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Abschied

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13.11.2001
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Abschied

Abschied


„Mein lieber Freund,


heute schreibe ich Dir zum letzten Mal, denn ich werde bald sterben. Mein Leben geht zu Ende und ich möchte Dir, lieber Gefährte noch einmal schreiben wie sehr ich unsere Freundschaft zu schätzen wusste. Stets warst Du für mich da, in meinen schwersten Stunden konnte ich mich auf Dich verlassen. Niemals hörte ich ein böses Wort von Dir. Warst Du doch einmal anderer Meinung, dann konnten wir stundenlang diskutieren und beraten. Wir haben uns immer gegenseitig zu neuen geistigen Höhenflügen angeregt. Ich werde Dich sehr vermissen, wenn man vermisst wenn man gestorben ist.
Mein Freund dieses Schreiben wirst Du erst lesen, wenn ich schon tot bin, doch trauere nicht um mich, ich werde immer an Dich denken. Die Langen Jahre meiner Krankheit haben nun endlich ein Ende. Die einzige Therapieform war letztendlich das verlassen meines Körpers. Gräme Dich nicht, ich bin an dem neuen Ort meines Daseins bestimmt glücklicher als hier auf der Erde.
Nun möchte ich Dich um ein paar letzte Dinge bitten, ich hoffe Du nimmst in meinem Gedenken an.

Freue Dich über jeden Tag deines Lebens. Es ist nicht einfach durch eine tödliche Krankheit hindurch Freude zu empfinden, doch ich konnte mich immer schon an den einfachen Dingen des Lebens wie einem Sonnenaufgang oder einer blühenden Blume erfreuen. Bewahre diese Gedanken und Eindrücke für mich auf, indem Du sie selbst erlebst und in Ehren hälst.

Kümmere Dich bitte gut um meine Frau und meine Kinder, sie kennen Dich fast so lange, wie unsere Freundschaft währt, sie mögen und lieben Dich fast ebenso, wie sie mich liebten. Bitte steh vor allem meiner Frau bei, denn sie wird mich sehr vermissen und wahrscheinlich sehr lange trauern. Meine Kinder werden noch nicht verstehen, wohin ihr Vater verschwindet.

Zu guter Letzt bitte ich Dich, mein persönliches Andenken zu bewahren, indem du diesen Brief zusammen mit meinem Tagebuch solange bewahrst wie Du lebst, damit Du Dich immer an mich erinnern kannst. Denn meine größte Angst ist vergessen zu werden.

Ich schließe mit einem letzten Gruß an Dich. Gehab Dich wohl und Lebe dein Leben wie auch ich es getan hätte, wäre ich jemals gesund gewesen.

Dein ewiger Gefährte“

Ich legte den Stift weg, betrachtete den Brief ein letztes Mal, faltete ihn und steckte ihn in den vorbereiteten Umschlag. Dann sah ich die kleine Tablette an, die vor mir auf dem Schreibtisch lag. So unscheinbar und doch bedeutend. Ich nahm sie in den Mund und spülte sie mit einem großen Schluck Wasser herunter. Ich legte mich auf mein Bett und kurz bevor mir die Augen zu fielen, dachte ich an meine Frau. Dann schlief ich ein.


Orinox für ein neues Leben!

Diese Tablette bietet jedem Kranken eine neue Chance!
Nach Jahrelanger Forschung haben wir endlich eine Medikation
Gegen Geisteserkrankungen jeder Art gefunden. Ob Depression,
Schizophrenie oder Angstzustände mit dieser Tablette beginnt ein neues Leben!
Einfach eine Tablette mit genügend Wasser einnehmen und nach einer Schlafpause
Von etwa 24 Stunden sind jegliche Symptome verschwunden.

Orinox! Das Leben beginnt!


Nightboat 2004

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo nightboat!
Seltsame Geschichte :)
Lese dir deine Geschichte nochmals durch, denn ich habe beim Lesen gesehen, dass du ein paar Kommas vergessen hast.
Inhaltlich finde ich deinen Abschiedsbrief gelungen, aber ich finde, dass ein solcher Brief an einen sehr guten Freund ein wenig wärmer geschrieben werden sollten, wie soll ich sagen, es klingt beinahe für meinen Geschmak etwas formal.

Ich schließe mit einem letzten Gruß an Dich. Gehab Dich wohl und Lebe dein Leben wie auch ich es getan hätte wäre ich jemals gesund gewesen.
Vielleicht bin ich zu jung und deswegen kommt mir diese Wortwahl etwas gekünstelt vor, eben nicht wie in einem sehr persönlichen Brief.
Jetzt würde mich noch interessieren, ob es dieses "Orinox" denn wirklich gibt? Vielleicht nicht in dieser Form, aber man bedenke, dass es so viel Unsinn auf dem Markt gibt... Was war deine Motivation für diese Geschichte?
Gruß,
Dome

 

Hallo Dome,

erstmal vielen Dank für die Kritik.

