Mitglied
- Beitritt
- 29.12.2004
- Beiträge
- 34
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 2
Als dann Wolken aufkamen
Mit einer Wucht stieß sie die Eingangstür ins Treppenhaus auf. So schnell wie sie den gepflasterten Weg vom Parkplatz in Richtung Hochhaus marschiert war, hatte Mark große Mühe gehabt, hinterherzukommen mit den drei schweren Plastiktüten voller Lebensmittel in den Händen.
Ihre einer nach dem anderen dahin geklatschten Sätze rissen an ihm und ließen es nicht zu, dass er Linda einfach langsam hinterher trottete. Denn je größer der Abstand zwischen ihnen beiden wurde, desto lauter wurden ihre Giftereien.
In dem gekachelten Hausflur pressten sich ihre Sätze wie Züge an ihm vorbei. Züge, die in der kleinen Kabine des Fahrstuhls zu Geschossen wurden, die von Wand zu Wand prallten. Und Linda lieferte ständig Nachschub.
Die Plastiktüten konnte er im Fahrstuhl endlich kurz abstellen. Seine Hände zeigten rote Striemen von den Griffen auf und er schwitzte noch mehr als er es schon im Auto auf der Fahrt getan hatte.
Durst hatte er. Seine Nase war trocken und brannte, er spürte die kleinen Krusten von Blut vorne an der Nasenscheidewand und versuchte, sie mit einem Finger wegzubekommen.
Der nächste Schuss kam: „Und hör mit dem ekligen Mist auf!“
Danach traf ihn ihre Hand an der Schulter. Im Spiegel des Fahrstuhles konnte er sehen, wie wütend und nah sie Tränen war.
Seit sieben Monaten war er arbeitslos. Vorgestern hatte er hundert Euro von ihrem gemeinsamen Konto abgehoben und mit einem Freund versoffen. Das hatte Linda gemerkt, als sie eben nach dem Einkaufen zur Bank gefahren waren, um Auszüge zu ziehen.
Seitdem beschimpfte sie ihn. Im Auto hatte sie anfangs noch Fragen gestellt, danach nur noch beleidigt und angeschrieen.
Wo er denn das Geld versoffen hatte, und mit wem. Und wie er ihr so ins Gesicht lügen konnte, als er gemeint hatte, er fahre zu seinen Eltern und würde auch dort schlafen, um nicht mehr so spät U-Bahn fahren zu müssen.
Stattdessen war er aus der Kneipe mit zu seinem Saufkumpanen gegangen, um dort zu pennen.
„Damit du nichts von meinem Pegel mitkriegst“, log er sie wieder an.
Die hundert Euro hatten für ein bisschen Koks gereicht. Und gepennt hatte er bei Anika.
Von ihr hatte Mark auch das Kokain. Ab und zu brachte sie auch Speed mit. Kennen gelernt hatten sie sich vor gut vier Monaten. Nach drei Monaten ohne Arbeit hatten sich leichte Depressionen bei Mark angeschlichen. Im Selbstmitleid badend war er durch jeden Park der Stadt gestreift. Tagsüber, wenn Linda zur Arbeit musste.
Wenn das Wetter schön gewesen war, hatte er sich manchmal auf einer der vielen Parkbänke gesetzt und ein paar Bier getrunken. Anika war vorbeigekommen, war stehen geblieben und hatte ganz unvernommen gefragt, ob sie auch eins haben könnte. Mark hatte nicht nein gesagt. Sie hatten sich unterhalten und viel gelacht. Marks Sorgen waren für kurze Zeit wie vergessen gewesen.
Als dann Wolken aufkamen, hatte sie vorgeschlagen, zu ihr zu gehen. Es wäre nicht weit, fünf Minuten zu Fuß.
Diese spontane und unverfangene Art hatten Mark überreden können, mitzukommen. Gleich nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, zog Anika sich aus. Ihr nackter Körper und seine momentane, depressive Gleichgültigkeit machten es ihm leicht, drauf einzugehen. Kurz bevor es dazu kam hatte Anika ihre wilden Küsse unterbrochen, um die kleine Dose mit Kokain hervorzuholen. Ganz selbstverständlich hatte sie auch für ihn eine Line gemacht.
