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Abschied

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30.08.2003
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Abschied

Es war vorbei. Der Schweiss rann ihm in einer feinen Linie der Wirbelsäule entlang. Der erste Tropfen hatte bereits seine Lendenwirbel passiert und wurde vom Rand der braunen Kordonhose aufgesogen. Eigentlich sollte er frösteln, dachte er, schlug den Kragen seines Mantels hoch und zog den Hut tief ins Gesicht. Die Hände von Nervosität kalt und feucht geworden, steckte er in die Manteltaschen. Er ballte sie zur Faust. Mit schleppenden Schritten ging er weiter in Richtung Bahnhof, das Bein leicht nachziehend. Schon von weitem sah er sie am Rande des Bahnsteigs stehen. Neben der grossen schlanken Gestalt lag die gelb leuchtende Reisetasche auf dem Boden, welche sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Er sah, wie ihr langes, goldblondes Haar durch die aufgehende Sonne mit der Tasche zu konkurrieren schien. Sie bemerkte ihn nicht, war mit den Gedanken weit fort, als er wenige Schritte neben ihr stehen blieb und sie mit seinem Blick zu durchbohren schien.

Einmal, bevor er das Haus verliess, stand er vor dem Spiegel und versuchte, sich selbst in die Augen zu sehen. Aber er konnte dem Blick nicht standhalten, also spritzte er sich kaltes Wasser ins Gesicht. Die Bartstoppeln kratzten an seiner Handfläche, dies störte ihn schon lange nicht mehr. Er hasste Barthaare im Lavabo. Suchend sah er sich nach ihrem Handtuch um. Gierig vergrub er sein nasses, kaltes Gesicht im noch feuchten Tuch und versank in ihrem Geruch. Während er sich später sorgfältig sein strähniges, braunes Haar nach hinten kämmte, tauchten Erinnerungen in ihm auf: Einmal hatten sie sich zu später Stunde gegenseitig frisiert. Er hatte ihr zwei Zöpfe geflochten, sie wieder aufgelöst, seine Hände in ihrer Haarpracht vergraben und an ihren Haaren gerissen, bis sie vor Schmerz laut aufgeschrien hatte. In diesem Moment hatte er sie sehr begehrt. Anschliessend hatte sie auch an seinen Haaren Hand angelegt. Sie hatte sie nach hinten gekämmt, gelächelt und gemeint, er sähe richtig schick aus. Ihr Vater hatte auch immer die Haare nach hinten gekämmt.

Als ob sie seinen Blick gespürt hätte, drehte sie sich um und sah ihn an. Er starrte zurück, darum bemüht, ihr nicht zu zeigen, wie sehr ihn ihre Aufmerksamkeit befriedigte. Am liebsten hätte er die Hände ausgestreckt um ihren Kopf festzuhalten. Ängstlich wich sie zurück. Sein Grinsen entblösste die schiefen Zähne. Er sah Jungfräulichkeit und ergötzte sich an ihr. Auch dieses Mal wird sie mich nicht vergessen können, beruhigte er sich und kickte einen Kieselstein in ihre Richtung. Sie reagierte nicht, oder doch? Auf einmal glaubte er nämlich ihre Augen in Mut, Kraft und Triumph getaucht zu sehen. Er blinzelte und erkannte wieder Angst und Unterwerfung. Seine zur Faust geballten Hände entspannten sich langsam.

