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Am Hispery

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27.01.2004
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Am Hispery

Du kannst alles richtig machen und trotzdem falsch liegen.
So beginnt es. Du merkst es nicht einmal.
Die Reifenspuren im Neuschnee vor mir reißen plötzlich nach rechts aus. Die lächerlichen Holzplanken, die die Bergstraße sichern sollen, sind zerbrochen. Ich lenke meinen Jeep an den Fahrbahnrand, schalte die Warnblinkanlage ein und steige aus.
Der Schneefall hat um nichts nachgelassen und der eiskalte Wind beißt mir ins Gesicht. Ich eile zum Rand der Straße.
„Mist.“
Mitten in den verschneiten Bäumen hängt der verfluchte Wagen über dem Boden. Das linke hintere Rad dreht sich noch. Kein Geländewagen, irgendein verdammter Kombi. Wer ist verrückt genug, bei einem solchen Wetter ohne geeignetes Fahrmittel hier den Berg hinaufzufahren?
Ich versuche vorsichtig den Hang hinunterzurutschen, um zur Baumgrenze zu gelangen und den Wagen zu erreichen. Mehrere dicke Äste haben sich durch die Frontscheibe gebohrt. Die Schnauze des Autos hat sich beinahe um den Stamm gewickelt. Ich hangle mich zur Fahrerseite und rüttle an der Tür.
Sie klemmt. Durchs Fenster erkenne ich eine Person, die regungslos im Gurt hängt. Ich klopfe gegen die Scheibe.
„Hey!“
Keine Reaktion.
Mit einem Bein stemme ich mich gegen das Auto, packe den Griff mit beiden Händen und ziehe mit ganzer Kraft. Das Metall knirscht protestierend und gibt ein wenig nach. Ich renke mir dabei fast die Arme aus. Muss kurz nachlassen. Ein zweites Mal – und diesmal ist das Glück auf meiner Seite. Geräuschvoll gibt die Tür nach.
Es ist ein Mann. Keiner der Äste hat ihn durchbohrt. Innerlich atme ich auf. Ich berühre ihn und füge ihm einen Schmerzreiz zu.
„Können Sie mich verstehen?“
Ich werfe einen Blick in den hinteren Teil des Wagens. Niemand drinnen. Der Gurt lässt sich nicht öffnen, trotzdem kann ich den Mann aus dem Auto ziehen, nur rutsche ich dabei fast aus.
Der Verunglückte ist nur mit einen Wollhemd und Jeans bekleidet. Das Gesicht ist blutüberströmt. Eine große Platzwunde über dem linken Auge. Kein Airbag, der sich geöffnet hat. Trotz allem lege ich ihn in den Schnee, überprüfe den Atem und tatsächlich, der Mann hatte Glück. Er lebt, ist nur ohne Bewusstsein. Ich packe ihn unter den Achseln und ziehe ihn den Hang hinauf.
Kaum bin ich von den Bäumen weg, machen der Wind und das Wetter die Aufgabe wieder zur Qual. Mehrere Male verliere ich den Halt und falle hin. Endlich zerre ich ihn über den Rand und schaffe es mit letzter Kraft, ihn in den Jeep zu hieven.
Der Motor springt sofort an und ich beeile mich, zu meiner Hütte zu kommen.

Fast hätte ich es doch nicht geschafft. Kurz vor dem Ziel, in der letzten Kurve, schlägt der Verletzte plötzlich die Arme in die Höhe und brüllt etwas von nein.
Vor lauter Überraschung verreisse ich das Lenkrad, erst im letzten Moment kann ich den Wagen wieder einfangen und muss dann auch noch das Straucheln korrigieren, um ihn nicht erneut ausbrechen zu lassen.
„Alles in Ordnung“, sage ich zu ihm und zu mir gleichermaßen. „Sie sind in Sicherheit.“
„Mein Auto…“
„Ganz ruhig. Sie hatten einen Unfall, sie sind von der Straße abgekommen. Wir sind auf dem Weg zu meiner Hütte. Dort werde ich Sie verarzten und dann die Polizei verständigen, okay?“
Mit einer fahrigen Geste wischt der Fremde sich das Blut aus dem Gesicht und starrt auf seine Hände.
„Ist das mein Blut?“, fragt er. Sein Blick ist glasig.
„Sie haben da eine Platzwunde an der Stirn.“
Er nickt nur.

