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Alleine in der Nacht

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03.11.2008
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Alleine in der Nacht

Es ist spät abends. Ich kam gerade aus meiner Lieblingsdisco und verpasste knapp meinen Bus, der gerade noch quietschend an mir vorbei fuhr. Jetzt musste ich zum Bahnhof laufen, der zum Glück nicht so weit entfernt war. Ich lief los, die Menschen leere Straße entlang in Richtung Bahnhof. Es war kalt und der eisige Wind wehte die alten Zeitungen von letzten Montag über die Straße. Man erkannte den Weg kaum, der nur von ein paar schwachen immer wieder flackernden Laternen erhellt wurde. Ich war nun außerhalb der Stadt, ungefähr 5 Minuten entfernt vom Bahnhof.

Mich überkam ein ungutes Gefühl, ja fast schon Angst. Denn immer wieder hört man von Geschichten, von jungen Frauen, die spät Abends überfallen wurden. Ich wollte nicht auch eine von diesen Geschichten werden. Letztes Jahr im Herbst wurde meine kleine Cousine auch Opfer einer solchen Tat. Sie wurde von 3 Männern in der Innenstadt verschleppt und vergewaltigt. Sie redete nur sehr selten darüber, aber so wie sie darüber redete, musste es schrecklich gewesen sein. Vor lauter Panik rannte ich los, immer den Geschichtsausdruck meiner kleinen Cousine vor Augen, den sie hatte, als sie mir davon erzählte.

Ich rannte die Straße entlang und schaute mich immer wieder um, ob mir auch keiner folgte. Ich zog meine Jacke enger, denn es war schon Winter. Es lag noch kein Schnee, aber es war bitter kalt und ich zittere schon. Ich ging von der Straße runter, rauf auf einen schmalen dunklen Kiesweg, der zum Bahnhof führte. Gleich habe ich es geschafft dachte ich mir und stolperte fast über ein paar herumliegende Äste, die man auf dem Kiesweg kaum erkennen konnte, der nur vom schwachen Mondlicht erhellt wurde. Der Kies knirschte unter meinen Füßen und ich sah schon schwach die hell leuchtenden Flutlichter des Bahnhofs. Der Weg dorthin kam mir wie eine Ewigkeit vor. Doch nach 2 Minuten erreichte ich völlig erschöpft den hell erleuchteten Bahnhof. Ich war froh hier zu sein, denn hier fühlte ich mich sicher. Es waren nur wenige Leute am Bahnhof. Alle in dicke Jacken und Mäntel gekleidet.

Ich schaute mich um und sah an der alten dunklen Bahnhofsmauer eine Gestalt, die mit bekannt vorkam. Ich konnte das Gesicht nicht richtig erkennen, weil das Dach des Bahnhofes einen Schatten an die Wand warf. Als ich aber näher kam, erkannte ich ihn wieder. Es war ein ehemaliger Klassenkammerad aus der Grundschule. Ich hatte ihn zwar ganz anders in Erinnerung, aber er musste es sein. Er hatte jetzt kurze Haare und einen Bart. Nicht mehr die langen Haare und das kindische Gesicht. Ich ging zu ihm und wir kamen ins Gespräch. Wir unterhielten uns über die Zeit, in der wir uns nicht gesehen hatten. Er hatte jetzt einen Job als Mechaniker in einer großen Firma und eine eigene Wohnung. Wir sprachen so viel, dass wir die Zeit vergaßen.

Doch dann wurde unser Gespräch plötzlich durch das entfernte Hupen eines Zuges unterbrochen. Der Zug näherte sich schnell und kam schließlich quitschend vor uns zum stehen. Ich fragte ihn, ob er mit zu mir kommen wolle, denn ich wollte nicht noch einmal alleine durch die dunklen Straßen nach Hause laufen. Zu meiner Freude ging er auf mein Angebot ein und wir stiegen in den Zug. Ich war überglücklich nicht alleine nach Hause gehen zu müssen. Wir waren gerade auf dem Weg durch einen leeren Wagon, zu unseren Sitzplätzen, als wir plötzlich durch das anfahren des Zuges nach hinten gedrückt wurden. Wir setzten uns hin und ich dachte viel über den heutigen Tag nach. Vor allem über ihn.