„Damit vögelt es sich wie auf Wolken“ hatte sie gegrinst und sich den Schein ans Nasenloch gesetzt. Warum nicht? Mark zog die erste Hälfte durchs rechte, den Rest durchs linke Nasenloch.
Seitdem war er so zweimal die Woche bei ihr. Er war fasziniert von Anikas Art. Genoss das Lachen, war wild auf den hemmungslosen Sex.
Die Spur des Pulvers zeichnete sich an ihm ab. Im Spiegel konnte er seine aschfahle Haut sehen, seine dunklen Augen und die hervortretenden Wangenknochen.
Letzten Sommer hatte er noch so schön ausgesehen. An dem einen Tag, an dem er und Linda vom Strand gekommen waren und den ganzen Sand mit in die Fahrstuhlkabine gebracht hatten; Beim Abnehmen des Strohhutes hatte er sehen können, wie sich der leichte Sonnenbrand abzeichnete. Seine Augen hatten ihn aus diesem braunen Gesicht heraus angestrahlt. Erst zwei Wochen später hatten sie die Kündigung lesen müssen.
Eingebettet in dieser grauen Haut schienen die Augen nicht mehr so zu leuchten. Linda stand direkt neben ihm, zu ihm gedreht. Ihr ganzer Körper war angespannt und presste eine Beleidigung nach der anderen heraus. Sie schienen durch Mark hindurchzugehen. Er hörte sie nicht. Seine Augen starrten geradeaus in den Spiegel und wollten das Leuchten finden. Wie gerne hätte er auf dem Spiegel eine Linie Koks gesehen.
Wie gerne wäre er jetzt lieber bei Anika im Bett. Ihre seichte Stimme an seinem Ohr statt Lindas Geschrei. Ihre streichelnden Hände auf seinem Körper statt Lindas Fäusten an der Schulter. Ihre neue, frische Liebe statt der alten Gewohnheit.
Das wollte er nicht wahrhaben. „Sei still!“ schrie er in die kleine Kabine und drehte den Kopf zu Linda.
„Sei endlich still!“
Sie tat es tatsächlich. Die ganze Zeit über war er ruhig gewesen und hatte abwesend gewirkt. Der Wutanfall machte sie sprachlos. Obwohl er eigentlich schon längst überfällig gewesen war, sooft und regelmäßig sie in letzter Zeit kamen.
In der Stille hörte man sein zorniges Schnaufen. Er wollte nur noch raus und weg von Linda. Wie lange sollten sie eigentlich noch fahren bis in den sechsten Stock? Das dauerte heute unendlich lang. Die rote Vier in der Anzeige ging nicht weiter.
„Oh nein“, seufzte er. Das war momentan der schlechteste Zeitpunkt. „Wir stecken fest.“
Lindas Blick ging zur digitalen, großen roten Vier, dann zur leuchtenden Sechs an der Schalttafel. Wieder und wieder drückte sie den Knopf. Nichts tat sich. Die anderen fingen nur an zu leuchten, als Lindas Hand über sie fuhr.
„Wir stecken bestimmt schon zwei Minuten fest“ nahm Mark an. „Nur wegen deinem lauten Gekeife haben wir es noch nicht gemerkt!“
Sie schlug ihm wieder gegen die Schulter. „Du Arschloch!“ fauchte sie.
„Du baust Scheiße und ich bin jetzt Schuld?“ Noch einmal haute sie ihn. Er fing ihre Hand ab, indem er ihr Handgelenk packte und zwang ihren Arm nach unten. Zur Vorbeugung packte er auch gleich ihren anderen.
„Was soll das?“ fragte er.
„Lass uns lieber um Hilfe rufen“, mahnte er und versuchte, sie mit großen Augen zur Vernunft zu bringen. Ihre Arme gaben den Kampf auf. Beide lauschten kurz, ob einer ihrer Nachbarn zu hören war.
