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Als ich starb

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21.12.2006
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Als ich starb

Die Strahlen der grellen Mittags-Sonnen krallen sich kreischend in meine Augen. Die Luft wabbert in der Hitze. Der weiße Sand in der großen Arena von Kathay ist zerwühlt, ist durchzogen von Blutflecken und Körperflüssigkeiten. Fliegen brummen hektisch in der Windstille, setzen sich auf mein Gesicht, der Verwesungsgestank ist allgegenwärtig.

Atmen, ich kann nicht atmen, mein Brustkorb schmerzt. Meine Beine zittern, meinen Urin kann ich nur mit Mühe halten.

Schweiß rinnt mir in die Augen, brennt, meine Sicht verschwimmt. Ich wische mit der Hand darüber, es hilft nicht viel, ich mache es nur schlimmer.

Das Kreischen vieler Stimmen, dröhnt in meinen Ohren. Ich drehe mich langsam, sehe volle Ränge, erkenne die Menschen im Schatten auf den Tribünen nicht, sehe keine Gesichter nur eine gierige, hungrige Masse, nur Schatten. Sie brüllt, kreischt nach Blut, erwartet Verstümmelung und Tod. Meinen Tod!

Ein Fanfarenstoß, laut. Ich drehe mich um, mein Herz schlägt dumpf und hektisch in meiner Brust. Angst, ich habe Angst, mir ist schwindlig. Sauer läuft mir die Magensäure aus dem Mund, ich spucke aus.

Am Ende der Arena öffnet sich langsam ächzend das große Gatter. Schwärze dahinter, ich kann nichts erkennen. Da, langsam nähert sich eine Gestalt. Wartet, spielt mit mir, weidet sich an meiner Angst.

Die Menge schreit ihm zu, huldigt ihm. Weiße Rosen, ein Meer von Rosen regnen von den Rängen. Sie huldigen ihrem grausamen Helden, Ihr Werkzeug der blutigen Belustigung. Er tritt achtlos auf die Blumen, verbeugt sich grinsend. Keine Beachtung für mich, ich bin nicht wichtig. Nur einer von vielen die heute die Masse belustigt.

Der Gladiator dreht sich um, sieht mich an. Kein ehrenvoller Gruß für mich. Verachtungsvoller Blick, ein hämisches Grinsen, fast schon Langeweile. Kommt nun langsam auf mich zu, hebt beiläufig sein Schwert.

Die Sonne glänzt weisgolden auf seiner polierten Rüstung, es sieht fast schön aus. Ruhe überkommt mich. Frieden. Warmer Urin rinnt meinen Schenkel hinab, ich bemerke es nicht. Das Zittern hat aufgehört, ich spüre keine Schmerzen mehr. Keine Angst, ich sehe ihm in die Augen, sehe keinen Hass, nur Gleichgültigkeit.

Das Geschrei der Menge steigert sich in ein hysterisches Kreischen. Jetzt, Sie wollen den Kampf jetzt. Nur…

Will ich ihn? Der Ausgang steht fest, ich sterbe, wir alle sterben, es steht fest. Unbeugsam. Ein letzter Protest. Ich werde nicht das blutende, zuckende Spielzeug eurer Grausamkeit sein. Ich betrüge die Masse, betrüge den Imperator, bringe die Inquisitoren um ihr hämisches Vergnügen. Der Entschluss ist getroffen.

Mein Dreizack. Fällt mir aus den tauben, nassen Händen in den Sand. Es ist mir gleich. Ich will nicht mehr kämpfen. So viele Tode, so viele Geister wandeln in meinem Schatten. Erwarten Sie mich? Ich sehe auf, sehe meinem Gegner in die Augen. Verständnis? Versteht er mich etwa? Sehe ich stille Zustimmung in seinen Augen?

Ich strecke die Arme seitlich aus, gehe langsam auf ihn zu. Hoffe, er macht es schnell und sauber.

Die Menge brüllt vor Enttäuschung, protestiert. Gegenstände werden nach mir geworfen. Ich gehe weiter auf ihn zu.

Da! Flirrend, wie ein Zucken schießt sein Kurzschwert auf mich zu. Ein dumpfer Schlag. Etwas fliegt hoch, hinterlässt einen Regen aus Blut. Kleine Tröpfchen bilden einen roten Regenbogen. Mein linker Arm landet klatschend im Sand. Die Hand, sie zuckt noch, aber ich habe keine Schmerzen. Noch keine Schmerzen.

