Arbeitsunfall
Arbeitsunfall Die Party vom Vorabend noch in den Knochen, quälte ich mich, nachdem mein Radiowecker dreimal alle neun Minuten ein perverses Geräusch abgab, um etwa 7.05 Uhr aus dem Bett. Dann alltäglicher Ablauf am frühen Morgen, bevor ich um halb acht an meinem Arbeitsplatz sein muss. Schnell Zähne geputzt, die Katze mit Frischfutter versorgt, rasch umgezogen und nix wie hin zur Schreinerwerkstatt.
Diesen Morgen sogar mit dem Auto. Ich teile mir aus Kostengründen das Auto mit meiner Mutter. Mehrmals die Woche bring ich es morgens zu ihr und erledige den Rest der Strecke mit meinem Fahrrad.
Aber dienstags habe ich es meistens und kann ein paar Minuten länger im Bett bleiben. Herrlich!
Doch dieser Dienstag war alles andre als herrlich.
Pünktlich um halb acht angekommen, waren mir meine Aufgaben schon bewusst. Ich würde zur etwa 40 km entfernten Baustelle fahren um dort meine Arbeit zu erledigen.
Doch ich wurde von meinem Farbroller abgelenkt, der eigentlich abgeschlossen und sicher in meinem Spind liegen sollte. Sofort nahm ich mich seiner an und kletterte auf den großen Müllcontainer vor der Laderampe, um das bereits hart gewordene Schaumstoffröllchen abzuschlagen.
Es funktionierte nicht und entnervt machte ich einen Schritt zurück ins Leere, genau zwischen den Container und die Laderampe. Mein rechts Bein verschwand in dem Loch und ich verlor das Gleichgewicht. Geistesgegenwärtig hielt ich mich verbissen mit meiner linken Hand an dem größeren Holzcontainer, der exakt neben dem kleinen steht, fest und mein Oberkörper drehte sich mit seinem gesamten Gewicht nach rechts hin weg.
Dann geschah etwas was ich wirklich niemandem gönne.
Meine linke Schulter sprang aus ihren Angeln, was mir natürlich höllische Schmerzen bereitete
Ich lag plötzlich auf dem Rücken auf der Rampe, schrie und stöhnte, und meine rechte Hand stützte meine linke Schulter.
Ich konnte bis dato noch gar nicht richtig begreifen was passiert war.
Ich wollte nur diesen verdammten Schmerz loswerden.
Mein Chef, der alles genau mitbekommen hatte und ein langjähriger Kollege von mir, halfen mir vorsichtig auf die Beine. Eine Hand klopfte mir die an meinem Pullover klebenden Holspäne vom Rücken.
Ich stand nun aufrecht und der Schmerz hielt ohne unterlass an. Noch immer unterstützte ich meine linke Schulter mit meiner rechten Hand.
So langsam wurde mir klar, das sich meine Schulter nicht mehr da befand wo sie eigentlich sein sollte.
Schlicht und einfach ausgerenkt, aber meinen linken Arm konnte ich zum teil noch bewegen, also konnte ich es nicht wahr haben.
Plötzlich passierte etwas.
Anscheinend machte ich genau zum richtigen Zeitpunkt die richtige Bewegung. Denn dies bewirkte ein ähnliches Geräusch wie beim Knochenknacken, nur viel, viel dumpfer. Ich merkte wie meine Schulter wieder zurück sprang.
Ein Gefühl der Erleichterung ging durch meinen Körper, denn der grobe Schmerz war plötzlich verschwunden, von einer auf die andere Sekunde. Ich atmete durch, ließ von meiner Schulter ab und massierte sie ein wenig.
Ich ging sogar wieder an die Arbeit und belud den LKW. Eine halbe Stunde später war ich sogar auf dem Weg zur Baustelle. Ich dachte alles wäre in Ordnung. Ich war ein Idiot! Mit so was sollte man nicht einfach leichtfertig umgehen.
Zwei Stunden später bereits rief ich meinen Chef an und erläuterte ihm, dass ich nicht mehr arbeiten könne. Die kleinste Bewegung tat weh, ich konnte weder zupacken, noch stemmen, heben oder ziehen.
Der Schmerz meldete sich zurück!
Diesmal war es die beanspruchte Muskulatur und ich beschloss ins Krankenhaus zu gehen um Gewissheit zu haben.
Mein Chef holte mich also ab und brachte mich zurück zur Werkstatt, wo mein Auto stand. Auf der Rückfahrt von der Baustelle hab ich fast keinen Ton gesprochen, kam mir irgendwie hilflos vor. Ich wusste nicht ob einer aus meinem näheren Umfeld Zeit für mich haben würde um mit mir ins Krankenhaus zu fahren.
