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Alles muss weg

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16.09.2018
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Alles muss weg

"Lass uns nach Mallorca auswandern!"
Klaus machte den Campingkocher an und stellte eine Dose Ravioli darauf.
Willi lag schon in seinem Schlafsack und stopfte zerknüllte Zeitungsseiten hinein. Das halbzerfallene Fabrikgebäude war ein idealer Schlafplatz. Niemand kam hier vorbei, geschützt vor Wind und Regen.
"Mallorca ist das Paradies", setzte Willi weiter an, "Da ist immer gutes Wetter."
Klaus rührte mit einem Plastiklöffel in den Ravioli , damit sie beim Erhitzen nicht ansetzten.
"Strand, Sonne, Bikini-Weiber, da müssen wir hin!"
"Spinner", sagte Klaus, "aber von mir aus, ab morgen ziehen wir in die Richtung. Erst mal Abendessen."

Am nächsten Morgen war Willi tot. Einfach so. Klaus war schockiert. Gestern noch quietschfidel, jetzt rührte sich sein Freund nicht mehr. Bums, aus. Ein richtig guter Freund war Willi gewesen, fast zwei Jahre lang. Nun war er tot.

Ohne ihn mochte er nicht nach Mallorca aufbrechen. Stattdessen zum Hauptbahnhof, wie jeden morgen. Am Kiosk mit Dosenbier eindecken, und sich dann zu den anderen setzen.
"Willi ist tot? Wie?"
"Einfach so."
Jeder kannte Willi, jeder hatte eine kleine Geschichte parat. Willi war das Gesprächthema der Stunde. Dies hatte er getan und jenes gesagt, feiner Kerl, da waren sie sich einig. Jeder trank auf ihn. Prost auf Willi!
Dann kam die Staatsmacht ins Spiel. Ein kleiner dicker Mann betrat die Szene. An seinem Oberarm prangte "Ordnungsamt".
"Der Platz ist unverzüglich zu räumen. Kein Leergut darf zurück bleiben. Alles muss weg."
Wer will schon Ärger haben. Sie zerstreuten sich.
Alles muss weg.

Für die Nacht musste Klaus sich einen neuen Schlafplatz suchen. Neben dem toten Willi wollte er nicht liegen. Ein wirklich guter Platz war das gewesen. Wer weiß, wann man den Willi da findet, dachte er. Mallorca. Verrückte Idee. Viel zu weit weg. Er ging Richtung Südstadt. Irgendwohin musste er ja gehen.

Am nächsten Morgen am Bahnhof war Bernd das Thema. Die Polizei hatte ihn kassiert. Schwarzfahren.
"Ein paar Wochen Trockendock werden dem ganz gut bekommen", lachten sie.
"Wieso lässt sich der Idiot auch dauernd erwischen."
Jeder kannte Bernd, jeder hatte eine kleine Geschichte parat.

Wie fast jeden morgen kam auch wieder der dicke Mann vom Ordnungsamt und löste die Runde auf.

 

Hi @Oskar Herbst,

Klaus machte dem Campingkocher an und stellte eine Dose Ravioli darauf.

Schon mal nen Campingkocher benutzt? :D wenn du die Ravioli in der Dose lässt und einfach auf den Kocher stellst, dann Glückwunsch....

Klaus fing an, mit einem Plastiklöffel

Siehste

Am nächsten Morgen war Willi tod.

An sich mag ich den Satz. Ich bin mir aber sicher, du meinst tot, nicht den Tod.

Wer will schon Ärger haben. Wir zerstreuten uns. Willi wurde schnell vergessen.
Alles muss weg.

Passendes Ende für Flash-Fiction. Ehrlich gesagt werde ich mit deinem Text nicht warm, aber das liegt daran, dass er mir nichts gibt. Da ist nicht Festes, nichts Elementares, das zwischen den Zeilen steht. Deine Geschichte ist kurz und knackig, mancher mag das. Mein Ding ist das nicht. Ohne etwas, das Eindruck schafft, bin ich mir sicher, dass ich sie so schnell vergessen werde wie Klaus seinen Freund.
Trotzdem habe ich sie gerne gelesen!

Viele Grüße
Michel

 

Hallo @Oskar Herbst
deinen Text habe ich ins Korrekturcenter verschoben. Leider enthält er viele Rechtschreibfehler, die du aber leicht korrigieren kannst. Einige allgemeine Hinweise findest du im Thread. Außerdem hat @AWM bereits einige Fehler aufgezeigt.
Sobald du den Text überarbeitet hast, kannst du dich beim zuständigen Moderator (Tserk) melden. Er wird den Text dann in das Forum Flash Fiction verschieben, wo er hingehört.
viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo nochmal, Oskar Herbst! :)

Wie immer schöne Szenen und schnörkellose Gespräche, die du da kreierst. Langsam erkenne ich das ein oder andere wiederkehrende Thema in deinen Texten. Auch hier geht es um - sagen wir mal - eine gesellschaftliche Randgruppe. Um Außenseiter, die mehr schlecht als recht ihren scheinbar monotonen Alltag bestreiten. Ob es äußere Umstände oder persönliche Schwierigkeiten sind, die sie in diese Lebenslagen treiben, lässt du dabei stets offen. Für mich ein zentrales Problem deiner Texte. Ich möchte mehr mitfühlen. Nicht bloß sehen, wie sinnlos und aussichtslos scheinbar alles ist. Ich möchte nachvollziehen, warum es so ist wie es ist. Das erreichst du, indem du näher auf deine Figuren eingehst. Überlege dir, was das für Menschen sind. Was sie womöglich durchgemacht haben.

Ansonsten:

Niemand kam hier vorbei, geschützt vor Wind und Regen.

Ich würde das in zwei Sätze teilen. Das klingt ein bisschen so, als würde nie jemand vorbeikommen, weil man vor Wind und Regen geschützt ist.

Klaus war schockiert.

"schockiert" finde ich schon sehr allgemein gewählt. Ist ja logisch, dass man schockiert ist, wenn plötzlich ein Toter neben einem liegt. Vielleicht fällt dir da noch etwas Besseres ein.

zum Hauptbahnhof, wie jeden morgen

"jeden Morgen" - der Fehler kommt noch öfters im Text vor.

war das Gesprächthema der Stunde

"Gesprächsthema" ist besser.

Kein Leergut darf zurück bleiben

"zurückbleiben"

Jeder kannte Bernd, jeder hatte eine kleine Geschichte parat.

Sehr schön, wie du hier auf die vorherige Formulierung zurückgreifst.


LG, Markus

PS: Sehe gerade, dass der Text als "Flash Fiction" gelistet ist. Da passt er dann vielleicht doch wieder ganz gut rein.

 

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