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Anders

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15.03.2009
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Anders

Herbst.
Der Schlüssel dreht sich im Schloss, die Tür geht auf. Sie quietscht nicht, sie wurde sorgfältig geölt. Der Schlüsselbund wird an den Haken gehängt, der Mantel weggehängt, der Spiegel gemieden.
Das Fenster ist jetzt offen, die Wohnung darf wieder atmen. Die Gardinen bleiben zu, die Heizung wird höher gestellt. Der Duft von frischgebrühtem Kaffee strömt durch den Raum, dringt jedoch nicht in jede Ecke. Der Anrufbeantworter zeigt eine rote 0 an, der Fernseher ist auf stumm geschaltet.
Mit Erleichterung setzt er sich hin, trinkt seinen Kaffee, von dem er später einschlafen wird. Die Katze kommt verschlafen aus dem Nebenzimmer, streckt sich, springt ihm auf den Schoß. Beide schauen sich eine Fernsehsendung an - vielleicht eine Dokumentarsendung, vielleicht auch nicht - und verfallen in den Halbschlaf.
Die Katze springt dann runter, geht in die Küche, um etwas Milch zu trinken.
Er macht widerwillig die Augen auf, schaut auf die Uhr, und entscheidet, dass es jetzt vernünftig wäre, ins Bett zu gehen. Er muss morgen früh raus. Er kämpft noch ein paar Minuten mit sich, erwägt die Vor- und Nachteile. Dann geht er.
Das Licht geht aus, die Geräusche der Straße können jetzt deutlicher vernommen werden. Er hört sie jedoch nicht, er achtet nicht auf sowas. Bald muss er wieder ein neues Projekt präsentieren. Er fragt sich, warum.
Die Katze tapst nachts auf dem Holzboden auf sein Bett zu; das Sofa ist ohne seine Wärme weniger ansprechend. Er hört sie; er hat einen leichten Schlaf und ihre Krallen sind zu lang.
Er dreht sich im Bett um und bleibt so, bis der Wecker viel zu schnell wieder klingelt. Er hasst das Geräusch.

Frühling.
Der Schlüssel dreht sich im Schloss, die Tür geht mit einem leichten Quietschen auf. Die hebt den Kopf, sieht ihn, und kommt angerannt. Er tut den Schlüsselbund achtlos auf die Kommode und streichelt die Katze, krault die hinter den Ohren. Ein Sonnenstrahl fällt durch das Fenster auf die Holzdielen und beleuchtet den sanft wirbelnden Staub in der Luft. Die Wohnung riecht nach blühenden Gräsern. Er zieht sich um, gießt die Pflanzen, die tagsüber viel Licht abbekommen. Man hört leise Musik duch das Fenster hineinschweben, klassische vielleicht.
Er summt vor sich hin, nicht auf die andere Melodie achtend. Er sieht, dass das Obst schon reif ist, und beschließt, einen Obstsalat zu machen. Er hat sowas noch nie gemacht, schaut nach und findet ein Rezept. Die Katze umstreicht seine Beine, bis er ihr eine neue Portion Milch hinstellt. Man hört das leise Schlappern einer zufriedenen Katze.
Der Obstsalat ist jetzt fertig, die Obststücke konkav und nicht proportional, ein wenig zu viel Rosinen. Er sieht ihn zweifelnd an, stellt ihn dann in den Kühlschrank.
Dann setzt er sich auf das Sofa, schaut sich einen Bildband über ein fernes Land an. Alle paar Minuten schaut er aus dem Fenster. Er freut sich, dass die Sonne jetzt länger scheint. Er wartet.
Der Schlüssel dreht sich im Schloss. Er tut den Bildband schnell zurück unter den Glastisch, ein wenig schief, so dass er auf den Teppich rutscht. Er merkt es nicht, ist im Geiste bereits woanders.
Sie ist jetzt da.

 

Hm, der Stil, den du bewußt schreiben gewählt hast, lässt bei mir lesend eine Distanz entstehend, bei der ich allzu außen vor bleibe. Beschreibend, wie Regieanweisungen lesen sich die Zeilen, da fällt Empathi schwer.

Die Katze springt dann runter,
herab oder hinunter

Mit Erleichterung setzt er sich hin,
erleichtrert worüber?

vielleicht eine Dokumentarsendung, vielleicht auch nicht

Was denn nun?

erwägt die Vor- und Nachteile.
Die da sind?


können jetzt deutlicher vernommen werden. Er hört sie jedoch nicht,
wer vernimmt sie dann? Die Katze?

Er tut den Schlüsselbund achtlos

AUA!!! Das geht gar nicht!!!! TUT-Tut macht nur das Auto!!!


dass das Obst schon reif ist
Welches?

die Obststücke konkav
Unpassend!

Er tut den Bildband schnell zurück unter den Glastisch
s.o.

Und SIE ist...? Freundin? Mutter? Geliebze? Tochter, Schwester, Freundin, Prostituierte, Hausmädchen, Maklerin...??

 

Hi Aureola!
Ich schließe mich Nikita an.
Ich möcht noch ein paar Sachen hinzufügen:

seinen Kaffee, von dem er später einschlafen wird
Äh, seit wann schläft man von Kaffee ein? Hab ich da was verpasst?
Die Katze springt dann runter,
Ich finde dann klingt ein wenig nach Schulaufsatz
Mir war eigentlich schon ausreichend klar wer mit "sie" gemeint ist: seine Freundin.
Allerdings war mir das ganze etwas zu platt: Erst Herbst, dann Frühling, im Frühling wird alles besser. Auch die Beschreibungen arbeiten so eindeutig auf eine Aussage hin. Viele der Beschreibungen langweilen den Leser und mich stört die Distanz, die du aufbaust. Es ist alles irgendwie so Eindimensional.
Trotzdem hat mir die Idee gefallen, dass nicht unbedingt alles besser sein muss, weil es ordenticher ist und das es mehr gibt als Äußerlichkeiten.
Sonnige Grüße
Cathy

 

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