Mitglied
- Beitritt
- 23.07.2003
- Beiträge
- 181
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 5
Am Ende aller Wege
Gebrochen schimmerte das Licht in mein Zimmer. Ich lag nackt auf der speckigen Matratze und schaute in das vergehende Licht des Abends.
In meinem Kopf tobte der Schmerz stärker als je zuvor. Wie immer versuchte ich an etwas Entspannendes zu denken, um die Qual zu lindern, die in meinem Inneren wütete.
Erfolglos…
Überall waren Schatten, die durch die Dunkelheit glitten. Mir kamen sie plump und ohne Anmut vor. Alt zu sein, hieß allein zu sein. Etwas, mit dem ich mich nie abgefunden hatte, und auch nie abfinden werde.
„Hey, wenn du schon am Tresen sitzt, dann trink verdammt noch mal auch was, oder verpiss dich aus meiner Bar!“
„Und wenn ich das nicht tue?“, fragte ich ohne großes Interesse.
„Dann wirst du den Tag bereuen, in dem die Hure einer Frau dich in die Welt setzte.“ Der Wirt lachte höhnisch und kratzte sich versonnen am Kinn. Er strahlte Anmut aus, gewiss, keine, die einem Sterblichen aufgefallen wäre, aber doch war es so.
„Du spielst mit deinem Leben.“
„Was du nicht sagst, Fischgesicht! Jetzt hau ab, oder ich prügele dir die Kacke aus dem Leib!“, brüllte der Kahlkopf, der mich ansah wie einen Fisch, der zu lange auf dem Trockenen war. Zorn und Schmerz. Beides war überwältigend. Hass? Frieden?
Ich verließ die Bar und wanderte lautlos durch die blitzenden Strassen und Gassen.
An jeder Ecke boten junge Mädchen ihre Körper an. Das Fleisch geschmeidig, aber doch verbraucht, reizten sie mich nicht. Wissen? Macht? Beides war wertlos für mich geworden, nichts hatte irgendeinen Sinn.
„Wenn du klug bist, beweg dich nicht und pack deine Kohle aus!“, flüsterte der Jüngling in mein Ohr. Darauf hatte ich gewartet, wie stets.
„Mein Geld willst du`?“, flüsterte ich meinerseits. Mein Körper bebte vor Verlangen nach dem Fleisch des Räubers.
Eine Antwort gewährte ich meinem Angreifer nicht. Die Waffe flog leise durch die Nacht und prallte laut auf dem Asphalt auf. Schmatzend zog ich mich an dem Körper des Jungen und trank seine Stärke, die Anmut, die so vieles hätte sein können. Dann sank er tot zu Boden, mit gebrochenem Blick und Freude erfüllte mich, wie stets.
Zeit verging. Minuten. Stunden. Wer vermag es zu sagen? Ich nicht, soviel ist gewiss.
In meinem Zimmer ging ich zu Bett und träumte von einer Welt ohne Morgen.