- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 2
Arbeit oder Umbau
Es war ein kalter Wintermorgen, aber dennoch bließ einen warmen Wind über das verlassene Universitätsgelände. Also ging ich meinen üblichen Weg zur Arbeit. Er ließ mich in Gedanken verfallen, als ich über die mit Pflastersteinen eingefasste Straße, die mit Schnee bedeckt war, schlenderte. An den MA Gebäuden vorbei zum Technologiezentrum der Universität Bochum und dann zum Grönemeyer-Institut. Stapfend bewegte ich mich durch den teils knöchelhohen Schnee und blickte immer wieder über meine rechte Schulter auf die weiter unten liegenden weißen Wiesen.
Das ehemals grüne Gras und die Bäume ließen respektvoll ihre stärksten Halme und Äste vor Frau Holle gen Erdboden hängen. Die Sonne stieß nun auch allmälich durch die Wolken hervor und ließ den Schnee in seiner typischen weiß – gelben Art schimmern. Ich fühlte mich um all meine Probleme und Kummer gebracht, da sich mir ein Anblick der tiefsten Ruhe und des grenzenlosesten Friedens bot.
Ein in weiß gehülltes Naturbild, das mich für eine lange Zeit an meine Liebe zur Natur erinnert.
Nichts desto trotz bewegte ich mich langsam aber sicher weiter und bog nun links auf den Parkplatz des TZR ein und ging auf das Dietrich Grönemeyer-Institut zu. Genauso wie auf der Wiese war auch hier alles in ein sanftes, glänzendes weiß gebettet, so wie man es nur selten findet. Vor dem Eingangsportal blieb ich dann stehen und drehte mich nochmals um meine eigene Achse, so dass ich erneut zurück blickte um dieses Wintermärchen Revué passieren zu lassen.
„Guten Morgen zusammen!“, wünschte ich den Damen am Empfang, die mit Telefonaten, Terminabsprachen und Kundenwünschen beschäftigt waren.
„Morgen“, kam es etwas zögerlich hinter dem sechs Meter langen Thresen hervor.
Ich ging weiter, an der schmalen Seite des Holzmonstrums, am ersten Wartezimmer, den Toiletten und an einem weiteren Wartezimmer entlang.
„Morgen. Hast du einen guten Start ins neue Jahr gehabt?“, fragte mich eine weitere Mitarbeiterin.
„Ja, doch. Kann nicht klagen und selbst?“, antwortete ich anfangs etwas zögerlich.
„Doch. Immer. Ging gut los Sylvester und auch hier ist alles In Ordnung.“
„Dann bin ich ja beruhigt, hätte ja sein können, dass es nicht so gut angefangen hat, hier bei euch.“
„Ach, iwo. Alles läuft prima, nur eure Rezepte sind noch nicht fertig, da die Herren Doktoren noch zum Teil in Urlaub sind“, antwortete sie und lächelte mir noch kurz zu, ehe ich hinter der Metalltür verschwand, um die morgendlichen Rezepte und die Post aus unserem Fach zu holen. Nachdem ich wieder aus dem kleinen Raum hinaus ging, wünschte ich der netten Kollegin noch einen schönen Tag und verließ dann auch sofort das Institut. Als ich im Treppenhaus angelangt war, fuhr ich mit einem der Aufzüge bis auf in die siebte Etage, um dort im Wirbelwind meinen Dienst an zutreten.
„Einen wunderschönen guten Morgen, allen zusammen“, sagte ich mit erhobener Stimme, um einerseits das Zuschlagen der Tür zu übertönen und andererseits auch, das mich die Patienten, Therapeuten und vor allem die Personen an den Geräten hören konnten.
„Danke gleichfalls, und ich hoffe das Sie nicht eingefroren sind“, meldete sich Herr Winkler zurück, der gerade an einem Gerät trainierte.
„Ulla mein Herzensstück, bist du auch gut mit deinen Sommerreifen durch gekommen?“, fragte ich die Sekretärin, die hinter einem Schreibtisch saß und gerade wieder einmal am Computer verzweifelte.
„Ja, bin ich Sören, danke der Nachfrage. Und selbst?“
„Ja auch, die Bahnen fahren regelmäßig und es sieht einfach nur schön aus draussen auf dem Parkplatz, den Wiesen und den Feldern.“
Ulla drehte sich auf ihrem Bürostuhl um und schaute aus dem Glasdach auf die umliegenden MA Gebäude der Universität, um die angrenzenden Felder und Wiesen, die ebenfalls in einem hellen weiß – gelb strahlten, bewundern zu können.
