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Abschied

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23.12.2008
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Abschied

Abschied


Ich lag in meinem Bett, als ich mir wieder einmal vorgestellt habe, wie es sein wird … Wird mein Herz wieder von diesem starken Schmerz erfüllt sein, oder werde ich diesmal besser mit der Situation umgehen? Werde ich es verdrängen oder werde ich nur noch daran denken … Daran, wie es sein wird, wie es sein wird, wenn er weg ist … Er, mein Vater.

Ich schaue mich in meinem Zimmer um, mir sticht mein altes Lieblingskuscheltier ins Auge: ein rosa Häschen. Mein Vater hatte es mir damals gekauft, als ich fünf war. Wir waren auf einem Flohmarkt in Kiel und ich habe mich sofort in das Häschen verliebt. Ohne es kontrollieren zu können, musste ich lächeln, als ich mich an die alte Zeit erinnerte.
Ich stehe auf, öffne das Fenster und erblicke meinen geliebten Baum, mit den kräftigen Ästen, den mein Vater bei meiner Geburt eingepflanzt hatte.

Morgen sollte es soweit sein, mein Vater würde nach Deutschland fliegen, aber wie auch letztes Mal ohne mich …

Ich sitze neben ihm auf der Couch, als meine Tante anruft. Sie redet mit meinem Vater und wünscht ihm viel Glück. Zuletzt erwähnt sie, wie schwer meiner Mutter und mir die Zeit ohne ihn fällt. Mir kommen die Tränen, jedoch versuche ich sie so gut ich kann zurückzudrängen. Ein Freund hat mir nämlich gesagt, dass ich es ihm so nur noch schwerer mache zu gehen und dass mein Vater dann ein schlechtes Gewissen habe. Und das wollte ich nicht. Als ich es nicht mehr schaffe, renne ich ins Badezimmer. Ich wasche mir mein Gesicht und versuche zu lächeln, schaffe es jedoch nicht. Schon wieder kullern dicke Wassertropfen aus meinen Augen. Mir wird klar, dass ich das Weinen jetzt nicht mehr aufhalten kann. Nachdem ich mich beruhigt habe, gehe ich wieder zu meinem Vater. Meine Mutter liegt in seinen Armen. Ich sehe beide an und erblicke in ihren Augenwinkeln Tränen. Wieder kann ich mich nicht zusammenreißen und fange an zu weinen. Ich gehe so schnell ich kann in mein Zimmer, schließe die Tür hinter mir zu und versuche mich zu beruhigen. Ich lege mich unter meine Decke und schließe meine Augen. Tausende von Gedanken gehen mir durch den Kopf. Ich weiß nicht wie es dazu gekommen ist, jedoch fange ich plötzlich an, an diese Reportage, die ich heute in den Nachrichten gesehen hatte, zu denken. Diese berichtete über den Krieg im Irak und zeigte Bilder von weinenden, leidenden, kranken oder gar toten Kindern. Ich bemerkte wie mir ein kalter Schauer den Rücken runter läuft. Ich denke an meinen Vater und dann an den Krieg, und dann wieder an meinen Vater. Er würde ja bald wiederkommen … Ich frage mich, was mehr schmerzt, das ganze Leid der Kinder im Irak tatenlos mit anzusehen oder die vorübergehende Trennung von einer Person, die man liebt?

Nach einer Weile wache ich auf. Die Sonne scheint durch die hellen Vorhänge meines Zimmers in meine Augen. Ich schaue auf die Uhr. Es ist sieben! Schnell springe ich aus dem Bett und laufe in das Zimmer meiner Eltern, die schon wach sind. Ich stehe regungslos an der Tür und starre meinen Vater an, der sich seine schwarze Winterjacke überzieht. „Guten Morgen“ sagt er mit einer sanften warmen Stimme. Ich bin für einen Moment still, denn mir wird klar, dass ich diese Stimme, die ich so sehr liebe, für eine Weile nicht mehr hören werde. „Morgen“ antworte ich „Warum hast du mich nicht geweckt?“ füge ich hinzu. Ich bin beleidigt. „Du hast so friedlich geschlafen“ erklärt er. Ich gehe ins Bad, putze mir die Zähne und wasche mein Gesicht. Daraufhin sagt mir mein Vater, dass er jetzt gehen müsse, damit er nicht seinen Flug verpasse. Ich schließe ihn in meine Arme und halte ihn so stark ich kann fest; heimlich wünschte ich mir, dass er seinen Flug verpassen würde; ich wollte ihn nicht gehen lassen …

Mir zogen wieder die Bilder der armen, elternlosen Irakkinder am inneren Auge vorbei.

Mit Tränen in den Augen löst mein Vater sich aus der Umarmung, küsst mich auf die Stirn, nimmt seine Koffer und geht auf die Haustür zu.

Ich eile zum Balkon. Es ist schönes Wetter und die Vögel zwitschern.
Zuversichtlich sehe ich ihm zu, wie er in das Taxi steigt. Langsam gleitet mein Blick zu den Sonnenstrahlen, die durch die schwingenden Äste meines geliebten Baumes hindurch scheinen. Plötzlich spüre ich eine wohltuende, beruhigende Wärme. Ich lächele und bin richtig glücklich.

