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Alles für die Katz'

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13.02.2005
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Alles für die Katz'

Alles für die Katz'​

Auf der sonnigen Wiese tummelten sich viele Kinder, wie an einem solchen Sommertag üblich. Das Gras war frisch geschnitten und verbreitete einen angenehmen Duft von Natur. Sie lag inmitten der spielenden Jungen und Mädchen und genoss die warmen Strahlen, den klaren Anblick des wolkenlosen Himmels. Hier hielt sie sich öfter auf, um der stressigen Umgebung der bewohnten Gebiete zu entgehen und in Ruhe ihre Zeit zu genießen. Ab und zu fuhr eine leichte Brise durch ihr Haar, welches sie daraufhin wieder sorgfältig glatt strich. Ihr unbekümmertes Wesen ließ sie alles um sie herum vergessen, es geschah nicht selten, dass sie sogar einschlief. Wenn sie dann wieder wach wurde, begab sie sich auf einen Streifzug durch die Nachbarschaft, wo es immer etwas zu erkunden gab.
Eines der ersten Häuser in einer langen Reihe bestand momentan nur aus einem Fundament und einigen Gerüsten. Vor wenigen Wochen hatte an dieser Stelle noch ein altes, verlassenes Herrenhaus gestanden, worin sie sich ebenfalls immer gern aufgehalten hatte, doch dieses hatte man abgerissen, um Platz für das junge Liebesglück zu machen, welches diesen Ort nun als gemeinsames Zuhause auserkoren hatte. Täglich versammelten sich viele Handwerker um das zukünftige Eigenheim herum, alle beschäftigt mit den verschiedensten Arbeiten. Es herrschte also ein reges Treiben, ganz im Gegensatz zu der Zeit, als das damalige Haus noch verlassen dastand. Langsam schlich sie näher an die Personen heran, um sie etwas besser beobachten zu können. Einer der Männer kümmerte sich darum, dass alles seine Ordnung hatte und bestimmte, was die anderen zu tun hatten. Selbstverständlich fügte man sich seinen Anordnungen, wie es nunmal üblich ist. Einer musste sich um die Beschaffung der Zementsäcke kümmern, während es die Aufgabe eines anderen war, die entsprechende Maschine zu betreiben. All dies wurde gleichzeitig auch von den jungen Bauherren beobachtet, beide voller Glück und Hoffnung. Wenige Meter weiter befand sich eine Person im Blaumann, welche sich an der Außenwand des Nachbarhauses zu schaffen machte. Es war der Elektriker. Er hatte anscheinend Probleme mit seiner Arbeit, welche ihm aufgrund seines sichtbar fortgeschrittenen Alters immer mehr Sorgen bereitet. Doch sobald jemand einen Defekt zu beklagen hatte, war er zur Stelle. Man war froh, ihn zu kennen und es war immer eine große Erleichterung, die Arbeit auf ihn übertragen zu können. Man selbst hatte ja nie Zeit.
Mit den angrenzenden Treppen war sie an ihrem Ziel angekommen. Sie schlenderte durch die offene Hintertür, welche vom Garten in ihr vertrautes Zuhause führte. Drinnen war die gesamte Familie mit den verschiedensten Dingen beschäftigt. Im Wohnzimmer saß Vater am Arbeitstisch, wo er sich mit seinen wichtigen Kalkulationen beschäftige. Sein Terminkalender setzte ihn schon seit Langem unter Druck, weshalb er nicht gestört werden durfte. Immerhin galt es, Geld zu verdienen, was natürlich für alle von enormer Bedeutung war. Man wollte anständig leben. Etwas weiter, an ihrem eigenen Schreibtisch, beschäftigte sich seine Tochter mit ihren Schularbeiten. Sie grübelte schon länger über einer anscheinend komplizierten Rechenaufgabe, welche ihr umso mehr Kopfzerbrechen bereitete, da sie vermutlich bald abgefragt werden würde. Eigentlich wollte sie sich noch mit ihrem Freund treffen, das war nun aber leider nicht möglich. Dass er sich darüber nicht freute, war abzusehen. Doch die Schule war wichtiger als alles andere, so die bekannte Rede der Eltern. Warum verstand sie jedoch nicht. Die Mutter hielt sich währenddessen im Nebenraum auf, wo sie ihren täglichen Hausarbeiten nachging. Waschen, Bügeln - allgemein für Ordnung sorgen. Heute musste sie dabei besonders gründlich sein, da man später noch Besuch erwartete. Arbeitskollegen. Selbstverständlich musste dafür das gesamte Haus in bestem Zustand sein, um den Gästen auch etwas bieten zu können. Immerhin will man zeigen, was man hat.

