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Achtung: Bissig!

Beitritt
09.08.2004
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Achtung: Bissig!

Seit nunmehr zwei Tagen zähle ich die Quadrate auf der gepunkteten Tapete meines Spitalzimmers. Dass ich dabei nicht sehr weit komme beunruhigt mich. Ebenso die Tatsache, dass sich Gips und Verband nahtlos aneinanderreihen. Das muss so sein, versichern mir die Ärzte. Trotzdem erkenne ich in ihren Augen eine gewisse Sorge, nicht zuletzt der Quadrate wegen.
„Was genau ist passiert?“ Fragt ein junger Assistenzarzt.
„Ich erinnere mich nicht.“ Geistesabwesend starre ich wieder zu meiner gepunkteten Tapete. „Null ...“ Flüstere ich leise.
Ich muss das Feld von hinten aufrollen. Nur so werde ich herausfinden, welche Ereignisse mich in diese missliche Lage gebracht haben.
„Null ...“ Verflixt, ich muss mich von dieser Tapete losreissen und mich auf das Wesentliche konzentrieren. „Null ...“
Ich sehe die Faust des Arztes auf die einzige, nicht eingebundene Stelle meines Körpers niederpreschen. Eine etwas unkonventionelle Methode des Wachrüttelns, wie ich finde.
Es hilft! Zwar schmerzt nun auch die letzte, heilgebliebene Stelle, dem Gedankenfluss, abseits meiner Tapete, hat diese rechte Gerade aber auf die Sprünge geholfen:

„Ich erinnere mich an einen jungen, motivierten Postboten, der sich darauf freut, Frau Müller die von ihr lang erwartete Karte ihrer Cousine aus Übersee in die Hände zu drücken. Der glücklich ist, wenn er zwischen dem Bedienen zweier Briefkästen dem behinderten Herr Lehner, oder noch lieber der kerngesunden, vollbusigen Frau Rindlisbacher über die vielbefahrene Strasse helfen darf. Der schnell zwischen der Auslieferung parfümierter, sehnlichst erwarteter Liebesbriefe und dem Überreichen unparfümierter Zahlungsbefehle, der schwangeren Ute aus dem dritten Stock bei der Niederkunft zur Seite steht.“

Verklärten Blickes versuche ich mich auf die Seite zu drehen. Ähnlich wie bei den Quadraten scheitert auch diese Aktion.
„Wenden sie sich der Realität zu.“ Interveniert der Arzt leicht genervt. „Und halten sie sich bitte kurz. Ich habe noch andere Patienten. Während er sich seine Hand hält, vernehme ich, kaum hörbar, leicht wimmernd meinen Bettnachbarn: „Es eilt nicht.“

„Na gut“, fahre ich fort, „dieser junge, motivierte Postbote bin ich.Leider hat mein Beruf auch Schattenseiten.“
„Liegt auf der Hand. So waagrecht wie sie vor mir liegen. Tschuldigung.“
Dieser Arzt hat einen wirklich seltsamen Humor. Mein Nachbar zieht sich die Decke noch ein Stückchen höher.

„Diese Schattenseite hat Fell und hört meist auf den Namen Bello. Ich bin das Gegenteil eines Hundeflüsterers. Ich hasse Hunde. Wenn ich etwas flüstere, dann meist den Hundebesitzern, sie sollen ihre haarigen Bestien von mir fernhalten. Noch besser einsperren, oder im Idealfall, gleich einschläfern.“
„Na, na“, beschwichtigt Herr Doktor, „auch Hunde sind Lebewesen. Als ehemaliger, promovierter Tierarzt ...“
Von meinem Zimmergenossen sind nunmehr nur noch die Haarspitzen zu sehen.
„Lassen wir das, fahren sie fort ...“