„Ich kann mich noch genau an die Zeit erinnern, als ich hier den ersten Winter im Glasdach mit erlebt habe. Alles war weiß und du konntest hier auch nicht so wie jetzt, aus den Fenstern blicken“, sagte Ulla, die Sekretärin, die schon die Fünfzig überschritten hatte und hing gedankenumschlungen in ihrem Stuhl. Sie sehnte sich nach diesem Winter zurück. Indem sie den ersten wirklichen Winter unter einem so großen Glasdach erlebte. Die Scheiben waren in ihrer ganzen Größe mit Eis bedeckt und hüllten somit das Dach in einen Mantel aus weißen Kristallen, die so schwer waren, dass sich die Konstruktion durch stöhnen und ächzen gegen das enorme Gewicht von gefrorenem Wasser wehrte. Es war ein Traum aus weiß, der sie zusätzlich an ihre Hochzeit und das dafür extra angefertigte Brautkleid erinnerte. An die herrliche Kirchenzeremonie, das Fenster, den Ballabend und die schönen Flitterwochen.
„Sören, wir müssen noch die Abrechnungen schreiben und dann machen wir erst einmal Pause. Aber sag mir doch bitte, was mit dem Computer nicht in Ordnung ist.“
„Tja, Ulla, das kann ich dir leider nicht sagen. Aber ich weiß, dass man mal einen neuen anschaffen sollte“, antwortete ich auf Ullas Frage und drehte mich zu der Kaffeemaschine um, die auf dem Empfangsthresen stand.
„Auch einen Kaffee?“, fragte ich Ulla, während ich mir eine Tasse eingoß.
„Ja, bitte.“
Nachdem ich die zweite Tasse mit Kaffee gefüllt hatte nahm ich beide und ging wieder zurück zum Schreibtisch. Dort setzte ich mich Ulla gegenüber auf einen der Plastikstühle und schaute neben ihr vorbei, aus einem der Fenster. Es dauerte weitere zehn Minuten, ehe wir dann mit den Abrechnungen anfingen. Ich nahm eine Patientenkartei nach der anderen vom Tisch, die mir von meiner schamanten Kollegin herausgesucht wurden. Nachdem alle Karten rausgesucht waren, ich klemmte mir den Stoß unter den Arm und ging zur Empore hinauf.
Nachdem ich die letzte Stufe hinter mir gelassen hatte, traf mich wie von unsichtbarer Hand der Schlag. Ich sah das Gerümpel vor mir, über die gesamte Fläche verteilt und nur ein kleiner Bereich um den Kunststoffschreibtisch herum war einigermaßen ordentlich.
Nicht, dass ich das so trostlos hinnehmen wollte, nur ich war im ersten Moment geschockt über das Chaos. Denn dieses Schlachtfeld war eigentlich der Herd allen Übels. Dieses Chaos fand sich nämlich auch auf Ullas Schreibtisch, dem Thresen und vor allem bei den Geräten wieder.
„Ulla, komm doch mal bitte hier hoch und schau dir das mal an“, rief ich von oben hinunter. Nur einen kurzen Augenblick später kam sie auch schon hinter ihrem Schreibtisch hervor und mit dem Telefon in der Hand zu mir hinauf.
„Was ist denn hier passiert?“
„Hier ist eigentlich immer alles kaputte und überflüssige hingekommen.“, antwortete Ulla, während sie nur noch in der Lage war mit dem Kopf zu schütteln.
Mir kam nur noch der Gedanke, dass die Ordnung vor lauter Verzweifelung den Rückzug angetreten hatte, um lieber in einem anderen Haushalt ihr Zelt aufschlagen zu können.
„Dann müssen wir hier aber mal dringend für Abhilfe sorgen. Denn so geht es einfach nicht mehr weiter“, sagte ich zu ihr, sie schaute aber nur unglaubwürdig.
„Ok, dann werde ich es mal anders formulieren. Ich werde hier oben das Pferd schaukeln und mit Ulla Stahl darüber reden“, entgegnete ich ihr, während sich ihre Miene ausdruckslos in Luft auflöste.
Ich besorgte mir blaue Säcke, um den Müll schon einmal zu sortieren. Nachdem ich erst einmal den Papierkorb entleerte, kam mir die Idee, das man doch auch nocht etwas als Utensilien für einen Arbeitsbereich nutzen könnte. Also wurde erstmal in dem Müll und dem Chaos gestöbert. Zuerst einmal dahcte ich, dass mir meine Augen einen Streich spielen wollten, denn ich hatte mehrere Glasplatten gesehen, die zwischen Holzplatten lagen und zuzüglich noch mit Folie eingepackt waren.
