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Abschied

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25.01.2002
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Abschied

Abschied

Leise ging ich in das Zimmer. So leise, als könnte ich jemanden aufwecken. Wenn es doch nur so wäre. In diesem Zimmer, was weiß gekalkt war, stand ein Kinderbettchen und ein Stuhl. In diesem Bettchen lagst du. Ganz friedlich, als würdest du schlafen. Aber so war es nicht. Erst letzte Nacht wurdest du geboren. Welch große Freude mich in dieser Sekunde überhäufte, ist in Worten nicht auszudrücken. Du hattest mir noch zu all meinem Glück gefehlt. Lange hatte ich auf den Augenblick gewartet, dich in meinem Arm zu halten. Doch ist mein Glück von einer Sekunde zur nächsten in tausend Splitter zerfallen. Herztod. Ein Loch in deinem Herzen, wie die Ärzte mir erklärten. Nun stand ich, mit größtem Herzweh weinend an deinem Bett um Abschied von dir zu nehmen. Vorsichtig nahm ich dich aus dem Bett. Drückte deinen zarten kleinen Körper gegen den meinen. Immer wieder mit der Frage, warum? Warum du? Es gibt doch so viele Kinder, warum nur du. Niemand wird mir eine Antwort darauf geben können. Ich setzte mich auf den Stuhl und wiegte dich in meinem Arm. Sanft streichelte ich dein kleines Gesicht. Küßte deine zarten Wangen und konnte es einfach nicht glauben, nicht fassen, daß du nicht mehr lebst. Schluchzend erzählte ich dir, wie sehr ich dich liebte und was wir alles gemeinsam unternommen hätten. Deine Haut, sie war nicht mehr zart rosa, mehr bläulich. Ich nahm die Decke aus dem Bettchen und deckte dich damit zu. Leise sang ich dir weinend Schlaflieder vor. Dabei, hielt ich dein kleines Händchen und streichelte es. Ich weiß nicht für wie lange ich bei dir saß. Es war schon dunkel, als eine Schwester zu mir ins Zimmer kam und mir sagte, daß es jetzt Zeit ist zu gehen. Zeit um endgültig Abschied von dir zu nehmen. Mein Körper zitterte, als ich dich wieder zurück in das kleine Bettchen legte. Ich deckte dich behutsam zu und gab dir nochmals einen Kuß zum Abschied auf deinen kleinen Mund. Weinend, mit noch mal einen letzten Blick zu dir, verließ ich das Zimmer. Ein schwerer Gang wird noch vor mir liegen. Der Gang zum Friedhof, wo deine kleine, arme Seele zur Ruhe gelegt, in Gottes Hände gelegt wird. In meinem Herzen wirst du aber immer weiterleben.

Gerda Horn

 

Hallo Gerda!
Bei dieser Geschichte habe ich eine Gänsehaut bekommen.
Ausserdem bin ich dabei wütend geworden.
Wütend deshalb, weil ich seit das ich weiß, das ich Vater werde und mittlerweile ja bin solche Geschichten hier immer öfter lese.
Für mich sind solche Storys Gift für meine Gefühle.
Bevor ich allerdings näher darauf eingehe würde mich interessieren, ob es eine erfundene Geschichte ist, oder ob du sie als Schicksalsbewältigung geschrieben hast!

 

Ja, Gänsehaut wird wohl auch jeder nachfolgende Leser bekommen....

Finde dieses Erlebnis (ob echt oder nicht) sehr gut aufgeschrieben, auf der einen Seite die Liebe zum verstorbenen Kind, auf der anderen aber sehr kalt, wie man diese Situation vermutlich auch empfindet.

Ein kleiner Fehler ist mir ganz am Schluß aufgefallen:
"Weinend, mit noch mal einem letzten Blick zu dir,..."

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Falls es tatsächlich erlebt ist: Mein Beileid.

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Alles liebe
Susi :)

 

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