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07.09.2010
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40 Tage

Wladimirs Auto schob sich durch den Schnee. Er war schon mehrere Stunden unterwegs und die eingelegte CD war schon mehrmals gelaufen.
»Franz Kafka: Das Urteil. Gelesen von Oleg Karolow«, sagte eine weibliche Stimme. Es waren vierzig Tage vergangen, seit Oleg auf offener Straße, vor seinem Haus erstochen worden war.

Vor Alekseijs Haus hupte er ein paar Mal, und nach wenigen Sekunden ging das Tor zum Hof auf. Die Begrüßung zwischen den beiden lief fast schon förmlich ab. Zwei Männer, die sich seit dem Kindergarten kennen, brauchen keine Freude zu heucheln, wenn sie sich nach langer Zeit wieder sehen. Ihr Treffen hatte auch keinen fröhlichen Anlass.

Alekseij hatte bereits den Tisch gedeckt. Kutja, Pfannkuchen, um Reis und Rosinen gewickelt, das traditionelle Essen bei Trauerfeiern und natürlich eine Flasche Kognak, dazu etwas geschnittenes Brot und drei Kurze Gläser.

Alekseij füllte die Gläser und stellte das dritte an einen leeren Platz am Tisch, Wladimir legte ein kleines Stück Brot quer über das Glas. Beim Anstoßen beschränkten sie sich auf ein gemeinsames »Auf Oleg«. Wladimir nahm sich einen Pfannkuchen und starrte, während er ihn aß, stumm auf das dritte Glas.

»Wie kommst du zurecht?«, fragte er schließlich, ohne seinen Blick vom Glas abzuwenden.
»Ich denke jeden Tag an ihn, stundenlang. Ich gehe oft an den See, an die Stelle wo wir im Sommer geangelt haben und setzte mich auf die Bank.«
»Auf die Bank? Wie ist das so?«
»Es ist schwer. Im einen Augenblick erinnere ich mich an all die Gespräche und Abende die wir dort waren, im nächsten wird mir klar, dass es nie wieder passieren wird.«
»Ich will auch zu der Bank, können wir später dorthin?«
»Natürlich, meiner Meinung nach müssen wir sogar dorthin.«
»Gut, das ist gut.«
»Es ist nicht das erste mal dass jemand stirbt, der mir wichtig war. Aber ich muss zugeben, dass es mir noch nie so schwer fiel, mich zu verabschieden.«

Wladimirs Augen schienen durch alles durch zu blicken, was sie streiften. Dabei war er immer der aufgeweckteste der drei gewesen. Alekseij, der Schriftsteller, Oleg, der Journalist, Wladimir, der gerissene Geschäftsmann.
»Hast du einen Fernseher hier?«
»Natürlich nicht. Das weißt du doch. Was ist denn der Sinn dabei aufs Land zu ziehen und die ganze Zeit ein überlautes Fenster zur Welt in seinem Wohnzimmer zu haben? Hast du das nicht mal gesagt?«
»Stimmt, hab ich.«

Wladimirs Augen waren auf das dritte Glas fixiert und, als hätte er die Frage überhört, stellte er einfach eine andere in den Raum.
»Dieses Glas, Alekseij. Sollte ich mich eigentlich darüber ärgern?«
»Warum solltest du?«
»Weil es doch eine kirchliche Sache ist, oder? Man stellt es hin, damit die Seele des Verstorbenen an der Gedenkfeier teilnimmt.«
»Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ob ein Glas mit Kognak eine kirchliche Angelegenheit ist, kann ich dir nicht beantworten. Aber ist Tradition. Soll das hier wieder ein Streit über Gott werden?«
»Nein, nein«, winkte Wladimir ab. »Du glaubst dran, ich nicht und Oleg sagt, wir sollten uns über was anderes unterhalten, so war es immer und dabei sollten wir es auch belassen.«
»Na GOTT sei Dank«, lachte Alekseij und goss nach.
»Nein, darum geht es nicht«, Wladimirs Stimmung verfinsterte sich wieder. »Darum geht es nicht.« Er leerte ein weiteres Glas und knallte es auf den Tisch.

