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Auf seiner Straße
Die Straße folgt ihr selbst. Er kennt jeden Winkel davon, weiß, wo die Schlaglöcher sind, kennt die Irrwege, die Sackgassen, die Einbahnstraßen. Ist sich des Pfades bewusst. Weiß von der Gefahr, die darin liegt auf die falsche Straße zu geraten. Aber er kennt seine Straße. Kennt sie in und auswendig. Lebt schon lange auf ihr. Lebt auf ihr seit er lebt. Hat nie die Spur gewechselt, keinen Unfall erlebt. Er ist stiller Fußgänger und geht die Straße weiter. Immer weiter. Er weiß, was da vorne liegt, nämlich immer das selbe, was er schon kennt. Ständige Wiederholung der Vielfalt. Es gibt nichts, was ihn daran zweifeln lässt, dass die Straße so weitergeht, wie sie immer weitergeht, denn sie ging nie anders weiter. Er kennt die Straße, kennt keine andere Straße, aber diese dafür so gut wie nichts anderes. Er hat sich Markierungen gemacht, Striche, Leitlinien, an denen er sich orientiert. Er geht fast blind, denn er kennt alles. Er steckt die Hände in die Jackentaschen und geht voran, immer weiter, bis an das nicht existierende Ende der Straße. Er glaubt es immer zu sehen, da ganz am Ende, wo er nicht mehr weiter sehen kann. Unbeirrt, wissend, instinktiv geht er. Leichtfertig, denn dies ist sein Reich, er hat keine Gegner zu fürchten. Hier ist er der Herr. Er geht. Läuft fast, so schnell geht er. Er macht die Augen zu, und erfreut sich seines Wissens während er geht.
Die Straße hört auf, er stolpert, er fällt hinab. Sieht im Fall, wie andere ihre Straßen ausbessern und mit anderen neue Wege bauen. Er fällt. Fällt. Fällt.
Er war nicht mehr.