Ich lege Holz im Kamin nach und sehe dann zum Herd, wo der Teekessel bereits pfeifend um Aufmerksamkeit buhlt. Ich fülle zwei Tassen voll und bringe sie zu dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes.
Von den prasselnden Flammen geht eine angenehme Wärme aus, doch der Mann, Eric, zittert trotzdem unter der Decke, die um seine Schultern geschlungen ist. Ich reiche ihm den Tee und er nimmt die Tasse dankend an. Ich gehe zurück und hole das Verbandszeug.
„Was haben Sie überhaupt bei so einem Wetter und mit so einem Auto auf dem Hispery verloren?“, frage ich, während ich beginne, die Wunde zu säubern.
„Ich wollte rüber nach Hannah.“
„Muss aber dringend gewesen sein, wenn Sie sich einem solchen Risiko aussetzen. War ganz schön gefährlich und Sie haben auch ein riesen Glück gehabt.“
„Ich weiß. Ach, hey … ich hab mich bei Ihnen noch gar nicht bedankt, Kevin. Danke.“
Ich winke ab, aber er beharrt darauf.
„Nein ehrlich, Sie haben mir das Leben gerettet. Ich wäre sicher erfroren in meinem Auto.“
„Das wird jetzt weh tun“, sage ich.
Er zuckt kurz zusammen. „Mist. Ist es schlimm?“
„Nicht ganz so schlimm, wie es anfangs ausgesehen hat, aber es muss genäht werden. Ich werde die Wunde nur so gut es geht abdichten, damit sie sauber bleibt und sobald das Wetter besser wird, bring ich Sie nach St. Canda zum Arzt.“
„Danke vielmals.“
„Nichts zu danken.“ Ich verstaue das Verbandszeug wieder im Kasten.
Ich gehe zum Herd und setze neues Wasser auf, um eine Suppe anzurühren.
„Wollen Sie irgendjemanden verständigen, dass Sie es heute nicht mehr schaffen?“, frage ich ihn.
„Ich glaube nicht, dass mich wer vermissen würde.“
„Hm, das klingt nicht gut.“
„ So ist das Leben.“
Ich werfe einen Blick aus dem Fenster. Der Schneefall hat immer noch nicht nachgelassen und dann und wann höre ich neben dem Prasseln der Flammen auch das Heulen des Windes.
„Warum leben Sie denn allein hier draußen, Kevin?“
Ich muss lächeln. Beinahe jeder, mit dem ich hier einmal Kontakt habe, hat mich bereits danach gefragt.
„Selbst gewähltes Exil“, sage ich. „Meine kleine Zuflucht. Ist Ihnen schon wärmer?“
„Ja, danke. Schon viel besser. Das Zittern hat auch schon nachgelassen.“
Kurzes Schweigen.
Dann: „Keine Frau?“
„War alles einmal, früher. Ist schon ewig vorbei. Hat nicht sollen sein.“
„Und bei Ihnen, Eric?“
Er schüttelt nur den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich sie vermisse.“
Ich warte, rühre die Suppe um. Er spricht wirklich weiter.
„Nein, ich glaube, ich vermisse ihre Haut nicht. Oder die Art, wie sie gewisse Dinge zu sagen gepflegt hat. Kennen Sie das?“
„Ich glaube schon.“
Ein freudloser Lacher kommt ihm aus. „Ich hab mich dauernd in ihr verloren. In ihre Person, ihren Augen … so himmelblaue, wunderschöne Augen.“
„Sie müssen nicht darüber sprechen, wenn Sie nicht wollen, Eric.“
Aber er hört mich gar nicht. Eric steht auf und hockt sich vor den Kamin. Er zittert schon wieder.
Er sagt: „Hab mir ihren Namen in den Arm geschnitten … ihr Auto.“
Dreht sich zu mir um und flüstert: „Sie ist so weit weg, meilenweit entfernt, aber wissen Sie Kevin, es kommt mir immer noch so vor, als wäre sie hier. Genau hier, zwischen uns.“
Er macht einen Schritt auf mich zu und lächelt. Mir fällt ein dunkler, feuchter Fleck an seiner rechten Hosentasche auf. Eric breitet die Arme aus.
Ist das mein Blut?
Und er sagt: „Nie werde ich ihre makellosen Augen aus meiner Tasche geben.“

 

Vorweg:
Ja, sehr kurz. Ich bin nur froh, dass ich endlich wieder etwas schreiben konnte. Ich muss für das schon sehr dankbar sein, obwohl ich bei weitem nicht zufrieden bin. Ich weiß nicht, ob es so rüberkommt, wie ich es mir vorgestellt habe. Mal sehn.

