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Alba

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15.03.2008
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Alba

Sie lernten sich in einem Museum kennen. Hakon sprach sie an und bat darum, ein Foto von ihr machen zu dürfen. Er sei Fotograf, erklärte er und wolle eine Bildserie von Frauen und Statuen machen. Alba hatte schon plumpere Anmachen gehört, außerdem war sie gerne Model, sich zu zeigen, das gefiel ihr. Als sie neben der Figur einer klassischen Schönheit stand, verblüffte ihn, wie sehr sich Haut und Marmor ähnelten. Beide waren hell und glatt und wirkten kühl.
Sie trafen sich öfter, wobei die Initiative stets von ihm ausging. Nie erfuhr er sie anders als damals im Museum: kühl und unnahbar.
Das reizte ihn, das machte ihn geil, deswegen ging er mit ihr aus. Die anfängliche Hoffnung mit ihr im Bett zu landen, erfüllte sich bisher nicht.
Es ergab sich eben keine passende Situation, wie er sich stets versicherte, wenn er allein nach Hause fuhr. Mittlerweile tröstete ihn die Ausrede nicht mehr, zu oft hatte er sie vorgebetet, ohne dass sich eine Änderung abzeichnete. Warum er sie weiterhin hofierte war ihm selbst ein Rätsel. Die gemeinsamen Abende waren zum Ärgernis geworden. Für diesen Abend hatte er sich endlich vorgenommen, ihr Adieu zu sagen, wofür er sich seit Stunden Mut antrank. Sie waren schon beim dritten Glas Wein und endlich glaubte er die richtigen Worte gefunden zu haben.
Hakon wollte gerade beginnen, da sah er die leichte Rötung ihrer Wangen.
Dieser Hauch von Lebendigkeit auf ihrer reinweißen Haut irritierte ihn. Er war aufs neue fasziniert, und während er ihr Gesicht betrachtete, platzten die Abschiedsworte in seinem Kopf wie Luftblasen.
Alba hasste es, wenn er ihre Züge vermaß, flüchtig wünschte sie, Hakon möge erblinden. Endlich hatte sie genug.
„Träumst wohl?“, fragte sie, woraufhin er nickte, dann den Kopf schüttelte. Sie lächelte. In solchen Momenten könnte man ihn gernhaben, vermutete sie.
„Lass uns gehen“, sagte Alba. Frische Luft wird uns gut tun, dachte sie, der betrachtet mich schon wie einen Gegenstand. Als wäre ich durch das Begleichen der Rechnungen in sein Eigentum übergegangen. Hakon winkte den Kellner heran, bezahlte den Wein und versuchte einen Witz, um seine Irritation zu überspielen. Dabei musste er den falschen Ton getroffen haben, man lachte hölzern, woraufhin er kein Trinkgeld gab. Albas Augen blitzten verächtlich, sie konnte Ichbezogenheit nicht ausstehen, schon gar nicht, wenn sie sich so kleinlich äußerte. Er beeilte sich, ihr in den Mantel helfen und die Tür aufzuhalten, sie ließ beides geschehen. „Und nun?“, fragte er, „worauf hast du Lust?“
„Lass uns einfach ein Stück gehen.“
An der Straße hockten Lokale und Cafes gemütlich in den Fassaden, einladend wirkten sie, aus einigen glänzte bernsteinfarbenes Licht. Nachtschwärmer gingen Arm in Arm, küssten sich, einige lachten.