Der Faustschlag traf sie mitten ins Gesicht, so dass sie zu Boden stürzte. Er stand nur da und betrachtete sie in ihrer Hilflosigkeit. Endlich spürte er inneren Frieden. Sie stöhnte, wand sich vor Schmerzen und versuchte vergeblich, sich aufzusetzen. „Hast du dir wehgetan? Soll ich dir helfen?“, fragte er und streckte ihr etwas ungeschickt seine Hand entgegen. „Irgendwann werde ich aufhören, die Schläge zu zählen“, dachte sie, bevor sie sich mühsam am Küchentisch hochzog. Seine Hand würdigte sie keines Blickes. Schleppenden Schrittes ging sie in Richtung Badezimmer, am Ende des Ganges. „Willst du einen Tee, oder soll ich dir einen kühlen Umschlag machen?“, hörte sie ihn mit zittriger Stimme rufen, bevor sie die Türe leise hinter sich schloss. Niemand sah, wie sich später ihre Tränen mit dem Wasser vermischten und im Abfluss der Dusche verschwanden. In ihrem Zimmer legte sie sich aufs Bett. Der Schmerz pochte in ihrer linken Backe. Lippen und Nase fühlten sich geschwollen an. Sie wusste nicht, was stärker war: das Pochen des Schmerzes oder das ihres Herzens. „Tief in den Bauch atmen und an etwas Schönes denken“, das hatte Mutter immer gesagt. Was sie wohl tun würde, wenn sie jetzt hier wäre? Ob sie ihr heute glauben würde? – Wohl kaum. „Hüte dich davor, so etwas jemals wieder über deine Lippen zu bringen. Du wirst sehen, Gott wird dich für deine Lüge bestrafen!“ Mutter hatte recht behalten. Gott hat sie bestraft, weil sie ihren Verdacht nie wieder über die Lippen brachte. Mit einer raschen Bewegung drehte sie den Rahmen mit dem Foto ihrer Mutter auf dem Nachttisch weg.

Sie drehte sich um, so, dass er nur noch an ihren Rücken starren konnte. Sie blinzelte in die Sonne und dachte, dass dies ihr letzter Tag war, der letzte Tag mit ihm. Eigentlich hatte sie nicht erwartet, aber um so mehr gehofft, dass er ihr heute morgen folgen würde. Seine Blicke quälten sie, sie wusste, dass er hinter ihr stand und sie anstarrte. Um sich abzulenken, begann sie, die Holzschwellen unter den Schienen zu zählen. Ihre Gedanken schweiften aber stets ab, so dass sie immer wieder von Neuem beginnen musste. „Dass die Schwellen nicht unter der grossen Last zerbrechen, die sie fast jede halbe Stunde tragen müssen“, wunderte sie sich. „Und dieser Abfall, der täglich auf sie hinunter fällt… Niemand kümmert sich um diesen Dreck.“, ärgerte sie sich, als sie die zahlreichen Zigarettenstummel und die zusammengeknüllten Taschentücher, die aussahen wie alter Schnee, entdeckte. Hoffentlich hat es bald ein Ende, dachte sie, während sie spürte, wie ihre Füsse taub wurden vor Kälte.

In der Hocke verharrte er und wartete vergeblich darauf, die Hitze des Wassers an seinen kalten Füssen und Beinen hochklettern zu spüren. Gebannt beobachtete er, wie sich seine Haut rot färbte. Erst als er die Schritte hörte, erlaubte er seinem gesamten Körper den Kontakt mit dem Wasser. Eingelullt in den Dampf spürte er weder die Hitze noch den Schmerz, vergass alles um sich.
Als er aus der Badewanne stieg, war sein ganzer Körper, ausgenommen die Schultern, welche nicht mit Wasser in Berührung gekommen waren und weiss hervor stachen, krebsrot. Taumelnd griff er nach dem Badetuch und rubbelte sich so schnell er konnte trocken und wickelte es sich dann mit einer ungeschickten Bewegung um die Hüften. Mit der rechten Hand fuhr er langsam von der linken den Arm hoch bis zu den Schultern. Dort angekommen, verweilte er und bemerkte fasziniert, wie sehr sich seine pralle, gerötete Hand von der Schulter abhob. „Man könnte meinen, die Hand platze gleich und warmes Blut ergiesse sich auf die weisse Schulter“, dachte er erleichtert, aber das Bild war zu flüchtig, um es halten zu können. Erschrocken zuckte er zusammen, als er spürte, wie sich das Badetuch von seinen Hüften löste und zu Boden glitt. Wie gelähmt stand er da, seine Hände und Knie begannen zu zittern. Kälte schlich erneut vom Boden in seine Füsse und kroch hoch bis zu seinen Schulter. „Nein“, flüsterte er, sank zu Boden, griff in Panik wild um sich, bis er endlich das Badetuch zu fassen kriegte und es sich rasch um die Lenden legte. Prüfend blickte er hinter sich, sah zur Türe, starrte auf das Schlüsselloch und zum Fenster hoch. Erst als er die sich entfernenden Schritte hörte, lehnte er sich entspannt an die kühle Wand. „Bald werden die Schritte verklungen sein.“, dachte er. Kurze Zeit später schloss sich die Haustüre leise hinter ihr.

