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Alkohol & Blei

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10.10.2007
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Alkohol & Blei

Hallo,
Die Geschichte hab' ich vor ca. einem Jahr geschrieben, und da ich seither ausschliesslich längere Texte geschrieben habe, (zu lange, um als Kurzgeschichten durchzugehen ;)), stell' ich die hier mal rein.
Sie ist mein erster Text hier :)

Mir ist langweilig, denn ich bin ich und niemand anderes.
Wäre ich jemand anderes, hätte ich vielleicht auch mehr aus mir gemacht.
Wäre ja wohl auch nicht wirklich schwer gewesen?
Angeheitert schmunzelnd nehme ich einen Weiteren Schluck Schnaps.
Er brennt mir im Hals, aber irgendetwas muss ich ja tun… Etwas, um zu überdecken, wie wertlos ich eigentlich bin.
Mir ist aber trotzdem langweilig, weswegen ich mich von meiner Matzratze erhebe und zum Schreibtisch gehe. Die ganze Wohnung – Oder eher - Das ganze Zimmer stinkt nach Alkohol.
Zu viel Schnaps ist bereits vergossen worden, und es wird trotzdem immer mehr werden.
Während ich ein wenig betrunken amüsiert gluckse, öffne ich die Schublade an dem Eichenholztisch.
In ihm befinden sich weisse A4-Papierbögen, einige HB-Bleistifte, eine billige Füllfeder und einige Tintenpatronen. Und eine Magnum 9mm.
Letztere nehme ich heraus, dann schliesse ich die Schublade und kehre auf die Matzratze zurück, auf der kleine Pfützen aus hochprozentigem, übel schmeckendem Gesöff aus der Tankstelle sich ansammeln.
Je mehr man trinkt, desto weniger kommt dann schlussendlich in den Mund.
Erneut glucksend setze ich mich wieder im Schneidersitz hin, lehne mich mit dem Rücken an die Wand und nehme einen weiteren Schluck aus der noch halbvollen – Oder auch halbleeren – Flasche.
Dann betrachte ich die Waffe in meiner Hand, wie sich das Metall im Licht meiner Neonlampe spiegelt und glitzert, als wäre sie heilig.
Glucks.
Sie ist bereits geladen, es reicht also, dass ich sie mir an die Schläfe halte.
Nun trennt mich also nur noch ein Fingerzucken.
Ich grinse und nehme schon wieder einen Schluck Schnaps.
Langsam fängt das Zeug an, mir zu schmecken.
Ob mich wohl jemand vermissen wird?
Bekannte habe ich nicht viele, meine Familie meldet sich nicht mehr bei mir und ich selber halte auch nicht allzu viel von ihnen.
Ob ich wohl morgen in der Zeitung kommen werde?
„25jähriger Arbeitsloser erschoss sich in seiner Wohnung mit einer 9mm-Waffe“
Oder
„Kopflose Leiche in Wohnung gefunden“
Oder in den Anzeigen:
„1-Zimmer-Wohnung zu vermieten. Blut und Gehirnmasse an der Wand, ansonsten in gutem Zustand.“
Glucks. Glucks. Glucks.
Neuer Schluck.
Seltsam, wenn ich bedenke dass ein sozial wertloser Selbstmörder hier in den Schlagzeilen kommen kann, während in Afrika tausende von Kindern krepieren.
Spendet, Leute, spendet… Macht die Militärdiktatoren reicher, damit die armen Afrikaner im Krieg schnell sterben dürfen anstatt verhungern zu müssen!
Mein Zeigefinger zittert verheissungsvoll.
Das kalte Metall in Kombination mit verschwitzten, von alkoholisiertem Blut durchströmten Fingern erregt mich irgendwie.
Vielleicht ist es aber auch nur die Nähe zum Tod, zu dem alle sagen werden „Oh wie schrecklich“, und dann ein paar Tage später ihr vom Konsum geprägtes Leben weiterführen.
Wie schrecklich einfach wir doch sind…
„Mach dein eigenes Ding“, hiess es heute auf MTV… Oder so ähnlich.
Nur seltsam, dass die Kids in schon fast militaristischem Einheitslook rumlaufen.
Hier Fubu, dort Adidas, in der rechten Ecke Lonsdale und in der anderen alles mögliche, Hauptsache es ist namenlos.
Und da redet man von Individualität.
Lasst euch nicht manipulieren, kämpft gegen den Konsum und ladet euch täglich eure scheiss Klingeltöne bei Jamba, damit ihr cool seid, und ihr macht alles richtig.
Und auf alle Fälle nieder mit dem Gesetz, denn das ist böse, oh ja.
Glucksen macht mir keinen Spass mehr, also fange ich an zu lachen, während mir einige schnapsversetzte Tränen über die Wange kullern.
Früher kamen Arbeitskräfte nach links und nutzlose nach rechts.
Heute sind alle nutzlos, aber trotzdem alle Arbeitskräfte.
Mein lachen wir mit jedem Schluck lauter, und ich hätte schon fast abgedrückt.
Ich stehe auf, gehe zum Pult, noch immer die Waffe am Kopf.
Dann öffne ich die Schublade und lege die 9mm zurück.
Vielleicht wird ja morgen ein schönerer tag… und sonst betrinke ich mich eben wieder und bringe mich dann wirklich um.
Habe ich gestern zwar auch schon gesagt, aber was soll’s?
Man darf ja nicht immer so pessimistisch sein.