Alba fragte sich, wann er sie endlich ins Bett zu kriegen versuchte.
Sie verabscheute diesen blonden, ältlichen Mann. Trotzdem würde sie es mit ihm treiben, schließlich bezahlte er ihre Abende. Ganz die alte Schule, auch wie er ihr in den Mantel half, die Türen aufhielt, und auf dem Bürgersteig auf der Straßenseite ging, um sie vor dem Straßendreck abzuschirmen.
Das hatte ihr imponiert, so einen hatte sie noch nicht gehabt. Dann hatte sie die Gier in seinen Augen gesehen, Hakon war nicht anders, hatte sie begriffen, der tat nur so. Von mal zu mal war er gereizter geworden.
Seine sexuelle Frustration wächst, dachte sie bei solchen Gelegenheiten. Aber er rückt mit der Sprache nicht raus, bestimmt steht ihm da seine Erziehung im Weg. Wahrscheinlich muss ich die Initiative ergreifen, überlegte Alba angeekelt. Sie wappnete sich für diese Situation, ein anderer Gönner war nicht in Sicht, ihr blieb keine Wahl.
„Dort müsste man liegen, oder?“, versuchte sie ihn aufzumuntern, als sie an der Werbung für einen Südseeurlaub vorbei kamen. „Ja, wirklich eine bezaubernde Insel“, murmelte Hakon.
Er überschlug, wie viel sie ihn bereits gekostet hatte. Sie trafen sich das siebte mal, meist waren sie Essen gewesen und danach ins Theater oder Kino gegangen, einmal hatte sie unbedingt eine Bootstour machen wollen. Große Hafenrundfahrt mit Sektverköstigung, das ärgerte ihn immer noch.
„Hakon, was ist los?“, fragte sie und fasste ihn an der Schulter. „Nichts“, sagte er.
„Sag doch, dass du ficken willst“, sagte sie. Ihr leichter Tonfall kontrastierte Albas kalten Blick. Er musste wieder an die Statue denken. „Was redest du?“, fragte er. Sie zog ihn lachend mit sich.
„Na, warum treffen wir uns wohl?“ Hakon stolperte hinter ihr her, fühlte ihre Hand in seiner, kühl wie Marmor, dachte er und ärgerte sich über das, was in seinem Kopf rumging, dass dort nichts passendes war.
„Findest du das nicht etwas...“, Hakon suchte das richtige Wort, „unromantisch?“

„Wir sind doch keine Kinder mehr“, lachte Alba, „ich weiß, dass du mich anfassen willst. Meine Nippel in den Mund nehmen, mich unter dir spüren, mich ficken, besitzen.“
Hakon schluckte, suchte Worte, spürte wie es sich in seiner Hose regte. „Quäl dich nicht, es steht dir ins Gesicht geschrieben.“
Nicht weit entfernt war ein Hotel, durch das Glasportal sah man den Rezeptionist auf einen der Bildschirme starren, die auf dem blank polierten Tresen standen. Sie bedauerte, kein Stundenhotel nehmen zu können, eins dieser abgefuckten Häuser, die nichts vortäuschen, das erschiene ihr angemessenen. Ihre Begleitung erwartete Stil, das wusste sie. Ein hübsches Hotel, in dem die Angestellten artig sind, und wo man als derjenige behandelt wird, nach dem man aussieht. Zielstrebig ging Alba mit Hakon im Schlepptau zum Liebesnest, dem Opferschrein. Sie fragte ihn leise, ob sie sich ein Zimmer nehmen wollen. Er nickte stumm. Die automatischen Türen öffneten sich ihrem festen Schritt, Alba durchmaß das Foyer und verlangte ein Doppelzimmer. Hakon bezahlte mit einem großen Schein, meinte verschwörerisch, dass der Rest Trinkgeld sei und sie nicht gestört werden wollten. Der Rezeptionist nickte, lächelte still – wir wollen dasselbe, alter Mann, dachte er -, und schob den Schlüssel rüber. Den nahm Alba und ging die Treppen hoch. Hakon folgte ihr. Ich träume, dachte er. Das kann nicht wahr sein.
Sie öffnete die Zimmertür, Laternenlicht fiel durch das Fenster in den Raum. Sie ging zu dem breiten Bett, schaltete eine Nachttischlampe ein, zog Mantel und Pullover aus, ließ beides zu Boden gleiten. Er sah ihre Härchen sich in der Kälte aufstellen, die harten Warzen durch den BH schimmern. „Worauf wartest du? Fass mich an!“, forderte sie. Ihre Atemzüge waren weiße Wölkchen. Unbeholfen kam er näher, berührte ihre Brust, kniff die Brustwarze, seine Hände wanderten fahrig über den Oberkörper. „Weiter“, sagte sie, „ich bin nicht zerbrechlich.“ Hakons Hände fuhren zu ihrem Hintern, er presste sie an sich und leckte Alba Hals und Oberkörper. „Deine Haut ist wunderschön“, grunzte er. Sie lachte, fasste unter seinen Pullover und streichelte Hakons haarigen Rücken. Wie ein Tier, dachte Alba und zog ihn aufs Bett. Schwer lag er auf ihrem Brustkorb. „Zieh mich aus!“, befahl sie und räkelte sich auf der verschlissenen Decke. Hakon schob ihren Rock hoch und zerrte an der Strumpfhose. Ein jähes Geräusch von reißendem Stoff. Er keuchte und starrte sie erschrocken an. „Hör nicht auf“, flehte Alba, während sie Strumpfhose und Tanga abstreifte und beides lässig neben das Bett fallen ließ. Der aufgeschlagene Rock lag über ihrem Bauch. Hakon sah die sich spreizenden Beine, sah wie sich der dunkle Spalt in ihrer hellen Haut öffnete, erahnte die feuchte Wärme hinter der kühlen Oberfläche.
Er stand hektisch auf und nestelte an seiner Hose herum, scheiterte daran den Reißverschluss zu öffnen, verbrachte dabei endlose Sekunden. Alba setzte sich helfend auf, streifte Hose und Schlüpfer mit einem Ruck herunter, der erigierte Schwanz schnellte ihr entgegen. „So ein prächtiges Ding“, hauchte sie, ihre kühle Hand massierte das pulsierende Fleisch. Sie zwinkerte ihm zu, dann schob sie ihn in den Mund und lutschte die glatte Eichel. „Verdammt“, hörte sie ihn kaum zehn Sekunden später flüstern. Alba spürte es in ihrem Mund alarmierend zucken - sie duckte sich vor dem spritzenden Samen, wischte sich ein paar Spritzer von der Wange und seufzte.

