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21.10.2001
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Artenschutz

"Mama, gehen wir in den Zoo?"

"Schonwieder mein Kind? Was gefällt dir denn dort so gut?"

"Wie viele Tiere es gibt und was für lustige Sachen sie können. Sie haben so große Ohren oder lange Hälse oder komische Farben. Sind die Tiere dort, weil sie so anders als wir sind?"

"Sie sind dort, weil sie ein neues Zuhause brauchen. Sie kommen aus anderen Ländern, wo sie oft hungern und dursten müssen. Hier sind sie in Sicherheit und man kümmert sich um sie."

"Ja, das stimmt. Die Eisbären und Elefanten dürfen sogar duschen. Wohnen die Menschen, die die Eisbären duschen auch im Zoo? Die Tiere können doch gar nicht raus. Und die Zäune sind so hoch, daß auch kein Mensch darüberklettern kann."

"Nein mein Kind. Menschen darf man nicht hinter Zäune sperren. Sie würden sehr traurig werden, nicht mehr über die Wiesen, durch die Stadt, Spielen oder Einkaufen gehen zu können. Nur wenn Menschen ganz schlimme Dinge tun, dann werden sie eingesperrt und müssen so lange darüber nachdenken, bis sie verstanden haben, daß es nicht richtig war, anderen Menschen weh zu tun. Erst dann dürfen sie wieder nach Hause gehen. Das sind aber keine Zoos, sondern große Häuser, die Gefängnisse heißen."

"Aber Mama. Im Fernsehen habe ich schon einen richtigen Menschenzoo gesehen. Mit ganz vielen, ganz dünnen Menschen. Die haben bestimmt Hunger und Durst und deshalb kommen sie in einen Zoo, damit sie es gut haben und geduscht werden, denn ganz dreckig waren sie auch."

"Das kannst du noch nicht verstehen. In anderen Ländern werden manchmal auch die guten Menschen in Gefängnisse gesperrt."

"Gute Menschen müssen doch gar nicht bestraft werden. Also ist es doch ein Zoo. Denn die guten Menschen sind hinter den Zäunen vor den Bösen in Sicherheit. Und es kann ihnen nichts passieren."

"Das verstehst du wirklich noch nicht."

"Warum sperren sich Tiere nicht gegenseitig ein, Mama? Wo es doch auch gute und böse Tiere gibt?"

"Tiere müssen essen, um nicht zu verhungern. Manchmal auch andere Tiere. Aber Tiere können nicht darüber nachdenken, was sie tun. Und deshalb gibt es bei ihnen auch kein gut und böse. Verstehst du das?"

"Wenn man nicht darüber nachdenken kann, was man tut, ist man nicht böse. Und deshalb brauchen Menschen Gefängnisse."

"So in etwa ist das. Wenn du größer bist, erkläre ich dir alles ganz genau."

"Mama, kommen die Tiere aus den selben Ländern wie die Menschen, die ich im Fernsehen gesehen habe?"

"Ja."

"Wenn dort auch Menschen hungern müssen, warum sperrt man nur die Tiere in unseren Zoo und gibt ihnen ein neues Zuhause und Essen?"

"Weil sich Menschen um sich selber kümmern können und müssen. Tiere sind vom Aussterben bedroht. Von manchen Arten existieren nur noch wenige hundert Exemplare und es wäre doch schade, daß es nicht mehr so viele verschiedene Tiere gibt, die du lustig finden kannst. Können wir jetzt gehen?"

__________________
Anmerkung: (Um Mißverständnissen vorzubeugen.) Der Text vernachlässigt bewußt die Schilderung einer Handlung zugunsten des Inhaltes. Mich interessiert vor allem, ob diese Reduzierung "legitim" ist bzw. ob eine reine Dialogform noch dem Wesen einer Kurzgeschichte zuzuordnen ist oder nicht. Jede Meinung (sofern begründet) ist willkommen.

 

Weißt Du, das ist wie mit der Trennung zwischen klassischer und moderner Lyrik. Da existieren auch solche Grenzfälle wie zum Beispiel "moderne" klassische Gedichte, die sich nicht reimen. Ich kann meine Romane auch nicht kategorisieren. Nix passt so richtig. Aber das ist auch völlig wurscht.

Vielleicht gehörst Du in die Kategorie "Tiefgründige Realsatire in Dialogform mit bewusstem Humorverzicht als avantgardistisches Stilmittel"...
:whocares:

[Beitrag editiert von: Alpha O'Droma am 07.12.2001 um 05:05]

 

Hi Martin,

möchtest du noch, dass deine Geschichte verschoben wird? Wenn ja, dann gib mir Bescheid.

Gruß,Pandora

 

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