- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 1
Apokalypse
Es dröhnt überall. Maschinengewehrsalven und Bombeneinschläge. Es riecht nach verbrannten Körpern und Schwefel. Die Erde vibriert – es ist wie ein Erdbeben. Nein genauer – so wie ich mir die Apokalypse vorgestellt habe. Das Ende. Das letzte Ende.
Ich muss hier weg. Aber wie? Wie dem Ende entkommen?
Ich muss mich wehren. Nachladen. Zwei Magazine und eine Granate habe ich noch. Und hoch. FEUER. Magazin alle. Ducken!
Den einen hab ich sicher getroffen – der ist außer Gefecht. Ein Magazin noch. Jetzt wissen sie aber genau wo ich bin.
Die Granatenschläge kommen näher. Ein Magazin noch. Ich muss es mir sparen. Schwefelgeruch. Apokalypse… Was kommen mir da für Gedanken? Was eine abwegige Idee. Desertieren etwa?
Nein. Ich werde nicht davonrennen. Ich sehe schon die Schlagzeilen: „Feiges Offiziersschwein beim Wegrennen ertappt – Hinrichtung morgen auf dem Marktplatz.“ Ha, wenn denn die Apokalpse noch ein wenig auf sich warten lässt.
Und nun die Granate. Stift herausziehen – klemmt ein wenig. Nanu? Jetzt. Scharf. Und hoch. Kurz Zielen und WERFEN. Ducken. Der war gut. Drei, Zwei, Eins --.
Jawoll die saß. Fiepen in den Ohren. Ob ich einen Blick riskieren soll? Nein warte lieber noch. Erstmal nachladen. Das letzte Magazin. Und dann Apokalypse…
Auf – und hoch. FEUER. Ducken. Das waren nur zwei drei Schüsse. Gut ich habe noch ein paar.
Scheint als hätte ich einen Moment Zeit. Ich kann diese Stellung halten! Ich weiß es – es ist irgendwie möglich. Ich brauche mehr Munition.
Nanu? Ist das nicht ein gefallener Kollege? Dort hinten – am Ende des Grabens. Nur etwa zwanzig Meter von meiner Stellung entfernt. Soll ich es wagen? Wieviele Magazine könnte mir das bringen? Es ist es wert! Auf…
…Geschafft! Zwei Magazine sind es. Das war es wert. Oh, und hier zwei Granaten. Das war es allemal wert. Na was sagst du jetzt Apokalypse? Ein tapferer Kämpfer gegen den Untergang der Welt! Ich trotze dir! Willst du es wagen? Ha willst du? Komme mit deinen Feuergewalten und ich werde über dir schweben und dich niederstrecken!
Oha – ich bin wieder da. Die Maschinengewehrsalven auch. Sie haben mich wohl herausgerissen. Aus dem Tagtraum?! Ja scheint so. Ich muss mich beherrschen. Nicht wegdriften! Es ist maximal ein Liter der mir fehlt. Und mein improvisierter Druckverband hindert die Wunde am weiterbluten.
Stift heraus. Scharf. Die werde ich blind werfen. Und los! Kaum minder als die letzte. 3, 2, 1 --.
Sollte ich das überleben bin ich taub. Aber die war wieder gut.
Aber was ist das? Salven von der anderen Seite? Verstärkung etwa? Ich muss nachsehen… Oh mein Gott. Mein sicheres Rückzugsgebiet. In den Händen des Feindes! Truppen von beiden Seiten die auf uns – lebt denn noch jemand außer mir?- zuströmen. Das ist das Ende. Das ist das letzte Ende.
Was tue ich nun. Desertieren? Aber wie? Die Uniform vom Leibe reißen und Zivilist spielen? Tot stellen – nein dann bin ich gleich tatsächlich tot.
Sie werden mich ohnehin töten. Zwei Magazine noch. Werden sie das wirklich tun? Nachladen. Oder werden sie mich einfach nur gefangen nehmen? Hoch. Nach vorne oder hinten? FEUER. Ducken. Ein Magazin noch. Dann Apokalypse.
Nachladen. Oh höre Erde – nun da mein Ende nah ist: Dein Untergang ist nicht weit. Vielleicht nicht so nah wie der meine, aber bald wirst auch du ein Ende finden. Ich habe versucht zu kämpfen – habe mein Bestes gegeben und trotzdem versagt. Nimm mich bitte an dich und schaffe Stille hier.
Hoch. FEUER. Ducken.
Endlich Stille. Du bist so nah. Stift heraus. Umarme mich Stille. Scharf. Und ich umarme mir den Boten. Recht nah am Herzen. So dass wir schnell schnell dahingleiten werden.
Adieu liebe Welt. 3, 2, 1 --.