Ich glaube ich hatte mich in ihn verliebt. Er sah gut aus und neben ihm fühlte ich mich sicher und geborgen. Nach einer viertel Stunde Fahrt, kamen wir am Bahnhof an. Wir stiegen aus dem warmen Zug. Ich merkte wie die Kälte mich umschloss, aber mir war es egal, denn ich fühlte mich warm und geborgen. Schnell gingen die zu Fuß die fünfhundert Meter zu mir in die Wohnung. Der Weg, die Treppen hinauf fiel mir schwer, denn ich war müde und meine Glieder schmerzten. Als wir dann vor meiner Wohnungstür ankamen, war ich froh endlich daheim zu sein.

Ich öffnete die quitschende Tür zu meiner Wohnung. Wir alberten noch ein bisschen herum, aber wir waren schon so müde, dass wir uns bald ins Schlafzimmer begaben. Wir lagen nicht beieinander, denn er lag auf einer Matratze die ich zuvor aus einem Nebenzimmer geholt hatte, 2 Meter neben meinem Bett. Ich konnte trotzdem seine Nähe spüren.

Ich lag noch ein bisschen wach und fragte mich immer wieder, ob er mich auch liebt und ob es mit uns eine Zukunft geben würde, denn ich hatte mich richtig in ihn verliebt. Ich war ja so glücklich. Kurz vorm Einschlafen bekam ich noch mit, wie eine dichte Gewitterfront aufzog. Der Regen prasselte laut auf das Dach und in der Ferne war Donner zu hören, was mich aber irgendwie beruhigte. Nach einer Viertelstunde schlief ich dann glücklich aber erschöpft ein. Als ich am nächsten Morgen aufwachte und vom Sonnenlicht geblendet um mich schaute, sah ich, dass die Matratze in der er gestern noch geschlafen hatte leer war.

Sie war leer, einfach leer. Ich konnte es kaum glauben. Ich war traurig und sauer zugleich. Wo ist er hin, warum ist er weg? Tausende Gedanken gingen mir durch den Kopf. Vielleicht ist er ja nur weg, um etwas zu holen. Oder war ich ihm nicht gut genug für ihn? Doch dann erblickte ich den Zettel an der Tür. Es war ein Zettel, aus meinem alten Schulblock. Ich war dem Weinen nahe. Der Zettel war mit einer schönen Handschrift beschrieben. Hin und wieder waren einige Wörter fein säuberlich durchgestrichen und wieder korrigiert worden. Er hatte sich wohl genau überlegt was er schreiben wollte. Ich traute mich erst nicht den Brief zu lesen und schaute flüchtig zum Fenster hinaus. Ich sah, dass das schlechte Wetter von Gestern sich gelegt hatte und die Sonne hinter den Wolken hervor kam. Eigentlich ein schöner Tag. Doch mir war nicht nach Freude zumute. Der Mann, der mir gestern noch so wichtig war, war plötzlich weg. Ich wusste nicht was ich machen sollte, hatte ja noch nicht einmal seine Handynummer. Doch jetzt hielt ich es nicht mehr aus und musste wissen, was auf dem Zettel stand. Ich drehte mich um und schaute den von der Sonne hell erleuchteten Zettel an, auf dem Stand:

"Es tut mir so leid, dass ich so plötzlich verschwunden bin, aber ich konnte nicht anders. Ich lag gestern noch lange wach und habe über uns nachgedacht. Obwohl du erst nicht mein Typ warst habe ich doch mehr und mehr gemerkt, dass du etwas besonderes bist. Je mehr ich in deine Augen sah, desto mehr wurde mir klar, dass uns etwas verbindet. Ich habe mich verdammt noch mal in dich verliebt. Doch ich kann nicht bei dir bleiben und das tut mir so weh. Mein Arzt hat mich gestern angerufen und mir gesagt, dass ich HIV positiv bin und das schon im Endstadium. Ich habe nicht mehr lange zu leben. Mein Leben ist heute morgen zerbrochen. Ich habe dich verlassen, weil ich nicht wollte, dass du siehst wie es mir gerade geht. Ich hoffe du verstehst mich. Ich liebe dich, und ich hoffe du wirst glücklich."

 
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Stimmt du hast natürlich recht aber das ist meine erste Kurzgeschichte die ich selber geschrieben habe ich muss wohl erst noch ein bischen dazu lernen :)

Ah und du meinst ja ich soll meine Geschichte verschieben wie geht dass? Danke übrigens für deine Kritik

 

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