»Ich erzähl es dir einfach. Du hast keinen Fernseher, also kannst du es noch nicht wissen. Sie haben ihn, sie haben den Mörder.«
Alekseij riss die Augen auf.
»Was?!«
»Pünktlich zum 40-tägigen haben sie ihn erwischt.«
»Oh, Gott. Hat er gestanden? Was war das Motiv?«
»Ja, was war das Motiv. Die große Frage für uns alle. Wer hätte alles einen Grund gehabt Oleg Karalow, den Fernsehmoderator, den Kulturschaffenden, den Wohltäter mit politischen Kontakten, unseren Oleg zu töten. Das Fernsehen hatte an dem Abend sein Programm abgestellt und die ganze Nacht nur sein Bild gezeigt, vor schwarzem Hintergrund. Ein Nationalheld, verdammte Scheiße!«

Mit hochrotem Kopf griff Wladimir nach der Kognakflasche und goss beide Gläser in einem Schwung voll.
»Jetzt sag schon. Politik? Mafia?«
»Ha! Du weißt ja wohl, dass das auf das selbe hinausläuft!«
»Oh, Gott, jetzt lass deine Scherze!«
»Ist ja gut, es tut mir Leid.«

Wladimir faltete seine Hände vor dem Gesicht und rieb seine Schläfen.
»All die Theorien die es gab, ein Glück das du keinen Fernseher hast. Die haben so tief in Olegs Müll gewühlt, dass sich selbst verhungernde Ratten fremdschämen würden. Die Politik, die Exfrau, Partner, Konkurrenten, selbst seinen Sohn haben die verdächtigt.«
»Artjom! Der ist vierzehn Jahre alt!«
»Da siehst du es! Denen ist nichts heilig! Keinen Fernseher zu haben, ist wohl der größte Segen der einem widerfahren kann. Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum, wer es getan hat.«

Wladimir legte seine Hände auf den Tisch und schloss die Augen.
»Die haben heute Früh einen Jungen auf frischer Tat ertappt. Raubmord. Hatte noch das Blut einer alten Frau an den Händen. Heute Nachmittag durchsuchen sie seine Wohnung und finden Olegs Brieftasche in einem Haufen anderer. Der Junge war noch keine zwanzig, er kannte Oleg nicht mal.«
Alekseij wurde kreidebleich.
»Zufall!? Nichts weiter als Zufall?«
Nun starrte Alekseij ebenfalls auf das Glas.

»Und da fahre ich zu dir raus, höre im Radio die Nachricht, und aus dem Fenster sehe ich Kirchen, so viele Kirchen, und alle Kuppeln sind golden. Da frag ich mich doch, Alekseij, muss ich mich doch fragen: In einem Land an dem jemand Oleg, den Wohltäter, den Kulturschaffenden, unseren Oleg tötet, für seine Brieftasche tötet, brauchen wir dann all das Gold auf den Kuppeln, so weit über unseren Köpfen?«
Alekseij nickte stumm.
» Das geht mir nicht aus dem Kopf. Es ist stur, ich weiß und ich will nicht mit dir darüber streiten, aber aus meinem Kopf geht es trotzdem nicht. Warum die Kuppeln, Löcha? Warum die Kuppeln ...«

Immer noch abwesend blickend, hob Alekseij einen Zeigefinger.
»Die Kuppeln Russlands streicht man golden, damit der Vater es öfter mal bemerkt.«
Ein schiefes Grinsen legte sich über Wladimirs Gesicht.
»Das ist aber nicht von dir, oder?«, fragte er beim Nachgießen.
»Nein, nein. Von mir ist das nicht.«

 
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Moikka EndOfTheLine,

und ein herzliches Willkommen auf Kg.de! :)

Dein Einstand - oder dieser aus beiden - hat mir ausnehmend gut gefallen. Eine sehr eindringliche Atmosphäre, kein langes Intro, dennoch bekomme ich den Eindruck, ich kenne die Prots schon lange. Das habe ich nur sehr selten bei einer Geschichte hier. Lebendige Dialoge, viele wunderschöne (nicht kitschig gemeint!) Kleingkeiten und Details, die die story abrunden. Und trotz der Ruhe im Erzählfluß schafft Du es, einen sauberen Spannungsbogen hinzulegen.
Und ein ganz toller Abschluß:

Ein schiefes Grinsen legte sich über Wladimirs Gesicht.
>>Das ist aber nicht von dir, oder?<<, fragte er beim nachgießen.
>>Nein, nein. Von mir ist das nicht.<<

Sehr schön. Und Du erzählst eine ganze Menge, ohne explizit ein Thema, eine politische Situation, eine Wirtschaftslage und die Haltung der gesellschaftskritischen "Schicht" breit auszuwalzen, oder auch nur direkt anzusprechen. Fein gelöst, und damit umso spannender.

