Alltägliche Lächerlichkeiten
Hauptsache sie brachte mir mein Futter und lies mich in ihrem Bett schlafen, ich liebte es auf ihrem Bauch zu übernachten. Es war eine Freude auf ihrer warmen und weichen Decke zu träumen, begleitet von der schwachen Auf- und Abbewegung ihrer Bauchdecke.
Simone war diese Frau in meinem Haus. Heute ging sie mit mir spazieren. Auf die Idee kam sie manchmal. Ich weiss, viele Katzen hassen es, angekettet an eine Leine einem Menschen hinterherzurennen. So auch ich. Nachdem Simone mir das Halsband umlegte, war ich mit ihr verbunden und konnte erst einmal davon träumen lustig auf Simse zu springen oder Bäume als Aussichtstürme zu missbrauchen. Ich gab mich geschlagen und schleichte ihr so langsam wie möglich hinterher. Gleichzeitig hoffte ich, dass keiner meiner Artgenossen mich in diesem Zustand der absoluten Gefangenschaft sah. Für ein stolzes Wesen wie mich wäre es eine furchtbare Erniedrigung gewesen.
War es nicht die Aufgabe der Hunde, die Einigkeit zwischen Herrchen und Tier zu präsentieren?
Wie ich es liebte, vom Balkon aus die kreischenden, aergerlich manchmal versteinerten und grotesken Gesichter der vorbeilaufenden Herrchen mit ihrem "Baby" anzuschauen.
Oft konnte ich mir dieses fiese Grinsen nicht unterdrücken, welches wie ein Pop up in mein Gesicht springen wollte. Es war eine Freude zu sehen wie toll sie sich verstanden, die Hunde gefolgt von den hochroten Gesichtern der Besitzern, die wahrscheinlich ihre Kondition unbewusst (natürlich unbewusst) überschätzten. In der Regel stoppten sie immer wieder an demselben Fleck neben der grünlackierten Strassenlaterne. Da sah man wie die Herrchen neben ihren Hunden standen und mit ihnen zu sprechen schienen. Es lies sich gelegentlich erkennen, dass der Hund sich erst setzte und dann hinlegte (wenn der Weg trocken und das Wetter warm war).
Selten geschah das, wo mein Grinsen gewann und mein ganzes Gesicht strahlen lies!
Da standen die Hunde neben ihren Männern, die erst mir ihren Armen wedelten und sich nach immerwährenden Wiederholungen ihres anscheinend auswendiggelernten Textes mit der Überschrift "Mach sitz", selbst zu Boden begaben, um ihren Hunden eine genaue Vorstellung von dem gaben, was sie sehen wollten. Wie lustig ich es jedes Mal wieder fand und wie treu und unschuldig die lieben Hunde doch jedes mal wieder dreinschauten.
Bei dem Anblick meiner "Besitzerin" entzog sich solch Benehmen jeglicher Vorstellungskraft.
Denn nun lag sie im Gras Arme und Beine von sich gestreckt und malte Herzen in den Himmel, ich neben ihr die Sonne geniessend von Menschen und Mäusen träumend.