One

 

Hallo one weak.

Eine sehr atmosphärische Geschichte. Klassischer Grusel, schön präsentiert, gute Dialoge.
Was mich stört ist der Zeitenwandel. Anfangs ist alles Gegenwart, plötzlich dann Vergangenheit.
An dieser Stelle bist du durcheinander gekommen:

fragte ich, während ich beginne, die Wunde zu säubern.

Noch eine kurze Anmerkung:

Ich verstaue das Verbandszeug wieder im Kasten.
Ich gehe wieder zum Herd und

Zweimal wieder.


Was die Pointe angeht: Sie ist vorhersehbar, was ich in diesem Fall aber gar nicht so schlimm finde.
Schön, wie du die verschneite Landschaft beschreibst. Man ist als Leser sofort drin im Szenario.
Was die bereits angesprochenen Dialoge angeht: Kurz, prägnant, realistisch.

Hat mir gefallen.

 

Hallo!

Nun, mir hat's weniger gefallen. Ich fand es letztendlich zu altbacken, trotz einiger guter Passagen.

Für eine Horrorgeschichte recht wirklichkeitsnah - gut gelungen. (Wenn man denn wirklich von einer Horrorgeschichte sprechen will). Den Dialog finde ich jedoch an einigen Stellen schlicht langweilig.

Z.B.:

„Ich glaube nicht, dass mich wer vermissen würde.“
„Hm, das klingt nicht gut.“
„ So ist das Leben.“
Ich werfe einen Blick aus dem Fenster. Der Schneefall hat immer noch nicht nachgelassen und dann und wann höre ich neben dem Prasseln der Flammen auch das Heulen des Windes.
„Warum leben Sie denn allein hier draußen, Kevin?“
Ich muss lächeln. Beinahe jeder, mit dem ich hier einmal Kontakt habe, hat mich bereits danach gefragt.
„Selbst gewähltes Exil“, sage ich. „Meine kleine Zuflucht. Ist Ihnen schon wärmer?“
„Ja, danke. Schon viel besser. Das Zittern hat auch schon nachgelassen.“
Kurzes Schweigen.
Dann: „Keine Frau?“
„War alles einmal, früher. Ist schon ewig vorbei. Hat nicht sollen sein.“

Beste Grüße

Nothlia

 
Zuletzt bearbeitet:

@Nothlia

Die Dialoge sind zugegebenermaßen stellenweise etwas 08/15, nicht aber schlecht geschrieben, da sie sich gut in die Grundstimmung einpassen.
Langweilig finde ich sie nicht.

Einen Vorschlag habe ich aber noch: Die vorletzte Zeile der Geschichte, also die kursive, sollte meiner Meinung nach weg.
Der Leser weiß auch so, was gemeint ist und die Zeile stiehlt dem finalen Satz nur die Dramatik.

 

Hi One. Entschuldige die Verspätung.


Ich fand die Pointe nicht vorhersehbar, da ich, zugegebenermaßen, das »Ist das mein Blut?« völlig ignoriert habe. Hätte ich die Story nicht nochmal gelesen, hätte ich sogar angeprangert, dass das Ende unnachvollziehbar wäre. ;)
Ich denke also, der kursive Satz gegen Ende sollte bleiben.


Geschrieben ist das Ganze recht gut, nur vermisse ich deinen sonst etwas eigenwilligeren Stil. Allerdings aufgrund der Kürze der Geschichte und der Tatsache, dass der Inhalt etwas ... normaler ist, stört mich das jetzt auch nicht sonderlich.

Gern gelesen.

Tamira

Krimskrams:

Kein Airbag, der sich geöffnet hätte.
hat


Vor lauter Überraschung verriss ich,
verriss ich das Lenkrad


Vor lauter Überraschung verriss ich, erst zuallerletzt konnte ich den Wagen wieder einfangen und musste auch dann wieder das Straucheln korrigieren, um ihn nicht wieder ausbrechen zu lassen.
Liest sich fast wie ne absichtliche Wiederholung von wieder, klingt aber nicht gut.


„Nichts zu danken.“ Ich verstaue das Verbandszeug wieder im Kasten.
Ich gehe wieder zum Herd und setze neues Wasser auf, um eine Suppe anzurühren.
Hier auch schon wieder zwei wieders.


