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Arschloch hoch 2
Sie war seit drei Wochen fort, als der Anruf kam. Sie hatten sich gestritten. Wie schon so oft. Nur diesmal war es anders gekommen, sie hatte ihre Sachen gepackt und war vorläufig zu einer Freundin gezogen. Seitdem hatte er nichts mehr von ihr gehört. Vieles ist zur Gewohnheit verkommen, doch das ist immer die Gefahr; Routine hat ihren Platz eingenommen, bis es nicht mehr auszuhalten war..., hörte er es in seinem Kopf singen. Routine. Ja, diese scheiß Routine, genau das hat alles zerstört. Als sie ankam und ihm genau das vorwarf, und als er ihr dann genauso die Meinung gesagt hatte und sie kein Verständnis für seine Sicht der Dinge zeigte. Und er nicht für die ihre. Und irgendwie lief diesmal einfach alles schief.
„Sie ist genauso mit daran schuld, wie ich“, sagte er sich in Gedanken immer wieder.
Nachdem der erste große Krach vorüber war, hatte er ihr alle Möglichkeiten angeboten: Schluss machen, Trennung auf Zeit, offene Beziehung und was ihm sonst noch an Beziehungsmodellen einfiel, er konnte sich schon gar nicht mehr erinnern, welchen Unsinn er an diesem Tag alles von sich gegeben hatte.
„Ich liebe dich doch noch, ich brauche nur etwas Zeit“, sagte sie. Dann packte sie und ging. Scheiß Routine.
Der Anrufer war sein Kumpel Lars gewesen, der ihn überredete, mit ihm und ein paar Leuten einen trinken zu gehen.
„Damit du mal aus deinem Selbstmitleid rauskommst“, hatte Lars ins Telefon gequäkt.
Er hasste es, sich diesen Punkt eingestehen zu müssen.
Nun saßen sie in der brechend vollen Studentenkneipe und tranken ein Bier und einen Schnaps nach dem anderen, während er zuhören musste, wie Lars in einer Tour belangloses Zeug plapperte. Und die Jahre ziehen ins Land, doch wir trinken immer noch ohne Verstand... dachte er sich dabei nur. Warum hatte er sich bloß auf diesen Abend eingelassen.
Irgendwann kam ein Mädchen zur Tür herein, schaute sich suchend im Kneipenraum um und winkte, als sie Lars entdeckte.
„Meine Ex-Kurzzeit-Freundin, oder wie man das so nennt“, erklärte Lars verschwörerisch zwinkernd.
„Fickbeziehung“, antwortete er in Gedanken.
Sie kam an den Tisch und begrüßte Lars mit übertrieben mädchenhaften Küsschen auf die Wangen.
„Hi, ich bin Mandy.“, sagte sie kaugummikauend zu ihm.
Natürlich bist du das... antwortete Clancy Brown in seinem Kopf.
„Hi.“, sagte er laut. Der Rest des Abends verlief wie in einem schlechten Film.
Der Morgen danach, Variante 1:
Sein Schädel weckte ihn mit sadistischer Freude.
„Oh Gott, was ist bloß passiert?“, waren seine ersten Gedanken.
Er war zu Hause in seinem Bett. Sein Kopf dröhnte und er fühlte sich müde und abgeschlagen Er hatte es noch nicht mal geschafft sich die Schuhe auszuziehen, sondern war sofort in voller Bekleidung in einen traumlosen Alkoholschlaf gefallen. Er wunderte sich, dass er nicht noch gekotzt hatte.
Da war dieses Mädchen. Er hatte sie heim gebracht. Danach wurde alles etwas neblig, er erinnerte sich nur dunkel, wie sie ihn mit einem Schlafzimmerblick in die Wohnung zog und anfing an seinen Genitalien zu fummeln. Irgendwie hatte er es fertig gebracht, sie in ihr Schlafzimmer zu bringen und aufs Bett zu verfrachten, ohne dass sie ihm die Hose ausziehen konnte, dann redete er noch auf sie ein, entschuldigte sich für irgendetwas, brabbelte von Übelkeit und Arbeit die er zu tun hätte und zog sich dann schleunigst aus der Affäre, bevor sie ihn doch noch zu sich ins Bett ziehen konnte.