„Immer und immer wieder haben sich Begegnungen mit meinen Kunden und deren Hunden so zugetragen:
Mit der Linken halte ich einen Stapel Briefe, mit der Rechten den eingeschriebenen Brief und den Unterschriftenbogen. Im Hintergrund knurrt ein kräftiger, gutbezahnter Rottweiler, während ich meine Transpiration und die weichen Knie kaum unter Kontrolle halten kann. Während der Kunde mit Nachdruck bekräftigt, dass sein Liebling keiner Menschenseele etwas antun könnte, hängt Bello bereits an meinen Waden und versucht verzweifelt, sein Image als Schosshündchen loszuwerden. Ich schreie, der Besitzer staunt und Bello beisst. Glauben sie mir, ich und meine Waden hatten die Schnauze voll. Wir mussten etwas ändern. Dieses Leben zwischen beschwichtigenden Hundehaltern und Hunden, die sich nicht an deren Prognosen hielten, war nicht mehr auszuhalten.“
Ich drehte den Spiess um.
„Ich bin eigentlich ein harmloser Briefträger, möchte nur etwas spielen.“ Mit diesen Worten packte ich den Kunden und biss in Wade, Ohr, Arm, oder was sich gerade in Bissnähe aufhielt.
Auch die kampferprobtesten Vierbeiner, welche sich in Lauerstellung positionierte hatten, suchten schockiert das Weite. Den noch etwas überraschteren, ob des Blutverlustes immer blasser werdenden Postempfängern gegenüber, entschuldigte ich mich höflich:
„Tut mir echt leid. Ich bin sonst völlig harmlos. Ist bestimmt nur ein Kratzer. Bis Morgen dann.“

„Was denken Sie, Herr Doktor, könnten wir unter diesen Umständen auf die Zwangsjacke verzichten? Ich tu doch niemandem was. Ich bin so ein braver Briefträger.“

 

Hallo rolf!

„Was genau ist passiert?“ Fragt ein junger Assistenzarzt.
fragt

„Null ...“ Flüstere ich leise.
flüstere

Zwar schmerzt nun auch die letzte, heilgebliebene Stelle, dem Gedankenfluss, abseits meiner Tapete, hat diese rechte Gerade aber auf die Sprünge geholfen:
Ui! Hier wären zwei Sätze mehr als angebracht. ;)

der Realität zu.“ Interveniert
interveniert Also ich kenne das nur so. Aber na ja... :)

Hm, irgendwie gefällt mir diese KG so überhaupt nicht. Ich kann nicht genau sagen warum, aber es ist alles irgendwie so belanglos erzählt und so richtig "Spannung" kommt bei mir auch nicht auf. Von Lachen kann gar keine Rede sein.
Wenn ich mich recht entsinne, kannst du das besser!


LG
flash

 

Hoi flashbak

Hm, irgendwie gefällt mir diese KG so überhaupt nicht.
Schade.


Wenn ich mich recht entsinne, kannst du das besser!
Falsch! Soweit ich mich entsinne, gefallen dir meine KG's grundsätzlich nicht ;)

War aber nett, hast du's trotzdem gelesen und kommentiert. Danke!

Gruss Rolf

 

Hallo Rolf

Ich fand die Idee des Spiessumdrehens ganz gut.

Tut mir echt leid. Ich bin sonst völlig harmlos. Ist bestimmt nur ein Kratzer. Bis Morgen dann.“
Aber leider hat mir die Umsetzung überhaupt nicht gefallen. Es wirkt so unausgereift, ohne richtigen Witz.
Will sagen, die Pointe ist zuwenig um die Geschichte in dieser Form zu tragen.

Warum liegt er mit etlichen Verletzungen in einer psych. Abteilung, wo er doch zum Angriff übergegangen war und die "Gegner" in die Flucht geschlagen hatte?

„Und halten sie sich bitte kurz. Ich habe noch andere Patienten.
... Patienten."

„Wenden sie sich der Realität zu.“ Interveniert der Arzt leicht genervt.
... der Realität zu“, interveniert der Arzt leicht genervt.

Postbote bin ich.Leider hat mein
Abstand fehlt nach Punkt.