Ein paar wenige Tipper sind drin, dann leider die falschen Zeichen für wörtliche Rede, Deine sind Größer/Kleiner-Zeichen, Du brauchst die "" oder die »«. Eine Variante muß es auch bei Dir auf der Tastatur geben. Bitte austauschen.

Vor Alekseijs Haus hupte er ein paar Mal(KOMMA) und nach wenigen Sekunden ging das Tor zum Hof auf.
zwischen zwei möglichen Hauptsätzen.
dass es mir noch nie so schwer fiel(KOMMA) mich zu verabschieden
Artjöm! Der ist vierzehn Jahre alt!
Kenne ich nur mit o.
Keinen Fernseher zu haben ist wohl der größte Segen der einem widerfahren kann. Aber darum geht es hier nicht. Es geht darum(KOMMA) wer es getan hat.
Ich meine auch, es müßte eines im ersten Satz hinter Fernseher zu haben, aber mit Kommata bin ich nicht 100% firm, schau selbst nochmal drauf.
fragte er beim nachgießen.
Nachgießen

Ganz am Anfang könnten wenige Worte raus, um die Sätze besser klingen zulassen:

Wladimirs Auto schob sich ruhig durch den Schnee. Als es zu dämmern anfing, schaltete er die Scheinwerfer an, die sofort tadellos ihren Pflichten nachgingen. Der CD-Player und die fünf Boxen fluteten den Innenraum mit glasklarem Klang. Das Armaturenbrett leuchtete und blinkte wie es sich gehört und (KOMMA) zeigte ihm den Benzinstand, seine Geschwindigkeit, die bereits zurückgelegte Entfernung, die Uhrzeit und sogar die Temperatur innerhalb und außerhalb des Wagens an, und eben diese Temperaturanzeige erinnerte ihn wieder schmerzlich daran, was bei all der zuverlässigen Technik um ihn herum nicht funktionierte; die Heizung. Was auch immer man über das Leben sagen will, dachte sich Wladimir, langweilig wird es scheinbar nie.

Er war schon (besser: seit mehreren Stunden, da sonst Wortwiederholung "schon") mehrere Stunden unterwegs(KOMMA) und die eingelegte CD war schon mehrmals gelaufen.
>>Franz Kafkas “Das Urteil“. Gelesen von Oleg Karolow.<<, sagte eine weibliche Stimme. Es waren vierzig Tage vergangen(KOMMA) seit Oleg auf offener Straße vor seinem Haus erstochen wurde.

Tempusfehler: Vorvergangenheit wird benötigt: erstochen worden war. Denn Erzählung findet bereits in der Vergangenheit statt.
Ich weiß, was Du mit der funktionierenden Technik ausdrücken willst, aber vllt findest Du grad am Anfang ein paar knackigere Worte, weil man den Sinn dieser expliziten Beschreibung an diesem Punkt nicht ahnt - und sie somit den Text unbeholfener erscheinen lassen, als er eigentlich ist.
Die Begrüßung zwischen den beiden lief fast schon förmlich ab.
Mit beinahe hättest Du ein Füllsel weniger und dennoch das gleiche gesagt.


Sehr gut gefallen wieder hat mir der Dialog um die Bank, der angedeutete Streit um die Religion, das mit dem Fernseher als ein nervendes Fenster zur Welt. Und der doppelte Boden um die "Aufklärung" des Mordes. Für mich nur als Inszenierung zu sehen (wobei es bei Morden auch abstuse Zufälle gibt), und die bedrückende Frage, warum die Protagonisten dies nicht infrage stellen: Resignation, oder vllt der Wunsch, endlich mit einem Tod abschließen zu können - selbst wenn der Faden dabei noch so dünn sein mag. Dies jedenfalls meine Sicht darauf, und einer der Gründe, warum ich diesen Text für sehr vielschichtig halte. Möglicherweise - trotz ca. 120 ermordeter Journalisten bisher - allerdings eine Insidergeschichte.

