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Auch eine Liebeserklärung

Seniors
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06.08.2005
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Auch eine Liebeserklärung

An dem Abend suchte mich Bella Amberger nicht in meiner Eigenschaft als Arzt auf, sondern als Freund ihrer Eltern. Oder noch besser: Als ihr Freund. Bella war schon einige Male bei mir gewesen. Dann haben wir Schach gespielt, geplaudert oder auch über ernste Dinge geredet.

Am Anfang hatte ich geglaubt, sie täte es nur mir zuliebe. Was will denn auch ein so junges Ding von einem alten Mann wie mir? Sie ist weder schüchtern noch hässlich, und mit ihren zwanzig Jahren hat sie doch genug Chancen auf Freunde in ihrem Alter. Bei unseren Gesprächen fielen dann auch oft Namen von jungen Leuten aus ihrem Bekanntenkreis.

Seltsamerweise hatte sie anfangs gefürchtet, dass ich sie nur wegen ihrer Eltern eingeladen hätte:
„Ich habe Angst gehabt, dass Sie mir nur einen Gefallen tun, weil ich sonst niemanden zum Schach spielen habe. Wo ich doch so oft verliere! Macht es ihnen eigentlich Spaß?“
Zum Glück haben wir darüber gesprochen und gemerkt, dass wir beide von unseren Treffen profitierten. Und gerade jetzt war ich dankbar, dass Bella öfter kam, weil meine Frau zur Kur war und ich mich oft allein fühlte.

So war das auch an jenem Abend, als Bella mich besuchte. Ich war einsam und hatte mich gefreut, dass sie sich per Telefon angemeldet hatte. Jetzt saßen wir nach einer Partie Schach bei einem Glas Wein und sprachen über dieses und jenes. Bella liest gern und interessiert sich für dieselben Dinge wie ich. Auch die Schwermütigkeit, die manchmal in ihr aufkommt, kann ich nachempfinden. Und an diesem Abend wurde sie wieder von Minute zu Minute ernster.

„Wissen Sie, Werner, es gibt wenige Leute, die mich verstehen können, wenn ich traurig bin. Mein letzter Freund zum Beispiel hat mich einfach abgeschoben. Er sagte, er habe genug Probleme und könne mich einfach nicht gebrauchen. Aber ich glaube, er wusste bloß nicht, was er sagen sollte.“
„Ja, bestimmt war er selbst unsicher“, sagte ich und genoss wieder, dass sie mich beim Vornamen nannte. Das war noch neu. „Manche Leute können das gar nicht verstehen. Meine Frau nennt sich einen „praktischen und realistischen Menschen“ und deshalb könnte sie nicht so düsteren Gedanken nachhängen.“
„Bei meinen Eltern ist das auch so. Bis mein Opa gestorben ist; danach hat sich meine Mutter völlig verändert. Sie hat viel über den Tod geredet, den Sinn des Lebens und so. Ein ganz anderer Mensch ...“

Ich dachte an Marianne Amberger. Ja, in der Zeit hatte sie sich verändert. Das hatte sogar ich bemerken können. Sie war vorher eine etwas mollige, fröhliche Frau gewesen, für ihr Alter sehr frisch und , wie man heute sagt, voller Elan. Dann, nach dem Tod ihres Vaters, magerte sie ab und wurde ernst ...
„Sie ist ziemlich gealtert in der Zeit. Und die schwarze Kleidung hat das auch noch betont. Zum Glück hat sie sich jetzt wieder gefangen.“
Nach einer Pause fuhr Bella leise fort: „Hoffentlich wird sie meinen Tod besser überwinden.“