Und wie kann man sich in einer Person verlieren?

 

Hallo one weak,

bei mir hat deine Geschichte leider nichts gerissen. Der plötzliche Zeitenwechsel wurde ja bereits angesprochen. Aber auch ansonsten fand ich den Stil recht holprig und von einer dichten Atmosphäre wie Cerberus geschrieben hat, hab ich leider nichts bemerkt. Vielleicht ist die Geschichte auch einfach zu kurz, um diese Winterlandschaft richtig zur Geltung zu kriegen - richtig 'drin' war ich in deiner Story jedenfalls zu keinem Zeitpunkt.

Die Dialoge haben mir jetzt auch nicht sooo zugesagt. Ich will nicht sagen, dass sie schlecht sind, aber wirklcih realitätsnah fand ich sie auch nicht.
Und die Pointe am Schluss zündet auch nicht, da die meisten Leser mit Sicherheit erwarten, dass sich gegen Ende einer der beiden als Psychopath herraus stellen wird.

Was auch noch schwerwiegt: Mir haben Beschreibungen über die Personen gefehlt. Ich glaube, du verschwendest keinen Satz über ihr Aussehen, Alter oder dergleichen. Und die wenigen Informationen aus ihrem Leben sind viel zu knapp geraten.

So, das wars von meiner Seite. Bis zu deiner nächsten Geschichte (und ich glaube mal, dass mein Urteil dann erfreulicher ausfallen wird!)...

 
Zuletzt bearbeitet:

Morgen Cerberus, Nothlia, Tama und Anteron!

Euch einmal schönen Dank fürs Lesen und euren Kommentar.

@Cerberus
Freut mich, dich einmal unter mir zu lesen ;)
Die "wieder" werden ausgemerzt, ist mir gar nicht aufgefallen. Die Zeit hatte ich eigentlich absichtlich gewchselt, werde ich aber auch streichen und normal machen. Ich versuchs mal ohne dem Kursiven.

@Nothlia
Tja, die Dialoge. Mir ist jedenfalls nichts eingefallen, wie cih sie "spannender" gestalten kann, was aber kein Wunder ist, da ich derzeit ohnehin ein bisschen unter Schreiblosigkeit leide.
Ach: muss eine Horrorgeschichte immer unrealistisch sein? ;)

@Tama
Wenn du mir noch sagst, was mein Stil ist, kann ich dir vielleicht sagen, warum er nicht da ist. Danke für Fehler, werden ausgemerzt.
Hast du noch nie das Gefühl gehabt, dass wenn du jemanden ansiehst, nichts anderes mehr tun kannst. Du vergisst eigentlich so gut wie alles andere rund herum, nur diese eine Person ist noch wichtig. Du denkst ständig an sie, auch wenn sie weg ist. Klingt kitschig, kommt aber vor. Sowas nenne ich, sich in jemanden verlieren.

@Anteron
Wenn du mir die Stellen zeigst, an denen es holpert, kann ich auch gleich versuchen, diese auszubessern. Du weißt ja, selber liest man sowas schwer. Bei den Dialogen hab ich irgendwie gefunden, dass sie zu wenig abstrus sind, wo siehst du realitätsfremde Wortwechsel?

Und die Pointe am Schluss zündet auch nicht, da die meisten Leser mit Sicherheit erwarten, dass sich gegen Ende einer der beiden als Psychopath herraus stellen wird.
Deswegen steht es auch im Horror. Ok, hast recht. War zu erwarten.

Die Problematik mit der Beschreibung der Personen ist so ein Ding. Ich zeichne sie lieber vage und überlasse es dem Leser, sich diese vorzustellen. Ich mag es nicht, wenn ein Autor es mir aufzwingt, wie die PErson wirklich aussieht. Genau das macht den Reiz eines Buches aus. Sich selbst das Ganze vorzustellen, nciht wie im Film, vorgeschrieben bekommen.
Nun, bitte sieh das nicht als Verriss deiner Kritik. Ich will nur gern meine Fehler sehen und sie dann ausbessern.

Grüße,
One

 

Hey one weak,

„Mist.“
Eigene Zeile oder weglassen. Ruiniert so nen bisschen die Wildnis/Jeep/Schnee-Geschichte.

Aus der Nähe erkenne ich, wie sich mehrere dicke Äste der Bäume durch die Frontscheibe gebohrt haben
Raus mit dem Anhängsel erfordernden Hauptsatz. Mehrere dicke Äste haben sich durch die Frontscheibe gebohrt.