 

Hallo Leichi,

zunächst einmal herzlich Willkommen in unserer bescheidenen Runde! :)

Jetzt zu Deiner Einstiegsgeschichte; sie gefällt mir vom Prinzip her ganz gut: Du hast einen recht lebendigen Schreibstil, aber sprachlich happert es dann doch noch gewaltig:

Angeheitert schmunzelnd nehme ich einen Weiteren Schluck Schnaps.
weiteren kleingeschrieben.

Die ganze Wohnung – Oder eher - Das ganze Zimmer stinkt nach Alkohol.
Warum schreibst Du hier "Oder" groß?

Während ich ein wenig betrunken amüsiert gluckse, öffne ich die Schublade an dem Eichenholztisch.
"Schublade des Eichenholztisches"

Je mehr man trinkt, desto weniger kommt dann schlussendlich in den Mund.
Ansich ein wirklich gutes Bild. Besser hätte ich aber anstatt des Mundes "Magen" gefunden. Und anstelle von "kommt" "schwimmt".

Dann betrachte ich die Waffe in meiner Hand, wie sich das Metall im Licht meiner Neonlampe spiegelt und glitzert, als wäre sie heilig.
Das "sie" bezieht sich wohl auf die Waffe, aber man bezieht es als Leser eher auf "Metall", weshalb entweder eine Umformulierung angebracht wäre oder schlichtweg die Ersetzung des "sies" durch "es".

Hier Fubu, dort Adidas, in der rechten Ecke Lonsdale und in der anderen alles mögliche, Hauptsache es ist namenlos.
Das "namenlos" paßt meiner Meinung nach überhaupt nicht, weil Du am Anfang des Satzes Markennamen aufzählst. Markennamen sind nicht namenlos.

Lasst euch nicht manipulieren, kämpft gegen den Konsum und ladet euch täglich eure scheiss Klingeltöne bei Jamba, damit ihr cool seid, und ihr macht alles richtig.
"ladet euch täglich eure scheiss Klingeltöne bei Jamba runter"

Mein lachen wir mit jedem Schluck lauter, und ich hätte schon fast abgedrückt.
"Mein Lachen wird mit jedem Schluck..."

Vielleicht wird ja morgen ein schönerer tag…
Tag großgeschrieben.

Du siehst, es sind noch einige Flüchtigkeitsfehler drin.
Gut finde ich, daß er den Selbstmord nicht macht am Ende. Das wäre auch etwas zu billig gewesen. ;)

Kurzweilig unterhält Deine Geschichte ganz gut, es sind ein paar Passagen drin, die mir gefallen haben. Alles in allem mußt Du aber wirklich nochmal drübergehen.

Liebe Grüße
von der stephy

 

Danke vielmals :)
Mit der Grammatik (Gross/Kleinschreibung vor Allem) hab ich's nicht so, da hast du mich voll und ganz ertappt... Werde aber daran arbeiten.
Weil ich normalerweise nur sehr wenigen Leuten meine Texte zu lesen gebe, und die dann auch nie auf die Rechtschreibung achten, war das bisher nicht mein Fokus. Aber jetzt hab' ich ja Grund dazu...

Was die Sache mit den Marken betrifft: Ich meinte eigentlich eher Leute, die alles tragen, hauptsache es hat KEINE Marke... das gibt's ja auch.

Auf alle Fälle Danke für den Kommentar.

 

Tach Leichi!
Ich fand deine Geschichte gut, sie liest sich flüssig und hat eine schöne Länge wie ich finde... ;) Nicht zu kurz, nicht zu lang. Obwohl das ja immer relativ ist. Einige Zeilen haben mir auch gut gefallen, z.B.