„Ihren Tod? Was meinen Sie damit?“
„Ich hab’ das doch schon mehrmals angedeutet. Ich glaube, dass ich nicht mehr lange leben werde, keine fünf Jahre mehr ... Ich habe das Gefühl. Mein Onkel ...“
Marianne Ambergers Bruder hatte mit sechsunddreißig Jahren einen Autounfall gehabt. Er war ums Leben gekommen, als Bella neun Monate alt war. Leider weiß ich zu wenig über die Sache, denn ich wohnte früher in einer anderen Stadt, und der Todesfall wurde nur einmal kurz erwähnt.
„Mein Onkel hat das bestimmt auch geahnt. Manche Menschen sehen voraus, dass sie bald sterben.“
„Aber Bella! Sie sind doch noch vor kurzem gründlich untersucht worden, sowohl bei mir in der Praxis, als auch bei dem Kollegen Sonnemann. Bis auf die Kreislaufschwäche ist doch nichts festgestellt worden, und an niedrigem Blutdruck ist noch niemand gestorben.“
„Man kann doch etwas übersehen haben. Oder ich kann auch bei einem Unfall ...“
„Sicher, aber die Möglichkeit gibt es für jeden. Der Statistik nach ...“
„Die meisten Menschen denken, warum soll gerade ich zu den paar Prozent gehören, die früh sterben? Aber ich frage mich, wieso gerade ich nicht?“

Wir schwiegen eine Weile, und ich nippte an meinem Glas. Wieso beschäftigt sich ein so junger Mensch auf diese Art mit dem Tod, dachte ich. Das fragte ich sie dann auch.
„Ich habe irgendwie das Gefühl, auserwählt zu sein. Ich meine, vorherbestimmt für einen frühen Tod. Deshalb genieße ich das Leben jetzt, jeden Tag. Ich lebe intensiv, ohne Gedanken an Morgen.“
Ich schwieg. Ein Kamerad kam mir in den Sinn, Kurt.
Er hatte dasselbe gesagt, damals, kurz vor dem Krieg. Ich weiß nicht, wie lange ich noch lebe, deshalb lebe ich jetzt intensiv und denke nicht an Morgen. Aber das hatte für ihn Alkohol und Frauen bedeutet.

„Was denken Sie denn jetzt?“, fragte Bella und sah mich mit ihren hellblauen Augen an. Sie hatten dieselbe Farbe wie Kurts, aber ihr Blick war viel intensiver.
„Ich dachte an Ihren Vater, Bella. Sie wissen ja, ich kenne ihn von früher, aber dann hatte ich ihn für lange Zeit aus den Augen verloren.“
„Und woran haben Sie gedacht?“
„An früher, an den Krieg“, wich ich aus. „Aber, verraten Sie mir, was verstehen Sie unter intensiv leben? Alkohol? Drogen? Sex?“
Sie lächelte kurz und winkte ab. „Nein, Werner. Einfach das, was ich habe, zu genießen. Mich an dem zu erfreuen, was ich jetzt erlebe. Wer weiß, wie es Morgen ist? Wer weiß, ob ein Morgen ist?“
„Und was ist mit ihrem Freund, Bella? Lieben Sie ihn nicht?“
„Doch, er ist ein wundervoller Mann. Ich kann mit ihm über alles sprechen, fair streiten und so. In wichtigen Dingen stimmen wir überein, zum Beispiel, dass wir uns den Haushalt teilen. Und lieb ist er und zärtlich ...“
Sie machte eine Pause und sagte dann:“ Ja, er ist wirklich ein Mann, für den es sich zu sterben lohnt. Ich würde mein Leben für ihn geben.“
„Würden Sie auch wagen, für ihn zu leben?“
Sie sah mich verständnislos an, mit großen Augen, total verblüfft. Dann fragte sie langsam: „Sie meinen, ich flüchte in den Tod?“
„Ich meine, Sie haben mehr Mut zum Sterben als zum Leben.“
Nachdenklich saß sie eine Weile da. Schweigend, dann nickte sie plötzlich, als habe sie einen Entschluss gefasst.
„Sie haben vielleicht Recht. Er ist wirklich ein Mann, für den es sich zu leben lohnt. Ich werde mein Leben mit ihm teilen.“