Das Metall knirscht protestierend, gibt ein wenig nach. Ich renke mir dabei fast die Arme aus, muss kurz nachlassen.
Ich berühre ihn, füge ihm einen Schmerzreiz zu.
Ich glaube, ich starte mal ne Tod dem Asyndeton“-Kampagne.

Ich löse mühsam den Gurt und ziehe den Mann aus dem Auto.
Hm, zu gleichförmig. Diese Ich-Sätze.

macht der Wind und das Wetter die Aufgabe wieder zur Qual.
Machen

Aber losgelassen habe ich ihn nie.
Uff. Das überfordert mich jetzt, das zu erklären. Narratives Präsens impliziert stattfindende, nicht stattgefundene Handlung, blabla, Zeitebenen, blabla, streich das besser.

erst zuallerletzt
Wolltest du „erst im letzten Momenten“ vermeiden? So liest sich das sehr seltsam. „zuallerletzt“ ist geschrieben ein wirklich seltsames Wort.

Sie hatten einen Unfall, sind von der Straße abgekommen.
Jetzt sprechen die Leute auch schon im Asyndeton. Stell dir das doch mal bildlich vor, würde er das so sagen? Oder nicht: Sie hatten einen Unfall UND sind … oder: Sie hatten einen Unfall, SIE sind

wo der Teekessel bereits pfeifend um Aufmerksamkeit buhlt
Uh, das klingt wie frisch aus einem „Creative Writing“-Seminar und passt auch überhaupt nicht zu der sachlichen Stimme der ersten Absätze.

und er nimmt die Tasse dankend an. Ich nehme das Verbandszeug zur Hand
Nimmt/Nehme – geht eleganter.

Ich bin kein Mensch, der Fremden gegenüber irgendwie zierlich ist. Ich bin für Unterhaltung dankbar. Manchmal quält die Einsamkeit.
Das passt nicht. Das ist eine andere Erzählperspektive; da wendet sich die Figur direkt an den Leser.

Ja, der Anfang ist ganz nett. Diese „Einsamkeit“-Nummer, Schnee, Wildnis, ein Fehler kann das Aus bedeuten, das ist ein schönes Setting. Für so eine schlichte Pointe (Jeepers Creepers, where do you get those eyes?) ist es ein wenig verschenkt, meiner Ansicht nach. Zumal sich die Geschichte nach der ersten Hälfte auch in jede beliebige, andere Richtung hätte fortentwickeln können.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn!

Ich mag solche Kritiken. Ehrlich. Denn gleich nach der kurzen Unverständnis was wohl derjenige gegen dies und jenes hat, kommt wieder die Sachlichkeit ans Tageslicht und das Ziel: Verbesserung. Gut, ich stimme dir in all deinen Punkten zu, wobei ich einige anfangs nicht verstanden habe (Asyndeton...hä?). Da du aber ein nettes Beispiel gebracht hast, weiß ichs nun. Ich betone beim Lesen anscheinend die "und" zuviel, denn sie gehen mir fürchterlich wohin, deswegen lasse ich sie einfach aus und mach nen Beistrich. Sollte ich mich irren, und sie fallen nicht auf, gelobe ich Besserung :)

Uh, das klingt wie frisch aus einem „Creative Writing“-Seminar und passt auch überhaupt nicht zu der sachlichen Stimme der ersten Absätze.
Du hast recht, aber mir gefiel der Satz so...und nein, kein Seminar. Eingebung.

Der von dir angesprochene Rest wird geändert. Und wegen des verschenkten Szenarios: leider.

Danke für deine ehrliche Kritik.

Gruß,
One

 

Tag, weaki!
Ich bin ja eher Fan gemütlichen Grusels ohne viel Gesplattere. Insofern unterhält deine Story auf angenehm altmodische Art. Der Spannungsaufbau passt aus meiner Sicht und der dialoglastige Teil fügt sich sehr gut ins Gesamtbild ein. Die unweigerliche Pointe hingegen ... kennst du den Film "Hot Shots"? Da kommt exakt die selbe Szene vor, wenn Topper Harley der schönen Psychologin recht drastisch zeigt, dass er tatsächlich die Augen seines Vaters hat.
Für mich stellt dies das größte Problem des Textes dar: Ich kannte den "Gag" bereits und somit hinterlässt die Geschichte einen fahlen Nachgeschmack. Wäre sie 20, 30 Seiten lang, würde ich mich darüber ärgern. Da es aber eine kurze Pointenstory ist, geht das schon in Ordnung.
Ich denke, es gibt noch einiges, an dem zu feilen hast - stilistisch plätschern die Sätze ein wenig lustlos dahin, ein paar originelle Sinnbilder wären auch mal schön, etc. - doch als reine Trockenübung betrachtet gar nicht so übel.
Hat gut unterhalten.

