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Abgelaufen

teo

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09.05.2005
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Abgelaufen

Das Glöckchen an der Tür bimmelte. Endlich der erste Kunde. Frau Heinsle stellte die Dose Bohneneintopf ordentlich ins Regal, streifte ihre staubigen Finger an ihrem hellblauen Kittel ab und lief zur Kasse. Als sie um die Ecke des Backwarenregals bog, stand sie vor Herrn Beck, einem ihrer Stammkunden und langjährigen Nachbarn.
„Grüß Sie, Herr Beck! Heute schon wieder so zeitig unterwegs?“
Herr Beck blickte sie stumm an und atmete tief ein. Das ausgeblichene karierte Hemd spannte sich über seinen dicken Bauch. Die Ärmel hatte er schlampig hochgekrempelt. Seine verfilzte braune Hose hätte schon längst mal wieder gewaschen werden müssen. Heute hatte Herr Beck sich auch nicht wie üblich rasiert. Dadurch wirkte sein Gesicht in dem fahlen Neonlicht des kleinen Krämerladens noch grauer und ausgemergelter als sonst. Frau Heinsle lächelte ihn etwas mitleidig an und fragte dann freundlich:
„Soll ich Ihnen den leckeren Bohneneintopf schon an die Kasse stellen?“
Herr Beck brummte kurz und quetschte sich an Frau Heinsles fülliger Brust vorbei. Schlürfend ging er zum Regal und holte den Bohneneintopf selber heraus.
Inzwischen war Frau Heinsle hinter ihrer Kasse verschwunden und füllte das Zigarettenregal mit einigen Packungen auf. Dabei beobachtete sie Herrn Beck ständig kritisch aus den Augenwinkeln. Manchmal hatte er schon heimlich ein Päckchen Schnupftabak mitgehen lassen.
Diesmal schlich Herr Beck nur mit dem Eintopf zur Kasse und stellte sie energisch auf das schwarze Förderband. Viertel vor zwölf war es. Frau Heinsle konnte die Kirchturmuhr gegenüber von ihrem Laden immer gut sehen und wusste daher auch stets genau die Zeit. Nervös blickte sie auf die goldenen Zeiger. Bald würde sie den Laden schließen und das Mittagessen für ihren Mann kochen. Meistens schloss sie schon vor zwölf ab, denn wenn Eddi, so nannten alle im Dorf ihren Mann, sein Mittagessen nicht rechtzeitig serviert bekam, konnte er sehr wütend und ausfällig werden. Er scheute auch nicht davor zurück, seine Frau ab und an eine ordentliche Watschen zu verpassen.
Frau Heinsle wollte gerade den Eintopf in die Hand nehmen, um den Preis in die Kasse zu tippen, als Herrn Becks gichtgeplagten Finger die Konserve festhielten. Frau Heinsle schaute etwas erstaunt und fragte höflich:
„Herr Beck. Darf ich? Ich möchte den Preis ablesen und eintippen.“
Herr Beck räusperte sich laut. Sein übel riechender Mundgeruch breitete sich aus und Frau Heinsle rückte einen Schritt zurück. Sie vermied es ihr Gesicht zu verziehen. Herr Beck brüllte plötzlich los:
„Frau Heinsle!“, rief er. Seine Stimme zitterte ein wenig und ein paar Speicheltropfen flogen durch die Luft.
„Sie! Sie verkaufen abgelaufene Ware! Seit Jahren kaufe ich diesen Bohneneintopf!“ Bei dem Wort Bohneneintopf entwich Herrn Beck ein gewaltiger Rülpser.
„Gestern!“, schrie er weiter und seine Faust donnerte auf die Dose, „seit gestern weiß ich, dass Sie, Frau Heinsle, eine Betrügerin höchsten Grades sind!“