Ein Schnellzug fuhr donnernd an ihnen vorbei. Das weisse Kleid flatterte im Fahrtwind, als wolle es sich vom Körper lösen und davonfliegen. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück. Er tat es ihr gleich, obwohl er den vorbei brausenden Zug kaum wahrgenommen hatte. Endlich konnte er wieder ihr schmales Gesicht, eingefasst in das blonde Haar, sehen. Langsam wanderte sein Blick von der hohen Stirn zu den grossen, nussbraunen Augen, welche einen erschrockenen, ängstlichen Ausdruck hatten und schliesslich zur feinen, geraden Nase. Die vollen Lippen, waren leicht geöffnet. Von Zeit zu Zeit wurden sie von der Zunge befeuchtet. Gebannt verfolgte er jede Veränderung in ihrem Gesicht. Mit einer raschen Bewegung befeuchtete er, möglichst gleichzeitig wie sie, die Lippen, kaute auf der Unterlippe und liess sie dann nach vorne gleiten. Ihr Kinn, mit dem kleinen Grübchen in der Mitte, liess in ihm das müde Gesicht seiner Mutter auftauchen, welches er schon beinahe vergessen geglaubt hatte. Mit einer Hand fuchtelte er vor seinen Augen hin und her, als wolle er einen bösen Gedanken verscheuchen. Fasziniert beobachtete er die Rundungen ihres rechten Ohres, worauf sie, als hätte sie es gespürt, die Haare hinter die Ohren strich.

Mit zitternden Händen hielt er sich die Ohren zu und kniff die Augenlieder zusammen, um gegen die stechenden Schmerzen im Kopf anzukämpfen. Nur langsam liessen sie nach und er konnte seine Augen wieder öffnen. Zuerst nur verschwommen, doch später ganz klar, nahm er im Schein seiner Nachttischlampe das Chaos in seinem Zimmer wahr. Es sah aus, als hätte sich gerade ein Sturm verabschiedet. Alles was er einmal mit grösster Sorgfalt auf seinem Nachttisch platziert hatte, ausgenommen die Lampe, lag auf dem Boden. Das Glas des Weckers hatte mehrere Sprünge, dem Keramikhasen fehlte ein Ohr, seine Tablettenschachteln lagen zum Teil unter der Erde des kleinen Kaktusses und den Tonscherben begraben. Nur noch bruchstückhaft erinnerte er sich an den Traum: Er sass mitten in der Nacht an seinem Schreibtisch, während Radio und Fernseher gleichzeitig eingeschaltet waren. Die Nachrichtensprecher verlasen unterschiedliche Nachrichten. Er wollte beiden zuhören, es gelang ihm aber nicht, weil sie immer lauter und schneller sprachen. Verzweifelt hielt er sich die Ohren zu. Mitten in diesem Lärm und seiner stummen Verzweiflung spürte er auf einmal eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich um und es wurde augenblicklich still. Er war alleine in seinem Zimmer. Als er auf seine weisse, nackte Schulter blickte, stellte er entsetzt fest, was er bereits befürchtet hatte: Die Hand war immer noch da, stark behaart, krebsrot und geschwollen. Und sie gehörte seinem Stiefvater. In blinder Wut schlug er wild um sich, so lange, bis er die Hand nicht mehr spüren konnte und für einen Moment vergass, wie sie aussah.

Zögernden Schrittes ging sie näher zur weissen Sicherheitslinie, setzte ihren ersten Fuss auf, dann den zweiten, knapp vor den ersten. Sie schien auf der Linie zu tanzen, wie auf einem Seil, immer bedacht, sie nicht zu übertreten, leicht, eleganten Fusses. Das lockige Haar tanzte hinter ihr im Wind. Die gelbe Tasche wechselte bei jedem Schritt schwungvoll die Hand, als wäre sie das Pendel einer Uhr. Die Jacke, welche sie sich zuvor schützend über die Schultern gelegt hatte, glitt hin und her und drohte auf den Bahnsteig zu fallen. Noch gerade rechtzeitig hielt sie inne und griff nach der Jacke. In diesem Moment schien es, als wäre sie aus einem Traum aufgewacht. Unsicher und leicht beschämt blickte sie sich um, trat zurück. Die Reisetasche liess sie wieder auf den Boden gleiten und legte die Jacke über den Unterarm. Sie war sichtlich darum bemüht, einen möglichst gleichgültigen Ausdruck auf ihr Gesicht zu zaubern.