Abschließend noch ein paar Punkte, die mir aufgefallen sind:

Die lächerlichen Holzblanken

Holzplanken

schalte unnötigerweise die Warnblinkanlage ein

Hier ist mir nicht ganz klar, wieso "unnötigerweise"?

Es ist ein Mann. Keiner der mannsdicken Äste hat ihn durchbohrt

Die Wiederholung von "Mann" könnte man vielleicht vermeiden.

der Verletzte plötzlich die Arme in die Höhe und brüllt etwas von nein

:confused:

Vor lauter Überraschung verreisse ich das Lenkrad, erst im letzten Moment kann ich den Wagen wieder einfangen

verreiße
Nach "Lenkrad" würde ich einen neuen Satz beginnen.

und muss auch dann noch das Straucheln korrigieren

und muss dann auch noch das Straucheln korrigieren

Von den prasselenden Flammen

prasselnden

Mir fällt ein dunkler, feuchter Fleck bei seiner rechten Hosentasche auf.

Bin mir nicht sicher, aber ich würde "an" schreiben.

„Nie werde ich ihre makellosen Augen aus meiner Tasche geben.“

Das ist jetzt Erbsenzählerei, aber nachdem er die Augen offensichtlich schon länger bei sich trägt, wird da kaum noch viel Flüssigkeit austreten können.

 

Hallo one.

Vorab: Ich hatte die meisten Probleme bei der Vorstellung der Lokation während der Rettungsaktion. Ich konnte mir nicht erklären, wie er sich zu dem in den Baumkronen hängenden Wagen "hangelt" und dann die Beifahrertür öffnet ... Kann der fliegen??? :confused:

Dann: Wie befreit er ihn, obwohl sich der Gurt nicht öffnen lässt?
Desweiteren: Ich fragte mich, was dieser Kerl wohl wiegt. Hast du schon mal einen 70-Kilo-Mann (und das ist jetzt als Leichtgewicht eingestuft), versucht, einen mit Schnee bedeckten Hang hochzuziehen? Und dann in den Wagen hieven?

Du siehst vielleicht schon, was mein Problem war. Die Geschichte erschlägt mich bereits zu Anfang mit Ungereimtheiten. Und sowas ist nicht gut.
Ich (der Leser) liest nur weiter, wenn er den Autor kennt.
Da ich weiß, dass du sehr tolle Geschichten geschrieben hast (was vor allem den Stil betraf), las ich also mit entsprechender Erwartungshaltung weiter.
Leider hat mir der Stil hier nicht gefallen. Rainer sprach die fehlenden originellen Sinnbilder an.
Mir war das ganze zu eintönig. Hauptsatz an Hauptsatz, viele mit "Ich" begonnen, zu viele Beistriche anstatt einmal ein erfrischendes "und".

Die Pointe: Hm... Geschmacksache ;) Vielleicht fehlte mir hierfür vorher ein wenig das Mystische.

Die Dialoge haben mir hingegen wieder sehr gut gefallen. Sehr realitätsnahe.

Tja, werter one, tut mir Leid, dass ich kein gutes Wort an dieser Geschichte lassen konnte. Würde mich aber trotzdem freuen, dich wieder öfter in Horror lesen zu dürfen.

Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Nein, jetzt schreib ich nie wieder was in Horror :D

Tag Rainer, grüß dich, Salem!

@Rainer
Gott sei dank musstest du dich nicht zuviel ärgern. Ich hab's ned so mit lange Geschichten ;)
Wenn ich sie jetzt lese kann ich jedem nur zustimmen. Es fehlt einfach einiges und völlig sinnlose Pointe. Und es war keine Trockenübung, sondern irgendwie ein Verzweiflungsschreiben.