„Scheiße!“, fluchte Hakon, „verdammter Mist! Das darf nicht wahr sein.“ Er zog die Hosen hoch und lief durchs Zimmer, trat einen Stuhl gegen die Wand und warf den Tisch um.
Alba grinste, schaute schnell zu Boden und raffte ihre Sachen zusammen. Sie bedauerte den Verlust der nicht ganz billigen Strumpfhose, die sie mit dem Fuß unter das Bett schob.
Er tobte weiter, jetzt bearbeitete er den Tisch mit einem Bein des zerschlagenen Stuhls. Jemand klopfte gegen die Wand und schimpfte, dass sie leise sein sollten. Hakon stoppte und sah sich nach ihr um, die wenigen Haare hingen schweißnass in die Stirn. Bald wird er eine Glatze haben, dachte Alba. Hakons rotunterlaufene Augen schienen durch sie hindurch zu sehen, seine Nasenflügel weiteten sich über dem verzerrten Mund, den gebleckten Zähnen. „Du bist schuld!“, schrie er, „deine coole Tour hat alles versaut.“
„Wolltest mich wohl brav und still wie ein Schulmädchen. Hättest den Mund aufmachen sollen!“, sie biss sich auf die Lippen.
Sein Gesicht lief rot an. „Jetzt ists also meine Schuld, du Miststück? So professionell wie du an mir rumgemacht hast – woher hätt ich wissen solln, mit was für einer ich unterwegs bin!“
Sie schlüpfte in ihren Pullover, zog sich den Mantel an und ging, sie wollte nur weg. Ein Wort würde das andere geben, Alba kannte sich, den Mund halten, das konnte sie nicht. Hakon war schneller, stellte sich vor die Tür und schlug das Stuhlbein leise gegen das Holz, Klack-Klack.
„Ach Dummerchen, du hast doch schon nen schönen Knüppel. Leg das alberne Holzding weg“, flüsterte Alba, während sie vorsichtig auf ihn zuging. „Dass du mich so geil findest gleich abzuspritzen schmeichelt mir, wozu die Aufregung?“ Hakon stand fast regungslos da, nur der Brustkorb verriet innere Bewegung: Die Schnelligkeit mit der er sich hob und senkte.
„Lass es mich dir noch mal besorgen, bitte, bitte... .“ Alba machte einen Schmollmund, „ich werd’ das kleine Mädchen für dich sein, ganz leise und süß, versprochen... darf ich ihn noch mal in den Mund nehmen?“
Sie stand jetzt dicht vor ihm, blickte in seine schwammigen Augen. Er wirkt müde, dachte sie, wie ein Stier, den die Gehilfen des Toreros mit schlanken Speeren spickten. Das Stuhlbein schlug gegen die Tür, Klack-Klack.
„Vergiss was war, Hakon, konzentrier dich auf den Augenblick.“ Sie leckte sein Gesicht, griff mit der linken ans Geschlecht und befingerte die beginnende Schwellung.
Er schluckte, „mach weiter, Kleines, so ist es gut“, stöhnte er. Hakon ließ das Stuhlbein fallen, fasste unter den Mantel, knetete die Brüste.
„Diesmal passen wir auf, dass es nicht zu früh kommt, ja Süßer?“, säuselte sie. Hakon nickte, vergrub den Kopf an ihrem Hals und küsste sie wild. Seine Nähe ekelte sie an. Diesmal lassen wir es nicht so weit kommen, dachte sie. Mit der rechten Hand zog sie Pfefferspray aus der Manteltasche, „Hakon, Hakon, nicht so stürmisch“ flüsterte Alba und drückte ihn sanft gegen die Tür.
„Was wird das schon wieder für ne Tour?“, knurrte er - da sah er eine gedankenschnelle Bewegung. Als Hakon erkannte, was sie in der Hand hielt, weiteten sich seine Augen.