Frau Heinsle schluckte schwer. Tatsächlich hatte sie vor ein paar Jahren über einen freundlichen Großhändler den Sonderposten günstigen Bohneneintopf gekauft. Sie hatte damals auch von Herrn Becks kulinarischer Leidenschaft gewusst. Und sie hatte erfahren, dass Herr Beck alleine wohnte. Eine Ehefrau hätte den Betrug schon längst aufgedeckt.
„Aber Herr Beck ....“, stammelte sie.
„Kein aber mehr! Es hat sich aus-ge-a-bert! Sie! Sie wollten mich mit ihrer schlechten Ware umbringen!“
Er packte Frau Heinsle am Arm und zerrte sie hinter der Theke heraus. Schreiend versuchte sich Frau Heinsle zu wehren. Trotz seines fortgeschrittenen Alters, hatte der abgelaufene Bohneneintopf Herrn Becks Kräfte nicht schwinden lassen. Mit Schaum vor dem Mund brüllte er weiter:
„Jahrelang haben sie mich betrogen, hinters Licht geführt, mein Vertrauen missbraucht. Das sollen sie jetzt büßen!“
Er ließ Frau Heinsle los, war mit drei Schritten bei den Dosen und wischte mit einem Schlag alle Blechbüchsen vom Regal hinunter. Es schepperte fürchterlich. Frau Heinsle stand wie angewurzelt da. Mit einem zweiten kräftigeren Schlag arbeitete sich Herr Beck zu den Gläsern mit den eingelegten Kirschen und Pfirsichen vor. Glas für Glas zerplatzte auf dem Boden. Dabei rief Herr Beck ständig: „Abgelaufen! Abgelaufen! Abgelaufen!“
Als er die Marmeladengläser erreicht hatte, löste sich Frau Heinsle endgültig aus ihrer Starre. Ihre wulstigen Finger griffen nach der Bohneneintopfdose auf dem Förderband. Die erste Erdbeermarmelade knallte hinunter und ergoss sich blutrot auf dem grauen PVC-Boden. Frau Heinsle sah, wie sich der Hemdrücken von Herrn Beck vor lauter Schweiß langsam dunkel färbte.
Wie in Trance näherte sie sich Herrn Beck von hinten. Der Schweißgeruch drang in ihre empfindliche Nase. Sie musste unweigerlich an eine der abgelaufenen Bohneneintöpfe denken. Einmal hatte sie das Zeug auch probieren wollen. Einmal und nie wieder. Sie holte aus und schlug die Dose mit aller Kraft auf Herrn Becks Hinterkopf. Es knackte unappetitlich. Ohnmächtig sank er zu Boden. Stille breitete sich aus.
Ein merkwürdiger Geruch waberte durch den kleinen Dorfladen, eine Mischung aus Schweiß und eingelegten Kirschen. Die letzte abgelaufene Bohnenbüchse in der Hand, blickte Frau Heinsle erschöpft auf das Durcheinander. In diesem Moment wurde die Tür des Ladens aufgerissen. Das Glöckchen an der Tür klingelte aufdringlich. Eddi stürmte herein und brüllte:
„Wo ist mein Mittagessen? Schnitzel mit Erbsen und ...“ Weiter kam er nicht, da entdeckte er das Chaos vor den Regalen und die leblose Gestalt von Herrn Beck. Mit offenem Mund und einem dummen Ausdruck im Gesicht glotzte er seine Frau verständnislos an.
Frau Heinsle lief zum Kühlregal, schnappte sich ein Fertiggericht, fränkische Rouladen mit Kartoffelbrei und Rotkohl, drückte den feuchten Karton in Eddis Hand und verließ den Laden ohne ein weiteres Wort. Herr Beck drehte sich, während das Türglöckchen ein letztes Mal bimmelte, mühsam auf den Rücken und stöhnte mit verschmiertem Gesicht: „Abgelaufen.“

