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17. Mai 2004
”Ich glaube ich lass euch zwei jetzt besser mal ein bisschen allein, komm Ben...”
Laila und John sahen etwas verlegen auf den Boden und keiner wusste so recht, wo er beginnen sollte...Wie kam es eigentlich soweit?
Die beiden kannten sich schon lange Zeit bevor sie eigentlich zusammen gekommen sind, waren aber weder fuer einander interessiert, noch hatten sie regelmäsig miteinander gesprochen.
Das erste Mal küssten sie sich auf einem Ball, in Clacton, Lailas Heimatstadt. Beide waren in ausgelassener Stimmung, sie hatten reichlich getrunken und machten sich somit nicht viele Gedanken. Nach einer Weile jedoch schienen sich Gefühle zu entwickeln und sie wurden schliesslich ein Paar.
Sie verbrachten eine wirklich schöne Zeit miteinander und konnten sich ihr Leben gar nicht mehr anders vorstellen. Doch nach einiger Zeit, nach 2 Monaten genau genommen, war nichts mehr so wie zu Beginn. John hatte sich verändert. Sicherlich war auch Laila nicht mehr ganz so sorglos wie zuvor, denn die Examen standen vor der Tür und sie hatte eine ganze Menge zu tun.
Ihre Treffen hatten den immergleichen Ablauf. Nur noch äusserst selten unternahmen sie etwas gemeinsam mit ihren anderen Freunden, sie verbrachten die meiste Zeit zu Hause. Laila versuchte des öfteren John davon zu überzeugen, dass es dem Verhältnis nicht gut tut, immer nur zu zweit zu sein, doch er schien ihr nicht zuzuhören. ”Ich liebe dich einfach viel zu sehr und möchte mit dir alleine sein, ist das so schwer zu verstehen?”
Als John schliesslich regelrecht Angst davor bekam, Laila jemals zu verlieren und deshalb regelmäsig in Tränen ausbrach wurde es Laila zu viel . Sicher, sie liebte ihn noch immer, sofern es jemals wahre Liebe gewesen war, aber sie konnte ihm einfach nicht das geben was er vielleicht gerne gehabt hätte. Ihr ganzes Leben nämlich.
Es tat ihr weh, sich von ihm zu trennen und ihn nur noch mehr weinen zu sehen, aber es war wohl das Beste, sowohl für ihn, als auch für sie.
2 Wochen vergingen und da saßen sie nun, auf der Geburtstagsfeier ihres gemeinsamen besten Freundes, Lars.
Verlegen sahen sie sich in die Augen. Es gab so viel, was Laila ihm gerne sagen oder erklären wuerde, aber so sehr sie sich auch bemühte, sie bekam einfach kein Wort heraus.
”Ich versteh’s einfach nicht” begann John schliesslich. ”Warst du denn nicht glücklich? Hast du mir das alles nur vorgeheuchelt? Und weißt du eigentlich, wie sehr du mir weh getan hast?”
Nervös nahm Laila einen Zug von ihrer Zigarette. ”Ich war glücklich. Vielleicht sogar glücklicher als je zuvor. Aber du hast mir einfach nicht zugehört. Wie oft habe ich dir Dinge, die mir wichtig waren erzählt, und du hast sie mit einem Grinsen abgetan. Du warst einfach nicht mehr du selbst.”
Nun steckte auch John sich eine Zigarette an. “Immer wenn ich versuchte ein Gespräch aufzubauen, “ fuhr Laila fort “hatte ich das Gefühl mit der Wand zu sprechen. Mit deinen Freunden redest du stundenlang über die sinnlosesten Dinge, dennoch war es dir nicht möglich dich mit mir über etwas zu unterhalten.”
Sie holte tief Luft. ”Nennst du das eine Beziehung? Ich habe es mir einfach anders vorgestellt. Sicherlich habe auch ich Fehler gemacht und war nicht immer leicht verständlich…aber wie solltest du mich auch verstehen, wenn du mir im Grunde genommen nie zugehört hast?”
Wieder sahen sie sich tief in die Augen. John kämpfte mit den Tränen und auch Laila musste sich zusammen reisen. Sie konnte nicht mehr tatenlos rumsitzen und so beschlossen sie ein wenig spazieren zu gehen um weiter zu reden.
Sie gingen los. Es war ein sehr sonniger Tag im Mai und die Blumen blühten auf den Wiesen. Nach einiger Zeit konnten sie sich richtig gut unterhalten und alle Missverständnisse schienen sich zu klären. “Genau das hat mir gefehlt. Warum konnte es nicht so sein, als wir zusammen waren?” Laila sah John fragend an. “Ich weiß es ja selbst nicht. Ich hatte immer Angst, etwas Falsches zu sagen und dich damit zu verlieren. Du hast Recht, es war besser, dass wir uns getrennt haben und es tat gut über alles zu reden.”
Als sie nach 2 Stunden schliesslich wieder zurück zur Party kamen, waren schon ziemlich viele Gäste eingetroffen.