Mein größter Wunsch ist auf einmal, dass er heil zurückkommen möge …

Schon jetzt freue ich mich auf das Wiedersehen mit ihm. Vorfreude ist ja gewöhnlich die schönste …


Nadine Hassan

 

Hallo Nadine!
deine geschichte beschreibt die Ängste eines Kindes, dessen Vater ins Ausland fliegt; also eine klassische Verlassenheitsangst. Dies ist auch gut verständlich, doch leider bleiben die Gründe dafür zumindest im Nebel. Ich habe mich gefragt, ob es gefährlich ist, nach Deutschland zu fliegen, ob der Vater schon schlimme Situationen erlebt hat. Welche Rolle spielt der Irak? Es wäre gut, mehr über die Familie zu erfahren, so bleibt es eher eine Schilderung, die mich nicht wirklich berührt. das Ende ist auch ziemlich banal. Arbeite doch noch mal an den Figuren und lass sie lebendig werden.
LG,
Jutta

 

Hallo Jutta!

Vielen Dank für deine Antwort ersteinmal. Die Geschichte ist aus eigener Erfahrung geschrieben worden. Mein Vater sollte für einen Monat nach Deutschland fliegen.. was das schlimme daran war ist, dass er weit weg von mir sein wird.. Unsere Familie ist sehr oft zusammen und hält zusammen und wie unternehmen viel gemeinsam.. Deshalb würde das eine Lücke sein...

LG,
Nadine

 

Warum soll ich nicht drei Weisen des "Abschied"-nehmens unter Deinen Texten ansprechen,

liebe NADU.

Wie schon beim René angesprochen: der Text wirkt wie ein Schulaufsatz (was beim Erstling einer Schülerin nix außergewöhnliches ist). Jutta hat schon einiges - einschließl. der Interoretation - dazu geschrieben, was allemal korrekt ist. M. E. birgt aber eine weitergehende Begründung die Gefahr, den Text weiter in Kitschige abgleiten zu lassen, als er ohnehin schon ist durch die vielen Adjektive, überflüssige Worte, Satzteile, ja ganze Sätze. Zudem ist die vollendete Vergangenheit/vollendete Gegenwart im gesprochenen Wort sicherlich üblich, im geschriebenen ist es nur mehr Diener der entsprechenden Zeitform Vergangenheit/Gegenwart.

Lass ich also meiner Kleinkrämerseele freien Lauf, wobei schon der erste Ab satz eine schwierige Aufgabe sein wird:

>Ich lag in meinem Bett, als ich mir wieder einmal vorgestellt habe, wie es sein wird … Wird mein Herz wieder von diesem starken Schmerz erfüllt sein, oder werde ich diesmal besser mit der Situation umgehen? Werde ich es verdrängen oder werde ich nur noch daran denken … Daran, wie es sein wird, wie es sein wird, wenn er weg ist … Er, mein Vater.<

Sicherlich wären die Eigentums/Besitzv erhältniss in Sachen Bett nur von Interesse, wenn es nicht DEIN, sondern ein fremdes Bett wäre. Der Schmerz ist wohl immer stark und die jeweilige alternative Möglichkeit sollte der durchschnittlich begabte Leser sich selbst vorstellen können. So bliebe etwa (im mer recht als Vorschlag verstanden, man muss es nicht so machen):

"Ich lag im Bett, als ich mir wieder vorgestellt habe, wie es sein wird, wenn ER weg ist ... Wird mein Herz von Schmerz erfüllt sein", - immer wäre das "oder nicht" verschwiegen dabei - "werde ich es verdrängen … ER, mein Vater."

>Morgen sollte es soweit sein, mein Vater würde nach Deutschland fliegen, aber wie auch letztes Mal ohne mich …< Gibt's da Zweifel, dass er Morgen fliegen WIRD? Also besser "wird" statt >würde<, ebenso hier: >Er würde ja bald wiederkommen …<

>„Guten Morgen“KOMMA sagt er mit einer sanften warmen Stimme.
>„Morgen“KOMMA antworte ich(Doppel)Punkt „Warum hast du mich nicht geweckt?“ usw.

Noch eine winzige Anmerkung zu Deiner Frage
>Ich frage mich, was mehr schmerzt, das ganze Leid der Kinder im Irak tatenlos mit anzusehen oder die vorübergehende Trennung von einer Person, die man liebt?<
Da gibstu zum Schluss selbst die Antwort. Haben wir aber soweit keine Beziehung zu den anderen, so hat die Anzahl der Opfer und sicherlich die Entfernung (geografisch/ethno- & sozilogisch) mit hinein.

Gruß & schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Hallo Nadine

Ich finde du kannst das mit den Irak-Kindern gut stehen lassen, ich würds aber nur einmal erwähnen und vielleicht noch etwas ausschreiben. So im Sinne, ja mir gehts im Moment schlecht, ich bin traurig, dass mein Vater geht, ich werd ihn vermissen, aber da gibt es ja noch andere Kinder auf der Welt, denen geht es noch viel schlechter als mir, also werde ich das wohl aushalten und mich zusammen reissen.

Ich würde es auch schön finden, wenn du den Umgang von Vater zur Tochter etwas herzlicher Beschreiben würdest. Damit würde der Verlust auch noch glaubhafter rüberkommen.

Zudem nimmt es mich als Leser zunehmend wunder, in welchem Land sich die Familie befindet, und auch die Gründe warum der Vater weggeht. Ich denke das würde die Tochter ja sicher auch als Argument wissen wollen und zu verstehen versuchen.

Liebe Grüsse,
Siiba

 

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