Irgendwie hasse ich es von anderen abhängig zu sein.
Ich rechnete mit dem schlimmsten, Arm in einer Schlinge oder sogar Arm in Gips!
Angekommen an der Werkstatt fuhr ich unter größten Anstrengungen zu meinem Elternhaus, und traf dort meine Mutter an, die mich zum Hospital begleitete.
Zunächst zur Unfallchirurgie, anmelden und Unfallhergang schildern. Das nervt!
Etliche andere Sachlichkeiten geklärt, wurde ich danach zum Röntgen gebeten, wo uns ein kleiner Patientenstau erwartete. Aber ich nutzte die Zeit und spekulierte über die Dauer meiner Arbeitsunfähigkeit.
Den Rest der Woche? Drei Wochen? Ich hatte keine Ahnung, war mir im Unklaren, sollte doch der Arzt entscheiden, er ist schließlich der Profi.
Nach einer Dreiviertel Stunde das Röntgen hinter mich gebracht, musste ich mit meinen Aufnahmen zurück zur Ambulanz ein Stockwerk höher.
Nicht lange gewartet und ich wurde vom noch ziemlich jungen Arzt ins Behandlungs-Zimmer geführt, wo er meine Röntgenbilder genau studierte. Seine Diagnose war, keine Fraktur aber ne ordentliche Verstauchung.
Ein wenig schlauer also ließ er mich allein. Kurz darauf kam eine junge Krankenschwester ins Zimmer und überreichte mir eine Dose mit schmerzlindernder Salbe für drei bis vier Tage.
Der Doktor gab mir noch einen Umschlag für meinen Hausarzt mit in dem geschrieben stand, das ich für fünf Tage Krank geschrieben werden sollte.
Meine Mutter und ich verließen nun das Krankenhaus und machten uns schlau über die Sprechstunden meines Hausarztes. Erst wieder um 15.00 Uhr. Das heißt ich hatte jetzt zwei Stunden Zeit zum resignieren und ausruhen.
Die Couch meiner Eltern kam mir dabei sehr gelegen, endlich entspannen, bevor ich mich zur nächsten Tortur aufmachen würde. Die Schmerzen ließen noch nicht nach.
Um kurz nach Drei weckte mich dann mein Vater und ich machte mich auf den Weg zum Hausarzt.
Im Anmeldezimmer sprach ich mit der Gehilfin und musste zum zweiten Mal den Unfallhergang darbringen.
Nach verbalem Austausch der Daten machte sie mir klar dass der Doktor auf Hausbesuch sei und mich erst in einer Stunde empfangen könne. Toll!
Ich nutzte die Zeit um mich bei meinem Chef blicken zu lassen, denn er benötigte ebenfalls einen detaillierten Unfallbericht. Als ich so im Büro saß, kamen auch noch der ehemalige Chef und zwei Arbeitskollegen zur Tür hinein, die natürlich alle genau wissen wollten was passiert ist war.
Meine Schulter schmerzte immer noch schlimm und so langsam wurde ich müde.
Aber ich brachte alles schnell hinter mich, bedankte mich für die Genesungswünsche und fuhr wieder zum Hausarzt.
Das war dann also der letzte Schritt, den allseits bekannten „gelben Schein“ abzuholen um dann endlich nach Hause zu fahren. Ein Kumpel und gleichzeitig auch noch Arbeitskollege von mir, holte den Schein dann später ab um diesen am nächsten Tag dann beim Chef vorzulegen. Wie es der Zufall will kam noch ein anderer Kumpel vorbei, dem auch noch mal alles erklären musste.
Aber die beiden blieben nicht lange und ließen mich dann allein. Endlich allein in den eigenen vier Wänden.
Mit Schmerzen zwar, aber geborgen. Den Abend versüßte ich mir mit einer geliehenen DVD, bis ich später ins Bett fiel, mir die Schulter einrieb und den Tag Revue passieren ließ.
Nur ein einziger dummer und unglücklicher Schritt nach Hinten ins Leere bringt so schnell alles durcheinander, und beschert mir einen der beschissensten Tage die ich je hatte.
Schreckliche Schmerzen! Gang durchs Krankenhaus und Arztpraxis! Drei schriftlich festgehaltene Unfallberichte abgeben! Eingeschränkte Motorik! Auf fremde Hilfe angewiesen!
Sicherlich komm ich damit zurecht!
Aber es gibt Menschen die viel schlimmer dran sind als ich und damit zurecht kommen müssen und das auch schaffen. Solche Leute bewundere ich und sie verdienen all meinen Respekt. Mein Fall hier ist nur ein kleines Weh-Wehchen im Vergleich zu anderen.
Aber endlich hatte ich mal wieder Zeit etwas zu schreiben…….
Vielen Dank fürs Lesen……..