 

also teo,

sei mir nicht böse, aber so einen schwachsinn habe ich schon lange nicht mehr hier gelesen. das lasse ich auch soweit unkommentiert. besser du nimmst diese geschichte wieder zurück. und dann lasse dir bitte mal viel zeit beim schreiben.

sorry

barde

„Grüß sie, Herr Beck! Heute schon wieder so zeitig unterwegs?“

"sie" gross

„Soll ich ihnen den leckeren Bohneneintopf schon an die Kasse stellen?“

"ihnen" gross
ist das der "Bohneneintopf", den sie gerade ins regal gestellt hat? fällt dir nichts anderes ein?

Herr Beck brummte kurz und quetschte sich an Frau Heinsles fülliger Brust vorbei. Schlürfend ging er zum Dosenregal und holte den Bohneneintopf heraus.

"Bohneneintopf" zum dritten mal

Inzwischen war Frau Heinsle hinter ihrer Kasse verschwunden und füllte das Zigarettenregal mit einigen Packungen West auf.

bitte keine werbung!

Dabei beobachtete sie Herrn Beck ständig kritisch aus den Augenwinkeln. Manchmal hatte er schon heimlich eine Dose Schnupftabak mitgehen lassen.

was erzählst du hier?

Diesmal schlich Herr Beck nur mit der Dose zur Kasse

"Dose" zum dritten

und wusste daher auch stets genau die Uhrzeit. Nervös blickte sie auf die goldenen Zeiger der barocken Uhr.
"Uhr" ist doppelt, das 1. "uhr" kann weggelassen werden

„Wo ist mein Mittagessen? Schnitzel mit Erbsen und .

furchtbar!

hat herr beck alle leeren dosen gesammelt, oder wie kann er schlussfolgern, dass er seit jahren abgelaufenes gegessen hat?

 

Hallo barde!

Gibt es keine Rubrik für Quatschgeschichten? Also meinen Kindern gefällt der Blödsinn, den ich ihnen erzähle. Du musst zugeben, dass du bestimmt das eine oder andere Mal grinsen musstest, oder?
Jedenfalls ist deine Reaktion eindeutig und allein das freut mich, dass du dich wahrscheinlich fürchterlich aufgeregt hast :D !
Ich werd nochmal ein bisschen drübergehen und mir eventuell noch eine seriösere Version einfallen lassen.
Danke für deine ehrliche Rückmeldung!

Gruß,
Theo

 

Hallo teo,

mir hat die Geschichte auch nicht so zugesagt.
Ich hatte mir nach der Ankündigung einer Tante-Emma-Laden-Geschichte etwas anderes vorgestellt, vor allem nachdem ich den ersten Satz las.

Auch mich würde interessieren, wie Herr Beck plötzlich auf die Idee kommt, dass auch all die Dosen, die er bereits aufgegessen hat, abgelaufen sind.
Seinen Wutausbruch finde ich sehr übertrieben.
Gut, du schreibst, dass deine Kinder darüber gelacht haben. Für Kinder kann es lustig sein.

Auch würde ich die Beschreibung ihrer Eheverhältnisse nicht aufführen. Ich meine, wenn er am Schluss reinkommt und ein Schnellgericht verlangt, würde vollauf langen.

Auch die Pointe am Schluss mit dem Wort "Abgelaufen" ist bei mir auch nicht gleich angekommen.


Ich finde, du kannst bessere Geschichten schreiben.

Viele Grüße
bambu

 