Nachdem sie sich alle diese Begebenheiten angesehen hatte, verschwand sie kurzerhand in den Keller. Dort, vor dem Eingang zur Speisekammer, standen ein Schälchen Milch sowie ein gemütlicher Strohkorb zum Schlafen bereit. Sie streckte ihre Zunge kurz in die gefüllte Schüssel, bevor sie sich auf das weiche Kissen legte, mit welchem der Korb ausgelegt war. Dann schloss sie langsam die Augen und schlief schnurrend ein. Sie war absolut zufrieden.

23. April 2004

 

Onisama schrieb unter seine Geschichte:

Anm.: Ich hoffe, ich bin hier in der richtigen Rubrik. Meines Erachtens, jedoch nicht zwangsläufig nach den Definitionen von kg.de, hätte die Geschichte auch in Gesellschaft oder Philosophisches ihren Platz finden können. Zur Sicherheit habe ich dann doch lieber diese Kategorie gewählt.

Anmerkungen bitte immer ins eigene Posting, damit die Geschichte für sich stehen kann. Herzlich willkommen. :)

 

Vielen Dank für deinen Hinweis, Maus.

Aber möchte denn niemand etwas zu der Geschichte sagen?

 

Hallo Onisama, herzlich willkommen auf kg.de!
Deine Geschichte? Nun ja, ehrlich gesagt bin ich da etwas zwiegespalten.
Du beschreibst einen schönen Sommertag im Leben einer Katze. Zuerst liegt sie auf der Wiese, dann läuft sie an der Nachbarschaft an einer Hausbaustelle vorbei, dann kommt sie zurück nach Hause. Vielleicht sollen die einzelnen Stationen in deinem Text (erst unbeschwert spielende Kinder; dann ein junges Pärchen vor der Gründung eines eigenen Haushalts; dann eine 'fertige' Familie im eigenen Heim) symbolisch für verschiedene aufeinanderfolgende Lebensabschnitte stehen. Wäre ja durchaus möglich. Aber selbst dann bin ich mir noch unsicher, ob dein Text wirklich eine Geschichte ist. Ich habe beim Lesen immer gewartet, dass etwas passiert, dass die Geschichte anfängt, und dann war sie zuende. Den ganzen Text auf die Pointe auszurichten, dass die Prot eine Katze ist, kann nicht deine Absicht gewesen sein, denn das sie das ist, hast du schon im Titel angedeutet und man merkt es beim Lesen auch. Um einen Überraschungseffekt kann es hier also nicht gegen und der wäre als Handlungsträger auch ein bisschen zu wenig.

Sie lag inmitten der spielenden Jungen und Mädchen und genoss die warmen Strahlen, den klaren Anblick des wolkenlosen Himmels.
In den Sätzen um diesen hier herum bekomme ich persönlich zwar einen schönen atmosphärischen Eindruck von diesem Sommertag, aber das Bild einer Katze, die ruhig zwischen tobenden Kindern liegt, erscheint mir etwas unlogisch. Gerade, wenn sie auf der Suche nach Ruhe ist, wird sie sich eher ein Plätzchen abseits suchen. Ich weiß, das ist nur ein Detail innerhalb deines Texts, aber bei solchen Kleinigkeiten komme ich ins Stocken ...

