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Matthias knallt die Tür zu.
Noch ein paar gedämpfte Schreie seiner Mutter dringen durch die Kellertür und dann:
-Ruhe-
Er muss noch Deutsch lernen. Seine Mutter sagt, er tue zu wenig für die Schule – er sei faul geworden.
„Stimmt ja auch irgendwie.“, denkt er sich. Er lernt. Weil er durch banale Zufälle zu spät zur Deutscharbeit gekommen ist, muss er nachschreiben. Und obwohl er die gesamten Winterferien Zeit dazu gehabt hat, zu lernen, ist er noch auf dem gleichen Stand wie vor zwei Wochen.
„Bleib bei der Sache!“, denkt er sich. Er setzt an.
Aus dem Augenwinkel sieht er den Spiegel.
Er schaut in den Spiegel. War er dick geworden? Er fand sich dick. Aber immer wenn er fragte: „Sarah, bin ich dick geworden?“, sagte Sarah immer: „Nein, nicht wirklich.“ Sarah befand sich oft mit ihm im Keller, weil sie dort Aerobicübungen für die Schule praktizierte. Er war gerne mit seiner Schwester im Keller. Es herrscht immer eine angenehme Kälte zwischen ihnen. Früher hat er sich oft mit Sarah gestritten. Sarah ist selbst ein bisschen dicklich. Das ist aber, wie er findet überhaupt nicht auffällig. Sie ist eher muskulös.
Er fand sich dick.
„Bleib bei der Sache!“
Erneut setzt Matthias an. Er schaut kurz auf. Sieht sich um und entdeckt die Fotokollage, die Sarah zur Silberhochzeit von Mama und Papa angefertigt hat. Er sieht ein Foto aus der alten Wohnung. Als er darüber nachdenkt, fällt ihm auf, wie groß und geräumig die Wohnung damals gewesen ist. Dann ist sein Papa befördert worden und sie konnten sich das Haus leisten. Er erinnert sich, er hat am ersten Tag Schmetterlinge gefangen und dabei......
„Bleib verdammt nochmal bei der Sache!“
Er sieht seine in seinen Augen wunderschöne Gitarre an der Wand stehen. Er hat sie sich gekauft, nachdem er 4 Jahre aufs härteste dafür gespart hatte. Er denkt an die Zeit vor zehn Jahren, als er nur unter Aufwand von großer Mühe in der Lage gewesen ist, ein paar Akkorde hinzutrümmern, während er heute seinen Gitarrenlehrer niederspielt. Matthias ist überaus fleißig, wenn es um die Gitarre geht. Bis zu sechs Stunden seines Tags widmet er seiner Gitarre. Wenn er sie in den Händen hält, fühlt er sich einfach wohl und bestätigt......
Matthias sieht ein, dass es keinen Sinn hat und entscheidet sich am nächsten Tag weiterzulernen, um jetzt eine Geschichte zu schreiben. Worüber? Weiß er nicht.
Er grübelt.
Findet keine Konzentration.
Tobias kommt rein und macht sich scherzhaft über ihn lustig. - wie immer – dann geht er wieder. Die Scherze und Streiche sind oft die einzige Aufmerksamkeit und Zuneigung gewesen, die er von seinem Bruder je erfahren hat. Matthias hat das Gefühl sein Bruder akzeptiere ihn nicht und das machte ihn schlicht und einfach fertig. Sein Bruder war das Vorbild für ihn, das er bei seinem Vater nicht fand und er blickte zu ihm auf.
Langsam wird es ihm immer Gleichgültiger, ob er bei der Sache bleibt oder nicht.
Er fängt an zu schreiben: „Es war einmal...“. Bricht ab. Streicht durch.
Findet keine Konzentration.
Er macht die Augen zu.
-Ruhe-
Legt den Füller hin und geht nach oben.