá...

Danke nochmals fürs Lesen und Kommentieren. Nun, also

@ Bella - 1. Nun, freut mich. 2. Habe ein paar Sachen begradigt, kannst ja zur Probe nochmal drüberlesen.

@ Kristoffer - Sehr interessante Gedanken, die du da äusserst!! Damit muss ich mich auf jeden Fall noch mal eingehender befassen. Vielleicht schreibe ich noch eine Betaversion...
Und: Ich hab nen Taschenrechner benutzt! :D (0,34 sind nicht = 34 Sekunden, falls da der Hase im berühmten Pfeffer liegt???)

By the way - I believe the 'wise man' was Chuck Barris. I wasn't entirely sure, so that's why I didn't write a name in the first place.

@ Angua - Nun.... bin erfreut das zu hören. 'Diziplin' ist nun nicht grade mein Lieblingskind, aber doch eine Erzählart die auszuprobieren ich genossen habe, während der Herr Gronefeld eher aus dem FF kam...
Nun das merkt man wohl, werde mich trotzdem weiter in die Richtung probieren.
Und übrigens: Gibts von dir eigentlich auch Geschichten? Konnte irgendwie keine finden, dabei wäre ich echt interessiert...

So long,

MM

 

Hallo missmarvel,

eines hast du missverstanden. Meine Kritik galt nicht dem Titel der Geschichte, sondern dem Doppelnamen deines Protagonisten.
Ähnlich, wie auch Angua bin ich darüber gestolpert, dass Doppelnamen meistens genommen werden, wenn man einen Charakter karikieren will. Aus diesem Grund würde ich in dieser Geschichte davon absehen.

Lieben Gruß, sim

 

@ Kristoffer - Ah???? ....ähem... *räusper* I see...

@ Sim - Hab ich tatsächlich nicht kapiert!! :hmm:
Tatsache ist, dass meine Sachbearbeiterin beim Finanzamt Frau Schönefeld-Grohnau heisst... hat also schon einen Grund.
Ich denk mal drüber nach! Seh's ja schon ein, dass das häufig so gemacht wird. Das will ich mir natürlich ungern nachsagen lassen.... wir werden sehen.

 

Hi missmarvel,

erstmal Textkram:

Der Gesichtsaudruck des Mannes der breitbeinig vor ihm stand, bereitete ihm Entsetzen.

Mannes, der ...lähmende

Lähmende Angst.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, und ließ das Blut in seinen Ohren rauschen.

Komma weg

Während er die Zahnbürste in seinen Mund schob drehte er die kleine Elmex-Sanduhr um.

schob, drehte

Zum Beispiel hatte nach jahrelangem Ansteigen der Arbeitslosenzahlen, und desaströsen Zuständen in der Wirtschaft die CDU sich immerhin einen Ruck gegeben und forderte endlich – Klarheit.

Komma weg / den Spiegelstrich finde ich nicht passend; entweder weg oder ein Doppelpunkt hin

Es war nämlich schön des Öfteren zu Übergriffen auf sein unschuldiges Auto gekommen,

schon des

Diese kühlten leider regelmäßig ihr Mütchen daran, bis er sich schließlich entschloss sein Fahrzeug aus dem Gefahrenbereich zu halten.

entschloss, sein


Herr Gronefeld-Schönau gelang es jedoch auf seinem Weg zur Haltestelle der Straßenbahn all dies nicht zu bemerken, da er damit beschäftigt war die Wurzel aus 22373 auszurechnen.

war, die

Seit er sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren musste, war es eine seiner liebsten Angewohnheiten sich morgens auf seinem Weg zur Arbeit mit einer kleinen Rechenaufgabe auf sein Tagewerk vorzubereiten.

Angewohnheiten, sich

Die Frau die auf der anderen Seite des Mülleimers stand kam ihm gleich bekannt vor und lange musste er nicht überlegen, um sich zu erinnern, denn er vergaß so gut wie niemals ein Gesicht.

Frau, die / stand, kam


Als er ihr ins Gesicht blickte stellte Herr Gronefeld-Schönau umso überraschter fest, dass sie ihn freundlich anlächelte.

bklickte, stellte

„Guten Tag.“, sagte er nicht freundlich und nicht unfreundlich, „Ich überlegte gerade woher mir ihr Gesicht bekannt vorkommt.“

Stellvertretend für alle wörtlichen Reden: wenn der Satz weitergeführt wird, keinen Punkt setzen

„Wir kennen uns aus dem Amt.“, antwortete die Frau ruhig.

siehe oben

„Oh, das tut mir leid.“, sagte Herr Gronefeld-Schönau,

siehe oben

Herr Gronefeld-Schönau hätte sich beinahe verschluckt, und presste unter dem anschließenden Husten hervor:

Komma weg

„Sie sahen so unsagbar traurig und verloren aus.“,

siehe oben

In seiner Verwirrung über das merkwürdige Gespräch, vermischt mit den anderen Gedanken die sich plötzlich aufdrängten.

Gedanken, die


Du bist doch nicht mehr da. Der Mann den ich liebte ist weg.“ Hatte sie gesagt.

Mann, den


Er verstand es nicht, nichts von dem einen noch dem Anderen.