 

Hallo Kubus.

anfangs dacht' ich auch: warum so ausführlich? Muss das sein? Da hätt' ich mich fast mit NikitaF getroffen, und an dem hier vor Ort häufig gebrauchten "ficken" kann das nicht gelegen haben, aber dann meinte ich, dass die Geschichte aufs Ende hin gar nicht viel anders erzählt werden kann, wenn es auch sicherlich nicht dieser Beschreibungswut bedurft hätte. Und zwar - absurd vielleicht - über den Titel: Alba - was ja zur Eröffnung, dem Museumsbesuch passen würde: die etruskische Stadt Alba Longa war die gestrenge Mutter Roms und der Herzog von Alba war der Schinder der spanischen Niederlande, und die Geusen schreckten nicht davor zurück, im Freiheitskampf, "Holland" unter Wasser zu setzen, quasi eine negative verbrannte Erde zu praktizieren. Und in Deiner Geschichte befreit Alba sich vom geilen Sack (zur ursprünglichen Bedeutung und dem Bedeutungswandel des Adj. geil siehe wiki).

Einige Male schreibst Du "mal" klein, wo's besser großgeschrieben würde.

Gruß & schönes Wochenende

Friedel

 
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na Nikita, wohin hättst sie denn gern? :) gesellschaft find ich nicht verkehrt, denn ich glaube nicht, dass die probleme der protagonisten in der kg einzelfälle sind. die rap&praline-sprache ist nur ein stilmittel, um die atmosphäre zu stützen...

ich las auch ein paar der hiesigen stories, Friedrichard, und dachte: das haste noch nicht gemacht, versuchst es mal. ich war in finnland mal in nem restaurant, in hörweite saßen ein älterer geschäftsmann und ein hübsches russisches mädel, blond, weißhäutig. mein finnischer gastgeber erzählte, dass sich junge russische mädchen häufiger von wohlhabenden finnischen männern aushalten lassen. die beiden schienen sich auch kaum zu verstehen, ich hab selten was weniger harmonisches gesehen. das warn meine vorbilder.

zu diesem geschäftsmäßigen ineinandertreffen hätte auch keine weiche sprache gepasst. alles hübsch hässlich beim namen nennen, damit sich nicht mal ein hauch romantik einschleicht...
deine interpretation ist freilich erstaunlich, oh, natürlich habe ich mir diese ebene auch gedacht :D wobei sich Alba ja aus ner situation befreit, an der sie nicht ganz unschuldig ist...

danke für die rückmeldungen!

grüße
Kubus

ps: das mit dem "mal", hm, muss ich mal nachlesen

Claras Komm: Alba kriegt finanzielle Zuwendung von Hakon und hält ihn mit vagen Zeichen auf stand by. irgendwann wirds ihm zu viel und er will abspringen, sie sieht das und leitet ins Zimmerszenario um.
die situation im hotel expliziter beschreiben und ihre innere zerrissenheit raum geben. dass sie im hotel ihm zwar ihren körper als ausgleich für die finanzen anbietet, aber bei seiner reaktion sich denkt: so nicht der herr.
ein satz, dass sie sich tatsächlich bedroht fühlt. zb sie sieht den holzknüppel und die herausstehenden splitter.