Falls Du nichts mit dem Land und/oder Menschen zu tun hast, ist dies eine der besten Rechercheleistungen des Forums, und das schließt Historik mit ein.

Viel Spaß noch hier, beim Lesen, Schreiben, Kommentieren! :)

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Katla,

vielen Dank für den ausführlichen Kommentar, die Korrekturen und das viele Lob. Habe schon vieles übernommen, ein paar Sachen, vor allem am Anfang, muss ich mir in Ruhe noch einmal ansehen. Einerseits sehe ich ein, dass es sich nicht so flüssig liest wie der Rest, andererseits hänge ich an einigen Formulierungen zu sehr fest (Das "ruhig" im ersten Satz ist mir zum Beispiel zu sehr ans Herz gewachsen.).

Ich bin zwar schon seit einer Ewigkeit nicht mehr in Russland gewesen, aber da ich dort aufgewachsen bin, musste ich nicht allzu viel Recherche betreiben. Würde meine Mutter das hier lesen, so würde sie mir garantiert an einigen Stellen die Ohren lang ziehen und sagen, dass ich da totalen Unsinn verzapft hätte.

Ich habe zwar die Geschichten der Ermordeten Journalisten verfolgt, doch die Inspiration für den Text waren sie nicht. Mir ging es vor allem um Verlust, Freundschaft und einen Song aus dem die Zeile mit den Kuppeln stammt. Der Rest hat sich dann ergeben. Ich muss zugeben, dass ich selber überrascht darüber war, wie viel sich da ergeben hat, dabei ist der Text wirklich nicht lang. Ich hatte auch befürchtet mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, vor allem mit dem Ende, aber bisher hat der Text nur positive Reaktionen hervorgerufen (Steht auch in einem anderen Forum), was mich natürlich sehr freut.

Danke auch für das Willkommen heißen hier im Forum, freue mich tierisch darauf hier zu lesen und zu schreiben. Beides Sachen in denen ich einigen Nachholbedarf habe.^^

Herzlichst, Alekseij.

 

guten morgen Alekseij,

ich kann mich dem lob nur anschließen. besonders gut gefallen haben mir die dialoge (sehr lebendig!) und die feinen seitenhiebe auf die gesellschaft im heutigen russland (z.b. politik = mafia = politik).

der größte (und gefährlichste) stolperstein war der anfang der geschichte. fast hätte ich dort aufgehört zu lesen... warum?

Wladimirs Auto schob sich ruhig durch den Schnee. Als es zu dämmern anfing, schaltete er die Scheinwerfer an, die sofort tadellos ihren Pflichten nachgingen. Der CD-Player und die fünf Boxen fluteten den Innenraum mit glasklarem Klang. Das Armaturenbrett leuchtete und blinkte wie es sich gehört und zeigte ihm den Benzinstand, seine Geschwindigkeit, die bereits zurückgelegte Entfernung, die Uhrzeit und sogar die Temperatur innerhalb und außerhalb des Wagens an, und eben diese Temperaturanzeige erinnerte ihn wieder schmerzlich daran, was bei all der zuverlässigen Technik um ihn herum nicht funktionierte; die Heizung.
es wird sofort klar, dass es sich nicht um einen alten tattrigen LADA handelt, sondern um ein modernes fahrzeug mit allem komfort. die vielen details dazu kannst du ruhig weglassen. noch mehr auf den LUXUS des fahrzeuges könntest du hinweisen, wenn du den ersten satz ändern würdest, z.b. in "Wladimirs Auto pflügte durch den frischen Schnee auf der Landstrasse und schnurrte dabei wohlig wie eine Katze." (das wort SCHOB hat mir überhaupt nicht gefallen).

Katla hat kleine schnitzer schon aufgezeigt.