Und trotz der Sommertagsatmosphäre komme ich nicht wirklich in den Text rein. Grund: Du erzählst und erklärst nur, zeigst aber fast nicht. Mit dem Erklären meine ich Teilsätze wie:

wie an solchen Tagen üblich
Es herrschte also ein reges Treiben
Selbstverständlich fügte man sich seinen Anordnungen, wie es nunmal üblich ist.
mmerhin galt es, Geld zu verdienen, was natürlich für alle von enormer Bedeutung war.

Irritierend finde ich die Passage mit dem Elektroniker. Erst betrachtest du ihn von außen:
Vermutlich der Elektroniker. Er hatte anscheinend Probleme mit seiner Arbeit,
dann weißt du plötzlich ganz genau über ihn Bescheid:
welche ihm aufgrund seines sichtbar fortgeschrittenen Alters immer mehr Sorgen bereitet. Doch sobald jemand einen Defekt zu beklagen hatte, war er zur Stelle. Man war froh, ihn zu kennen und es war immer eine große Erleichterung, die Arbeit auf ihn übertragen zu können. Man selbst hatte ja nie Zeit.

Im letzten Abschnitt mit der Familie, deren Mitglieder sich alle im Alltagstrott ihren Aufgaben widmen, spüre ich teilweise einen deutlich erhobenen Zeigefinger:
Immerhin will man zeigen, was man hat.

Und am Ende legt sich die Katze in ihr Körbchen und schnurrt. Warum ist sie zufrieden? Ich als Leser kann ihre Zufriedenheit jedenfalls nicht teilen, weil ich nicht genau weiß, was ich von diesem Rundgang zu halten habe.
Du wählst als Prot eine Katze, aber das ist für die gezeigten Begebenheiten nicht von Belang. Man merkt, dass da eine Katze herumläuft, aber man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass man ihren Blickwinkel teilt, weil alles, was du anführst, genauso beschrieben ist, wie ein Mensch es wahrnehmen würde. Unterm Strich müsstest du dann keine Katze durch die Handlung laufen lassen, du könntest uns auch die spielenden Kinder, den Hausbau und die Familie einfach so zeigen.

Das klingt jetzt vermutlich alles sehr hart und negativ. Vielleicht hat sich dein Text mir nicht so ganz erschlossen. Obwohl ich glaube, dass man durch den Titel und in gewissen Passagen so etwas wie einen gesellschaftskritischen Unterton spüren soll. Sprachlich finde ich erstmal nichts zu meckern, im Prinzip liest sich die Geschichte gut, an manchen Stellen schaffst du Atmosphäre und die Grundidee mit der Katze gefällt mir auch. Aber du könntest viel mehr aus dieser Idee machen. Im Moment wirkt es fast wie eine Skizze, auf der du vermerkt hast, welche Situationen du gerne einbringen willst. Aber eine richtige Geschichte ist es für meine Begriffe noch nicht. Dabei glaube ich, dass du gar nicht unbedingt viel an Handlung hineinpumpen musst. Wenn du ein bisschen mehr zeigst statt erklärst, den Text durchgehend lebendiger und atmosphärischer gestaltest, den Zeigefinger runternimmst und die Perspektive der Katze mehr betonst, würde das schon einiges bewirken. Ist jedenfalls mein momentaner Eindruck. Vielleicht bekommst du ja noch andere Rückmeldungen, die dir weiterhelfen.

Ich hoffe, du lässt dich jetzt nicht entmutigen. Ich bin gespannt, ob und was aus diesem Beitrag wird, und hoffe, dich noch öfter hier auf kg.de zu lesen.