„Hilfe!“ fing Linda an zu schreien.
„Hilfe!“ wiederholte Mark. Das Echo machte ihm deutlich, in was für einem Metallkäfig sie steckten. Bestimmt konnte man ihr Geschrei kaum hören und Lindas Getrommel gegen die Fahrstuhltür riss nur an seinen Nerven.
„Hör auf!“ trieb er einen Pflock zwischen ihre Schläge. „Man hört uns eh nicht.“
Er suchte nach einem Alarm-Knopf, fand aber keinen.
„Sonst kommen wir hier nie raus!“ trommelte sie weiter. Die blechernen Schläge rauschten von Wand zu Wand. Erneut packte er sie an ihren Handgelenken.
„Hör auf damit!“ gab er ihr eindeutig zu verstehen.
„Was willst du denn stattdessen machen?“ riss sie sich von ihm los.
„Lass uns einfach still sein und warten, okay? Wenn wir jemanden hören, machen wir uns bemerkbar. Und irgendwann wird schon einer Fahrstuhl fahren wollen.“
Mark ließ sich an der Wand entlang bis zum Boden rutschen und schloss die Augen.
Das „Lass uns einfach still sein“ war ihm am wichtigsten. Er konnte Linda einfach nicht mehr hören. Ihr Gekeife, diese Enge. Der Durst. Wie gerne wäre er jetzt bei Anika und würde die kleine Dose aus seiner Hosentasche holen, sich ein bisschen was genehmigen. Dadurch würde auch das Warten hier wesentlich angenehmer werden. Man konnte damit nicht bloß guten Sex haben, Anika hatte ihm schon eine Menge an Vorteilen enthüllt. Kokain bringt Farbe in die Welt, es vertreibt Langeweile, es macht dich stark, vertreibt Sorgen. Klar: Es löst sie nicht. Das war ihm bewusst. Aber es machte sie zumindest erträglicher.
Momentan konnte Mark nur Bewerbungen über Bewerbungen schreiben, und die gelegentlichen Einladungen zu Vorstellungsgesprächen wahrnehmen. Ansonsten blieb nur das Warten. Und das war echt ätzend. Es zerrte an seinen Nerven und die ständigen Streitereien mit Linda machten es nicht besser. Er musste sich eingestehen, in letzter Zeit lieber bei Anika zu sein als bei Linda. Ja, so war es. Irgendwie war es eine andere Welt bei ihr. Dort gab es keine Probleme. Anika fragte nicht nach, wie die Bewerbungen liefen. Von Linda wusste sie nicht einmal was. Keine Fragen; Das hatte sich als stille Abmachung zwischen ihnen eingependelt.
Im Gegenzug hatte er nichts gesagt, als er sie überrascht hatte, wie sie gerade einen anderen Mann aus ihrer Wohnung verabschiedete. Sie hatte schnell die Überdecke über das Bett geworfen und die Situation mit dem Satz „Irgendwie muss ich es mir ja auch finanzieren“ beendet.
Seitdem machten sie immer telefonisch ab, wann sie sich trafen. Dass es ihm gleichgültig war, dass sie mit anderen ins Bett ging, legte Mark als gutes Zeichen für seine Freundin aus.
So wie Linda jetzt dasaß in der Ecke des Fahrstuhles mit der Flasche Selter aus ihren Einkäufen in der Hand, tat es Mark leid, was er ihr antat. Sie so zu hintergehen, sie so zu belügen. Diese ganze Last auf ihr, diese ganzen Probleme. Der ganze Zorn und der Streit. Und das wohl Schlimmste wusste sie noch gar nicht:
Anika hatte AIDS. Von einem ihrer Freier. Zwar war sie nicht so eine Hure, die an der Straße stand, aber der Beruf blieb der gleiche. Auch bei einem gehobenen Clienté konnte man sich anstecken.