Herzliche grüße
ernst

 

Hey EndOfTheLine,

und auch von mir Willkommen.

Ich mag mich gern den beiden vor mir anschließen. Eine schöne Geschichte, leise erzählt und selbst doch gar nicht so still.

Als sehr störend habe ich jedoch die >> und << empfunden, Katla hat es bereits erwähnt. Das ist nicht sehr literarisch ;).


Wladimirs Auto schob sich ruhig durch den Schnee.

Ich empfinde "schob" auch nicht als des perfekte Verb in diesem Zusammenhang.
Aber der Einstieg gefällt mir inhaltlich sehr gut. Da ist so viel Krims und Krams drin, aber er friert. Was nutzt einen der ganze Komfort, wenn die wirklich wichtigen Dinge nicht funktionieren. Super!

>>Franz Kafkas “Das Urteil“. Gelesen von Oleg Karolow.<<, sagte eine weibliche Stimme.

Ich glaube die Stimme sagt: Franz Kafka: Das Urteil. Gelesen von Oleg Karolow", ...

Punkte werden innerhalb der wörtlichen Rede nicht gesetzt, wenn der Satz dahinter weitergeht.

Es waren vierzig Tage vergangen(Komma) seit Oleg auf offener Straße(Komma) vor seinem Haus erstochen worden war.

Wladimir nahm sich einen Pfannkuchen und starrte(Komma) während er ihn aß(Komma) stumm auf das dritte Glas.

>>Wie kommst du zurecht?<<(Komma) fragte er schließlich(Komma) ohne seinen Blick vom Glas abzuwenden.

>>... Aber ich muss zugeben, dass es mir noch nie so schwer fiel(Komma) mich zu verabschieden.<<

Im vorherigen Satz scheint mit auch eines zu fehlen, aber da bin ich mir nicht sicher.

>>... Hast du das nicht mal gesagt?(Kein Punkt)<<

Wladimirs Augen waren auf das dritte Glas fixiert und(Komma) als hätte er die Frage überhört, stellte er einfach eine andere in den Raum.

>>Nein, nein(Kein Punkt)<<, winkte Wladimir ab.

>>Du glaubst dran, ich nicht und Oleg sagt(Komma) wir sollten uns über was anderes unterhalten, so war es immer und dabei sollten wir es auch belassen.<<

Soso. Tut Oleg das - gerade jetzt?

>>Na GOTT sei Dank(kein Punkt)<<, lachte Alekseij und goss nach.

>>Nein, darum geht es nicht(kein Punkt)<<, Wladimirs Stimmung verfinsterte sich wieder.

... Wer hätte alles einen Grund gehabt Oleg Karalow, den Fernsehmoderator, den Kulturschaffenden, den Wohltäter mit politischen Kontakten, unseren Oleg zu töten(Fragezeichen statt Punkt) Das Fernsehen hat an dem Abend sein Programm abgestellt ...

hatte, m.M.n.

Mit hochrotem Kopf(kein Komma) griff Wladimir nach der Kognakflasche und goss beide Gläser in einem Schwung voll.

>>Ha! Du weißt ja wohl(Komma) dass das auf das selbe hinausläuft!<<

>>Da siehst du es! Denen ist nichts heilig! Keinen Fernseher zu haben(Komma) ist wohl der größte Segen der einem widerfahren kann ...<<

>>.... Heute Nachmittag durchsuchen sie seine Wohnung und finden Olegs Brieftasche in einem Haufen anderer ...<<

durchsuchten

... unseren Oleg tötet, für seine Brieftasche tötet. Brauchen wir dann all das Gold auf den Kuppeln, so weit über unseren Köpfen?<<

für seine Brieftasche tötet, brauchen wir da all das Gold ... fände ich sehr viel eleganter. Der Satz ist nach Brieftasche nicht wirklich zu Ende.

Warum die Kuppeln, Löcha? Warum die Kuppeln(Leerzeichen)...<<

Immer noch abwesend blickend(Komma) hob Alekseij einen Zeigefinger.

>>Die Kuppeln Russlands streicht man golden, damit der Vater es auch mal bemerkt.<<

ohne "mal" würde es viel kräftiger wirken

So, ich bin jetzt auch keine Kommaheldin, von daher sind sie sicher noch nicht vollständig ;).