Ein weiterer Schlag, diesmal sehe ich ihn kommen. Über meiner Brust öffnet sich ein breiter, roter Halbmond, grinst mich an, bespuckt mich. Die Welt dreht sich, ich bleibe standhaft. Jetzt kommt der Schmerz. Brüllend, wie eine gigantische Woge überzieht er mich. Ich krümme mich zusammen. Da! Erneut ein Schlag, direkt von hinten in die Kniekehle. Was ist das auf seiner Schwertspitze? Mein Fleisch? Meine Knorpel? Meine Gedanken werden trübe, kann nicht mehr stehen, sinke langsam in den Sand. Spüre schon fast nichts mehr, als er mir langsam den rechten Arm abschneidet. Das bin nicht ich, ich träume jemanden Anderen.

Ich sehe zu Seite, während er mir den Bauch aufschneidet. Die Menge scheint ja doch noch Vergnügen an mir gefunden zu haben, mir ist´s egal. Soll er doch meine Innereien herauszerren. Gefällt euch das? Bereitet Euch der Anblick der Verstümmelung Vergüngen?

Mein Augenlicht wird schwächer. Dunkel? Ist es schon Nacht? Ein letztes Mal sehe ich ihm in die Augen. Jetzt! Er nickt mir zu, jetzt grüßt er mich. Blickt auf!

Ich folge seinem Blick!

Über mir auf der kaiserlichen Tribüne eine Gestalt in weißer Robe. Die Sonne scheint gnädig auf unseren Kaiser. Streckt den Arm aus und bildet eine Faust. Hat er Mittleid mit dem Verräter?

Der Daumen geht nach unten…
ave atque vale

 

Hi realbadfred und herzlich willkommen auf kg.de!

Deine Geschichte hat nicht wirklich mit Fantasy zu tun, ich sehe keine fantastischen Elemente in deinem Text. Vielleicht solltest du die Rubrik wechseln?

Abgesehen davon lässt mich deine Geschichte etwas zwiegespalten zurück. Ich finde es mutig, mit dieser abgehackten Sprache zu arbeiten, aber auf die Dauer habe ich es als mühsam empfunden. Man wird immer wieder aus dem Lesefluss gerissen.
Du solltest unbedingt nochmal die Rechtschreibung überprüfen, da hat sich was angesammelt, vergessene "ss" (und die deutsche Version davon), überflüssige Kommata ... wenn du willst, kann ich dir einiges heraussuchen.

Zum Inhalt: Dein Protagonist lässt mich kalt. Ich kann nicht mitfühlen, weil ich nicht weiss, wer er ist, wie er ist, was er gemacht hat. Das muss nicht einmal so ausführlich sein, aber so ist er für mich irgendein x-beliebiger Typ in einer x-beliebigen Arena, der auf seinen Tod wartet. Ausserdem bin ich kein Fan detaillierter Beschreibungen von Körperflüssigkeiten, Innereien etc., aber das ist Geschmackssache.
Die Atmossphäre beschreibst du sehr genau, aber mir sind es fast zu viele Bilder und zu wenig Handlung, als würde man nur ein Gemälde betrachten. Bei Geschichten stehe ich aber lieber auf Kopfkino.

Mein Kommentar liest sich jetzt vielleicht ein bisschen sehr negativ, aber für den Einstand fand ich deinen Text gar nicht übel! :) Lass dich einfach nicht entmutigen.

Liebe Grüsse,
sirwen

 

Mangels fantastischer Elemente nach Sonstige verschoben

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Realbadfred!

Beim Lesen hatte ich fast ein Déjá vu - das Motiv vom Kämpfer, der absichtlich verliert, weil er sich als Spielball von Kräften sieht, die ihn als Objekt betrachten, hatte ich nämlich selbst vor einem Jahr in einer Geschichte verarbeitet. Würde mich nicht wundern, wenn du dich bei der "Geschichte eines Boxers" bedient hättest. ;)

Das Ganze ist aber trotzdem keine Story, die einem lange im Gedächtnis bleibt, dafür bleibt, wie sirwen schon sagt, der Prot zu unscharf, eine eventuell gedachte kritische Botschaft ( wie in meiner Story ) geht in einer Splatterorgie unter.
Als handwerkliche Übung kann das, denke ich, jedoch gut durchgehen, und man darf gespannt sein, wie wohl die Geschichten aussehen werden, in denen du wirklich eine relevante Botschaft vermitteln willst.

Es gibt aber eine Menge auszusetzen:
Was zum Beispiel ist der Auslöser, dass seine Stimmung urplötzlich umschlägt von "Angst" zu "Frieden"? So deutlich du uns auch schilderst, wie sein Körper der Massenunterhaltung zum Opfer fällt, so wenig Tiefe haben die inneren Vorgänge. Dabei wären die doch der interessantere Teil.