 

Hallo Kubus!


Eigentlich könnte die Geschichte hier abschließen:

Hakon schluckte, suchte Worte, spürte wie es sich in seiner Hose regte. „Quäl dich nicht, es steht dir ins Gesicht geschrieben.“
Das wäre dann ein nettes kleines Geschichtchen.
Aber es geht weiter und nun wird es interessant. Im Folgenden invertierst Hakons Charakterbild. So scheint es zunächst. Aber ich vermute, du komplettierst es.
Er hat ein völlig verkorkstes Verhältnis zu Frauen. Auf der einen Seite verehrt er sie; das scheint mir seine Grundhaltung zu sein. Nach einiger Zeit begehrt er seine aktuelle Begleiterin; soweit, so normal. Nur ab diesem Punkt gerät er bald in Schwierigkeiten. Seine Unfähigkeit, eine Frau zu befriedigen, lässt ihn unbewusst den passenden "Moment" hinauszögern. Aller Selbstärger darüber nutzt nichts. Normalerweise beendet er an dieser Stelle die Beziehung und betrinkt sich, oder beides zugleich.

Nun kommt es aber anders. Alba ergreift die Initiative auf eine Art, der er letztendlich nichts entgegensetzen kann.
Das du nun die Beiden ausgerechnet in die schmuddeligste Absteige der Stadt führst, passt nicht so recht. Zumindest von Alba erwarte ich mehr (kostspieligen) Stil, und ich hätte ihr den, in Form von etwas mehr Luxus, auch gegönnt. Natürlich hätte dann Hakon das Zimmer bezahlen müssen.
Andererseits unterstütz dieses Schmuddel-Ambiente das Bild von Hakons dunkler Seite, die ihn nach seinem Versagen beherrscht. Nichts bleibt mehr von dem Mann, der Türen auf hält, Wünsche erfüllt und der im alltäglichen Leben offensichtlich ein romantischer Fotograf ist. Nun prügelt er aufs Mobiliar ein und spricht im Gossendialekt. Schuld ist in seinen Augen die Ex-Madonna, nun frisch gebackenes Miststück.

Alba ist in der Geschichte ausreichend charakterisiert, aber als Titel-Geberin dann doch zu blass. "Hakon" wäre die bessere Wahl gewesen.

Gruß

Asterix

 

Hallo Kubus,

durch die "Vorbilder" werd ich an Makita und Katla erinnert ...

Wenn man ein wandelndes Lexikon ist (muss man sein, wenn man in Literatur-Cafés so nebenbei hier auf kg.de einsteigt, weil sonst die Zeit richtig davonliefe und sich zeigte, dass Zeit Geld ist) schleichen sich schon mal Interpretationen ein (in dem Fall über den Namen und mythische/geschichtliche Bezüge), aber >, oh, natürlich habe ich mir diese ebene auch gedacht wobei sich Alba ja aus ner situation befreit, an der sie nicht ganz unschuldig ist...<, was mich dann wieder beruhigt, geradezu freut!

Tschüss

Friedel

 

Der Titel „Alba“ ist schon richtig, denn es ist die Geschichte einer Frau und weniger des Mannes, der hier praktisch nur den nützlichen Idioten gibt. Diese Frau ist faszinierend kühl, scheint alles im Griff zu haben. Sie weiß, dass man für alles bezahlen muss, und so beißt sie in den sauren Apfel, hier ficken genannt. Dass es nicht dazu kommt, ist allerdings schon eine Überraschung, denn immerhin trinkt dieser Mann seit Stunden, und der Alkohol hat eine verzögernde Wirkung – kaum zu glauben, dass er, wie beschrieben, schon nach 10 Sekunden blowjob kommt.