Diese Glasplatten, öffneten mir die Augen und ich bemerkte, dass diese zu einem Schreibtisch gehören mussten, da die Gestelle nach einer kurzen Suchaktion sich auffinden ließen, es dauerte nicht lange, ehe ich den Schreibtisch zusammen gebaut hatte um daran arbeiten zu können. Danach stellte ich meinen Computer um und arbeitete mich somit wieder durch den anfallenden Papierkrieg.
„Sören“,Ullas Stimme klang mit einem nervösen Unterton an mein Gehör und ich drehte mich von der Wand weg und blickte von der Empore auf die entgegengesetz liegende Theke hinunter, wo mein Herzensblatt wieder einmal am Computer arbeitete.
„Was hamma denn ove Hersche?“, fragte ich mit einem nachgesprochenen sächsischen Akzent zurück. Ulla verdrehte nur noch die Augen und brach in ein schallendes Gelächter aus.
Verwunderte Blicke kamen aus den Augen von Herrn Professor Diller geblitzt und das Ehepaar Paulikat sah sich nur verwundert an.
„Meisch, isch gloob meen Schweinsche pfeeft gleisch aus det Strooh den Radetschki Moarsch“, kam es aus der Kabine 1 zurück.
„Is ja schon in Ordnung Mathias“, rief ich zur Kabine zurück. „Willst du noch einen Kaffee haben?“
„Ja bitte. Mit Milch und ohne Zucker. Danke“, gab er als Antwort auf meine Frage zurück.
„O.K., mache ich dir fertig und bring ihn dir den in die Kabine.“, antwortete ich und machte mich zugange um für ihn den Kaffee mit Milch und Zucker zumachen.
„Baaaahhhhh....“, schrie Mathias als er die Tasse an seinen Mund gesetzt hatte. „Wer soll das denn bitte schön trinken? Sööörenn...“
„Ja Mathias, was hast du denn?“, fragte ich scheinheilig als ich mich auf die Kabine zubewegte und mir ein lautes Lachen nicht mehr verkneifen konnte.
Herr Paulikat schüttelte nur mehrmals kurz mit dem Kopf und seine Frau schaute nur verzweifelnd und ahnungslos Ulla Altebornholt an.
„Welche Tarantel hat denn jetzt wieder in seinen Allerwertesten gebissen, Frau Altebornholt?“ fragte Herr Paulikat. Sein Blick verriet mir, das er Spass bei der ganzen Sache hatte. Doch er konnte nicht wissen, das es kein versehen, sondern pure Absicht war.
„Sören, mach du lieber deine Turnübungen, die dir Martin verschrieben hat und nimm dich bloß in acht.“
„Vor was soll ich mich denn in Acht nehmen?“, fragte ich Mathias.
„Vor der Rache der Zwerge, du.... Du weißt, dass die Rache des Herrn ist unergründlich“, entgegnete er mir und kam wie von einer Tarantel gestochen aus der Kabine gestürmt. Ein Bein schnell vor das andere gesetzt. Immer schneller kam er auf mich zu und...
stieß mit einem Besucher zusammen, der gerade um die Ecke kam.
„Nun mal nicht so wild mein junger Freund, außerdem wartet dein Patient“, entgegenete der Fremde und konnte auch nur über das vorangegangene Ereigniss lachen.
„Ähmmm... ja Herr Professor. Entschuldigung Herr Professor“, gab Mathias nur noch als Antwort, nach dem er sich wieder gefangen hatte.
„Guten Morgen Herr Professor“, klang es aus fast jeder Ecke des Reha-Zentrums.
„Danke, aber wir haben mittlerweile schon Mittag und durch den Verkehrsunfall gerade habe ich jetzt Hunger“, antwortete dieser und sah mich nur mit einem Lächeln auf den Lippen an.
„Sören“ rief Mathias, „was ist denn jetzt mit deinen Turnübungen?“
„Ähhmmm...“, stotterte ich und blickte nur treudoof den Professor an. Der aber sagte gar nichts und schmunzelte.
„Wir turnen bis in die Urnen“, sagte er nur trocken und ich musste lachen. Aber dennoch ging ich zur Theke, goß dem Professor Micro und mir einen Kaffee ein.
„Wenn Sie die Urnen besorgen, habe ich da garnichts dagegen“ ,antwortete ich auf seinen Scherz und schaute zu Herrn Professor Diller hinüber, der nur grinsend auf der Strandliege saß und den Spiegel von Anno ´14 laß.
„Herr Professor Diller, sie brauchen gar nicht so zu lachen. Die Quittung bekommen sie schon früh genug.“, sagte ich und Herr Diller schaute nur unschuldig über seine Zeitung.
