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Auf seiner Straße

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23.10.2004
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Auf seiner Straße

Die Straße folgt ihr selbst. Er kennt jeden Winkel davon, weiß, wo die Schlaglöcher sind, kennt die Irrwege, die Sackgassen, die Einbahnstraßen. Ist sich des Pfades bewusst. Weiß von der Gefahr, die darin liegt auf die falsche Straße zu geraten. Aber er kennt seine Straße. Kennt sie in und auswendig. Lebt schon lange auf ihr. Lebt auf ihr seit er lebt. Hat nie die Spur gewechselt, keinen Unfall erlebt. Er ist stiller Fußgänger und geht die Straße weiter. Immer weiter. Er weiß, was da vorne liegt, nämlich immer das selbe, was er schon kennt. Ständige Wiederholung der Vielfalt. Es gibt nichts, was ihn daran zweifeln lässt, dass die Straße so weitergeht, wie sie immer weitergeht, denn sie ging nie anders weiter. Er kennt die Straße, kennt keine andere Straße, aber diese dafür so gut wie nichts anderes. Er hat sich Markierungen gemacht, Striche, Leitlinien, an denen er sich orientiert. Er geht fast blind, denn er kennt alles. Er steckt die Hände in die Jackentaschen und geht voran, immer weiter, bis an das nicht existierende Ende der Straße. Er glaubt es immer zu sehen, da ganz am Ende, wo er nicht mehr weiter sehen kann. Unbeirrt, wissend, instinktiv geht er. Leichtfertig, denn dies ist sein Reich, er hat keine Gegner zu fürchten. Hier ist er der Herr. Er geht. Läuft fast, so schnell geht er. Er macht die Augen zu, und erfreut sich seines Wissens während er geht.

Die Straße hört auf, er stolpert, er fällt hinab. Sieht im Fall, wie andere ihre Straßen ausbessern und mit anderen neue Wege bauen. Er fällt. Fällt. Fällt.

Er war nicht mehr.

 

Hi Shire

... wie kommt man bloss auf so einen inhalt?
Na ja, egal. Kommen wir zum Wesentlichen:

Es fällt mir ein bisschen schwer, diesen Text als Geschichte anzuerkennen. Für mich sind das eher eine Unmenge von Sätzen, aneinandergereiht, um etwas zu ergeben, das völlig ohne Sinn dasteht. Er... ist das ein Mensch? Oder benutzt du dieses "Er" als eine Metapher für irgendetwas? Ist die "Strasse" eine Metapher?
Sprachlich muss ich ebenfalls Mängel aufzeigen. Das Stilniveau ist nicht unbedingt schlecht... es wirkt nur ein bisschen eintönig. Ich denke mir, du hast wahrscheinlich sogar einen ganz akzeptablen Wortschatz... oder zumindest kennst du genügend Wörter, um ein bisschen Abwechslung zu bringen. Obwohl: das Wort "Kennen" hast du wirklich, eindeutig zu oft verwendet. Das er die Strasse kennt, muss nicht gleich nach jedem zweiten Satz gesagt sein.
Der Schluss scheint für mich ganz klar eine Metapher zu sein... was jedoch erfordern würde, dass auch der Rest eine Verbildlichung ist... !? Irgendwie wird das hier nicht ganz klar.

Nun, ich sehe, dass ist erst dein dritter Beitrag. Ich gehöre auch nicht grad zu den ultimativen "Beitrag-Freaks". Jedenfalls, verlier an dieser Kritik bitte nicht den Mut. Meine ersten Geschichte wurden auch nicht grad sanft beurteilt... selbst die heutigen.
Mach nur weiter, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. (und vielleicht würde dir Lesen auch gut tun, für den Fall, dass dus noch nicht tust)

Liebe Grüsse,
Clyan

 

Clyan, wenn du's nicht verstehst, kommentier's nicht!
Keine Angst, es ist eine Metapher, oder glaubst du auch nur nach einmaligem Lesen daran, dass theShire einfach von einer Straße redet?

 
Zuletzt bearbeitet:

@Clyan


Hm, erstmal danke für den Kommentar.

Allerdings, auch, wenn ich diese "Geschichte" als Flash-Produkt behandle (was bedeutet, dass sie in einer völlig unkreativen Phase innerhalb von exakt 2 Minuten und 15 Sekunden höchst angespannter Kreavität entstand), hat jedes Wort und jeder Satz in ihr einen sinnhafte Verwendung.
Natürlich ist die Straße eine Metapher, genau wie alle anderen inhaltsbezogenen Begriffe, die auf den Oberbegriff "Straße" referieren (Pfad, Weg, Sackgasse, Schlaglöcher, etc...).

Die "leere" Sprache, die du als 'eintönig' bezeichnest, hat ebenfalls einen Sinn, denn der Protagonist erlebt ja exakt diese Eintönigkeit und fühlt sich wohl in ihr und den ständigen Wiederholungen.