Liebe Grüße,
ciao

Malinche

 

Hallo Onisama,
also mir geht es auch so das man wartet das was passiert...und dann schläft sie.
Stilistisch würd ich zunächst mehr Absätze machen...das machts dem Auge leichter.
Über den Elektroniker bin ich auch gestolpert, hihi...nungut...was wirklich fehlt ist wie Malinche schon sagt - der Blickwinkel der Katze. Im Grunde bräuchte man sie gar nicht und es erinnert an einen kurzen Kameraschwenk von draussen nach drinnen. Ich habe selber drei Katzen, kenne ihre Kontrollgänge und wie sie neugierig alles erkunden..oder eben den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Ich würde mich freuen wenn Du einfach nochmal neu ansetzt und versuchst die Welt wirklich mit Katzenaugen zusehen und dabei durchaus menschliche Gemütsregungen oder Gedanken reinzubringen - also ihr sozusagen in den Mund zu legen. Dann würde sie ihrer Hauptrolle sicher gerecht.
Und du deine ein oder andere Anspielung gut unterbringen können.
Lass uns teilhaben wie sie ihre Umgebung, die Menschen erforscht und beschreib es auch. Ansonsten lass Dich nicht durch wenig freundlich gestaltete Kritiken aus der Ruhe bringen und natürlich "strecken" Katzen ihren Zungen in eine Schale. Wer sie einmal aufmerksam beobachtet hat und weiss wie lang sie dann sind, würde strecken absolut ok finden. Sind ja hier bei KG.de und nicht poet.de ;)
LG
Micha

 

Hallo Marius Manis, Malinche und Zimmerpanther,

vielen dank für eure ausführlichen Antworten.


Marius: Der Elektroniker hat seine Stelle bereitwillig dem Elektriker überlassen. Danke für den Hinweis.

Zur Erklärung meiner Geschichte: Malinche hat richtig erkannt, dass die Abfolge "Kinder -> Junges Paar -> Familie" einen beabsichtigten Sinn hatte. Auch richtig ist, dass meine Hauptaussage nicht auf der Pointe beruht, dass es sich um eine Katze handelt.

Um zu verstehen, worauf ich hinaus wollte, muss man zwei Dinge beachten:
1. Ich bin mir nicht sicher, ob es euch bewusst ist, aber bei der Überschrift handelt es sich um ein Sprichwort. Vielleicht ist es nur in meiner Region verbreitet. Wenn man ausdrücken möchte, dass etwas umsonst, d.h. wertlos oder unnötig war, dann war es "für die Katz'".
2. Es war nicht meine Absicht, aus der Sicht der Katze zu berichten. Sie dient lediglich als Aufhänger für die Hauptaussage, der Erzähler hingegen ist ein Außenstehender. Daher auch die allwissenden und erklärenden Elemente.

Nun zur Aussageabsicht:
Mit der Darstellung verschiedener Lebensabschnitte, die Malinche bis auf den alten Elektriker alle genannt hat (vielleicht, weil dieser nicht in die chronologische Reihenfolge passt), sollen Elemente des typischen Verlaufs eines menschlichen Lebens gezeigt werden: Unbeschwerte Jugend, Schulzeit (die Tochter mit ihren Hausaufgaben), Liebesglück, Arbeit, beschwerliches Leben im Alter (der Elektriker).
Meinen Hauptkritikpunkt hat wiederum Malinche erkannt, allerdings wohl wie die beiden Anderen nicht in seiner Vollständigkeit verstanden: Im Alltag legt jeder großen Wert auf eigentlich belanglose Dinge, man macht sich über so vieles Gedanken, was sich am Ende eines Lebens und danach als unwichtig herausstellt.

Nun zur Erklärung der Katze: Parallel zu den menschlichen Gedanken und Handlungen sorgt sie sich nicht weiter um das, was geschieht. Ihre tierischen Instinkte lassen sie ihr Leben leben, wie es einem bewussten Menschen nie möglich wäre. Daher ist sie am Ende rundum glücklich: Sie hat Fressen, Trinken und einen Schlafplatz. Ich wollte also einen mit dem Wortspiel der Überschrift verbundenen Gegensatz ausdrücken.

Tut mir Leid, wenn es mir nicht gelungen ist, diese Aussage zu transportieren. Eigentlich bin ich grundsätzlich dagegen, eigene Geschichten interpretativ zu erklären, doch hier war es wohl einfach nötig, da die Geschichte selbst unzulänglich war und ich euch nicht mit euren hilfreichen Kommentaren alleine lassen wollte. Prinzipiell könnte ich jetzt auch noch viel mehr erklären, doch ich denke, mit diesem Ansatz wird die Geschichte so verständlich, wie ich es haben wollte.