 

So, da habe ich eine alte Geschichte ausgegraben für alle, die "im Zenit ihres Lebens sterben" wollen. Für einen besonders. ;)

 

Hi Elisha,

etwas geschwätzig für meinen Geschmack, ich denke, wenn es ein Film wäre, hätte ich wohl umgeschaltet (obwohl ich als Teenager meine Umwelt wahrscheinlich mit ähnlichen "tiefschürfenden" Betrachtungen wie Deine Bella genervt habe). Trotzdem schön geschrieben, und die Auflösung gefällt mir. Manchmal gibt es auch nur Fluchtwege und keinen Pfad mehr.

Ein paar Kleinigkeiten:

Bella oder Anne? Da scheint etwas durcheinander zu gehen.

für jeden. Der Statistik nach ...“
Ich dachte

Beste Grüße,
Naut

 

Hallo Naut,
wahrscheinlich gehörst du ja nicht zu denen

die "im Zenit ihres Lebens sterben" wollen
, für die ich die Geschichte ausgegraben habe.
obwohl ich als Teenager meine Umwelt wahrscheinlich mit ähnlichen "tiefschürfenden" Betrachtungen wie Deine Bella genervt habe
Ich habe mich gewundert, wie normal diese düsteren Gedanken (und Selbstmordgeschichten) hier in einer bestimmten Altersstufe sind; damals habe ich anscheinend nicht die richtigen Leute gekannt und mich einsam damit gefühlt

Bella oder Anne? Da scheint etwas durcheinander zu gehen.
Mist. Ertappt. Wie peinlich! Anne ist tot, es lebe Bella.

Danke für die Tipps; alles korrigiert.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

die Geschichte hat mir gut gefallen. Ich finde nicht, dass sie geschwätzig ist. Aber das ist natürlich Geschmacksache.
Meiner Meinung nach ist alles Wissenswerte gesagt und der Inhalt regt zum Nachdenken an.
Besonders hat mir dieser Satz gefallen

Ich meine, Sie haben mehr Mut zum Sterben als zum Leben.

Ich glaube, wenn man mal ganz unten ist und nicht mehr weiter weiß, sollte man diese Geschichte hervorkramen und lesen. Ich könnte mir vorstellen, dass man dann daraus wieder Kraft schöpfen kann.
Denn was kann schöner sein, als zu leben, zumal wenn man gesund ist.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Bambu,

danke für dein Lob.

Ich glaube, wenn man mal ganz unten ist und nicht mehr weiter weiß, sollte man diese Geschichte hervorkramen und lesen. Ich könnte mir vorstellen, dass man dann daraus wieder Kraft schöpfen kann.
Was kann einem Besseres passieren, als dass eine das unter die Geschichte schreibt. :bounce:

Gruß, Elisha

 

Tach Elisha,

leider gefällt mir deine Geschichte nicht wirklich.
Erst mal das Positive:
Über den Stil brauchen wir nicht zu reden; der ist gut und flüssig.

Sie war [...] für ihr Alter sehr frisch und, wie man heue sagt, voller Elan
dieses "wie man heute sagt" finde ich herrlich. Es bringt eine gewisse Leichtigkeit in den Satz ein. Wenn ich jetzt ein bekiffter Raggaehörer wäre, würde ich sagen "Je da sind good vibrrrations herrre" ;)
Ansonsten ist die Stimmung gut und man konnte den Dialog mit einer gewissen Monotonie lesen, die ich bei Geschichten sehr liebe.

Aber:
Erst mal:

Was denken Sie denn jetzt?
Das "denn" find ich grässlich. Damit hast du mit einem Wort die ganze Stimmung getötet. Aber wenn es dir so besser gefällt...