„Hohoho“,bemerkte Professor Diller und hielt sich den Bauch vor Lachen.
„Hier werden keine Kunden erpresst“, rief Herr Micro, zeigte auf seinen Professorenkollegen Diller und sah mich nur missmutig an.
„Aber Herr Professor, jeder weiß, das das hier nur Spass ist“, beteuerte ich und versuchte ihn mit einem Dackelblick zu beruhigen.
„Stoop“, rief Ulla. „Keiner verlässt den Wirbelwind, ehe ich nicht meinen Kaffee bekommen habe und meine Brille dazu.“
Wir schauten uns alle nur an und wussten anfangs nicht, was los war.
„Ulla?“, fragte ich. „Wieso deine Brille? Die brauchst du doch eh nicht“, entgegnete ich ihr und sah auf meine Tasse, die ich in der Hand hielt.
„Ähhmm.., aus deinem Kaffee wird wohl nichts mehr. Oder soll ich ihn dir versuchen raus zuwürgen?“
„Sören!“, rief Ulla drohend aus. „Komm du mir erst einmal nach hause, dann wirst du es schon sehen...“
„.. Wie sie zu einer Domina wird“, mischte sich Herr Offer ein und hielt sich vor Lachen den Bauch.
„Mein lieber Herr Offer, ich glaube Sie haben noch nie ihr eigenes Geschrei gehört oder irre ich mich in dieser Angelegenheit?“, fragte der Herr Professor Micro und richtete sich seiner kompleten stattlichen Länge nach auf und legte den schwarzen Kaschmirmantel ab.
„Ich doch immer, was glauben sie wohl wofür ich hier bin?“, fragte Herr Offer in dem er seine Fäuste ballte und sie gegen seinen Gesprächsgegenüber richtete.
„Nun aber mal langsam Herr Offer, ja“.
„Mein lieber Herr, ich weiß nicht wer sie sind und was sie hier machen, aber ich lasse mir von keinem etwas verbieten, nur von Frau Stahl oder Frau Altebornholt“, entgegenete Herr Offer und blickte zum Sekreteriat hinüber, wo Ulla Junge-Altebornholt noch immer verzweifelt nach ihrer Brille suchte.
„Ulla!“, rief ich und blickte mich zu ihr um.
„Was ist denn nun schon wieder, Sören“, keifte sie zurück.
„Suchst du noch immer deine Brille oder hast du sie schon gefunden?“, fragte ich sie und konnte mir ein schmunzeln nicht verkneifen.
„Nein habe ich noch nicht gefunden, warum lachst du so?“, giftete sie wieder.
„Dann schau doch einfach mal auf deinen Kopf“, entgegnete ich ihr und zeigte mit dem linken Zeigefinger an die Schläfe.
„Du brauchst mir keinen Vogel zu zeigen“, schrie sie und wollte sich an den Kopf fassen. Mitten in ihrer Bewegung hielt sie inne und sah ersteinmal in die Runde.
„Was gibt es da zu sehen, Didi? He?“, rief Ulla und blickte dem angesprochenen erzürnt in die Augen.
„Nichts, nichts meine liebe Ulla“, sagte er lachend.
Ulla grief erneut an ihren Kopf um mir einen Vogel zu zeigen und hielt mitten in der Bewegung inne und fühlte über ihr Haar. Ihre Finger ertasteten das Metallgestell der Brille und umklammerten es. Auf ihrer Stirn legten sich die Falten zurecht, die Wut und Scharm wiederspiegelten.
„Vorsicht!“, rief Herr Paulikat und zeigte auf die zornige Person. „Sie wird zum Drachen. Seht doch den Rauch, der ihr aus den Ohren raus kommt. Sie speit gleich Feuer und brennt hier alles ab, inklusive uns.“ Herr Paulikat sprang von dem Gerät hinunter, rannte auf den Gang hinaus, und flüchtete dann auf die Herrentoilette.
„Aber Herr Paulikat das ist doch alles nur Spass gewesen“, rief ich ihm hinterher,ehe die Türen zuschlagen konnten. Es dauerte auch nicht lange, ehe er auf leisen Sohlen wieder zurück kam und vorsichtig um die Ecke schaute um sich zu versichern, das es auch stimmte.
