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Abschied oder der letzte Weg

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13.08.2008
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Abschied oder der letzte Weg

Abschied oder der letzte Weg

Bericht von Petra Leonhardt

Der ersehnte Tauchurlaub nach Thailand rückte in greifbare Nähe. Es waren nur noch wenige Wochen bis dahin, als mich eine leichte Erkältung befiel.
Als nach einer Woche und dem darauf folgenden schlimmen Wochenende keine Besserung eintrat, konsultierte ich montags meinen Arzt.

Diagnose: Schwere Bronchitis (hoffentlich klappt´s mit dem tauchen).
Verordnung: Antibiotika und ein paar Tage zu Hause bleiben.
Eine weitere Woche verging, ich fühlte mich besser, ging wieder zur Arbeit. Der Urlaub rückte näher, die Schmerzen in der Brust ließen nach, der Husten, noch stark aber locker. Über Nacht dann Schmerzen in der linken Seite, unterhalb des Rippenbogens (oh nein, kann ich so tauchen?). Wieder zum Arzt, Verdacht auf Rippenfellentzündung, dann Entwarnung, er konnte beim abhorchen nichts feststellen. Erleichterung!

Wieder vergeht eine Woche, die Schmerzen werden zum ständigen Begleiter, beim Husten, beim Atmen, beim liegen. Wir haben zum Glück eine Reiserücktritts Versicherung abgeschlossen.

Noch 2 Tage: Samstagabend geht die Maschine, wir behalten uns vor, Samstag- morgen zu stornieren.
Freitagmittag: Wieder zum Arzt. Diagnose: Rippenfellentzündung, dieses Mal konnte er etwas hören, Telefonat mit einem Kollegen (Lungenfacharzt), die Zeit läuft, 13.oo Uhr, Panik, unser Urlaub. Der nette Kollege verschiebt seinen Feierabend und wartet auf mich. Nach einem ausführlichen Gespräch, abhorchen, Lunge röntgen sowie einem Lungenfunktionstest, dann die Bestätigung der Diagnose meines Arztes: Rippenfellentzündung!
Das war es, ich denke an die Stornierung des Urlaubs. Doch der nette Kollege sieht kein Problem darin die Reise anzutreten. Für die Schmerzen gibt es Tabletten und alles wird gut. Und tauchen?! In der Situation besteht Gefahr auf Pneumothorax, (2 Sterne Taucher aufgepasst! Prüfungsunterlagen Tauchmedizin: Pneumothorax gleich Lungenriss, die Lunge fällt zusammen) das wollen wir doch nicht – oder?
Nach anfänglicher Enttäuschung entschied ich mich also für´s Schnorcheln, wir traten die Reise an. Und siehe da, ich hatte ein wohl einmaliges Erlebnis, dass den Tauchern entgangen ist und nur mir zu Teil wurde.

Es war Sonntag der 14. November.
Die Schnorchel Gruppe bestand aus 4 Personen und dem Guide. Auf dem schneeweißen Strand der Similan Insel Nr. 4 (die Inseln sind durchnummeriert und darüber hinaus vergisst auch ein Guide schon mal die einzelnen Namen) wurde verabredet, dass man sich nach 60 Min. wieder hier trifft.
Und los geht’s. Ich bewaffne mich mit meiner ABC Ausrüstung, Maske, Schnorchel, Flossen und stürze mich in die türkisfarbenen Fluten. Umgeben von 27 Grad Wassertemperatur und klarer Sicht fühle ich mich glücklich und zufrieden.
Die vorgelagerten Riffe sind wunderschön, ich entdecke eine herrliche Vielfalt an Korallen, bewege mich durch kleinere Fischschwärme und beobachte gespannt das Treiben von Papageien, und Nasendoktor-Fischen und einer kleinen Muräne. Dicht unter der Wasseroberfläche zieht eine recht große Seenadel ihre Bahnen, Sie lässt sich durch mich nicht stören.