Sein verschwommenes Gesicht im beschlagenen Spiegel nahm er kaum wahr, während er sich mechanisch die Zähne putzte. In Gedanken sah er sie bereits in den Zug steigen, sich einen Sitzplatz aussuchen und später das Zugende in der Landschaft immer kleiner werden, bis zum Verschwinden. Er spuckte aus und bemerkte, dass sein Zahnfleisch stark blutete. Gebannt beobachtete er, wie sein mit Blut vermischter Speichel im weissen Keramikwaschbecken den Weg zum Abfluss suchte. Erleichtert atmete er auf. Der erste Tropfen hatte es geschafft. Als er den Kopf hob, sah er mit Entsetzten ein Gesicht, das er bereits vergessen hatte. Während er vergeblich zu erkennen versuchte, wer ihm im Spiegel entgegen sah, zog sich ein schwarzer Vorhang über seine Augen. Er zitterte, sein Hals fühlte sich auf einmal geschwollen an und schnürte sich zusammen. Das Atmen fiel ihm schwer. Er schnaufte. „Er meint es nicht so. Er hatte nie eine Familie und weiss deshalb nicht, wie er dir zeigen soll, dass er dich lieb hat. Das musst du verstehen!“, hörte er seine Mutter wiederholt sagen. Dabei wurde ihre Stimme immer höher und sie sprach immer schneller, bis er nichts mehr verstehen konnte. Die Wörter wanden sich umeinander, er wähnte sich auf einem tosenden Karussell. In Panik klammerte er sich am Waschbeckenrand fest. Kurze Zeit später war es vorbei. Mit zitternden Händen drückte er die Klinke der Badezimmertür und ging schnellen Schrittes hinaus. In ihrem Zimmer angekommen, wühlte er in ihren Sachen und fand unter ihrem Bett eine Kartonschachtel. Er öffnete den Deckel, ein paar Fotos fielen auf den Boden. Auf jedem war er zu sehen. Bei einigen war ein Teil weg geschnitten worden.

Auf einmal hörte er ein zirpendes, pfeifendes Geräusch. Die Schienen kündeten den herannahenden Zug an. Automatisch drehte er den Kopf nach links, gewährte ihr für kurze Zeit unbeobachtet zu sein und spähte gebannt in die Richtung, aus der er die Einfahrt erwartete. Von weither leuchteten die Scheinwerfer, wie zwei riesige Augen, und kamen immer näher. „Wann sie wohl wieder nach Hause kommt? Nach drei Tagen, zwei Wochen oder einem Monat?“, fragte er sich und dachte an das letzte Mal: Damals stand sie nach genau elf Tagen wieder vor der Tür. „Ich habe es nicht ertragen, dich alleine zu wissen“, sagte sie und sass am nächsten Morgen am Frühstückstisch, als ob sie nie vorgehabt hätte, den Ort für immer hinter sich zu lassen. Der Zug rollte langsam in den Bahnhof ein und er sah, wie sie in der Tasche nach dem Ticket suchte, es fand, nochmals überprüfte und dann entschlossen zu einer geöffneten Tür lief. Er stand hilflos da, enttäuscht, dass sie sich nicht umdrehte, ihm zuwinkte fürs Abschiedsfoto. „Du kommst wieder, ich weiss es“, wollte er ihr nachrufen, hielt die Worte aber dann doch zurück. Er fühlte sich verloren beim Gedanken, dass er die kommenden Tage ohne sie verbringen musste. Verzweifelt schlug er sich mehrmals mit der flachen Hand gegen die Stirn.

