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An Sie, lieber Leser
An Sie, lieber Leser!
Sie kommen an einem Sonntagmittag nach Hause. Es ist still. Sie schließen Ihre Tür auf. Das Geräusch kommt Ihnen nicht so vertraut vor wie immer. Sie stoßen die Haustür auf und betreten Ihre gemütliche Altbauwohnung, die nicht mehr so gemütlich wie immer ist. Es ist stickig. Die Jalousien sind geschlossen. Sie sind umgeben von Dunkelheit. Finsternis. Unbeholfen tastet Ihre Hand die Wand ab, bis sie an den Lichtschalter gelangt. Eine Stromsparlampe erleuchtet das Wohnzimmer. Licht. Sie schmeißen die Schlüssel auf den Esstisch. Eigentlich gar nicht Ihre Art. So ordentlich und pingelich wie Sie sind. Komisch. Sie ziehen Ihre Kleidungsstücke aus. Alles liegt unordentlich herum. Eine Hose, ein Hemd, Socken und Unterwäsche schmücken die Möbelstücke Ihrer Zweizimmerwohnung. Chaos. Eigentlich ertragen Sie keinen, doch diesmal ist es egal. Sie laufen Barfuß ins Bad. Die kalten Fliesen tun Ihnen gut. Sie lassen sich eiskaltes Wasser in die Wanne und setzen sich rein. Sie waschen die Schuld von sich ab. Wir beide wissen ganz genau wovon ich rede. Sie schließen Ihre Augen. Alles spielt sich vor Ihrem inneren Auge ab, der ganze Vorfall. Sie hören das ohrenbetäubende Schreien und sehen diese fürchterliche, rote Farbe. Langsam steigen Sie aus der Wanne, öffnen Ihre Augen. Schauen in den Spiegel und erblicken Ihr Gesicht; das Gesicht des Mörders. Entsetzen.