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Abschied
Im sonnendurchfluteten Raum hielt ich seine Hand und sprach:
„Wie ich sehe, bist du auch jetzt ohne Furcht, so wundervoll und selig wie du da liegst, dem Tode geweiht. Mit gespanntem Blick schaust du und hältst mehr meine Hand als ich die deine.“
Stille umrahmte unsere Zweisamkeit. Die Luft war rein. „ Du hast mich gefunden vor vielen Jahren und nun ist’s soweit. Der Moment, der mich viele Nächte wachen ließ, scheint gekommen. Was fühlst du nun? Was sagt deine unendliche Weisheit zu einem Narren wie mir. Einem Trauernden wie mir.“
„ Du bist wahrlich ein Narr. Schon lange bist du mir wie ein Schatten auf den Fersen.
Ich fühle dich und deine frohmutige Art und ich sage dir: Bleibe ein Narr und dir wird offenbart, was auch mir offenbart wurde.“
Er schaute zum Fenster und schloss die Augen.
„ Deine Worte klingen so süß in meinen Ohren. Niemand weiß sie so zu schätzen wie ich.
Und doch nehmen sie mir nicht meine Angst. Was soll ich ohne dich tun? Wo hin soll ich gehen, wenn doch alles was ich liebe gleich verschwindet? Du zeigtest mir, wie man lacht und weint. Wie man lebt und atmet. Aber ich lernte es deiner Art, nicht meiner. Ich hänge daran und mir wird es fehlen.“
Er öffnete die Augen.
„ Sei wachsam. Siehst du nicht, wer da spricht, wer da fühlt die Angst, die Trauer in dir? Ich kann dir nicht geben dein Glück. Du musst es selbst suchen und niemand kann dich auf diesem Wege begleiten. Du wirst allein sein. Das ist deine Natur. Es ist unser aller Natur. So ist es vorgesehen. Wir kommen und gehen. Und dies ist der Moment, an dem ich gehe und du bleibst.“
Tränen flossen mir über beide Wangen und ich hielt seine kälter werdende Hand noch fester.
Er hob zum letzten Mal seine Stimme und sprach:
„ Das Meer liegt still und alles um mich herum vergeht, doch was ist’s, was da steht in der Ferne? Sind es nur die Sterne oder ist es der rettende Steg?“
Nie wieder hörte ich seine Stimme und alles was mir bleibt, ist seine unerbittliche Liebe in meinem Herzen.