Aber okay, es gibt nichts, was es nicht gibt, aber dass Männer Schlüpfer tragen, das habe ich noch nie gehört – es sei denn, sie sind transsexuell und/oder ziehen gerne Damenunterwäsche an. :D Auch den Satz

Bald wird er eine Glatze haben, dachte Alba.
würde ich eher einer Ehefrau zutrauen, nicht aber einer Gelegenheitshure, die natürlich auf Anhieb den abgenutzten Geruch des Stundenhotels erkennt, woran sie aber das erkennt wird dem Leser nicht verraten – offenbar gehst du, Kubus, davon aus, dass wir Leser - und vor allem Leserinnen! - das auch wiedererkennen würden. :D

Trotzdem ist das eine ungewöhnliche, weil abwechslungsreiche Geschichte über zwei Menschen in einer Situation, die es sicher öfter gibt als man denkt – der Krise sei Dank. ;) - insofern ist sie in der Gesellschaft perfekt angesiedelt.

 

Hi Asterix!

Das wäre dann ein nettes kleines Geschichtchen.
genau, wer will die schon schreiben.
„Seine Unfähigkeit, eine Frau zu befriedigen“
vielleicht, oder: wenigstens lange genug stehkraft zu beweisen, dass er sich ohne gesichtsverlust aus der affäre ziehen kann.

„Das du nun die Beiden ausgerechnet in die schmuddeligste Absteige der Stadt führst, passt nicht so recht. Zumindest von Alba erwarte ich mehr (kostspieligen) Stil, und ich hätte ihr den, in Form von etwas mehr Luxus, auch gegönnt. Natürlich hätte dann Hakon das Zimmer bezahlen müssen.“

jetzt bleibt sie kalkulierende geschäftsfrau, lässt ihn zahlen. ein schickes hotel passt auch besser, stimmt. das stundenhotel war eine unnötige romantisierung. danke!

„Alba ist in der Geschichte ausreichend charakterisiert, aber als Titel-Geberin dann doch zu blass.“

blass, weißhäutig: Alba: die Weiße (laut Reclams Namensbuch). den titel lasse ich so (s. komm an Dion) vielen dank für die interpretation und fürs feedback, das hat der geschichte gut getan!

Friedrichard: :) Grüße.

Dion,

„Der Titel „Alba“ ist schon richtig, denn es ist die Geschichte einer Frau und weniger des Mannes,“
denke ich auch, Alba ist die hauptperson,
„Diese Frau ist faszinierend kühl,“
so sollte sie wirken, genau so. yeah, das freut mich.
„der Alkohol hat eine verzögernde Wirkung – kaum zu glauben, dass er, wie beschrieben, schon nach 10 Sekunden blowjob kommt.“
hm, vielleicht weil sich da so viel in ihm aufgestaut hat? die erzählung braucht den alkohol am anfang, die stimmung.
„aber dass Männer Schlüpfer tragen, das habe ich noch nie gehört“
feinripp, des spießbürgers underwear: schlüpfer eben.

„Trotzdem ist das eine ungewöhnliche, weil abwechslungsreiche Geschichte“
danke, auch für den rest der rückmeldung. sorry allerseits, dass es mit der antwort so lang dauerte.

Kubus

 

Alba hasste es, wenn er ihre Züge vermaß, flüchtig wünschte sie, Hakon möge erblinden.

Dieser Satz gefällt mir sehr gut.

Alba fragte sich, wann er sie endlich ins Bett zu kriegen versuchte.
Sie verabscheute diesen blonden, ältlichen Mann. Trotzdem würde sie es mit ihm treiben, schließlich bezahlte er ihre Abende. Ganz die alte Schule, auch wie er ihr in den Mantel half, die Türen aufhielt, und auf dem Bürgersteig auf der Straßenseite ging, um sie vor dem Straßendreck abzuschirmen. Das hatte ihr imponiert, so einen hatte sie noch nicht gehabt. Dann sah sie die Gier in seinen Augen, Hakon war nicht anders, begriff sie da, der tat nur so. Von mal zu mal wurde er gereizter. Seine sexuelle Frustration wächst, dachte sie bei solchen Gelegenheiten.