Lieben Gruss vom ./

 

Falsch! Soweit ich mich entsinne, gefallen dir meine KG's grundsätzlich nicht ;)
Na, da haben wir aber nicht aufgepasst. Hab extra noch mal nachgeschaut. :teach:

Aber um noch einmal auf den Text zu kommen. Mir fehlt hier die Dynamik im Dialog und auch den Gedanken des Prots. Da könntest du den Hebel ansetzen und mehr Pfeffer hineinbringen.

 

Hallo

@flashbak

Na, da haben wir aber nicht aufgepasst. Hab extra noch mal nachgeschaut.
Weiss ich doch. Aber 1:4 betrachte ich als Kanterniederlage. Und das Ehrengoal als Glücksschuss ;)

Aber um noch einmal auf den Text zu kommen. Mir fehlt hier die Dynamik im Dialog und auch den Gedanken des Prots. Da könntest du den Hebel ansetzen und mehr Pfeffer hineinbringen.
Ich weiss nicht, ob hier noch was zu retten ist. Mal gucken.

@dotslash

Aber leider hat mir die Umsetzung überhaupt nicht gefallen. Es wirkt so unausgereift, ohne richtigen Witz.
Will sagen, die Pointe ist zuwenig um die Geschichte in dieser Form zu tragen.
Schade. Beim Posten meiner Geschichten bin ich mir jeweils selbst völlig unsicher, ob es witzig rüberkommt. Ob die Feedbaks positiv oder negativ sind, mich überraschen jeweils beide Arten von Kritik. Es ist klar, wenn die Geschichte schon selbst unlustig ist, ist diese Pointe schon zu dünn, um den Eindruck noch entscheident zu verbessern.
Warum liegt er mit etlichen Verletzungen in einer psych. Abteilung, wo er doch zum Angriff übergegangen war und die "Gegner" in die Flucht geschlagen hatte?
Na ja, etwas unrealistisch ist es schon. Der (vermeintlichen) Gags willen. Aber die Psychiatrie ist schlussendlich schon naheliegend. Ein Briefträger, der seine Kundschaft beisst. Tja... :)

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Gruss Rolf

 

„Na gut“, fahre ich fort, „dieser junge, motivierte Postbote bin ich.Leider hat mein Beruf auch Schattenseiten.“
„Liegt auf der Hand. So waagrecht wie sie vor mir liegen. Tschuldigung.“
:lol:

Hi Rolf,

die Geschichte hats nicht verdient, aber weil Weihnachten ist, bekommst du dieses Wortspiel: Rofl. Ja ... egal.

Also, die Idee des Umdrehens fand ich echt herrlich :thumbsup:
Die Ausführung ist auch recht gelungen, also, als Unterhaltung für den Moment habe ich (fast) nichts an der Geschichte auszusetzen. Jetzt müsstest du nur noch die Fehler korrigieren ... ;)

Gerne gelesen.

Tserk!

 

HI!
Erstmal zwei kleinigkeiten:

„Was genau ist passiert?“ Fragt ein junger Assistenzarzt.
Ich glaube, wenn der Satz nach der wörtlichen Rede weitergeht, kommt danach ein Punkt und es geht klein weiter, also: "...?", fragt... Falls ich recht habe, hast du den Fehler übrigens öfter drin, aber ich weiß nicht, ob man es auch so lassen kann, wie du's gemacht hast.

Postbote bin ich.Leider hat mein
Leerzeichen nach dem Punkt vergessen

„Na gut“, fahre ich fort, „dieser junge
Aja, dann doch, so wie da :)