Leider schaffst du es mMn auch nicht wirklich das Thema durchzuziehen. Erst ein riesiges Intro (wobei es auch länger gedauert hat, bis ich den ersten Abschnitt verstanden habe), dann das mit dem Schach. Später (das ist ja noch OK so) das mit dem Freund und das mit dem Opa. Dann der Onkel... Später der Kammerad des Prots (oder ist das der Onkel oder der Opa? Auch das hab ich nicht ganz verstanden) Am schluss heisst es erst sie wolle für ihren Freund sterben, und dann der (mE relativ vorraussichtige) Schluss mit der Meinungsänderung, dass es sich sogar für ihn zu leben lohnt.

Ich lese Frank Herbert und sehe auch die Filme dazu. Immer wieder bringen die gerne folgenden Spruch: Liebst du ihn so, dass du ihn aufzugeben bereit bist?
Wenn du das eingebaut hättest hätte es die Geschichte viel Dramatischer gemacht, aber das ist nicht das Problem.

DIE GESCHICHTE IST GUT!
Ich habe nichts anderes gesagt. Aber mir persönlich gehst du zu wenig auf diese Gefühle ein. Warum meint sie Sterben zu müssen? Ich war depressiv. Mehr als einmal habe ich an Selbstmord gedacht. Da ist nicht nur ein bisschen Gefühl dabei. Das hat einen Grund. Und ich denke genauso ist es, wenn man meint, bald sterben zu müssen. Das Gefühl mag da sein, doch aus dem Nichts kommt auch das nicht. Und selbst wenn, hätte man sie immernoch sagen lassen können, dass sie nicht wisse, warum sie bald sterben müsse. Diesbezüglich hast du mich leider etwas enttäuscht, aber ich denke, das liegt einfach an den zu hohen Erwartungen, die in an dieses Thema stelle...
Vielleicht kann man mich diesbezüglich nicht zufriedenstellen.

dennoch :read: :read: :thumbsup:

gruß
gara

 

@N8schatten,

Zitat: "„Würden Sie auch wagen, für ihn zu leben?“"
Das ist wirklich die beste Zeile, die ich seit langem gelesen habe.
Was will man lieber hören?
Dein Text lässt mich nachdenken und gefällt mir sehr gut. Wirklich ins Schwarze getroffen, deine bisher beste Geschichte wie ich finde.
Nun, das nicht unter einer Geschichte aus einer Zeit, in der ich selbst noch eine Bella war. Maus hat mir davon abgeraten, mich aufgrund dieser Einschätzung zu erschießen - also lass ich es, und hoffe, dich auch mit einer neueren Geschichte zu beeindrucken.

@gara-deus

dann das mit dem Schach. Später (das ist ja noch OK so) das mit dem Freund und das mit dem Opa. Dann der Onkel... Später der Kammerad des Prots (oder ist das der Onkel oder der Opa? Auch das hab ich nicht ganz verstanden)
mein Tipp: noch mal lesen

Liebst du ihn so, dass du ihn aufzugeben bereit bist?
Wenn du das eingebaut hättest hätte es die Geschichte viel Dramatischer gemacht, aber das ist nicht das Problem.
Nein, das ist es ja gerade. Bella würde ihn natürlich aus Liebe aufgeben, aber sich auf ein Leben einzulassen, dazu gehört für sie viel mehr.

Warum meint sie Sterben zu müssen? ... Und ich denke genauso ist es, wenn man meint, bald sterben zu müssen. Das Gefühl mag da sein, doch aus dem Nichts kommt auch das nicht.
Ich dachte, das stehe im Text: ihr war von klein auf bewusst, dass ihr Onkel früh gestorben ist. Also dieses normale Gefühl der Unsterblichkeit, das man als Kind hat, kennt sie nicht. Und:
Ich habe irgendwie das Gefühl, auserwählt zu sein. Ich meine, vorherbestimmt für einen frühen Tod.
lieber auserwählt früh tot als lange stinknormal lebendig