Die Zeitenfolge stimmt nicht, wann denkt sie das? Denn ab "das hatte ihr imponiert" steht Vorzeitigkeit, die erneut gefolgt wird vom Imperfekt (Dann sah sie die Gier...war nicht anders...begriff sie).

Im Übrigen: Alba hat Klasse, Alba ist schön, konnte sie keinen Besseren finden als diesen fiesen Kerl?

Gruß vom Handballfan

 
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Handballfan,

Dieser Satz gefällt mir sehr gut.
danke!

Die Zeitenfolge stimmt nicht, wann denkt sie das? Denn ab "das hatte ihr imponiert" steht Vorzeitigkeit, die erneut gefolgt wird vom Imperfekt (Dann sah sie die Gier...war nicht anders...begriff sie).

ich dachte, das sieht niemand. wollte die sperrigen plusquamperfektkonstruktionen umgehen. jetzt muss ichs ändern, ist aber wahrscheinlich besser so, also: danke.

findest du, dass sie einen besseren verdient hätte?

grüße
Kubus

so, ich hab die betreffenden zeilen in die vorvergangenheit gestellt, sieht furchtbar aus, ist aber hoffentlich richtig (ein absatz draus gemacht, um es als rückblick zu kennzeichnen). kennt irgendjemand nen kniff, wie man diese ganzen hatte elegant umschifft, ohne falsches deutsch zu produzieren.

 
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Durchs "Zeitmagazin" der letzten Woche fällt mir erst auf, wie widersprüchlich Deine Geschichte von der Form her zum Mutterland der "short story" ist (als hätt' man da nicht eher und allein drauf kommen müssen) und zwar über ein Interview mit Woody Allen. Dabei wird festgestellt, dass die in Europa gedrehten Filme Allens Liebe/Sex viel sinnlicher zeigten als - incl. dem neuesten, der Anlass zum Interview gab - die amerikanischen. Hier wirke Sex neurotisch und Allen bringe es auf den Punkt. Hier - in Amerika - wäre Sex immer wichtig. Mit der sexuellen Revolution glaubte man, Sex könnte Dramatik und eine (fehlende) gute Geschichte ersetzen, ausführliche Sexszenen wären spannungsgeladen - was für sexuell unterdrückte Provinzler (immerhin die Mehrheit) natürlich immer noch gälte. In Europa wär's keine sündige Sache mehr, sondern "normaler Teil des Lebens". In Amerika wäre Sex eine dramaturgisch genutzte Waffe wie die Gewalt. Solche langatmigen Szenen langweilten in Wirklichkeit und wären durchaus infantil (vgl. "Mir geht's besser als meinen Filmfiguren"), was Deine Geschichte bei Gott nicht ist.

Dagegen steht dann das Konzept (sofern man davon sprechen kann) der short story mit dem Aussparen und der "kommunikationslosen" Kommunikation.

Naja, wollt' ich mal gesagt haben.

Gruß

Friedel

 

hi Friedrichard, ich sehe meine kurzen geschichten nicht als ableger des "mutterlands short story", und nenne die lieber erzählung oder eben kurze geschichte.
das ist beides schön allgemein und tut niemandem weh.
aussparen und kommunikationslose kommunikation sind doch nette stichworte, klingt, als passten die auf ne gute geschichte. aber wenn ich jetzt die merkmale erfülle oder vielleicht das gegenteil: intendiert wars nicht nach nem strickmuster zu schreiben, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass bspw. hemingway sich das so dachte. der schrieb erst, danach kamen andere und definierten.
was ich mit meinem gelaber eigentlich sagen will: so ist das also! ja, ja, die amerikaner, deren kultur ist wirklich ein bisschen infantil. mtlw. schreiben sie ja trotzdem gute prosa, auch wenn die in stockholm den philip roth immer auslassen.
danke für den beitrag, mal was andres. :)
Kubus

 

Interessante Story.

Alba hat Klasse? Sie ist schön? Fasziniert kühl? Wow.

