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7 Tage in der Hölle
Er zitterte.
Schweiß lief über seine Stirn. Er brannte in seinen Augen. Tränen, die zur Abwehr der salzigen, brennenden Tropfen hinunterliefen, nahmen ihm die Sicht. Das Umfeld nur noch in Schlieren erkennbar. Ein paar Tropfen fielen hinunter auf den Staub, zerplatzten auf der Straße.
Er blieb stehen, nahm das schon feuchte Tuch aus der Tasche und wischte sich übers Gesicht. Das Zittern, Resultat des Kontrollverlustes über seine Muskeln, wurde stärker. Der Mund war trocken, die Lippen spröde und leicht aufgerissen. Ein weiteres Zeichen seines unnatürlichen Zustandes. Ein pelziger Geschmack hatte sich auf seine Zunge gelegt, die sich wie ein Fremdkörper in seinem Mund anfühlte.
Längst schmerzte jeder Gesichtsmuskel wegen der aufgerissenen Lippen. Doch er blieb eisern - standhaft. Und deshalb zwang er seine Beine und Muskeln, konzentrierte seinen ganzen Willen darauf, Schritt für Schritt diesen Weg weiterzugehen. Nicht dem gewollten Ziel entgegen, sondern nach Hause. In das Haus, indem seiner Frau und Tochter auf ihn warteten.
Seit Tagen nahm er die Marterung des direkten Weges in Kauf.
Sieben Tage war er schon davon ab, den gewohnten, kleinen Umweg zu gehen. Er konnte nicht mehr. Wie schön war das Leben vorher gewesen. Nur noch einen Schritt vorwärts. Und noch einen. Nicht zurückblicken, nicht zurücklaufen.
Sein gemarterter Körper streikte. In Gedanken ging er die letzte Biegung. Sah sein Haus, seine Frau, sein Kind. In Wirklichkeit rannte er zurück. Da war nur noch der Weg, die Straße, der kleine Umweg - das eigentliche Ziel.
Endlich!
Er war da. Das Herz raste, der Atem ging stoßweise und laut. Seine Hand fuhr in die Jackentasche - nichts! Linke Tasche, rechte Tasche, Gesäßtasche – absolut nichts.
Er erstarrte – dann die Befreiung.
Er lachte laut auf! Schallend, befreiend. Alles fiel von ihm ab. Er mußte einfach weiterlachen. Der Druck war mit einem Male weg. Er drehte sich um und sagte dem Ziel, dem er jahrelang treu geblieben war, endgültig Adieu.
Den Kragen hochschlagend, holte er tief Luft und ging erlöst nach Hause.
Hatte er doch selber aus weiser Vorsicht das ganze Kleingeld und die Kreditkarte aus den Taschen genommen. Und womit sollte er sich jetzt noch Zigaretten aus dem Automaten ziehen?
Vor dem Automaten stehend, hatte es auf einmal bei ihm „Klick“ gemacht. Die Sucht, der er solange verfallen war, war mit einmal besiegt.