Plötzlich, wie aus dem Nichts, schwimmt ein Kugelfisch mit weit geöffnetem Maul direkt auf mich zu. Gebannt versuche ich mich still zu verhalten und warte wann er mir ausweichen wird. Nichts geschieht, schnurr gerade hält er auf mich zu, ob er mich nicht sieht?
Er kommt so nah, direkt auf meine Maske zugeschwommen, dass ich eine Kollision befürchtend leicht zur Seite ausweiche.
Er zieht an mir vorbei als sei ich gar nicht da. Vorsichtig bewege ich mich hinter ihm her, schwimme an seiner Seite, ich bin so na, ich könnte Ihn problemlos berühren. Er ist dunkel Braun und hat die Länge meines Armes. Sieht er mich tatsächlich nicht? Mir kommt der Gedanke, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Ich schwimme etwas weiter nach vorn, betrachte seine linke Gesichtshälfte, das Auge ist trübe, das Maul steht ununterbrochen offen, es sieht so aus, als hätte sich hier schon Algenbewuchs angesammelt. Ich lasse ihn etwas vorüber ziehen und betrachte seine linke Flanke, deutlich erkenne ich hier einige Vernarbungen die sich heller abzeichnen, jedoch lange verheilt sind. Ich verharre einen Moment bis er vorbei zieht und schwimme auf seine andere Seite. Auch hier sind eine Menge Vernarbungen zu sehen, vielleicht Bisswunden von Rivalen.
Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: „Dieser Fisch muss sehr alt und schwach sein.“ Ich schwimme weiter nach vorn, immer noch ganz dicht neben ihm, auch das rechte Auge ist trübe.
Lange Zeit neben ihm her schwimmend betrachte ich Ihn so.
Bilde ich mir ein aufblitzen in seinem Auge nur ein, weiß er doch das ich da bin? Duldet er mich als eine stille Begleiterin oder hat er einfach keine Kraft mehr und lässt sich nicht beirren geradewegs in den offenen Ozean hinaus zu schwimmen, vielleicht zum sterben.
Wieder lasse ich ihn vorbei ziehen und schaue hinter Ihm etwas aus dem Wasser heraus. Der Anblick ist herzzerreißend und macht mich unglaublich traurig. Ein Teil seines Rückens ragt kontinuierlich aus dem Wasser so dass die Rückenflosse regelmäßig von rechts nach links ins leere schlägt. Ich höre sogar das leise platschende Geräusch das dabei entsteht.
Moment mal, sieht es nicht so aus als würde er mir zuwinken? Ist das der Abschiedsgruß an mich und den Rest der Welt auf seinem letzten Weg? Ich begleite ihn noch eine Weile, (ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist) wechsele noch einige Male die Seiten, versuche in seinen Augen etwas zu ergründen.
Dann verabschiede ich mich stumm und wünsche ihm alles Gute auf seinem Weg. Mir ist zum heulen zumute. Als er vorbeizieht betrachte ich ein letztes Mal seine Rückenflosse und winke ihm nach, bis er durch die Entfernung immer kleiner wird. Vielleicht konnte ich ihm auf seinem letzen Weg etwas mitgeben, auch wenn es nur mein tiefempfundenes Mitleid für diese arme Kreatur war, wer weiß.
Als ich mich auf den Rückweg zur Strand machte, bemerkte ich, dass ich schon ziemlich weit raus geschwommen war. Aber ich lag noch gut in der verabredeten Zeit und hatte so Muße auf dem Rückweg meinen Gedanken, über das eben erlebte, nachzuhängen.

Außer später mit meinem Mann, habe ich mit niemandem über dieses Erlebnis gesprochen, schon gar nicht mit den anderen Tauchern, die hätten mich sicher nur belächelt oder nicht?
Er ermutigte mich allerdings dazu diese Geschichte niederzuschreiben, um anderen Tauchern, Schnorchlern und auch Landratten einen Teil dieser wunderschönen und doch so seltsam fremden Welt näher zu bringen.

 

Der Bericht ist in etwa so spannend, wie die Diaabende, mit denen früher alle Verwandten und Bekannten nach Privatreisen der Reiseweltmeister gefoltert wurden.
Frage: Was macht aus einem privaten Reisebericht ein Stück Literatur für alle? Allein die Veröffentlichung in einem Blog oder Forum ist es nicht.

Dringend notwendig: Die Beantwortung der Fragen, warum möchte ich etwas wem erzählen, wie möchte ich es warum erzählen, was ist für mich als Autor von Interesse daran, was wichtig, was ist für andere von Interesse daran, was nur eitle Selbtsdarstellung?

Man kann im Internet natürlich alles veröffentlichen, muss es aber nicht.

 

Hallo Petra,

bitte nicht entmutigen lassen! Nur durch Üben und Lernen aus den Reaktionen anderer kommt man weiter.

Diese Geschichte in ihrer gegenwärtigen Form funktioniert nicht. Es handelt sich um die chronologische Beschreibung der Ereignisse, ungefähr so spannend wie ein Diaabend - wie sim schon gesagt hat...

Das wichtigste, um daraus eine gute Geschichte zu machen, ist die Frage: Warum will ich das jemandem erzählen? Was hat mich bewegt?
Sehr gut wäre auch, wenn nicht alles gar so vorhersehbar wäre.

Einen der Sätze finde ich toll:

Plötzlich, wie aus dem Nichts, schwimmt ein Kugelfisch mit weit geöffnetem Maul direkt auf mich zu.
Damit könntest Du anfangen! Es stellen sich sofort die Fragen, warum der Fisch das tut. Ist die Situation bedrohlich? Die Erzählerin ist krank. Der Fisch, obwohl fremdartig und in einer ganz anderen Umwelt lebend, ist auch krank.
Was genau rührt die Erzählerin so?

Die ganze erste Hälfte, also die Planungen, die Gruppe und die schwere Bronchitis, würde ich erst mal weglassen. Das ist (sorry) unwichtig und kann in die Beschreibung der Begegnung einfließen: Die Erzählerin ist noch schlapp, weil sie ja eine Bronchitis kaum auskuriert hat. Die anderen Taucher sind hoffentlich noch in der Nähe (usw.)

Das wichtigste an dem Text ist dieses Gefühl:

Dann verabschiede ich mich stumm und wünsche ihm alles Gute auf seinem Weg. Mir ist zum heulen zumute. Als er vorbeizieht betrachte ich ein letztes Mal seine Rückenflosse und winke ihm nach, bis er durch die Entfernung immer kleiner wird. Vielleicht konnte ich ihm auf seinem letzen Weg etwas mitgeben, auch wenn es nur mein tiefempfundenes Mitleid für diese arme Kreatur war, wer weiß.

Wenn Du an der Geschichte arbeitest und sie so weit bringst, dass sie flott und interessant erzählt ist, dann kannst Du Dich Fehlern und stilistischen Feinheiten zuwenden: Dein Textverarbeitungsprogramm wird ohnehin falsch geschriebene Wörter kenntlich machen.

Viel Glück!

Berg

 

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