Was macht sie denn überhaupt mit diesem Typen, wenn sie ihn verachtet? Was erhofft sie sich von dieser Situation?
Wenn es nur das Geld ist (und was anderes kann es nicht sein), dann ist es auch nicht zu viel verlangt, dass sie mit ihm fickt. Er will sex, sie will Geld. Na, also. Bekommt doch jeder es er will, oder nicht? Muss man nicht glaich alles so abwärtend betrachten... Alba ist ne Edelhure. Aber was solll denn das mit dem Pfefferspray???
Und schon wie sie tut. Ach er will sie ficken...(schon deswegen sit er ein Verbrecher, könnte man meinen) kein bisscehn anders als die anderen. HÄ? Natürlich will er mit ihr schlafen? Sind wir hier im Kindergarten, oder was? Deswegen sollen wir Hakon jetzt beurteilen?

Hakon find ich bis auf diese Szene zum Schluß, wo er ihr vorwirft, sie sei schuld, dass er zu schnell kommt gar nicht unsympathisch.
Er führt sie aus (sieben Mal!), macht ihr den Hof, und möchte mit ihr schlafen. Das ist ja das stinknormalst der welt. Wenn daran etwas verkehrt ist, dann weiß ich auch nicht. Und wenn er feststellt wie "professionell" und gefühlskalt sie eigentlich ist, (also nur auf sein Geld aus) ist er doch auch zu recht empört, oder nicht?

Die Story muss Alba heißen, Hakon ist ja einfach nur irgendein Typ, der einer gestörten Tussi zum Opfer fällt, Alba ist hier die besondere.


mfg,

JuJu

 

hi JuJu, danke für deine gedanken zum text und das lob!

Alba ist ne Edelhure. Aber was solll denn das mit dem Pfefferspray???
an eine professionelle dachte ich bei ihr ursprünglich nicht, sondern an eine, die männer "begleitet" und nicht zwingend "ganz" zu haben ist. so eine, stelle ich mir vor, hätte eine verteidigungswaffe für den fall, dass...
pfefferspray ists wegen nem ziemlich platten gag geworden: weil sich seine schreckgeweiteten augen so schön anboten. na ja.
Und wenn er feststellt wie "professionell" und gefühlskalt sie eigentlich ist, (also nur auf sein Geld aus) ist er doch auch zu recht empört, oder nicht?
hm, er sollte ja wie jemand rüberkommen, der die frau auch ausschließlich mit materiellem zu binden versucht. so gesehen hätte er nur gefunden, was er mit den gewählten mitteln erhoffen kann - und seine beschuldigung wär nur eine piefige projektion.
aber das sind nur meine überlegungen zu dem thema, natürlich kann es auch anders gesehen werden.

viele grüße
Kubus

 

Servus Kubus,

eine sehr gute, seltsam lustige und immer wieder überraschende Geschichte..

Woran ich noch hängenblieb:

"Die anfängliche Hoffnung mit ihr im Bett zu landen, erfüllte sich bisher nicht."
-weglassen, oder knapper, dass es besser mit dem Satz zuvor+danach harmoniert? (~'Nur ins Bett bekam er sie nicht')

„Nichts“, grummelte er und - einfach `'sagte'?

Das dicke Pfefferstrayende hätte vielleicht auch nur in ihrem Kopf stattfinden können, während sie (wer hätte das nach dem Stuhlzerlegen noch gedacht:) es einfach noch mal schlecht miteinander treiben. Na, Geschmackssache.

Jedenfalls ein Text, der mir sehr gefiel und mich zum Grinsen brachte. (Und sorry, dass ich die verdammte Zitierfunktion noch nicht peile)
-thomas

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin thomas! Vielen Dank für die Rückmeldung, freut mich wenns gefiel. Ich glaube deinen Satz übernehme ich. Sinnerhaltende Reduktionen sind immer willkommen. Und auch sagte statt grummelte er... muss ich mir später nochmal anschauen, gefällt mir aber auf den ersten Blick. Und keine Sorge wegen der Zitierfunktion, ich hab ja rausgefunden, was du sagen willst. Denk ich wenigstens. :D
Grüße
Kubus

PS: Beim zweiten rüberschauen fiel mir auf, dass der erste Vorschlag inhaltlich nicht passt. Hakon hatte nicht erfolglos versucht, sie ins Bett zu bekommen, sondern darauf gehofft, dass Alba die Initiative übernähme.
Den zweiten habe ich jetzt eingearbeitet. Danke nochmal.

 

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