„1-Zimmer-Wohnung zu vermieten. Blut und Gehirnmasse an der Wand, ansonsten in gutem Zustand.“
;)
Spendet, Leute, spendet… Macht die Militärdiktatoren reicher, damit die armen Afrikaner im Krieg schnell sterben dürfen anstatt verhungern zu müssen!
Und auf alle Fälle nieder mit dem Gesetz, denn das ist böse, oh ja.
;)
Der schwarze Humor gefällt mir.
Rechtschreib- und Ausdrucksfehler hab ich allerdings auch einige gefunden.
Wäre ja wohl auch nicht wirklich schwer gewesen?
Was hat das Fragezeichen dort zu suchen?
Während ich ein wenig betrunken amüsiert gluckse,
Das ist zu viel des Guten, das kann der Leser nicht verarbeiten. Besser wäre z.B. Während ich angeheitert gluckse oder so, obwohl das auch komisch klingt... Mir fällt grad nichts besseres ein. ;)
In ihm befinden sich weisse A4-Papierbögen
weiße
einige HB-Bleistifte, eine billige Füllfeder und einige Tintenpatronen.
Das letzte "einige" kannst du ohne weiteres streichen.
dann schliesse ich die Schublade
schließe. Das taucht ein paar mal auf, lässt sich doch aber eigentlich ganz leicht merken ;) kurzer Vokal -> ss; langer Vokal -> ß
25jähriger Arbeitsloser
25-jähriger
Seltsam, wenn ich bedenke dass ein sozial wertloser Selbstmörder
bedenke, dass
hiess es heute auf MTV…
hieß
ladet euch täglich eure scheiss Klingeltöne
scheiß
Glucksen macht mir keinen Spass mehr
Spaß
Früher kamen Arbeitskräfte nach links und nutzlose nach rechts.
Nutzlose

Liebe Grüße,
Apfelstrudel :)

 

Das doppel-S liegt daran, dass ich Schweizer bin - Wir kennen hier das "ß" gar nicht, und haben es nicht einmal auf der Tastatur...

Danke trotzdem. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo!
Willkommen bei uns.

Mit deinem Text habe ich nicht so viel anfangen können. Dem Protagonisten ist langweilig, er säuft gern und findet nichts dabei, holt sich seine Kanone, damit er seinen langweiligen Leben ein Ende setzen kann, langweilt sich dabei aber und lässt es bleiben, damit er sich morgen wieder gelangweilt fragen kann, ob er sich nicht lieber das langweilige Leben aus der Birne pusten sollte.
So weit, so langweilig.

Letztere nehme ich heraus, dann schliesse ich die Schublade und kehre auf die Matzratze zurück, auf der kleine Pfützen aus hochprozentigem, übel schmeckendem Gesöff aus der Tankstelle sich ansammeln.
dass er die Schublade wieder schließt, ist vollkommen belanglos. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass sich auf einer Matratze eine Pfütze Schnaps sammeln kann. Der sickert ein und hinterlässt einen feuchten Fleck. Da müsste die Matratze schon völlig durchtränkt sein, dass sich darauf Pfützen bilden. Außerdem ist die Satzkonstruktion umständlich.
Das Gesöff aus der Tankstelle würde ich einfach als billigen Fusel bezeichnen.

Sie ist bereits geladen, es reicht also, dass ich sie mir an die Schläfe halte.
Nun trennt mich also nur noch ein Fingerzucken.
zweimal also. Vorschlag:
Sie ist bereits geladen und ich brauche nur noch mit dem Finger zu zucken, um abzudrücken.

Glucks
Das hat mich jedesmal gestört, wenn es auftauchte. Es klingt für mich so lächerlich, dass ich den Protagonisten gar nicht ernst nehmen kann.

Seltsam, wenn ich bedenke dass ein sozial wertloser Selbstmörder hier in den Schlagzeilen kommen kann, während in Afrika tausende von Kindern krepieren.
Spendet, Leute, spendet… Macht die Militärdiktatoren reicher, damit die armen Afrikaner im Krieg schnell sterben dürfen anstatt verhungern zu müssen!
Mein Zeigefinger zittert verheissungsvoll.
Das verheißungsvoll solltest du streichen, denn es nimmt wieder die Ernsthaftigkeit heraus.
Trotzdem hat dieser Abschnitt etwas, ich finde ihn sogar sehr gut, vor allem, dass der Protagonist mit zitterndem Zeigefinger plötzlich solche Vorwürfe erhebt. er zeigt gewissermaßen auf jemanden, deutet auf Schuldige, die er nicht wirklich benennen kann und ist doch Teil genau dieser Verlogenheit, die er anklagt. Diese Erkenntnis, oder besser gesagt, dieses Wissen lässt ihn in seiner Anschuldigung unsicher werden und sein Zeigefinger zittert. Vielleicht zeigt es aber auch eine Anklage des Protagonisten sich selbst gegenüber, die darauf hinausläuft, dass er sich selbst richtet.

danach folgt ein kleines Gewitter von selbstgerechten Überlegungen und der Verteufelung von Konsum und Medien, das ich ziemlich ermüdend finde. Es kommt dabei leider nicht darüber, ob/dass der Protagonist genau wegen dieser Dinge so lethargisch und verzweifelt ist. Hier hast du meiner Meinung nach viel Potenzial verschenkt.

Insgesamt also leider nur in Ansätzen interessant.

 

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