Meine Kommasetzung ist wie immer grauenhaft. Ich muss auch die anderen Geschichten nochmal durchschauen. Kommt vielleicht daher, dass ich beim Thema Kommata krank war. :D

Zur Geschichte:

Vielleicht ist der Schluss doch etwas zu versteckt um beim ersten Lesen drauf zu kommen was hier wirklich los ist. Verraten werde ich es vorerst noch nicht, sonst nehme ich den Anderen die Überraschung weg. Die Motivation ergibt sich aus der Botschaft hinter den Zeilen, sollte es das von mir beschriebene Medikament jemals geben, wäre es interessant, wie die Betroffenen mit dem Letzten Tag ihrer Krankheit umgehen.

Wie schon gesagt, Orinox gibt es nicht, ein Medikament, welches absolut meiner Phantasie entsprungen ist. Aber wenn man überlegt, wär das doch nicht schlecht oder?

Die künstliche Sprache ist bewusst gewählt um die schwerfällige Traurigkeit auszudrücken, wenn das den Brief zu unterkühlt wirken lässt, werde auf jeden Fall noch einmal schauen ob die Formulierungen passend gewählt sind.


Gruß
Nighty

 

Hallo!
Ich habe gerade die Geschichte nach 3 Stunden Lateinmarathon nochmal gelesen und habe festgestellt, dass deine Sprachwahl doch nicht so schlecht ist, da, wie du begründet hast, sie die Schwerfälligkeit gut ausdrückt.
Ja, ein solches Medikament wäre echt interessant. Alle Probleme mit 24 Stunden Schlaf lösen... Aber dann wäre ja die Frage, ob es dann überhaupt noch nötig wäre irgendwie an Problemen zu arbeiten und so würde es sich schnell in die falsche Richtung entwickelt.
Gruß,
Dome

 

Einen wunderschönen guten Morgen.

@GoldeneDame Volltreffer.

@Dome Nach drei Stunden Latein würde mir jede andere Sprache wie der Himmel vorkommen. ;)

Das Medikament war eigentlich nur eineLösung für das logische Problem, wie die zweite Persönlichkeit einfach für immer verschwinden kann.

 

Eine schoene Geschichte, aber ein bischen zuviel Holzhammer am Schluss fuer meinen Geschmack. Ich mag es sehr gerne wenn man erst beim 3. Mal lesen die Pointe erkennt.
Das Wort Schizophrenie in der Medikamentenbeschreibung ist ein bischen zuviel Information.

Ansonsten hat sie mir sehr gut Gefallen :)

Gruss Dicker

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Story besteht ausschließlich aus der Pointe (der Medikamenten-Reklame) und deren Vorbereitung (der Brief). Erstere ist ganz nett, letztere wirkt auf mich lieblos und allein wie Mittel zum Zweck.

Plausibel ist das alles sowieso nicht: Von der Pille schläft man 24 Stunden? "Jeder Kranke" wird geheilt? Eine einzige Pille soll diese Wirkung haben? Und dann auch noch gegen die drei schlimmsten psychischen Krankheiten auf einmal?

Mal ganz davon abgesehen: Schizophrenie ist nicht dasselbe wie Persönlichkeitsspaltung bzw. "multiple Persönlichkeit" (aber es ist ein verbreitetes Missverständnis, daher der kursive Satz; ich empfehle hierzu die Lektüre des betreffenden Wikipedia-Artikels). Dass Du das (unausgesprochen) einfach gleichsetzt, zeigt, dass es Dir bei der Geschichte lediglich um die Pointe ging, nicht um etwas tiefer gehendes, sonst hättest Du etwas mehr recherchiert, statt einfach ein paar Stichworte hinzuwerfen. Insgesamt ist die Story zu kurz, um überhaupt etwas wie Tiefgang bieten zu können, aber auch, um auf einem gewissen Niveau zu unterhalten. Wie gesagt: Die Pointe ist ganz nett, aber sobald man anfängt, über sie nachzudenken, muss man den Kopf schütteln, und die Geschichte riskiert ihre Daseinsberechtigung.

Fazit: Nicht jede Pointe lässt sich zu einer guten Geschichte verarbeiten, schon gar nicht, wenn man nicht über sie nachdenken darf ;)

 

Hallo nochmal,

@dicker Schön das Dir die Geschichte gefallen hat. Wenigstens eine gute Meinung :)

@Uwe Die Medikamentenbeschreibung beinhaltet alle Erkrankungen des Geistes. Mir ist schon klar das Schizophrenie nichts mit Persönlichkeitsspaltung zu tun hat. Der Springende Punkt an der Geschichte ist auch nicht die Pointe, sondern der Abschied des Prot von sich selbst.
Der Denkanstoß sollte eigentlich auf genau diesen Abschied zielen, der ja nicht nur dem Psychisch Kranken begegnet. Denke mal an den Abschied vom Kind Sein u.s.w.

Vielleicht sollte ich das nächste Mal etwas mehr abliefern, ich gelobe in jedem Fall Besserung und bedanke mich für die Kritik. :D

Gruß
nighty

 

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