Anonyme Erinnerungen
Gestern saßen wir noch dort und die heiße Sonne spiegelte sich in den dunklen Scheiben vorbeifahrender Autos. Fettiger Dampf stieg in unseren Nasen empor, als wir durch das kleine, rückwärtige Fenster in die Küche schauten und auf einem Stück Brot kauten, stechendes Wasser tranken und – ich glaube du nahmst eine Tablette gegen die Schmerzen, die in deinem Kopf umherirrten. Und die Sonne brannte.
Wir waren schwimmen gewesen an den Tagen zuvor. Wir hatten das Salz auf unseren Lippen geschmeckt. Am Hals warst du ganz rot gewesen. Die Sonne war damals schon viel zu heiß.
Ein Tag am Strand – ich erinnere mich, wie ich dir mit meinem Finger und dem Schlamm aus dem Meer etwas auf den Bauch schrieb. Ich erinnere mich daran, dass wir unter Wasser waren, dass wir geschwommen sind und getaucht und dass wir gegangen sind, ganz langsam gegangen sind, durch die Wüste, bis unsere Füße schmerzten und es nach verbrannter Sohle roch. Und die Sonne brannte.
Wir sind in der viergeteilten Stadt gewesen. Wir haben auf ihren Hügeln gestanden und von den Hügeln hinuntergeschaut. Du strecktest deine Hand nach vorn und zeigtest auf den Friedhof und die Kirchen und die goldene Kuppel. Wir suchten nach Schatten, doch wir fanden ihn nicht. Die Sonne brannte.
Heute sehe ich wieder die Bilder, sehe wo wir saßen und unser Brot kauten, wo wir, ähnlich spielenden Kindern, durchs Küchenfenster schielten, wo wir, mit müden Augen, den vorbeifahrenden Autos nachschauten. Ich erinnere mich, dass du Kopfschmerzen hattest und Sonnenbrand. Ich sehe die Bilder und ich höre jemanden sagen, heute sei die Sonne explodiert.