@Groper

nein…es geht nicht…die natur will nicht, dass man den erfahrenen landarzt rauskehrt, sizilianische eröffnungen fingert, rotweinhumpen schwenkt und sich gleichzeitig über liebetodundeifersucht verbreitet, wenn das mädel so süß und so jung ist
Beim Abtippen habe ich gedacht, dass Erwartungen hinsichtlich der Konstellation "junges Ding-alter Mann" und einer irgendwie gearteten sexuellen Beziehung entstehen können. Zum Glück, finde ich, bin ich hierbei weit weg vom gängigen Klischee, und eine unschuldige Beziehung zwischen Mentor und Mentee wirkt heutzutage wieder erfrischend anders. Kannst du dir das gar nicht vorstellen?


du wolltest, dass ich dich lese…ich habs getan, und – sorry – ich konnte nicht anders…
Das ist ein Missverständnis. Ich habe mich dafür bedankt, dass du meine Geschichten gelesen hast. Aber jetzt freue ich mich, dass du sie auch kommentierst.

Danke euch allen.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

mein Tipp: noch mal lesen
ja das wäre vielleicht ein allgemein nützlicher Tipp, besonders, da ich geschichten oft zu einem ungünstigen Zeitpunkt oder mit nicht allzu leiser Hintergrundmusik lese. Aber normalerweise kann ich mich auf diese zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren...

Bella würde ihn natürlich aus Liebe aufgeben
dann hab ich das falsch verstanden. Für mich kam es nämlich so rüber, als ob sie sich für ihn aufgeben würde und nicht ihn. Das macht einen Unterschied. Wenn sie sich aufgibt, hat sie danach (wie ich immer so schön sage: ) keen stress mehr. Wenn sie ihn aufgibt muss sie den Schmerz der Trennung durchmachen.

Ich dachte, das stehe im Text: ihr war von klein auf bewusst, dass ihr Onkel früh gestorben ist. Also dieses normale Gefühl der Unsterblichkeit, das man als Kind hat, kennt sie nicht.
hat man als Kind das Gefühl der Unsterblichkeit? Naja egal. Das stimmt schon so und ich sage ja nichts im Allgemeinen dagegen. Mir persönlich ist es etwas zu wenig; tut mir leid.
lieber auserwählt früh tot als lange stinknormal lebendig
eine sehr objektive sichtweise. Frage den Bauarbeiter, wie glücklich er mit seiner acht stunden schicht ist. Frage den Arzt, wie glücklich er mit seiner elf Stunden Schicht ist. Frage den Piloten wie glücklich er mit seiner sechzehn Stunden Schicht ist. Jeder wird dir etwas vorjaulen, aber niemand bringt sich um, bloß weil sein Alltag alltäglich ist. Wenn es etwas gibt, was ich in den letzten Jahren gelernt habe, dann das.

gruß
gara

ps. ich finds ja nett, dass du mich vergötterst, aber warum genau tust du das gleich nochmal? Nur weil ich es in einem Thread mal erwähnt habe? Soll ich eine Religion gründen? (Tserk wird sich freuen, wenn ich die Garaianer aufmache :D )

 

Tja, wie schnell das gehen kann! Eben noch zu Tode betrübt, nun, nach einer Schachpartie, einem Glas Wein und einem Gespräch, voll des Mutes.

Wer’s glaubt, wird selig.

Oder muß man die Fortsetzung der Geschichte abwarten, in der die Protagonistin bei einem Verkehrsunfall doch ums Leben kommt?

Aber das werde ich mir nicht antun, Elisha, schon bei dieser Geschichte mußte ich mich zwingen, sie zu Ende zu lesen. Null Spannung, Null Erkenntnis - nur an Haaren herbeigezogenes Blabla; groper hat leider Recht mit seinem Urteil.

Dion

 

Hallo ihr!