Erfahren hatte sie es durch eine ihrer regelmäßigen Untersuchungen auf Geschlechtskrankheiten. Das Problem von Welt war es für sie allerdings nicht. Es lag alles in ferner Zukunft. Der Schwarze Peter, den man beim Kartenspiel aus Versehen gezogen hatte. Im Schneidersitz hatte sie dagesessen auf ihrem Bett in BH und Jeans und hatte Mark von dem Befund berichtet, nachdem sie ihm kurz davor gestoppt hatte, ihr die Hose auszuziehen.
„Deswegen benutz ich jetzt immer die hier“, holte sie aus der Schublade die Kondompackung.
Und in einem etwas tragischeren Ton: „Aber ich glaube, du kannst 1 und 1 zusammenzählen.“
Ja, konnte er. Die Chance, dass Mark sich nicht bei ihr angesteckt hatte, war minimal. Anika hätte es dann quasi sofort nach ihrer Infizierung erfahren müssen, sodass sie es beim letzten Sex mit Mark noch nicht gehabt hatte.
Aber sie nahm es gelassen. „Was passiert ist, ist passiert.“
Mark hingegen hatte schon genug Sorgen. Dass er jetzt auch noch AIDS hatte, trieb seine Kokain-Menge noch einmal nach oben. Allmählich wurde es immer schwieriger, Anika und Linda voneinander getrennt zu halten. Er wurde immer öfters beim Lügen erwischt, musste Lindas Fragen einfach ausweichen oder mit dämlichen Antworten zu entkommen versuchen, wie wenn sie wissen wollte, warum er immer so fertig aussah und er dann einfach sagte, er fühle sich nicht so besonders.
Nun, seine neue Krankheit ließ ihn wohl kaum besser aussehen. Im Spiegel des Fahrstuhles konnte er seine aschfahle Haut genau sehen. Seine dunklen, tiefen Augenringe. Die ungepflegte Haut, die fettigen Haare. Auch Linda sah krank aus, fand er.
„Hallo?“ riss ihn eine dumpfe Stimme zurück. Auch Linda schien mit den Gedanken woanders gewesen zu sein. Das „Hallo“ ließ sie ruckartig zusammenzucken und das Wasser aus der Flasche in ihrer Hand verschütten. Leise Schläge weiter unten ließen Mark und Linda aufstehen und sie erwidern.
„Hallo?“ riefen sie im Chor.
„Sie stecken fest, oder?“ antwortete ihnen jemand. Der Stimme nach konnte es Herr Lange aus dem vierten Stock sein.
„Keine Angst, ich hole Hilfe!“
In Lindas Gesicht konnte man die Erleichterung spürbar sehen.
„Siehst du? Hat doch gar nicht so lang gedauert“, sagte Mark. Nicht mehr lange und er konnte endlich die kleine Dose aus der Tasche holen.
Lindas Blick wurde anders. Sie ging wieder zurück in die Ecke, in der sie vorher gehockt hatte. Dass sie so gar nichts sagte, verwunderte ihn.
„Was ist denn?“ wollte Mark wissen.
Ihr Körper rutschte wieder die Wand entlang nach unten und mit den Händen umklammerte sie die Wasserflasche.
„Weißt du“, fing sie an, „ich hab eben nachgedacht.“ Ihre Augen starrten auf den Flaschenhals. „Es ist wohl besser, wenn wir uns trennen.“ Langsam nickte sie, um ihre Entscheidung noch einmal zu bestärken. „Ja, das ist wohl das Beste.“
Ihr Blick erhob sich, um seine Reaktion zu sehen. Mark war sprachlos. Eigentlich hätte er schon längst damit rechnen müssen. Ein „Was?“ quetschte sich über seine Lippen. „Das kann nicht sein“ und „das kannst du nicht tun“ meinte er damit.
„Und ob ich das kann“ gaben ihm ihre scharfen Augen zu verstehen. Sie wirkte, als hätte sie einen Kampf aufgegeben. Traurig über die Niederlage, aber froh, dass es für sie nun endlich vorbei war.
„Unsere Beziehung ist einfach kaputt. Es gibt nichts mehr zu retten.“
„Kaputt? Nur weil wir uns ab und zu streiten?“ Mark wollte es nicht wahrhaben.