 

So, da das jetzt mein erster Beitrag hier im Forum ist, erstmal n Hallo an alle hier.

Jetzt aber zu deiner Geschichte.
Also, sie gefällt mir wirklich. Das Bild mit der Straße ist zwar nichts besonders innovatives, aber du hast es schön beschrieben. Es wird schnell deutlich, was ud ungefähr meinst, trotzdem findet man auch nach mehrmaigem Lesen noch neue Sachen, die man vorher noch nicht so beachtet hat.
Die häufige Wiederholung ähnlicher oder gleicher Satzteile ist auch gut gelungen und passt, wie du selber schon gesagt hast, zum Inhalt.
Mein einziger Kritikpunkt ist der plötzliche Abbruch, als die Straße aufhört, da fehlt mir irgendwie noch ein Zwischenteil, eine Fortsetzung der Beschreibung. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es so beabsichtigt ist, oder dir einfach nichts mehr eingefallen ist. Ich nehme mal an, ersteres trifft zu, dann müsste ich noch einmal genauer darüber nachdenken.

 
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Anmerkung: Dieser Text sollte hier schon seit heute Mittag stehen, musste aber auf Freischaltung warten :D

Lieber Shire,
Ich kann Dir versichern, dass wohl außer Clyan jeder die Metaphern und den Sinn des Textes verstanden hat, immerhin habe ich es sofort begriffen – eine Seltenheit.
Zuerst das Lob: Die Metaphern sind wirklich gelungen gesetzt und der wiederholte Einsatz von „kennen“ finde ich gut, weil es für den Schluss (übrigens auch eine Metapher) sehr wichtig ist. Man glaubt etwas zu kennen, muss dann aber merken, dass, und hier will ich einfach mal ein Zitat bringen:
The world has moved on
Steven King, The Dark Tower
Eigentlich finde ich garkeine üblen Kritikpunkte, denn auch der ständige Satzbeginn mit „Er“ passt zu der scheinbar ständigen „Wiederholung der Vielfalt“. Schreib mal was schlechteres, dann sehen wir weiter, was Kritik angeht ;-)

Einschub: Was den abrupten Wendepunkt der Geschichte angeht: Ich denke, dass das Absicht ist, immerhin soll ja ein plötzlicher, unerwarteter Wechsel, ohne Möglichkeit auf Vorbereitung eingetreten sein ... insofern finde ich es passend.

Grüße,
Lohrt Muffin

 

Auch diese Geschichte von dir hat mir wunderbar gefallen. Ein schönes Gleichnis von unserem Leben, in dem wir nur auf den Profit und unser weiterkommen fixiert sind, und den Untergang unserer Mitmenschen nur nebenbei bemerken, nur als eine Warnung, dass wir die Augen offen halten sollen, und nur wenig Mitleid od. Mitgefühl empfinden. Was ich persönlich hier vermisse, ist eine Moral oder eine Mahnung. Du zeigst einen Misstand wunderbar, folgerst aber nichts daraus. Vielleicht ist es auch überflüssig, aber mir fehlt's halt. Stilistisch ist es gelungen, da deine schlichte und etwas hektische Sprache wunderbar zum Geschilderten passt. Warum aber ist der letze Satz in der Vergangenheitsform? All in allem, finde ich es recht gelungen.

 

Der letzte Satz sollte das plötzliche Ende noch einmal unterstreichen. Es ist aus der Sicht dieses Protagonisten geschrieben, und für ihn endet alles unerwartet und absolut endgültig. Ich dachte, wenn ich schreibe

Er ist nicht mehr.

dann hat das etwas "Fortlaufendes", eine Kontinuität, die ja eigentlich gerade enden soll.

Was die Moral angeht... hm... Ich begreife Kurzgeschichten immer als Denkanstöße, die keine explizite Moral benötigen, denn die formt sich der Leser selbst.
Aber mal rein zum probieren: Gerade hab ich keine Idee, wie in diesen Schreibstil und das abrupte Ende eine Moral passen könnte. Wüsstest du da was?

 

Hey,
deine Geschichte hat mir auch sehr gut gefallen. Bis auf das Ende. Ich hätte den letzten Satz einfach weggelassen, nur auf Grund der Feststellung, dass sich sein Leben ganz plötzlich ändert, seine Straße also unvorhersehbare und noch nie dagewesene Schlaglöcher aufweist, muss doch nicht heißen, dass er nicht mehr ist. Vielleicht ändert er einfach nur die Richtung und lässt sich darauf ein auf etwas ungewisses.
Gruß Urmel

 

Mmh Happy End mit ganz vielen dicken Tränen! Nein, das meinte ich nicht, wollte einfach nur zum Ausdruck bringen, dass für mich das Ende nicht zwangsläufig ist.
Gruß Urmel

 

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