@Salem
Ja, wie soll ich mich verteidigen? Du hast recht. Unrealistisch. Hollywoodblödsinn. Dabei seh ich nicht mal wirklich fern :dozey:
edit: wobei ich doch hier:

Ich versuche vorsichtig den Hang hinunterzurutschen, um zur Baumgrenze zu gelangen und den Wagen zu erreichen. Mehrere dicke Äste haben sich durch die Frontscheibe gebohrt. Die Schnauze des Autos hat sich beinahe um den Stamm gewickelt. Ich hangle mich zur Fahrerseite und rüttle an der Tür.
sage, dass er zuerst den Hang runterrutscht, dann beim Auto ist und sich am Auto festhält und sich so zur Fahrertür "hangelt", um nicht auszurutschen. Muss er ja nicht fliegen

Ich (der Leser) liest nur weiter, wenn er den Autor kennt.
Da ich weiß, dass du sehr tolle Geschichten geschrieben hast (was vor allem den Stil betraf), las ich also mit entsprechender Erwartungshaltung weiter.
Leider hat mir der Stil hier nicht gefallen.
Es tut mir immer weh, wenn ich jemanden enttäusche. Bitte lies nie eine Geschichte von mir mit hoher Erwartungshaltung.
Tja, werter one, tut mir Leid, dass ich kein gutes Wort an dieser Geschichte lassen konnte.
Danke für diese ehrliche Kritik.

Und danke euch beiden fürs Lesen und dem Kommentar!

Gruß,
One

 

Hi one weak!

Wie immer - keine vorherigen Kommentare gelesen, deshalb: die ev. Überschneidungen entschuldigen.

Hat mir die Story gefallen? Ja, aber ich habe sehr viel zu kritisieren gefunden.
Der Tempi-Wechsel im zweiten Absatz kommt ziemlich unmotiviert, sogar störend daher. Ich konnte - auch nach sehr langem Suchen - keinen Grund dafür finden. Sag mir, hattest du keinen, oder habe ich nicht richtig gesucht?

Ser Stil ist - m.M.n. - ebenso unangebracht. Diese nüchterne, beinahe emotionslose Art zu erzählen, passt bei einem unbeteiligten Erzähler, bei einem Ich-Erzähler finde ich das ziemlich dröge. Mir fehlen die Vergleiche, die Metaphern. Du bringst mir damit die Szenerie nicht besonders nahe - du erzählst nicht, du schilderst nur.

Der Schneefall hat noch immer nicht nachgelassen

Das mag als Beispiel herhalten. Das ist ein ziemlich dürres Bild, um nicht zu sagen armselig. Was könnte man nicht alles anbringen, um zu sagen, dass es schneit und dass es keinen Anschein hat, aufzuhören. Du lässt dir die Chance entgehen, das ist symptomatisch für die Story.

Wenn ich nicht mitgerissen werde, nimmt mich die Story nicht mit. Obwohl ich sagen muss, dass die Geschichte schon ausbaufähig wäre, und es auch wert ist. Allerdings sehe ich den Höhepunkt des Textes nicht unbedingt in dieser Pointe, die nicht vernünftig herausgearbeitet und vorbereitet wurde. Nicht wahr?

Mir hat sie gefallen, aber es geht besser und ich glaube, du kannst es.


Mit Grüßen von meiner Seite!

 

Servus Hanniball!

Hat mir die Story gefallen? Ja, aber ich habe sehr viel zu kritisieren gefunden.
Der Tempi-Wechsel im zweiten Absatz kommt ziemlich unmotiviert, sogar störend daher. Ich konnte - auch nach sehr langem Suchen - keinen Grund dafür finden. Sag mir, hattest du keinen, oder habe ich nicht richtig gesucht?
Wenn du sagen könntest, was dir daran gefallen hat, hänge ich mich vielleicht doch nicht auf ;)
Der Tempi wurde schon geändert und nein, es hatte keinen Grund. Mehr aus einer Laune heraus. Vielleicht hatte es mal einen, dann hab ich ihn selbst vergessen.

Obwohl ich sagen muss, dass die Geschichte schon ausbaufähig wäre, und es auch wert ist.
Wert? Inwiefern?

Allerdings sehe ich den Höhepunkt des Textes nicht unbedingt in dieser Pointe, die nicht vernünftig herausgearbeitet und vorbereitet wurde. Nicht wahr?
Ja :(

OK, ihr habt mich. Ich werde diese Geschichte nicht etwa überarbeiten, nein. Ich werde sie neu schreiben.

danke fürs Lesen und den Comment, Hanniball.

Gruß,
One

 

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