Hall teo,

von der Flüssigkeit her habe ich an dieser Story nicht viel auszusetzen. Der Inhalt erschien mir auch nicht so an den Haaren herbeigezogen. Zumindestens kann man sich eine Hintergrundgeschichte vorstellen. Vielleicht hat Herr Beck noch Kinder, eines davon hat bei einem Besuch das Verfallsdatum gesehen und ihn drauf aufmerksam gemacht.
Der Ausbruch kommt etwas plötzlich und unvermittelt. An Herrn Becks Stelle hätten glaube ich unabhängig von der Charakterisierung, die meisten Leute Frau Heinsle erstmal das Datum zu lesen gegeben, das als Verfallstermin avisiert ist, pedantisch darauf hingewiesen und sich so in ihre Wut gesteigert. Da nimmst du Herrn Beck auch eine realistische Möglichkeit, weil sich Frau Heinsle nicht in ausreden flüchtet (Das ist doch nur ein Mindesthaltbarkeitsdatum, die sind doch deswegen nicht schlecht, etc.).
Manchmal helfen Konkretisierungen, hier etwa würden genauere Daten mE nützlich sein. Welches ist das konkrete Datum des Tages, welches Datum steht auf den Dosen, wie lange sind die eigentlich schon abgelaufen?
Deine Kinder werden an dieser Geschichte den Showdown witzig gefunden haben. Die meisten Kinder lieben solche Vorstellungen, wenn im Supermarkt alles umfällt, zu Bruch geht. Das hat etwas von Slapstick und sollte es ja sicherlich auch haben. Auch lieben Kinder oft den lakonischen Umgang mit dem Tod, den du in deiner Pointe pflegst. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich darüber amüsiert haben.
Dann gibt es logische Brüche in deiner Erzählung. Im ersten Satz ist Herr Beck langjähriger Nachbar, dann aber hat Frau Hensle erfahren, dass er alleine lebt. Als Nachbar weiß man heute eventuell nicht viel voneinander, das aber meistens schon.
Du hättest eine unbeholfene Frau Heinsle die Situation übrigens noch schön wieter eskalieren lassen können, in dem sie wild beteuert, dass nur die Bohnen abgelaufen wären, als er die anderen Waren von den Regalen schmeißt. ;)
Angesichts der Ermordung Herrn Becks und angesichts der Umetikettierung frischen Hackfleischs in Supermarktketten realen Lebens ist die Interpretation, dass dem Kapital das Leben seiner Konsumenten scheißegal ist, wenn es um den Profit geht, vielleicht etwas oversized?

stand sie vor Herrn Beck, einer ihrer Stammkunden und langjähriger Nachbar.
, einem ihrer Stammkunden und langjährigen Nachbarn

Lieben Gruß, sim

 

Hallo bambu!

Da gab es ein kleines Missverständnis mit meinen Kindern. Meine Kinder sind erst 3, 6 und 7, und die haben diese Geschichte auch garnicht gelesen, bzw. erzählt bekommen. Ich meinte damit andere Quatschgeschichten, auf dem Niveau von deren Alter, ohne Todesfälle und andere Scheußlichkeiten des Lebens! Ich hoffe, es ist jetzt etwas klarer, was ich mit der Aussage meinte. Natürlich ist die Geschichte nicht besonders tiefsinnig und ausgeklügelt. Auch entspricht sie wenig der Realität. Es hat mir selber einfach Spaß gemacht, den Text zu schreiben, wenn auch etwas überzogen. Ich werde künftig darauf achten, nur qualitativ gute Texte einzustellen und wie barde schon sagte, mir etwas mehr Zeit beim Schreiben nehmen. Die Geschichte ist während dem langen Download meines Anti-Virus-Programms entstanden ... ist vielleicht nicht der geeignete Zeitpunkt, um eine seriöse Geschichte zu verfassen.
Trotzdem, danke dafür, dass du dir die Mühe gemacht hast und es gelesen hast.


Hallo sim!

Also das mit den Kindern habe ich oben erklärt! War ein Missverständnis! Für solche "groben" stories sind meine Kleinen noch ein bisschen zu jung!
Dass man noch einige Spitzen hätte einbauen können, das stimmt. Vielleicht hätte es dann eher in Satire gepasst .... :D
Ich werde mich versuchen zu bessern, nachdem nun die beiden letzten Geschichten kaum Gefallen fanden. Werde mich zusammenreißen und wieder Seriöseres schreiben. :Pfeif:

Gruß, Theo

 

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