Laila war in richtig guter Stimmung, jetzt wo alles geklärt schien. Sie kannte einige von den Gästen und fand so einen Platz an einem der Tische, wo auch Marc saß, ein Junge aus ihrem Ort. Er stellte ihr seine Freunde vor, mit denen sie sich auf Anhieb gut verstand. Die Zeit verging, der Alkohol floss und ein Freund Marcs, namens Thomas schien sich sehr für Laila zu interessieren. Laila hatte sich schon darüber Gedanken gemacht, dass er genau ihr Typ sei, aber sie wollte einfach nur den schönen Abend geniessen, und sich keinen neuen Freund suchen. Zu späterer Stunde löste sich die Runde langsam aber sicher auf, und alle waren auf dem Grundstück verteilt.
”Hey, dort vorne kommt jemand” rief Thomas plötzlich. ”Lasst uns mal schauen was los ist”. Es waren nicht viele, die darauf reagierten, so ging nur ein kleines Grüppchen von ca. 10 Personen los. Wie sich rausstellte waren es nur ein paar Jungen, die mit ihren Rollern experimentierten. Laila und Thomas unterhielten sich noch ein bisschen mit einem von ihnen, als die anderen schon wieder auf dem Rückweg waren.
Es war stockfinster und Laila war schon etwas angetrunken, so dass Thomas es für nötig hielt während dem Gehen ihre Hand zu halten. Nach ein paar Schritten blieb er stehen. Er strich ihr durchs Haar. Sie konnte spüren wie sich seine Lippen den ihren näherten und ihr Herz schien zu rasen. Es fühlte sich an, als ob die Zeit stehen geblieben sei und sie küssten sich lange. Auch wenn Laila nicht mehr ganz nüchtern war, konnte sie doch fühlen, dass es mehr als nur ein Kuss war.
Sie kehrten zurück, Thomas hielt noch immer ihre Hand. John kam auf die Beiden zugerannt, als er jedoch sah, dass sie Händchen hielten verlangsamten sich seine Schritte und er kehrte um.
Die beiden nahmen ihre Schlafsäcke und legten sich auf die Wiese direkt neben dem Grundstück. Der Himmel war sternenklar.
Mit der Zeit wurde es aber immer kälter und Thomas sagte schliesslich ”Es ist ziemlich kalt, und ich hab keine Lust die ganze Nacht hier in der Kälte zu verbringen. Ich wohne 10 Minuten von hier entfernt, wenn du möchtest kannst du mitkommen..” Laila willigte ein.
Als sie sich von den anderen verabschieden wollten, starrten die sie nur böse an, oder sahen in eine andere Richtung. Lailas Ex erhob sich.
”Du bist nicht mehr als ein Stück Fleisch” rief er. ”Was glaubst du eigentlich, was du hier machst? Fürs Bett warst du ja noch gut genung, aber du hast echt null Persönlichkeit”. Er machte eine kurze Pause, fuhr aber fort. ”Du widerst mich an. IHR widert mich an. Fick sie ruhig Thomas, kannsts aber eigentlich auch bleiben lassen, verpassen würdest du nichts.”
”Lass gut sein John, du bist betrunken” Thomas blieb ruhig.
Laila stand einfach nur da, wusste nicht was sie sagen sollte.
Stumme Tränen liefen an ihren Wangen hinunter.
”Ja, Flenn ruhig du kleine Hure.” Es schien kein Ende nehmen zu wollen.
”Hör auf...” flüsterte Laila, mehr zu sich selbst. Als er aber fortsetzte begann Laila zu schreien ”SEI RUHIG!Bitte, ich kanns nicht mehr hören, du hast mir doch jetzt deine Meinung gesagt.” Sie weinte so sehr, dass ihre Beine ihr keinen Halt mehr zu geben schienen und sie auf den Boden sank. Marc, der auch alles nur mit angehört hatte, stand auf und wandte sich an Thomas.
”Du wusstest genau, dass ich sie toll finde. Ich dachte wir wären Freunde.”
Thomas antwortete nicht und half der durch Marcs Worten nur noch mehr verwirrten Laila auf die Beine. “Ich glaube es ist besser wenn du hier bleibst.” “Nein, bitte lass mich nicht hier ich kann mir das nicht noch den Rest der Nacht anhören.” flehte Laila.
Andi, der Bruder des Gastgebers hatte sich eingemischt: “Ich glaube auch, dass es besser ist wenn du sie mit nach Hause nimmst, das endet hier sonst wirklich nicht gut.”
Sie verliessen das Fest und machten sich auf den Heimweg. Sie schwiegen sich an.
Bei Thomas angekommen fragte er: “Möchtest du auf der Couch schlafen?”.
Laila antwortete nur mit einem einfachen “Ja”.
Sie lag noch lange wach. Vielleicht war an den Worten Johns wirklich etwas dran?
Als ob Thomas Gedanken lesen koennte begann er plötzlich: “Mach dir keine Gedanken über das, was John gesagt hat. Er war betrunken und ist einfach noch immer verliebt in dich. Sicherlich wird er sich morgen bei dir entschuldigen und einsehen, dass er einen Fehler gemacht hat. Wir hätten vielleicht nicht so rücksichtslos sein sollen, aber es war genauso meine wie auch deine Schuld. Wir können es jetzt nicht mehr rückgängig machen.”
Er machte eine kurze Pause. ”Und selbst wenn wir könnten, ich würde es nicht mehr rückgängig machen wollen…” So schliefen die beiden schliesslich ein.