„Ab und zu? Wir sind nur noch am streiten. Und du belügst mich ständig! Und zwar auch noch so schlecht, als ob es dir scheißegal wäre, dass ich dahinter komme. Sex haben wir nur noch aus Routine, und küssen tun wir uns schon gar nicht mehr.“
Sex haben wir nur noch aus Routine. Dieser Satz schaffte es, dass er sich das größte Problem jetzt eingestehen musste. Das Mädchen, das er liebte, welches ihm so wichtig war. Wo er es jetzt verloren hatte, wurde es ihm wieder bewusst. Er hatte es infiziert. Von einer drogensüchtigen Hure ist es über ihn auf das wundervollste Mädchen der Welt gelangt. Zwei Welten, die sich nie hätten treffen dürfen.
Nur wegen diesem beschissenen Zeug in dieser kleinen Dose in seiner Hosentasche. Er fühlte es. Es pochte. Es vibrierte. Mark brauchte einen klaren Verstand. Musste sich auf Linda konzentrieren. Nicht mehr aufs Kokain. Dafür musste er es nehmen.
„Du kannst nicht so einfach Schluss machen! Wir wohnen zusammen!“ Ja, so konnte er Zeit schinden. Er brauchte noch eine Chance, nur noch eine. Er würde wieder klar kommen. Erst weg von Anika. Es gab noch genug andere Leute, von denen man Zeugs bekommen konnte.
Dann allmählich runter von der Droge. In kleinen Schritten. Dann einen neuen Job. Alles wird gut. In Urlaub fahren mit Linda. Ihr sagen, wie sehr du sie liebst. Hochzeit. Nur noch eine Chance bitte! Eine Chance auf ein normales Leben.
Nein – das AIDS! Schon wieder hatte er es verdrängt. Alles fiel in sich zusammen. Probleme, die sich nicht lösen ließen. Er konnte sich nicht konzentrieren. Es gab keinen Ausweg.
Wie sollte er es ihr beibringen?
Er zog sie zu sich hoch: „Du darfst mich nicht verlassen!“ Seine Stimme überschlug sich.
„Lass mich los!“ Sie versuchte, sich aus seinen Händen zu befreien, aber er packte sie noch fester. Nie hätte sie gedacht, dass Mark auf solch eine Art reagieren würde. So kannte sie ihn nicht. Eigentlich hatte sie gehofft, er würde es ähnlich sehen und ihr zustimmen. Sowieso hatte sie geglaubt, es gäbe schon eine andere Frau in seinem Leben.
„Komm, wir kriegen das schon wieder hin“, flehte er sie an. Immer mehr drückte er sie in die Ecke. Sie begann, sich loszureißen und ihn von sich zu stoßen.
„Hilfe!“ schrie sie. Hoffentlich kam bald jemand.
Er wusste nicht, was er tun sollte. Um sie ruhig zu kriegen, presste er ihr die Hand auf dem Mund. Er durfte sie nicht verlieren. So viel Scheiße schon in seinem Leben, das durfte nicht auch noch mit dazukommen.
Sie versuchte, seine Hand von Mund und Nase weg zu bekommen. Verzweifelt rang sie nach Luft. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sahen in seinem Gesicht die reine Verzweiflung.
Wie krank sie schon aussah! Er konnte es nicht fassen. Niemals würde er es verkraften, sie zu verlieren. Niemals könnte er es ertragen, dass sie erfuhr, von ihm AIDS zu haben.
Er war zu schwer. Sie bekam ihn nicht von sich herunter. Ihre Kräfte verließen sie, ihr wurde schwarz vor den Augen. Bevor sie ohnmächtig wurde, hörte sie noch, wie er zu weinen anfing. Auch als der Hausmeister mit dem Techniker kam, weinte er immer noch. Linda lag regungslos in der Ecke. Er hatte sie erstickt. Das war ihm lieber gewesen, als dass sie jemals die Wahrheit erfahren hätte.