@Garanus Maximus

"Bella würde ihn natürlich aus Liebe aufgeben"
dann hab ich das falsch verstanden. Für mich kam es nämlich so rüber, als ob sie sich für ihn aufgeben würde und nicht ihn. Das macht einen Unterschied. Wenn sie sich aufgibt, hat sie danach (wie ich immer so schön sage: ) keen stress mehr. Wenn sie ihn aufgibt muss sie den Schmerz der Trennung durchmachen.
Ja, eigentlich hast du Recht. Mit meiner Antwort meinte ich, dass sie negativ denkt, also eher zum Aufgeben bereit ist, aber sie hat natürlich Angst vor dem Leben und würde vermutlich eher sich selbst aufgeben als durch die Gefühle der Trennung.

hat man als Kind das Gefühl der Unsterblichkeit?
Ich meine ja. Als Jugendlicher wird man sich dann des Allterns und der Endlichkeit des Lebens bewusst, zunächst noch ziemlich irreal. Da entsteht bei manchen ein Loch in der Vorstellung, wie sie mal mit 25 oder gar 40 Jahren sein werden, und im Zusammenhang damit der in meiner Widmung zitierte Wunsch, "im Zenit des Lebens zu sterben". Ich bin der Meinung, mit dem Anerkennen des eigenen Älterwerdens und dem Einlassen auf das Leben beginnt der Reifungsprozess zum Erwachsenen, wie auch hier bei Bella.

ich finds ja nett, dass du mich vergötterst
Das gehörte zu den Begriffen, die du mir zugestanden hast. Gara-Man gefiel dir ja nicht. ;)


@Dion

Tja, wie schnell das gehen kann! Eben noch zu Tode betrübt, nun, nach einer Schachpartie, einem Glas Wein und einem Gespräch, voll des Mutes.
Die Pubertät ist anscheinend schon lange für dich vorbei. Kannst du dich gar nicht mehr dran erinnern?

Oder muß man die Fortsetzung der Geschichte abwarten, in der die Protagonistin bei einem Verkehrsunfall doch ums Leben kommt? -
Aber das werde ich mir nicht antun
Da die Geschichte mehr als zwanzig Jahre alt ist, ist eine Fortsetzung unwahrscheinlich. Noch nicht mal zum Lesen hättest du dich zwingen müssen; war ja nicht dir gewidmet.
So, da habe ich eine alte Geschichte ausgegraben für alle, die "im Zenit ihres Lebens sterben" wollen. Für einen besonders. ;)

@Groper
@dion...beruf dich also bei deiner plumpen keilerei nicht auf gropers submerse, keineswegs undwohlwollende redigierung, sondern steh selber zu deiner flegelei, hm?...
Alles klar! ;)

Gruß, Elisha

 

Elisha schrieb:
Da die Geschichte mehr als zwanzig Jahre alt ist, ist eine Fortsetzung unwahrscheinlich. Noch nicht mal zum Lesen hättest du dich zwingen müssen; war ja nicht dir gewidmet.
Wenn jemand hier eine Geschichte postet, dann gehe ich davon aus, daß der Autor sie als reif betrachtet, d.h. er selbst sieht keine Fehler mehr und möchte, daß andere dazu Stellung nehmen. Unter dieser Prämisse lese ich sie, manchmal sage ich auch was dazu.

Vielleicht wäre ich vor 20 Jahren schneller zufrieden gewesen, Elisha, aber diese Geschichte von dir genügt nicht meinen heutigen – und hoffentlich auch nicht deinen – Ansprüchen. Das habe ich deutlich vor allem deswegen gesagt, weil ich einige von deinen anderen Geschichten kenne, die wesentlich besser sind. Das war ehrlich, aber deiner Reaktion nach zu urteilen wäre es wohl besser gewesen, zu schweigen. Schade.

