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Abschied

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29.10.2007
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Abschied

Es klingelt an der Tür. Gut gelaunt springe ich vom Sofa auf. Ich öffne und vor mir stehst du. Sofort wenden sich meine Mundwinkel dem Boden zu. Ich hatte gedacht, du hättest es endlich eingesehen. Immerhin hast du mich die letzten Wochen in Ruhe gelassen. 'Was willst du denn?' raune ich dich an. Nicht darauf vorbereitet eine akzeptable Antwort zu erhalten. Doch diesmal wirst du mich überraschen.
'Ich habe in letzter Zeit viel über uns nachgedacht und nun eingesehen, dass es keinen Sinn macht, dir weiter hinterher zu laufen. Mir ist jetzt klar, dass du nie wieder so empfinden wirst, wie damals. Deshalb möchte ich jetzt einen Schlussstrich ziehen, und die Zeit mit dir endgültig abschließen. Ich weiß, dass ich dir ziemlich auf die Nerven gegangen bin. Das tut mir wirklich Leid. Es wird nie wieder vorkommen. Versprochen. Wir werden uns ganz sicher nicht wieder sehen, denn ich werde heute noch diesen Ort verlassen. Deshalb möchte ich mich nun von dir verabschieden. Lebe wohl.'
Nach diesen Worten drehst du dich um, steigst in dein Auto und fährst. Einfach so. Ich sollte mich freuen, dich endlich los zu sein. Doch dein kalter, leerer Blick lässt mich nicht los, stimmt mich nachdenklich.

Angefangen hatte alles schon vor einigen Jahren. Ich lernte dich über eine Kontaktanzeige kennen. Wir verstanden uns von Anfang an gut und kamen nach einigen Wochen zusammen. Sieben Monate lang lief alles bestens, doch dann war die Luft aus der Beziehung. Ein paar Wochen, in denen wir beide wussten, was uns bevor stand, vergingen noch. Dann fasste ich mir ein Herz und sprach es aus. Wie erwartet reagiertest du gelassen und nahmst die Trennung hin. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was mir blühen würde.
Gerade mal eine Woche später riefst du mich dann an. Erklärtest mir, dass es ein Fehler war, mich gehen zu lassen. Dir wäre nun einiges klarer und du würdest gerne eine zweite Chance haben. Diese Chance gab ich dir nicht und damit setzte sich eine Lawine in Gang.
Anfangs hatte ich nur ab und zu Briefe von dir in der Post. Briefe in denen du mir beschriebst, welche Gefühle du noch zu mir hattest. Schnell ging ich dazu über, diese Briefe ungelesen in den Müll zu werfen. Ich fragte mich, was du damit erreichen wolltest. Dir hätte doch klar sein müssen, dass du mit den ganzen Briefen eher das Gegenteil von dem erreichst, was du dir erhofftest.
Als du erkanntest, dass dich die Briefe nicht weiter bringen, ändertest du deine Taktik. Fortan klingelte bei mir fast täglich das Telefon. Nachdem ich dir erfolglos mit einer Klage gedroht hatte, ließ ich mir eine neue Telefonnummer zuweisen. Bis die Telekom den Antrag bearbeitet hatte, verging noch etwas Zeit, doch dann endlich hatte ich Ruhe. Zumindest vorerst.
Vor ungefähr drei Monaten eskalierte die Situation dann. Als ich einen Tag von der Arbeit kam, hattest du mit roter Farbe den Schriftzug 'Ich Lebe dich über alles. Wieso kannst du das nicht verstehen?' an meine Wohnungstür gesprüht. Das war zu viel, und ich erstattete Anzeige. Als ich am folgenden Tag früher von der Arbeit kam, bekam ich gerade noch mit, wie du vor meiner Wohnung von zwei Polizisten abgeführt wurdest. Kurz trafen sich unsere Blicke. Du sahst so unendlich traurig aus, das ich fast ein wenig Mitleid hatte. Wie ich von meinem Nachbarn erfuhr, hattest du mit einem Messer versucht, etwas in den Holzzaun, der mein Grundstück abgrenzte, zu ritzen. Er hatte daraufhin die Polizei gerufen.
Das nächste mal sah ich dich vor Gericht. Der Richter verkündete, dass du dich weder mir, noch meinem Grundstück weniger als 50 Meter nähren dürftest. Außerdem musstest du für den entstandenen Schaden aufkommen, und noch eine Wiedergutmachung zahlen. Mir war klar, dass dich dies auch finanziell hart traf, da du keinen Job hattest. Allerdings hoffte ich, dass es dir eine Lehre war. Und tatsächlich. Seit dem hatte ich meine Ruhe. Bis heute.

Noch immer stehe ich an der Tür und schaue in die Richtung, in die du gefahren bist. Dein Blick lässt mir keine Ruhe und mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Obwohl mich mein Verstand davon abhalten will, beschließe ich zumindest an deiner Wohnung vorbei zu fahren, um zu sehen, ob du am packen bist.
Wenig später komme ich an, doch dein Wagen steht nicht vor dem Haus. Ich steige aus und werfe einen Blick durch die Fenster. Nichts deutet darauf hin, dass du heute noch ausziehen willst. Ich gehe geistig noch einmal durch, was du gesagt hattest. 'Wir werden uns ganz sicher nicht wieder sehen, denn ich werde heute noch diesen Ort verlassen.' Ich überlege, wo du hingefahren sein könntest. Wir waren früher häufig zusammen im Wald. Dort gab es eine Stelle etwas abseits, die vom Weg aus nicht einsehbar war. Hier haben wir uns oft geliebt. Vielleicht...
Als ich auf den Waldrand zufahre, erkenne ich bereits dein Auto. Es steht verlassen, mit offener Fahrertür, am Ende der Straße. Ich Parke daneben und schaue mich um, um sicher zu sein, dass du nicht in der Nähe bist. Dann mache ich mich auf, zu der Stelle.
Ich erreiche mein Ziel, doch hier bist du auch nicht. Dafür liegt ein Brief auf dem Boden. Ohne zu zögern hebe ich ihn auf, ziehe den Zettel aus dem Umschlag und lese: 'Es ging leider nicht anders. Ich liebe dich'. Hastig schaue ich mich in alle Richtungen um. Das kann doch nicht sein. Du kannst doch nicht... Hinter einem Baum sehe ich ein rotes Tuch auf dem Boden liegen. Ich zögere. Gehe ein paar Schritte vor, an dem Baum vorbei. Drehe den Kopf langsam zur Seite. Blicke kurz auf.
Lasse mich zu Boden sinken und schlage die Hände vor die Augen. Warum ausgerechnet so?

 

hallo,

herzlich willkommen bei uns.

Deine Geschichte hat fesselnd angefangen, das kann ich dir sagen. Das kommt davon, dass sich das Gefühl habe, die Situation irgendwie zu kennen. Ich fand es außerdem gelungen, wie du die fortwährende Eskalation schildertest. Nach einer Weile wird aber klar, die gute Frau wird sich umbringen und das finde ich dermaßen langweilig, sowas von abgegriffen, dass ich dir gar nicht beschreiben kann, wie sehr mich das nervt.
Es ist halt schriftstellerischen irgendwie die einfachste Lösung von allen, man muss sich nicht um wirkliche Konsequenzen kümmern, muss den Konflikt nicht auflösen, nein, man geht den kürzesten Weg.

Tut mir Leid, aber ich fand die Geschichte nicht gut.

Georg

 

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