Ich hab den Text jetzt zweimal gelesen und denke, ich würde ihn auch ein drittes Mal gern lesen. Und das ist ein Kompliment :)!
Aber eine Frage habe ich noch, er hat keinen Fernseher okay, aber auch kein Radio?

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Ernst und Fliege,

vielen Dank für die vielen Korrekturen und Denkanstöße, wie ihr seht habe ich sie bereits fast vollständig übernommen.

Ernst, dein Kommentar hat bei, mir fast schon Panik ausgelöst! Dass jemand, dem die Geschichte gefällt, fast nicht über den Anfang hinaus kommt ist wohl ein totaler Alptraum für jeden Autor. Als Reaktion darauf (Du warst nicht der Einzige dem es so ging, hast es mir aber am deutlichsten klargemacht, wofür ich sehr dankbar bin.) habe ich den Anfang stark gekürzt. Ich kann noch nicht einschätzen, ob ich mit dieser Version so zufrieden bin wie mit der ursprünglichen, aber man muss seine Lieblinge ja töten lernen.

Deinen alternativen ersten Satz fand ich super, es wäre ein rasanter und schöner Einstieg in die Geschichte gewesen, und fast hätte ich ihn übernommen. Letztendlich habe ich es nicht getan, aber lass mich kurz erklären warum: Viele Straßen in Russland, und die Ländlichen fast ausnahmslos, sind nicht geteert. Daher würde der Einstieg (für mich) etwas zu weit hergeholt sein. (Ganz zu schweigen von den Bösen Anschuldigungen wegen versuchter Verleumdung und Betrug am Leser, die ich mir dann von meiner Mutter anhören müsste.) Man könnte zwar sagen, dass das Auto durch den Schnee "pflügt", aber der Pflug wäre in diesem Fall ein Eselkarren, und der Esel wäre sehr krank. Dein Satz liest sich jedoch, als wäre es für Auto und Fahrer ein Heidenspaß durch den Schnee zu toben. (Ich hoffe du verstehst worauf ich hinaus will.)

Fliege, tausend Dank für die vielen Korrekturen. Ich (und das ist ernst gemeint) gehe jetzt los und besorge mir Unterlagen um mich grammatikalisch fortzubilden.

Was die beiden Stellen angeht, an denen Wladimir das Präsenz benutzt, so glaube ich, dass er das darf. Ich kann nicht genau sagen womit es zusammenhängt, aber alles andere klingt für mich falsch. Ich habe versucht es abzuändern, aber da schaute mich Wladimir mit entsetztem Blick an, und verweigerte mir anschließend jede Glaubwürdigkeit. Ich versteh worauf du hinaus willst, aber ich hoffe du verstehst auch mein Dilemma.

Was das Radio angeht, da muss ich wohl von mir selbst ausgegangen sein. Ich lebe seit bald drei Jahren glücklich ohne Fernseher und bin auch nie auf die Idee gekommen mir ein Radio anzuschaffen, also hielt ich es für meinen Namensvetter in der Geschichte auch für das Richtige. (Offensichtlich habe ich Internet, aber da der Alekseij aus der Geschichte ja ein richtiger Autor ist, hat er, in meiner Vorstellung, einen asketischeren Lebensstil als ich.)

Vielen Dank euch beiden für Zeit und Rat,

euer Alekseij.

 

hallo nochmals, Alekseij,

genau das wollte ich sagen mit meinem vorschlag zum ersten satz: hier fährt einer der neureichen russen in seinem neuens super-geländewagen und genießt den vollen luxus (zu dem er vielleicht erst vor einem monat durch zocken an der börse / arbeiten für die mafia / was auch immer) gekommen ist. und dann holt ihn die zeit davor wieder ein: damals, als er kein geld für heizöl/kohlen hatte und in seinem heim fror.

das war mein eindruck von deinem ursprünglichen ersten abschnitt.


in deiner version von heute (10.09.10) hast du diesen aspekt völlig weggelassen. dein ich-erzähler wird somit fast zum "durchschnittsmenschen", was ich eigentlich schade finde. vielleicht könntest du ihn als "anständigen" schriftsteller doch irgendwie an zwielichtigen geschäften profitieren lassen? das gäbe einen interessanten hintergrund für moralisierende gesprächsrunden!


herzliche grüße
ernst

 
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Moikka Alekseij,

ich auch nochmal. :) Schön, daß Du die >> rausgeholt hast, das macht den Text sofort flüssiger zu lesen.

