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Als ich die Welt in 15 Tagen erschuf
Wieder ein Tag geboren, oder besser, gesprossen aus einer Flasche.
Ein Tag, dem ich das Leben schenkte.
Nicht besonders bunt, eher grau, aber voller Leben.
Kein geradliniges Leben, keine Regeln, keine platten Fassaden.
Wildes, ungezügeltes Leben. Chaos. Ein urtümlicher, tiefer kehliger Schrei, der alles beben und die Ebenen erzittern lässt.
Aus dem kleinen Spross, der den Weg durch den Flaschenhals nach draußen ins Licht geschafft hat, wird eine Ranke, ein kleiner Strauch. Alles wächst schneller, wird größer.
Alles strebt nach oben, will breiter werden, will wachsen.
Im Ernst, so was kann passieren, darüber sollten Sie sich keine Gedanken machen.
Nein wirklich, ich will Sie jetzt nicht einfach trösten, so was passiert den Besten.
Es ist ja schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Also, wo war ich?
Ach ja, als ich die Welt erschuf, da benötigte ich genau 15 Tage.
Die ersten 5 Tage saß ich einfach auf der kleinen Bank da hinten, trank Absinth und überlegte mir, wo ich wohl am Besten mit der Arbeit beginne könnte.
Bitte?
Hören Sie mal, wenn Sie mich dauernd unterbrechen, dann wird es noch eine ganze Weile dauern, bis ich fertig bin, also halten Sie den Mund und setzten Sie sich wieder hin.
Ich kam also auf die Idee mit dem kleinen Samen.
Dabei blieb es dann aber auch, denn durch den Absinth - Ich muss gestehen, ich ließ mich vielleicht ein wenig zu sehr von der grünen Fee inspirieren - hatte ich so starke Kopfschmerzen, dass ich erst mal meinen Rausch ausschlief.
Mann hatte ich nen Kater, lange nicht mehr so tief ins Glas geschaut. Haha...
Oh, Entschuldigen Sie bitte, ich schweife ab.
Nun jedenfalls legte ich dann am vierten Tag den Samen in die Flasche. Er schwamm eine Weile auf dem Absinth und ging dann unter.
Wie, warum? Woher soll ich denn das wissen. Bin ich vielleicht Gott?
...kurzes schweigen...
Er ging eben unter und dann begann er auch gleich auszutreiben. Jaja, das Zeug hat es in sich.
Natürlich hat man schon Vorkehrungen getroffen, man ist ja kein blutiger Anfänger mehr. Man darf das nicht zu wild werden lassen. Das war übrigens der Moment, den Sie versäumt haben.
Jaja, da muss man gleich ein bisschen eingreifen. Wo kämen wir denn hin, wenn sich alles entwickeln würde, wie es will.
Nein, da muss man schon ein Auge drauf haben, aber machen Sie sich nichts draus. Das kann den Besten passieren.
Reichen sie mir bitte die Schachtel Kippen da hinten?
Dankeschön
Und Feuer?
Haben sie Feuer?
Hören sie bloß auf damit, sie klingen schon wie meine Frau.
Ich bin der Erschaffer von 250 Welten, 1500 Spezies und nebenbei noch der Erfinder von 400 verschiedenen Ökosystemen und Planetenarten.
Schon alleine die Tatsache, dass dies alle wunderbare gerade, einfache Zahlen sind, müsste ihnen klar machen, dass ich genau weis was ich tue.
Denken sie, ich wüsste nicht, was dieses verdammt Zeug mit meiner scheiß Lunge anstellt?
...Husten...
Jetzt haben sie mich wieder komplett aus dem Konzept gebracht.
Aber wir wollen dass ja heute noch besprochen haben, nicht war?
Schließlich müssen sie morgen ihr Projekt dem Rat vorgezeigt haben.
...
Was ist jetzt mit dem verdammten Feuer?
...
Danke sehr.
Sie sehen, man muss den Trieb ein wenig leiten, er darf nicht gleich zu Anfang zu stark und zu dick werden.
In den darauffolgenden 3 Tagen lies ich ihn wachsen.
Denken sie daran, sie wollen eine Welt erschaffen, keinen kleinen mickrigen Tag.
Währendessen beendete ich die Existenz von 12 Spezies und 4 Planeten.
So eine Supernova kann eine hässliche Sauerei hinterlassen, aber lassen wir dass.
Am neunten Tag waren schon die Blüten zu sehen. Ich nahm mir die schönsten 5 und den Stamm entsorgte ich Fachgerecht.
Nein, den brauchen Sie nicht.
Es ist mir egal, was die Lehrbücher sagen. Sie besitzen selbst den göttlichen Atem, also weg damit.
Jetzt sind wir also bei den Blüten. Ich hauchte ihnen Leben ein.
Sie öffneten sich und ich sah mir die einzelnen winzig kleinen Kerne an.
Der eine war komplett aus Stein, nicht zu gebrauchen.
Der zweite war zwar schon besser, aber auch nicht wirklich zu gebrauchen...nebenbei, ihrer war eigentlich auch eine ziemlich schlechte Wahl.
Den dritten, vierten und fünften behielt ich.
Leider verlor ich den Dritten wenige Minuten später, als ich in der 9 Dimension eine Galaxie aufräumte und der Vierte viel mir herunter und ich trat versehentlich darauf.
Schade eigentlich, dabei war das der Vielversprechensde gewesen. Ein Gasriese. Aber sei’s drumm, dachte ich mir, dann nehme ich halt den kleinen Klumpen aus flüssigem Metal.
Nein, natürlich habe ich nicht damit begonnen die Atmosphäre über den abgekühlten Ball zu spannen. Lernt man denn heutzutage gar nichts mehr an dieser Universität?
Das wichtigste ist die Zeit.
Sie wollen ja nur ein Projekt zur Bewertung ihrer Schöpferischen Fähigkeiten abgeben um ihre Kursnote in Erschaffen und Vernichten ein wenig zu heben.
So war das damals bei mir auch, also entschied ich mich für die kleinsten Einheiten.
Die finden sie übrigens auch in ihrem Nachschlagewerk. Wenn’s schnell gehen soll Jahre, Tage, Minuten, Sekunden. Kann’s länger dauern dann eben mit Knokrs, Tirs und Leben.
Haben sie erst mal die Zeit festgelegt ist der Rest schon fast ein Kinderspiel.
Warum?
Wie stellen sie sich dass denn vor an einem Ort an dem ein Tag in fünf Minuten vergeht und ein Jahr wie eine Sekunde? Das mag vielleicht als kleine Spielerei ganz lustig sein, aber als Projekt taugt das nichts.
So, die Grundlagen haben sie jetzt, wir sehen uns morgen und vergessen sie nicht ihr Projekt mitzubringen.