Und vielleicht versteht man jetzt, was ich damit gemeint habe, dass diese Geschichte meines Erachtens durchaus ihren Platz in "Gesellschaft" gefunden hätte. Stimmt ihr mir da zu oder ist sie hier am besten aufgehoben?

Gruß,
Heiko.

 

Hallo Heikonisama,


Zur Erklärung meiner Geschichte: Malinche hat richtig erkannt, dass die Abfolge "Kinder -> Junges Paar -> Familie" einen beabsichtigten Sinn hatte.
Jetzt bin ich stolz! :)

1. Ich bin mir nicht sicher, ob es euch bewusst ist, aber bei der Überschrift handelt es sich um ein Sprichwort.
Ja, das kenne ich. Ich bin in meiner Kritik nicht darauf eingegangen, aber ich konnte schon erahnen, was diese Überschrift soll, so wie ich auch die Hauptaussage deiner Geschichte erahnen konnte. Aber das Problem ist, dass dieses Erahnen nicht unbedingt aus der Geschichte selbst kam. Schwer zu beschreiben. Ich habe nicht die Geschichte gelesen und gesagt: aha, das will sie ausdrücken, sondern ich habe mich gefragt: was könnte sie ausdrücken wollen? – und dann Belege für meine Theorie in der Geschichte gesucht. Ich finde aber, dass es eigentlich anders herum sein sollte. Der Anstoß für die Theorie sollte aus der Geschichte selbst kommen, und das Gefühl hatte ich hier einfach nicht. Entschuldige diesen wirren Absatz, aber bei mir geht beim Lesen einfach viel über Gefühl und das ist dann schwer zu erklären. Jedenfalls: die Tatsache, dass so vieles für die Katz ist, wird in dem Text nur sehr, sehr, sehr hauchdünn angedeutet und man muss um mehrere Ecken weiterdenken, bis man den Zusammenhang erkennt. Vielleicht ein paar Ecken zuviel.

Von der Aussageabsicht her könnte deine Geschichte wohl schon in Gesellschaft stehen. Vielleicht wird sie dort mit anderen Erwartungen gelesen. Denn die Wahl des Forums sagt dem Leser sehr oft, was er in der Geschichte zu erwarten hat. Also ist man im Gesellschaftsforum vielleicht empfänglicher für deine Aussageabsicht. Aber das ist nur mein Gedankengang – völlig ohne Gewähr.

Ich bin dir sehr dankbar für deinen Interpretationshinweis und ich finde, dass du aus der Geschichte noch einiges machen könntest, damit die Absicht klarer rüberkommt. Wobei klarer nicht heißen soll, dass man mit dem Holzhammer arbeitet.

Vielleicht habe ich mich zu sehr an der Idee mit der Katzenperspektive festgebissen, also entschuldige, wenn ich dir noch mal damit komme. Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass diese lose Kamerafahrt über verschiedene Lebensabschnitte noch nicht ausreicht. Der Kontrast, den du darstellen willst, könnte durch den Blickwinkel der Katze deutlicher werden, die alles mit einem naiven Erstaunen betrachtet – der Leser denkt dann schon selbst weiter. Andererseits ist die Katzenperspektive sicher kein Muss.

Im Alltag legt jeder großen Wert auf eigentlich belanglose Dinge, man macht sich über so vieles Gedanken, was sich am Ende eines Lebens und danach als unwichtig herausstellt.