„Du Idiot“, dachte er sich, „das war mal die perfekte Gelegenheit und du bist zu feige sie zu nutzen.“
Yeah you shook me all night long jammerten AC/DC in seinem Hirn. Leider nicht. Volltrottel.
Er dachte an seine Freundin. Noch lange vor ihrem Streit war bei ihr schon tote Hose gewesen. Die Routine. Verdarb auch jede Lust auf Sex. Er hatte es zwar immer wieder probiert, aber es war ihm nie gelungen, sie rumzukriegen. Es war als hätte sie überhaupt kein sexuelles Interesse mehr an ihm gehabt. Noch schlimmer, sie hatte seine Annäherungsversuche nicht nur einfach mit Absicht ignoriert, sie hatte sie noch nicht mal bemerkt oder als solche erkannt.
„Scheiße, scheiße, scheiße. Du hättest doch so Bock gehabt auf die Kleine. Und meine Alte lässt mich doch in hundert Jahren nicht mehr ran, egal wie es weitergeht.“
Er setzte sich Kaffee auf und trank eine Flasche Wasser in einem Zug leer. Das half den Schädel ein wenig weiter zu beruhigen.
„Wieso, in aller Welt, bin ich gestern gegangen?“, sagte er laut zu sich selbst.
„Ich hätte das Mädel flachlegen können. Ohne Konsequenzen, es hätte wahrscheinlich nie jemand erfahren. Und meine blöde Freundin ist selbst schuld, wenn sie mir immer nur die kalte Schulter zeigt. Ich bin ein Mann, verdammt, und als solcher habe ich doch auch Bedürfnisse.“
Er schenkte sich seine erste Tasse Kaffee ein.
„Ich hätte sie gefickt und meine Freundin hätte nie etwas erfahren, ich wäre jetzt glücklich und gut drauf und alles wäre besser als gestern.“
Er zündete sich ein Zigarette an.
„Ich meine es wäre in dieser Situation doch kein Betrug gewesen. Sie wollte doch die Beziehung 'pausieren', also ist es kein Fremdgehen.“
Er holte sich den zweiten Kaffee.
„Ich bin echt so ein Hohlroller. Sie kann einfach nicht von mir erwarten, dass ich brav zu Hause sitze und darauf warte, dass sie zu mir zurückkommt. Das kann sie einfach nicht von mir verlangen. Nicht nach allem was vorgefallen ist. Ich hätte ein Recht darauf gehabt, dieses Mädel zu poppen und selbst wenn mein Freundin es erfahren hätte, hätte sie nichts dagegen sagen dürfen. Ich wäre gottverdammt nochmal im Recht gewesen.“
Er zog tief den Zigarettenrauch in die Lunge.
„Oder hätte das vielleicht doch alles endgültig zerstört? Wie könnte ich noch ehrlich zu ihr sein. Ich müsste sie für immer belügen. Das gäbe der Beziehung den Rest. Würde alles was noch an Vertrauen geblieben ist töten. Lügen. Der Tod jeder Liebe.“
Den Rest des Tages verbrachte er verärgert und gequält damit, sich von seinem Kater zu erholen.
Der Morgen danach, Variante 2:
Ein Glockenschlag in seinem Kopf weckte ihn auf. Danach herrschte Totenstille.
„Oh Gott, was ist bloß passiert?“, waren seine ersten Gedanken.
Er lag hellwach auf seinem Bett und starrte an die Decke.
Er hatte es noch nicht mal geschafft sich die Schuhe auszuziehen, sondern war sofort in voller Bekleidung in einen traumlosen Alkoholschlaf gefallen. Er wunderte sich, dass er nicht noch gekotzt hatte.
Da war dieses Mädchen. Er hatte sie heim gebracht. Danach wurde alles etwas neblig, er erinnerte sich nur dunkel, wie sie ihn mit einem Schlafzimmerblick in die Wohnung zog und anfing an seinen Genitalien zu fummeln. Irgendwie hatte sie es fertig gebracht, ihn in ihr Schlafzimmer zu bringen und aufs Bett zu verfrachten. Seine Hose hatte er auf dem Weg dorthin bereits eingebüßt. Er vergaß seine Übelkeit, dachte nicht an Arbeit, die er noch zu tun hatte. Dann war sie also die schnelle Affäre, die ihn doch noch zu sich ins Bett ziehen konnte.
„Du Idiot“, dachte er sich, „das war die Unvernunft in Perfektion.
