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Abschied

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14.01.2001
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Abschied

Schaurig grau legten sich die dichten Nebelschwaden über die Wiesen neben der Straße. Ich lief weiter. Die Schminke verwischt. Lief durch die Dunkelheit davon.
Die Tränen zeichnen meinen Weg, alsbald verschwimmt er hinter mir.
Ich weiß nicht mehr woher ich komme, weiß nicht wohin ich gehen soll, verliere mich mit jedem Schritt im Nebelmeer, das weiter wächst. Die Straße ist hier längst nicht mehr, ich laufe hilflos weiter.

Das Licht hinter dem Vorhang erlischt, das Publikum jubelt noch immer. Mit schnellen Schritten ziehe ich mich in Garderobe zurück, dumpf strahlt mir das Licht hier entgegen.
Es ist wie es ist, sagt die Liebe! Die Karte auf meinem Tisch. Ich greife den Mantel, die Handschuhe, den Schal und schleiche hinaus, durch den dunkeln Gang.
Applaus hallt immer noch hier an mein Ohr, als ich durch die Tür gehe, ich halte mir die Ohren zu!
Schnee fällt, erst kurz, und liegen bleibt er nicht. Ich laufe schnell und keuche schon, die kalte Luft schmerzt. Ich renne.
Viel Zeit bleibt nicht, fast Mitternacht.
Selten scheint der Tag zu werden, erst Erfolg, dann Todesstoß, dachte ich. Noch konnte ich hoffen.
Ich wurde langsamer, verlor dir Kraft. Nicht weit, nur noch zwei Straßen. Das Licht am Bahnhof sehe ich schon, die Uhr, sie scheint und leuchtet hilflos, ich bin zu spät.
Nach endlos langer Zeit stolperte ich durch die Bahnhofshalle, der Zug gab sein Signal zur Abfahrt, am Bahnsteig nur ein Blick von ihr. Sie war erschrocken, blickte lange, hielt still die Tränen noch zurück, sie blickte auf den armen Narren, der dort im Schnee verregnet stand. Die Tränen immer nur geschminkt verwischte nun die Sehnsucht schnell. Ich sah sie weinen, als sie fort war, dort im Abteil, dort im Zug. Sie saß verloren an dem Fenster, schob ihre Hände vor's Gesicht, die Tränen liefen lange an ihren Armen blass entlang, die Schönheit die ihr Antlitz spiegelt brach für den Augenblick zusammen. Nur für die Anderen im Abteil, für mich brach glanzvoll alles Schöne im Vergleich mit ihr.
Ich stand noch lange, bis der Tag sich langsam einschlich in die Düsternis der Bahnhofswelt.
Voll Verzweiflung, voller Angst, voller Schuldgefühl und Hass ging ich irgendwann am Morgen, dunkel war es lange noch, durch die Straßen still lang hin. Suchte schlürfend nach dem Mitleid, doch die Straßen waren leer. Kurz bevor die ersten Menschen für die Arbeit träg erwachen, zog ich frierend ins Hotel ein, fand mein Zimmer gut geputzt.
Langsam fiel die Müdigkeit über mich und brachte Schlaf, dachte ich, bevor ich gleich darauf hilflos erschrak. Hasste mich und meine Sehnsucht hatte Schmerzen, und erfror. Liebte diese Sehnsucht, trotz der Schmerzen. Schlief nicht ein.

Dunkel war es in dem Zimmer, bläulich grau fiel Licht herein, schien auf ihrer weichen Haut sich zu schämen und war schwach.
Sie lag dort neben mir und schaut zur Decke, sie lag dort und war wunderschön. Ich sah sie lächeln, innerlich. Schrieb vorsichtig ihr auf den Körper, mit meiner Hand, ganz schnell, unbemerkt: "Es ist wie es ist, sagt die Liebe. Sie hat recht." Sie schloss die Augen und ihr Lächeln verschwand im Dämmerlicht. Sie sagte nichts, sie dachte doch, ich hörte ihr an diesem Morgen, nur einzig ihr zu. Es war die Hoffnung, Liebe, Sehnsucht, die Erwartung und das Leid, doch auch die Rückkehr und das Schweigen, gemeinsam schliefen wir dann ein.
Als sonnig dann der Tag uns weckte war Frohsinn ihr Begleiter wohl, doch ich schwieg trauernd immer weiter, schwieg und dachte nur an sie.