Vielleicht könntest du auch das noch stärker rausstellen. Die spielenden Kinder fallen sicher erst mal nicht in diese Kategorie – die sind so unbeschwert wie die Katze, würde ich mal behaupten. Bei dem jungen Pärchen auf der Baustelle habe ich auch noch nicht das Gefühl, dass sie auf belanglose Dinge achten. Der Bau eines eigenen Hauses kann schließlich auch als etwas Wichtiges betrachtet werden. Man schafft sich ein Heim, einen festen Punkt, etwas Eigenes, einen Ort, an den man gehört. Deine eigentliche Aussage würde eher eine Szene unterstützen, in der das junge Pärchen bis aufs Blut über die Farbe des Terrassenbelages, das Muster der Wohnzimmertapete oder meinetwegen den Verlauf des Gartenzauns diskutiert.
Während also für mein Empfinden (Betonung auf Empfinden) deine Aussageabsicht bei dem jungen Pärchen zu sehr untergeht (aber vielleicht soll sie da ja auch noch gar nicht zum Tragen kommen), arbeitest du mir im letzten Abschnitt zu sehr mit dem Holzhammer. Ich fände es z.B. viel wirkungsvoller, wenn du uns die Hausfrau einfach nur zeigst, wie sie irgendwelche Porzellanservices oder sonst was auswählt und in höchster Aufregung irgendwelche Vorbereitungen trifft, weil Besuch kommt. Beim Vater und der Tochter fällt mir erst mal nichts ein.

Ich wollte also einen mit dem Wortspiel der Überschrift verbundenen Gegensatz ausdrücken.

Und der ist offensichtlich nicht fein genug herausgearbeitet – das ist an den Reaktionen abzulesen. Für dich als Autor ist natürlich sonnenklar, was du sagen wolltest, aber die Leser kennen deine Gedankengänge nicht. Ich hatte auch grade erst eine Geschichte, in der ich der Meinung war, dass „alles klar“ ist. Bis dann die Rückmeldungen kamen. Also musste ich zusätzlich Informationen einbauen.

Prinzipiell finde ich es gut, wenn mir eine Geschichte nicht alles auf dem Silbertablett serviert, wenn ich auch mal ein bisschen nachdenken muss. Aber wie ich oben schon geschrieben habe, dieses Nachdenken sollte eigentlich ein irgendwie positiver Impuls sein, der aus der Geschichte selbst kommt. Ich muss beim Lesen das Gefühl haben, dass da noch was ist – nicht die nüchterne Verstandmeldung, dass da noch was sein sollte. Der Kontrast würde z.B. stärker werden, wenn du während der Geschichte öfter die Empfindungen der Katze thematisierst. Das machst du am Anfang sehr schön, wo sie auf der Wiese liegt: man kann den Genuss nachvollziehen, den ihr der Sonnenschein usw. bereiten. Wenn du im Verlauf der Geschichte öfter ihre ganz elementaren Bedürfnisse und Empfindungen gegen die komplexen Ansprüche der Menschen setzen würdest – und wenn du eine Möglichkeit findest, diese Ansprüche einerseits subtiler, andererseits deutlicher herauszuarbeiten -, dann könnte ich mir vorstellen, dass das ein Text wird, den man liest und der einem etwas lässt. Der einen vielleicht zum Nachdenken anregt. Ich fände es schön, wenn ich diese Geschichte noch einmal lesen könnte und dann diesen Eindruck hätte.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Onisama,
auch nochmal feedback von mir. Das Sprichwort ist sicher allgemein bekannt. Was aber hier für die Katz', ist bleibt einem verborgen. Malinche trifft meine Gedanken wie den Nagel auf den Kopf. Man wird durch die Einleitung verleitet die Katze als Hauptfigur zu sehen und die von Dir beachsichtigten Stationen sind nicht klar genug herrausgestellt.
Somit passiert weder "durch Katzenaugen" noch durch "das von ihr Beobachtete" zu wenig. Ich hätte wahrscheinlich beides miteinander verknüpft und die Katze mehr beschrieben WIE (nicht nur das) sie die Stationen abgeht und ihr durch philosophische oder spitzfindige Gedanken das WAS sie sieht (eben mehr als das offensichtliche) näher an Deine Absicht gebracht....einen Hauch eindeutiger eben, ohne es dem Leser
abzunehmen.

Lieben Gruß
Micha

 

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