In Gedanken versunken lehnte sie sich an die kühle Wand in der Diele und legte die Stirn in Falten. Sie starrte die Garderobe ihr gegenüber an, welche im fahlen Licht wie ein riesiger, dunkler Körper wirkte. Die einzelnen Kleidungsstücke verschwammen ineinander und auf einmal glaubte sie, zwei Augen und einen hämisch grinsenden Mund zu erkennen. Gequält versteckte sie sich hinter ihren Lidern. Als sie die Augen wieder öffnete, war das Ungeheuer verschwunden. Vor vielen Jahren war sie fast jeden Tag unter die zahlreichen Jacken gekrochen, hatte im Dunkeln des Verstecks an jeder einzelnen gerochen, während sie auf ihre Mutter gewartet hatte. Mutters Parfum war das angenehmste, Vaters Jacke roch nach Rauch und einem herben Parfum. Sie hatte es schon lange vergessen. Ihre Erinnerungen wurden durch das erwartete Geräusch der Türklinke unterbrochen. „Du warst lange weg“, bemerkte sie. Ihre Stimme versiegte augenblicklich, als sie sah, dass er leichenblass war und am ganzen Leib zitterte. Schweigend betrat er die Diele, stülpte seine Jacke ungeschickt über den bereits überladenen Haken, schlüpfte aus den Schuhen und liess sie umgekippt auf dem Fussboden liegen. Er wollte sich gerade auf den Weg in sein Zimmer machen, als sie sich ihm entschlossen in den Weg stellte und ihn fragte: “Was ist passiert?“ Mit gesenktem Blick antwortete er: „Ich habe ihn auf der Strasse gesehen.“ „Auf der Strasse?“ „Auf dem Weg nach Hause, in der Nähe des Bahnhofs“. Sie schluckte, zögerte, nahm ihn dann wie immer in die Arme und murmelte: „Es ist gut, er war es nicht, du wirst ihn niemals wieder sehen.“ Während sie ihn wie einen kleinen Jungen an sich drückte, konnte sie ihre Hilflosigkeit und Schuldgefühle für einen kurzen Augenblick verdrängen. „Lass mich los, du engst mich ein“, schrie er sie auf einmal an und stiess sie von sich. Zornig rannte er in sein Zimmer. Bevor er die Türe schloss flüsterte er : “Du trägst ihn in deinen Augen!“ Sie erstarrte vor Schrecken, ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie konnte nicht weinen. Lange stand sie vor dem Spiegel in der Diele, hörte sein Schluchzen und suchte vergebens ihren Vater in den grossen, dunklen Augen.

„Ich werde nicht mehr zurückblicken, ihm keine Gelegenheit geben, sein gewünschtes Foto zu machen. Er wird es nicht akzeptieren.“, dachte sie, während sie die Tasche schwungvoll in den Zug hievte und dann mit klopfendem Herzen hineinstolperte. In der Mitte des Wagens fand sie ein leeres Abteil und stellte die gelbe Tasche auf die beiden Sitze ihr gegenüber. Rasch überprüfte sie nochmals die Papiere und seine Kleider, in der Hoffnung nichts vergessen zu haben. Den roten Umschlag, mit dem Brief, legte sie zuoberst neben das Bahnbillet. Gebannt starrte sie auf den Zeiger der Bahnhofsuhr. Der Sekundenzeiger hatte gerade die sechs erreicht, als sie aufstand und sich hastigen Schrittes in den angrenzenden Wagen begab. Dort blickte sie zum Fenster hinaus und konnte ihn nirgends mehr sehen. Tränen der Erleichterung brannten in ihren Augen, als sie Sekunden später wieder auf dem Bahnsteig stand. Sie sah gerade noch, wie er sich im Abteil suchend nach ihr umsah, bevor sich der Zug in Bewegung setzte und bald in der Weite der Landschaft verschwand.

Es war vorbei.

 

Holla Sternlein!
Du hast einen schönen Schreibstil, das hat mir auch sehr gefallen, aber mir ist der Inhalt zu verworren.
Genauergesagt habe ich von der Handlung fast gar nichts begriffen.

Er wurde in früheren Zeiten von seinem Stiefvater misshandelt, sieht seine Mutter und seinen Vater in seiner Schwester wieder und schlägt sie deshalb, sehe ich das richtig?
Mir gibt es auch zu viele "er's" und "sie's" in deiner Geschichte.
Erst, ist er zu Hause und schreit seine Mutter an, dann ist sie im Zug, steigt wieder aus und plötzlich fährt er damit davon und macht sie dadurch frei ...
Sorry aber ich kann damit nicht wirklich viel anfangen.
Ich würde die Rahmenhandlung besser herausarbeiten und das
ganze Drumherum, die Abschweifungen in seine Vergangenheit usw., besser kennzeichnen.
Oder wolltest du den Leser mit dienem Text verwirren?
Ich werde auf jeden Fall weiter darüber nachdenken, falls du das erreichen wolltest, ist es dir also gelungen ;)
Liebe Grüße Ise

 

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