Ich hasse mich für dieses Schweigen. Mir ist kalt. Ich stehe mitten in dem Nebel. Ich träume, sorgsam und bedacht. Hasse mich für den verpassten, nicht erkannten Abschiedskuss, hoffte auf noch einen, einen mehr nur, einen Kuss. Doch am Bahnhof bald verpasst nach dem jubelnden Applaus.
Die Karte von ihr in der Garderobe, ihr Glückwunsch ihre Liebe auch. Es ist wie es ist, sagt die Liebe. Ich komme wieder.
Es ist wie es ist.
Die Zeit vergeht, auch wenn sie schleicht, auch wenn sie steht, sie wird vergehen.
Es ist wie es ist.
Ich liebe sie.
Es ist wie es ist.
In meinem Mantel ihre Kette, sie liebt mich.
Es ist wie es ist.
Ich verlasse das Hotel, trage Mantel, Schminke, Schal, lege Handschuh in die Taschen, gehe lautlos aus der Stadt. Dumpf noch klingen meine Schritte, dumpf schlägt auf den Boden jeder Schritt.
Ich denke nicht und werde laufen, Sehnsucht haben, weinen, lieben, mich so lange hassen, bis am Morgen, wenn der Nebel sich verzieht, ich nicht auf den Schienen stehe sondern schlafe neben ihr.

 

Geschrieben ist die Geschichte echt gut. Trotzdem konnte ich leider mit ihr nicht viel anfangen... :(
Klingt für mich nach Liebesgeschichte - also nach etwas Gewöhnlichem... :(

Nevermind!

Griasle
stephy

die heute geschwommen ist! --- WELTPREMIERE!!!!!

 

...traurig zu hören, dass eine liebesgeschichte etwas gewöhnliches ist...klingt als wäre es die liebe auch...und das nur weil dieses thema schon so ungemein kreativ ausgereizt wurde....

 

Nein, nicht deshalb. Aber irgendwie... ach, ich kann's nicht richtig beschreiben. Es ist halt dieses "Schnulz-Trief-ich-vermisse-dich-so-sehr"-Thema - verstehst Du, was ich meine? Und DAS ist nicht mehr mein Fall... ;)

Gruß
stephy

 

....vor einiger zeit hätte ich dich da gut verstehen können.....wahrscheinlich kann es nur von derjenigen so aufgenommen werden, wie es gemeint ist, an die es sich richtet.....

 

Nein, das glaube ich nicht. Meine Meinung ist ja schließlich nicht stellvertretend für alle Meinungen. D.h. wenn mich die Geschichte nicht anspricht, heißt das nicht, daß sie niemanden anspricht. Okay? ;)

Griasle
stephy

 

...ich glaube trotzdem, dass sie niemand so versteht wie diejenige an die es sich richtet, weil es für jedne anderen leser einen weniger nahen bezug, eine andere bedeutung hat....bei anderen geschichten ist es eher so, dass jeder etwas für sich daraus ziehen kann, bei liebesgeschichten trifft es meist weniger leute...denke ich.....

 

Wow. Deine Sprache ist so voller Rhythmus, daß diese Geschichte sich liest wie ein gedicht. Phantastisch! Du hast einen sehr eigenen, ungewöhnlichen udn dadurch aufsehenerregenden Stil, weiter so!!!
Inhaltlich mag es sein, daß die Geschichte für eine Leserin sehr viel mehr Sinn macht als für alle anderen, dennoch schließe ich mich Stephy nicht an: Es wird zwar nicht alles klar, und natürlich dreht es sich "nur" mal wieder um eine unerfüllte Liebe, dennoch gefällt die Geschichte mir.
Weiter so!
Gruß,

chaosqueen <IMG SRC="smilies/king.gif" border="0">

 

...ähm...danke.........achso, es geht nicht um eine unerfüllte liebe....ganz im gegenteil.....

 

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