Zudem sorgte der erste Abschnitt dafür, dass zunächst ein falsches Bild in meinem Kopf entstand ( ob das meine Schuld war oder deine, überlasse ich mal dir ;) ):

"Als ich starb
Die Strahlen der grellen Mittags-Sonnen krallen sich kreischend in meine Augen. Die Luft wabbert in der Hitze. Der weiße Sand in der großen Arena von Kathay ist zerwühlt, ist durchzogen von Blutflecken und Körperflüssigkeiten. Fliegen brummen hektisch in der Windstille, setzen sich auf mein Gesicht, der Verwesungsgestank ist allgegenwärtig."

Ich dachte, dass er jetzt schon am Boden liegt ( vielleicht auch suggeriert durch die Überschrift ). Umso verwirrter war ich, als plötzlich der Kampf von vorne begann, ohne dass irgendwo eine Rückblende angezeigt wurde. Wie gesagt, vielleicht habe ich auch nicht aufmerksam gelesen.

Nun noch eine Stelle, wo ein Ansatz zur möglichen Vertiefung klar erkennbar ist:

Da, langsam nähert sich eine Gestalt. Wartet, spielt mit mir, weidet sich an meiner Angst.

"Die Menge schreit ihm zu, huldigt ihm. Weiße Rosen, ein Meer von Rosen regnen von den Rängen. Sie huldigen ihrem grausamen Helden, Ihr Werkzeug der blutigen Belustigung. Er tritt achtlos auf die Blumen, verbeugt sich grinsend. Keine Beachtung für mich, ich bin nicht wichtig. Nur einer von vielen die heute die Masse belustigt."

Je nachdem, was für einen Hintergrund du den Leuten lieferst, die Wirkung dieser Passage kann völlig unterschiedlich sein. Hat er sich freiwillig entschieden, Gladiator zu werden und hat eine Wandlung durchgemacht, als er die Grausamkeit am eigenen Leib spürte? Dann klingt das nach Selbstmitleid.
Wurde er als Kriegsgefangener/Sklave in die Gladiatorenschule geschleppt und erlebt nun die Erfüllung eines grausamen, fremdbestimmten Schicksals? Dann wären seine Worte Anlass, sich mit ihm zu identifizieren, seine Weigerung zu kämpfen wäre gewissermaßen sein letzter Triumph - und damit würde auch eine relevante Botschaft beim Leser ankommen.
So aber, wenn der Prot anonym bleibt, lösen seine Worte nichts aus. Aus diesem Grund ist es unbedingt notwendig, dass du ihn uns näher vorstellst. Ich glaube, dass etwas daraus werden kann.
Ein Vorschlag noch zur Güte: Lasse ihn den Entschluss zu verlieren nicht sofort fassen, sondern erst noch den letzten Kampfeswillen mobilisieren, bevor er einsieht, dass auch ein Sieg ihn nicht mehr wirklich triumphieren lassen würde.

Es finden sich übrigens noch eine Menge Rechtschreib- und Grammatikfehler:

"Die Luft [wabbert] in der Hitze."

Es heißt "wabert".

"Fliegen [brummen] hektisch in der Windstille, setzen sich auf mein Gesicht[, d]er Verwesungsgestank ist allgegenwärtig."

Fliegen summen eher. Vielleicht solltest du "Schmeißfliegen" schreiben, bei denen trifft das eher zu. Der letzte Nebensatz sollte ein eigenständiger Satz sein, sonst bekomme ich den Eindruck, er selbst ströme den Geruch aus ( daher vielleicht auch das falsche Bild beim ersten Lesen ).

"Das [Kreischen] vieler Stimmen[,] [dröhnt] in meinen Ohren."

Komma weg. Und seit wann hört sich Kreischen wie Dröhnen an?

"Ich drehe mich langsam, sehe volle Ränge, erkenne die Menschen im [Schatten] auf den Tribünen nicht, sehe keine Gesichter[,] nur eine gierige, hungrige Masse, nur [Schatten]."

Komma rein. Die Wortwiederholung liest sich nicht so schön.

"[Sauer] läuft mir die Magen[säure] aus dem Mund,"

Absicht?

"Am [Ende der Arena] öffnet sich [langsam ächzend] das große Gatter."

Eine Arena ist kreisförmig, also nix mit Ende. ;) Du könntest alternativ "mir gegenüber" schreiben. Es ist plausibel, dass er diesem Tor genau zugewandt steht.
Kann ein Tor langsam ächzen? Ich denke, da gehört ein Komma zwischen die beiden.