In seinem Hirn herrschte immer noch Totenstille.
Volltrottel.
Er dachte an seine Freundin. Auch wenn schon lange vor ihrem Streit bei ihr tote Hose gewesen war, das hatte sie doch nicht verdient. Es war halt die Routine. Verdarb auch jede Lust auf Sex.
Dann wurde ihm heiß und kalt gleichzeitig.
„Das war mehr als nur unvernünftig.“, ging es ihm durch den Kopf. „Ich kannte dieses Mädel doch gar nicht wirklich. Und wir hatten verdammt nochmal ungeschützen Sex!“
„Scheiße, scheiße, scheiße. Du hattest so Bock gehabt auf die Kleine, dass du jegliche Vorsicht in deinem Suff vergessen hast. Wenn meine Freundin dann doch irgendwann wieder mal anklopft, wie soll es dann weitergehen?“
Er setzte sich Kaffee auf und trank eine Flasche Wasser in einem Zug leer. Das half aber nicht ihn in seiner Panik zu beruhigen.
„Wieso in aller Welt, bin ich gestern nicht einfach gegangen?“, sagte er laut zu sich selbst.
„Ich musste mich von diesem Mädel flachlegen lassen. Ohne an die Konsequenzen zu denken. So wie ich mich in letzter Zeit verhalten habe, war doch klar, dass meine Freundin mir immer nur die kalte Schulter zeigt. Warum haben Männer nur diese schwanzgesteuerten Bedürfnisse.“
Er schenkte sich seine erste Tasse Kaffee ein.
„Ich habe sie gefickt, ohne zu wissen mit wem sie es alles schon vorher getrieben hat. Was wenn sie irgendwas hat? Geschlechtskrankheiten, Aids!“
Er zündete sich ein Zigarette an.
„Diese Situation war nicht nur ein Betrug, sondern auch noch lebensgefährlich. In einer Beziehungspause geht man doch nicht einfach fremd.“
Er holte sich den zweiten Kaffee.
„Ich bin echt so ein Hohlroller. Warum kann ich nicht einfach brav zu Hause sitzen und warten, bis sie sich meldet oder gar zurückkommt. Das wäre echt nicht zu viel verlangt. Trotz allem was vorgefallen ist, hatte ich kein Recht darauf gehabt dieses Mädel zu poppen und wenn mein Freundin es jemals erfährt, macht sie mir die Hölle heiß. Und sie wäre gottverdammt nochmal im Recht dabei.“
Er zog tief den Zigarettenrauch in die Lunge.
„Oder würde sie mir vielleicht verzeihen können? Aber ich könnte niemals ehrlich zu ihr sein. Ich muss sie für immer belügen. Sonst gibt das der Beziehung den Rest. Würde alles was noch an Vertrauen geblieben ist töten. Lügen. Der Tod jeder Liebe.“
Den Rest des Tages verbrachte er verängstigt und gequält damit, sich im Internet über alle möglichen Krankheiten und die Ansteckungsgefahr bei ungeschützem Sex zu informieren.
Seit drei Wochen war sie nun wieder da. Sie hatten es langsam angehen lassen, versucht die Beziehung Stück für Stück neu aufzubauen. Die Zeit hatte sich gezogen wie ein uralter Kaugummi und es war so unheimlich schwer gefallen, wieder einen gemeinsamen Alltag auf die Reihe zu kriegen, ohne in alte Muster zu verfallen. Ohne die zerstörerische Routine. Was ihm trotzdem immer blieb war seine Verunsicherung.
Er saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und starrte in den Fernseher. Den Ton hatte er abgeschaltet. Stattdessen hörte er zu, wie sie im Bad duschte. Nach einer Weile hörte das Plätschern der Brause auf und er lauschte nur noch seinen eigenen Gedanken. Would you die tonight for love? Baby join me in death...
Die Schlafzimmertür ging auf. Sie stand mit nassen Haaren im Türrahmen, ihr Handtuch um den Körper gewickelt und lächelte. Sie setzte sich zu ihm auf das Sofa und rückte ganz nah an ihn heran.
„Du... weißt du woran ich gerade gedacht habe...“, flüsterte sie ihm ins Ohr, während sie langsam den Knoten ihres Handtuchs löste.
„Jetzt kommst du also“, dachte er grimmig.