Doch was er dann sah, ließ ihn erst recht an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln. Er sah, wie Frau Altebornholt auf ihrem Schreibtisch saß, die Brille befand sich wieder auf ihrer schlanken Nase. Herr Paulikat kniff die Augen zu und als er sie wieder öffnette, stabd er einem Zusammenbruch sehr nahe. Denn er sah auf einmal, Frau Altebornholt auf ihrem Schreibtisch im Schneidersitz sitzen und hörte sie lateinische Choruse singen, während diese auf und nieder wippte. Herr Micro stand am Thresen und trank mit mir eine Tasse Kaffee. Frau Paulikat saß auf dem Ergometer und spulte ihre Kilometer hinunter, während sie kopfschüttelnd zu ihrem Mann schaute, der gerade im Begriff war seine Augen zu reiben.
„Das war aber wieder ein Tag, Sören“, sagte Ulla kurz vor Feierabend zu mir und schaute zu Mitja hinüber, der auf dem zweiten Stuhl saß und seinen leeren Blick nach draußen richtete. Mitja war ein schlanker, gutausehender junger Mann, der sich kaufmännisch orientierte und leider nur für eine kurze Zeit in unserem bunten Hühnerstall verblieb.
„Ach, es war doch sehr lustig mit deiner Brille und Herrn Paulikat, der wie von der Tarantel gestochen in Richtung Süddach abdampfte“ entgegenete ich ihr und schmunzelte.
„Was sagst du denn dazu, Mitja?“, fragte ich ihn. Nachdem er mich anschaute und in ein lautes Lachen ausbrach antwortete er mit einem sehr ironischen Grinsen auf den Lippen.
„Witzig war es schon, aber ich weiß nicht ob es besser für mich wäre, das Praktikum abzubrechen“
„Was?!“, stotterte ich zu ihm und konnte ihn nur noch ungläubig ansehen. „Gefällt es dir nicht? Haben wir den Bogen überspannt oder warum willst du nicht mehr bei uns dein Praktikum machen?“
„Ne, ne. Aber ich habe ehrlich gesagt doch Angst um mein Zwergfell, denn noch so einen Geniestreich von euch und es platzt“, antwortete er.
Ulla und ich schauten uns erst einmal minutenlang an und schwiegen, ehe wir in ein schallendes Gelächter ausbrachen.
„Der war gut.“, sagte ich unter der größten Mühe, das Gelächter für einen Augenblick zu unterbrechen.
„Herr Doktor, Todesursache durch Zwergfellriss.... Nein. Durch Stahl“, funkte Ulla dazwischen und wir mussten erneut lachen.
„Waass?“, schrie jemand von den hinteren Kabinen in einem Tonfall, bei dem selbst bin Laden um Vergebung gebettelt hätte.
„Ohh Schande. Ich habe vergessen unten anzurufen“, sagte Mitja und schaute nur niedergedrückt Ulla an.
„Warum hast du das nicht gemacht?“, fragte diese in einem sehr erzürnten Tonfall.
„Hö...hö...höhere Gewalt“, stammelte ich und deutete auf die Kabinen, an denen gerade eine mitte fünziger Frau vorbei schritt. Ihr Gang war schön, doch das Gesicht hatte mich augenblicklich wieder zurück in die Gegenwart gebracht. Falten, die sich auf dieser Stirn abbildeten, gezeichnet von Wut und Zorn, hatten nichts gutes zu verheißen.
„Schande auch, der alte Drache kommt ist wieder heimwärts geflogen. Sind wir denn nicht schon gestraft genug?“, fluchte ich in einem leisen Tonfall und zog mir die Jacke an, während ich Mitja einen Blick zuwarf, um ihm zu deuten, dass wir auf die Terrasse gehen wollten.
„Ulla wir sind gleich wieder da“, sagte ich zu Ulla AB und ging mit Mitja die Treppe hoch und durch die Tür nach draußen auf die Terrasse.
„Sören.. Mitja, kommt sofort wieder rein, sonst geht es heute ans eingemachte“, schrie Ulla Stahl, die gerade am Schreibtisch angelangt war und Ulla AB nun mit einem hasserfüllten Blick betrachtete.
„Oh man, die ist heute wieder gelaunt, wie eine Katze, der man ihr Spielzeug geklaut hat.“, sagte ich zu Mitja, ehe er die Tür aufmachte und wir wieder hinein gingen.
„Das kannst du aber laut sagen, wobei ich eher glaube, dass sie heute einen sehr, sehr schlechten Tag gehabt hat.“, antwortete der etwas wortkarge Mitja.
Nachdem wir drinnen waren und uns eine Standpauke nach der anderen anhören durften, sehnten wir uns nur noch nach dem Feierabend bzw. nach dem Zeitpunkt, in dem Ulla Stahl wieder nach Hause ging. Ein schöner aber stressiger Tag, neigte sich somit dem Ende und es kehrte wieder Ruhe ein, in die Zentrale des Chaos.