Ansonsten finde ich deine KG vom Inhalt her gut, ein Postbote der zurückbeißt, sehr schön. Aber an der Umsetzung könntes du tatsächlich noch feilen.
Erst erinnert der Postbote sich gar nicht und dann hält er einen fast pausenlosen Vortrag und der hört sich wie vorbereitet oder abgelesen an, das passt nicht zu vorigem Erinnerungsverlust. Das Ganze müsste sich spontaner anhören. Ein paar sachen waren aber auch gut, wie z.B.:

der schwangeren Ute aus dem dritten Stock bei der Niederkunft zur Seite steht
Dann hätte ich da noch eine Frage: Warum liegt der mensch jetzt so eingegibst im Krankenhaus? Hab ich das überlesen oder muss man das nicht wissen?
Das Detail mit dem bettnachbar finde ich gut, wie er immer mehr in sich zusammensinkt, leider löst du dieses Detail aber nicht auf, der Bettnachbar müsste am Ende auch noch mal irgendwas tun, finde ich. Wer weiß, vielleicht ist er wegen eines abgebissenen Ohres da?!
Also alles in allem hat mir die KG schon gut gefallen, ist aber auch noch verbesserungsfähig.

MFG Steeerie

 

Hallo Tserk

Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.
Nach den ersten beiden negativen Kritiken habe ich das Werk eigentlich bereits als "misslungen" abgehakt. So schlimm kann's aber nicht gewesen sein, wenn du als nicht ganz unkritischer Geist dem ganzen auch noch einiges Positives abgewinnen konntest.
Fehler werden korrigiert. Danke für's Ausgraben und deinen Kommentar!

Hoi steeerie

Dann hätte ich da noch eine Frage: Warum liegt der mensch jetzt so eingegibst im Krankenhaus? Hab ich das überlesen oder muss man das nicht wissen?
Aehm...nennen wir es künstlerische Freiheit ;)
Nein, zugegeben, das ist leider ziemlich unlogisch,du hast es schon richtig gelesen. Ich glaube, jetzt bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als nochmals gründlich zu überarbeiten.
Das mit dem Bettnachbarn sollte einfach als Gag so nebenbei laufen, darum bin ich auch nicht näher auf ihn eingegangen. Vielleicht gebe ich ihm beim Umschreiben noch etwas Substanz.

Danke euch beiden fürs Lesen...

Einen guten Jahresanfang!

Gruss Rolf

 

So rolf,

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen, zwischendurch mal geschmunzelt und dann am Ende sogar fast gelacht.
Die Idee finde ich sehr gut und lustig, die Art, wie sie rübergebracht wird gefällt mir, aber wirklich perfekt ist sie nicht.
Ich kann das leider nicht genau festmachen.

Übrigens war ich am Ende fest davon überzeugt, dass der "Gips, der nahtlos in einen Verband übergeht" die Zwangsjacke ist, was der Briefträger jedoch nicht erkennt und die Pfleger ihm ausreden wollen...

Aber da hab ich wohl wieder zuviel reininterpretiert... :)

MfG
SLH

 

Hallo Santas Little Helper

Deine Interpretation finde ich gar nicht schlecht. Übernehme ich gerne, da ich in diesem Fall nicht umschreiben müsste.

Freut mich, dass es dir recht gut gefallen hat. Und das "fast Lachen" am Ende ist schon fast mehr, als ich erwartet hätte.

aber wirklich perfekt ist sie nicht.
Irgendwann werd ich's schaffen. Ich bin ja noch jung :D

Vielen Dank für's Lesen und deinen Kommentar!

Gruss Rolf

 

Mir hat die Geschichte auch gefallen. Sprachlich sehr gelungen, mit gutem Wortwitz (siehe z.B. der behinderte Herr Lehner und die vollbusige Frau Rindlisbacher). Musste vor allem in der wörtlichen Rede ziemlich schmunzeln.
Den Bettnachbarn, der so nebenbei läuft find ich auch witzig, und stimme mit Steeerie überein, dass du noch mehr draus machen solltest.
Der Arzt, hm, der is weniger witzig.

Die auflösende Idee ist dir gut gelungen!
Allerdings fehlt es dem Ende an Biss, oder Knack, oder wie auch immer.
Könntest da noch was bringen, z.B. dass der Bettnachbar einer seiner hundehaltenden Kunden ist...

Also: Durchgehend schmunzelig, nur am Ende fehlts noch ein wenig.

Bie dez

der benutzende Freund

 

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