Ganz so radikal hättest Du mAn den Einstieg nicht kürzen müssen, aber wenn eine Version, gefällt mir diese ganz bissl besser. Es verliert zwar einen wichtigen Stimmungs/setting-Aspekt, schafft aber auf jeden Fall einen Beginn, der mehr in die Geschichte zieht. Du kannst es mit etwas Abstand zum Text noch ein bißchen hin- und herwenden und ausprobieren. Manchmal verändert auch das Killen von kleinen darlings genug - man muß nur tüfteln, bis man die richtigen Worte/Satzteile erwischt. Die Geschichte und diese Szene wären es wert.

"Schob" fand ich übrigens gut, es gibt Mengen an Schnee, da würde man das wohl kaum anders nennen können, selbst wenn die Straßen geräumt wären.

Den Charakter der Hauptfigur zu ändern - und dann gerade ein schreckliches Klischee von grauschwarzen Geschäften - würde ich für fatal halten. Für mich würde das jegleicher Charaterzeichnung/plot hier entgegenstehen und die ganze story unglaubwürdig und schief werden lassen. Langweilig find/fand ich die Figur nicht - keiner Fassung, aber als versnobten Neureichen hatte ich ihn nie aufgefasst.
Außerdem mag ich nicht ständig dieselben Geschichten lesen, solche Figuren gibt es ja wie Sand am Meer. (Und selten so komplex wie Matti Rönkäs ingermanländischer Privatdetektiv.)

Ich bin zwar schon seit einer Ewigkeit nicht mehr in Russland gewesen, aber da ich dort aufgewachsen bin, musste ich nicht allzu viel Recherche betreiben.
Mein Lob bleibt dennoch uneingeschränkt bestehen, denn es fällt auch nicht leicht, solche Details aus einer gewohnten Umgebung richtig einzupassen, gerade wenn bereits Erinnerung.

Herzlichst,
Katla

P.S.
TV/Radio finde ich völlig unproblematisch - ich hab seit 2,5 Jahren keinen Fernsehanschluß, und Radio höre ich so gut wie nie. (Dazu seit über 2 Jahren keinen US-amerikanischen Film mehr gesehen; und was mainstream-Musik angeht, hab ich keinen Blassen mehr ... kann Deine Figur also gut nachfühlen.)

 

Iche nochmal:

habe ich den Anfang stark gekürzt

Hätte kürzen nicht gereicht? Wo ist denn jetzt meine schöne Aussage hin? Ich fand das so schön, dass alles funktioniert, was unwichtig ist, aber die Heizung (Die Wärme) eben nicht. :crying: Schreib den ersten Absatz einfach neu. Streiche den alten und schreib ihn neu. Das funktioniert, ich hab das auch mal probiert. Du musst ja nicht schreiben, dass es funktioniert, also das Licht und so, aber was es alles gibt in dem Auto, und dann funktioniert die Heizung nicht ...

Was die beiden Stellen angeht, an denen Wladimir das Präsenz benutzt, so glaube ich, dass er das darf. Ich kann nicht genau sagen womit es zusammenhängt, aber alles andere klingt für mich falsch.

Zwei verschiedene Zeitformen in einem Satz? m.M.n. darf er das nicht
(Offensichtlich habe ich Internet, aber da der Alekseij aus der Geschichte ja ein richtiger Autor ist, hat er, in meiner Vorstellung, einen asketischeren Lebensstil als ich.)

Schreib das! Vielleicht muss ja auch jemand aufs Plumpsclo oder zum Brunnen und Wasser holen :). Nee, war Spaß. Okay. Aber die Frage tauchte wirklich auf, ob jemand sich so einigelt/abschottet. Gerade ein Schriftsteller - ohne Nachrichten. Hmm. Schwierig. Aber Deine Story!

lieben Gruß Fliege

 

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