Dion

 

Hi Elisha

Als ich das Thema laß, hab ich gedacht: Besser nicht aufmachen, da musst du nur wieder...
Aber dann hab ich allen Mut zusammengenommen. Und das war auch gut so.
Vom Inhalt her gefällt sie mir. Zu lesen ist sie recht langweilig, aber ich hab da mittlerweile Toleranz für aufgebaut, und breche angefangene Geschichten nicht mehr ab. Und am Ende erhält die KG ja auch noch mal neue Inhalte. Du hättest die anfängliche Distanz und die Annäherung der beiden Hauptfiguren intensiever beschreiben sollen. Finde ich.

Gruß

 

daß der Autor sie als reif betrachtet, d.h. er selbst sieht keine Fehler
ich stelle Geschichten rein, gerade weil ich Fehler in ihnen sehe. Was mir nicht gefällt - diese Erfahrung habe ich des öfteren gemacht - gefällt anderen umso besser.
Das ist das gleiche, wie die Frage, warum man ein Buch lesen soll, dass man nicht versteht. Warum tu ich es?
Eine unreife Geschichte gibt mir hierauf die Antwort. (Aber unreif ist sie nicht!)
*ab jetzt aus einem Streit, der mich nichts angeht, raushalt*

@Elisha (die goldene Göttin der Namensgebung) deus hat schon gepasst :D
Aber was hast du eigentlich gegen Gara?

gruß
Garakulon

 

Hi Elisha,

An dem Abend suchte mich Bella Amberger nicht in meiner Eigenschaft als Arzt auf, sondern als Freund ihrer Eltern. Oder noch besser: Als ihr Freund.

Wahrscheinlich hatte ich ein Brett vor dem Kopf: Ich musste diesen Absatz auch dreimal lesen, bis ich verstand. Das hängt mit dem Ich-Erzähler zusammen, der dann von ihrem Freund erzählt.
„Ja, bestimmt war er selbst unsicher“, sagte ich und genoss wieder, dass sie mich beim Vornamen nannte.
Das mit der Siezerei ist doch komisch. Ich habe schon immer alle Freunde meiner Eltern geduzt. Besonders fällt das auf, weil sie ja schon einige Gespräche hinter sich haben. Der Arzt muss ja einer der ganz alten Sorte sein. Die wiederum würden aber nicht mit jungen Mädchen Schach spielen.
Behaupte ich einfach mal.

Ich dachte an Marianne Amberger. Ja, in der Zeit hatte sie sich verändert. Das hatte sogar ich bemerken können. Sie war vorher ein etwas mollige, fröhliche Frau gewesen,
eine etwas mollige

Du schreibst, Bella sei zwanzig und in einer Kritik, die den schnellen Stimmungsumschwung reklamiert, argumentierst du mit der Pubertät.
Ich bezweifle, dass eine Zwanzigjährige, die die Zeit mit einem älteren Herrn schachspielenderweise verbringt, noch in der Pubertät ist. Die siedle ich zwischen ca. 10 bis 16,17 Jahren an.
Mir geht es genauso, dass diese neugewonnene Lebenseinsicht zu schnell kam. Ich gebe auch groper Recht, was die fehlende Anziehung betrifft: Es geht ja auch nicht darum, dass er sein Strohwitwersein ausnützt - aber darüber nachdenken, das würden wohl 9 von 10 Männern in dieser Situation.

Das würde der Geschichte auch mehr Spannung geben - er kann ja trotzdem seine Lebensweisheiten loswerden: Das eine schließt das andere ja nicht aus, eher beflügelt es.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette,

Der Arzt muss ja einer der ganz alten Sorte sein. Die wiederum würden aber nicht mit jungen Mädchen Schach spielen.
Da der Mann, der als Vorlage für diese Geschichte diente, vor genau einem Jahr gestorben ist, hatte ich eben die Idee, meiner Mutter die Geschichte auszudrucken und habe deinen Kommentar unbeantwortet vorgefunden. Also, solche Beziehungen gibt oder gab es.