"Weiße Rosen, ein Meer von Rosen regne[n] von den Rängen."

Das Regnen bezieht sich grammatisch auf Meer, deshalb gehört ein kleines t ans Ende, kein n.

"Sie huldigen ihrem grausamen Helden, hr[em] Werkzeug der blutigen Belustigung."

"Ihrem" klein schreiben.

"Nur einer von vielen[,] d[er] heute die Masse belustigt."

"Keine Angst, ich sehe ihm in die Augen, sehe keinen Hass, nur Gleichgültigkeit."

Aber ein paar Zeilen vorher stand doch Verachtung und Häme in seinen Augen. Ist das nicht etwas anderes?

"Nur[]…"

Leerzeichen vor Ellipsen.

"Ich betrüge die Masse, betrüge den Imperator, bringe die Inquisitoren um ihr hämisches Vergnügen."

Mal überlegen: Was genau haben die Inquisitoren in dieser Geschichte zu suchen?

"Ich sehe auf, sehe meinem Gegner in die Augen. Verständnis? Versteht er mich etwa? Sehe ich stille Zustimmung in seinen Augen?

Ich strecke die Arme seitlich aus, gehe langsam auf ihn zu."

Ähm ... du hast dich doch nicht etwa ungeniert bedient, oder? Lies mal bei meiner nach ...
Zudem kann er nicht ernsthaft darauf hoffen, in den Augen eines so herablassenden Gegners Zustimmung zu finden. So eine Passage passt hier nicht.

"Mein linker Arm landet klatschend im Sand."

Das ist nicht besonders realistisch. So einfach konnte wohl kein antikes Schwert einen Arm sauber abtrennen. Dass er schlaff herabhängt, ja, das kann ich akzeptieren, aber so machst du es zu drastisch. Bedenke, dass Splatter als künstlerisches Mittel der naturalistischen Darstellung dienen soll, nicht billiger Effekthascherei.

"Über meiner Brust öffnet sich ein breiter, roter Halbmond, grinst mich an, bespuckt mich. Die Welt dreht sich, ich bleibe standhaft. Jetzt kommt der Schmerz. Brüllend, wie eine gigantische Woge überzieht er mich."

Schmerzwellen stellen sich meines Wissens bei so großen Verwundungen für gewöhnlich nicht ein. Schmerz ist ein Alarmsignal des Körpers, ein Teil schnell in Sicherheit zu bringen. Bei großen Wunden schüttet das Gehirn eher eine Art körpereigene Droge aus, um den Schmerz zu betäuben. Du solltest zu diesem Punkt besser mal im Thread "Was ich schon immer fragen/wissen wollte ..." unter der Autorenrubrik ( Arbeitsgruppen ) nachfragen, es findet sich bestimmt jemand, der das genau weiß.

"Das bin nicht ich, ich träume jemand[en] [A]nderen."

Es heißt jemand. Und anderen schreibt man mW klein.

"Ich sehe zu[r] Seite, während er mir den Bauch aufschneidet."

"Gefällt euch das? Bereitet [E]uch der Anblick der Verstümmelung Verg[ün]gen?"

Die Anrede in Prosatexten bitte klein schreiben. Eine Idee wäre, die Großschreibung als Stilmittel zu verwenden ( der Prot wendet sich an das lesende Publikum ), aber dann müsstest du es auch durchhalten. Ob mir das "Vergüngen" bereitet, kann ich nicht so genau sagen. :D

"Ein letztes Mal sehe ich ihm in die Augen. Jetzt! Er nickt mir zu, jetzt grüßt er mich. Blickt auf!

Ich folge seinem Blick[!]"

Er kann sich unmöglich einbilden, der Gruß an den Kaiser gelte ihm, weil die Blickrichtung des anderen dafür nicht stimmt. Gelte der Gruß tatsächlich dem Prot, wäre das total unplausibel.
Und warum steht ein Ausrufezeichen bei der Aussage, dass er dem Blick des anderen folgt?

Über mir auf der kaiserlichen Tribüne eine Gestalt in weißer Robe. Die Sonne scheint gnädig auf unseren Kaiser. Streckt den Arm aus und bildet eine Faust. Hat er Mittleid mit dem Verräter?

Der Daumen geht nach unten[]…

Der Kaiser wird wohl kaum ein Urteil über einen tödlich Verwundeten fällen. Diese Szene solltest du besser aussparen oder woanders einbauen.

Viel Spaß beim Überarbeiten! :)

Ciao, Megabjörnie

 

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