Einen

Das Mahlwerk des Gesetzes, hatte bereits seine paragraphenbewehrten Klauen nach ihm ausgestreckt und war bereit ihn zu verschlingen.

Komma nach Gesetz weg / bereit, ihn


„Ihren Personalausweis bitte.“ sagte der Mann unerbittlich, und streckte die Hand aus.

siehe oben


„Nun… zu dumm, aber einen Fahrschein brauchen auch Sie, da kann ich nichts für sie tun.“[/QUOTE]

sie einmal groß, einmal klein


Diese Geschichte wurde für mich interessant, nachdem er die Frau gegenüber entdeckte. Vorher haben mich die vielen Details seiner Akribie gelangweilt, so dass ich beim ersten Mal auch leider sehr früh abgebrochen habe und mir nun die Geschichte nochmal ansah, (da du auch in einer von meinen warst).

Ich würde einige Zahlen und Erklärungen am Anfang zusammenstreichen und auch einen anderen Namen wählen - das war auch mithin ein Grund, die Geschichte anfangs falsch einzuordnen.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo missmarvel,

diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen.
Gleich am Anfang war ich neugierig darauf, was deinen Prot so eine lähmende Angst bereitet hat. Die Spannung hast du mE gut rübergebracht und somit den Leser zum Weiterlesen annimiert. Mir ging es wenigstens so.

Im Leben ist dein Prot ein arger Pfennigfuchser, der alles in Zeit und Zahlen ausdrücken muss. Und dann am Schluss die Blamage. Übrigens würde ich sagen, dass der Doppelname irgendwie zu seiner Person passt.

Mit Rechtschreib- und Kommafehlern brauche ich dich dieses Mal nicht nerven. Das hat bernadette schon gemacht. *smile*

Zusammenfassend ist diese Geschichte um Vieles besser als "Disziplin".

Viele Grüße
bambu

 
Zuletzt bearbeitet:

Also!

@Marius Manis - Danke fürs Lesen und die Korrekturvorschläge.
Viele Formulierungen fand ich allerdings für mich nicht so passend, aber ich denke das macht wohl Unterschiede in Stil und Ausdrucksweise aus. Trotzdem, wie gesagt danke fürs Lesen und Gedanken machen.
Kommas sind allerdings bei mir oft viele zuwenig und ein paar zuviel, den Schuh muss ich mir wohl leider anziehen. :) Ist manchmal schwer wenn man Etwas schon oft gelesen hat, diese Dinge noch zu sehen. Zwei Tage später frage ich mich dann oft selber, wie ich das übersehen konnte. Nun denn...

Die Moral, die du interessanterweise gern herauslesen wolltest, lag tatsächlich garnicht in meiner Absicht, das wäre mir irgendwie zu banal. Mir lag viel mehr die 'Beim-Schwarzfahren-Erwischt-Werden'-Situation am Herzen und die ihm entsprechende Reaktion darauf.


@all

Habe nun doch nochmal überarbeitet und Frau Schönefeldt-Grohnau bzw. Herrn Gronefeld-Schönau und ein paar der Zahlen und Fakten dem (sehr überzeugenden) Lektorat geopfert. :)
Zudem hab ich auch nochmal ein paar Formulierungen geändert, die bei nochmaligem Lesen für mich selber holprig klangen.
Wenn ihr Zeit findet würde ich mich natürlich freuen zu hören wie es nun ist....

So long...

MM

 

Hallo missmarvel

Deine Geschichte hat eine Wendung, die eine ambivalente Wirkung erzeugt. Insofern dickes Plus ;)

Dieses Erfolg verbuchst du, weil du einen Charakter fundiert aufbaust und geschickt brichst.
Ich hätte mir zwar gewünscht, dass nicht unbedingt der Klischeebeamte mit Doppelnamen als Pedant herhalten muss. Aber warum nicht. Der Einstieg lockt den Leser und verspricht: es wird eine Überraschung.
Manchesmal finde ich die Formulierungen zu sehr gespreizt. Vieles hätte ich gestrichen um die Spannung besser zu halten. Das ist aber auch Geschmackssache.
Was mir auffiel:

Die Augen von Herr Gronefeld
Wie wäre es mit Herr Gronefelds Augen ;)
Herrn Gronefeld gelang es jedoch auf seinem Weg zur Haltestelle der Straßenbahn all dies nicht zu bemerken,

LG
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

Danke fürs Lesen und Kommentieren! Und Danke für die Blumen.

Den Doppelnamen habe ich ja auf vielfachen Wunsch hin schon schweren Herzens der Zensur geopfert.

Mit dem Dativ bei Titeln (Herrn Gronefeld) war ich mir nicht sicher, ob man das so macht.
Du bist aber die Zweite, die es beanstandet, hab es also geändert.
Die Formulierung mit den Augen war auch so eine Sache. Am liebsten hätte ich 'seine Augen' geschrieben, das ging aber nicht (wegen dem Fahrkartenkontrolleur im vorherigen Satz nicht eindeutig). 'Herr Gronefelds Augen' klang für mich aber auch irgendwie komisch. Werde vielleicht noch ein wenig an der Satzstellung herumbasteln sodass ich den Ausdruck umgehen kann.

 

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