Das mit der Siezerei ist doch komisch. Ich habe schon immer alle Freunde meiner Eltern geduzt.
Ich habe die Geschichte geschrieben, als ich zwanzig war, und damals hatte ich Nenn-Onkels und Siez-Freunde. Allerdings habe ich ihn auch beim Nachnamen genannt.

Mit der Erotik weiß ich nicht genau. Ihr scheint das alle so unmöglich zu finden, aber ich möchter gern nochmal wiederholen , was ich schon Groper dazu geschrieben habe:

Beim Abtippen habe ich gedacht, dass Erwartungen hinsichtlich der Konstellation "junges Ding-alter Mann" und einer irgendwie gearteten sexuellen Beziehung entstehen können. Zum Glück, finde ich, bin ich hierbei weit weg vom gängigen Klischee, und eine unschuldige Beziehung zwischen Mentor und Mentee wirkt heutzutage wieder erfrischend anders. Kannst du dir das gar nicht vorstellen?

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

Die Geschichte ist sehr schön entwickelt: Die `Bühne´ für das weitere Geschehen wird geschickt mit den drei Anfangsabsätzen bereitet, die Vertrautheit zwischen den beiden Menschen wird subtil dargestellt („und genoss wieder, dass sie mich beim Vornamen nannte“ – „genoss“, sehr interessant in diesem Zusammenhang, er ist nicht nur ein Wein-Connaisseur).
Gut getroffen auch die Erinnerungen des Mannes, als die Frau vom Tod spricht. Ich war dann gespannt, wie du das Ganze auflöst, eine gute Idee, diese Umkehrung der Betrachtungsweise. In vielen Fällen ein probates Mittel bei Entscheidungen, Urteilen. Wie deine Geschichte zeigt, muss man da manchmal von außen drauf gestoßen werden …


„Wir schwiegen eine Weile, und ich nippte an meinem Glas. Wieso beschäftigt sich ein so junger Mensch auf diese Art mit dem Tod, dachte ich. Das fragte ich sie dann auch.“

- Finde ich prima: Den Gedanken in die Tat (Frage) umgesetzt. Wirkt sehr realistisch.

„Jahre mehr ...Ich habe das Gefühl“

- Jahre mehr ... Ich habe das Gefühl


„Ich habe irgendwie das Gefühl, auserwählt zu sein“

- „auserwählt“ ist eigentlich positiv besetzt. (An der Reihe zu sein?)


LG,

tschüß Woltochinon

 

Hallo Wolto,
ich bin immer wieder erstaunt, wenn du eine Geschichte von mir findest, die du noch nicht kommentiert hast. Danke. :kuss:

„Ich habe irgendwie das Gefühl, auserwählt zu sein“
- „auserwählt“ ist eigentlich positiv besetzt. (An der Reihe zu sein?)
Wenn Menschen in einer Notlage nichts ändern können, hilft es ihnen, wenn sie zumindest Bescheid wissen; dies gibt ihnen ein Gefühl von Kontrolle.
Bei Bella ist es so ähnlich: sie sieht es nicht als Phobie, sondern als etwas Positives, Einzigartiges.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

"Wenn Menschen in einer Notlage nichts ändern können, hilft es ihnen, wenn sie zumindest Bescheid wissen; dies gibt ihnen ein Gefühl von Kontrolle."

Ja, ich weiß jetzt, wie du es meinst. Die extreme Form wäre dann so eine Art Verklärung der negativen Tatsache (ein schönes Beispiel hierfür steht in `Untem am Fluss´- so heißt es wohl auf deutsch, meine `Watership down´. Die gefütterten Kaninchen, die allerdings auch geschlachtet werden, verklären ihr Schicksal).

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hallo Elisha,

eine sehr gut geschriebene Geschichte. Ich war auch mal in dieser Situtattionund habe alles mit dieser Geschichte nochmal Revue passieren lassen, was da vor 2 Jahren war.

Zum Glück nimmt deine Geschichte ja noch ein gutes Ende.

Viele liebe Grüße von Nina

 

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