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Auf Wiedersehen

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18.12.2003
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Auf Wiedersehen

Ich kann mich erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich habe dich an einem Sommertag das erste mal im Park gesehen, du warst eine beeindruckende Erscheinung.
Dein Haar wehte im Wind, dein Gesicht war so anmutig und edel, deine Bewegungen elegant und deine Stimme sanft; du fremde Frau in meinen Gedanken.
Ich habe dich oft beobachtet; eigentlich bin ich nur in der Hoffnung, dich sehen zu können, in den Park gegangen. Eines Tages fasste ich den Mut und sprach dich an. Ich wollte es kaum glauben als du meine schüchterne Einladung auf einen Kaffee annahmst. Die Zeit, die wir miteinander in dem kleinen Stehcafé verbrachten, verging viel zu schnell. Ich wusste, dass ich dich wieder sehen musste. Leider hast du dich sehr schnell verabschiedet und ich blieb allein zurück mit meinen Gedanken.
Lange Zeit habe ich dich im Park vergeblich gesucht; meine Gedanken drehten sich nur um dich, doch du warst nicht da. An einem Herbstmorgen sah ich dich wieder; mit einem fremden Mann. Ich fühlte, wie mein Herz zersprang. Ich fühlte mich elend, doch konnte ich nichts tun.
Ich verbrachte viel Zeit in meiner kleinen Wohnung damit, am Fenster zu sitzen und in den Park zu sehen. Ich sah die Bäume ihre Blätter verlieren und ich fühlte die aufsteigende Winterkälte auch in meinem einsamen Herz. Jeden Tag saß ich in meinem dunklen Zimmer. Ich hielt es nicht für nötig Licht zu machen, ich wünschte mir endlose Stille, Ruhe und Dunkelheit, denn du warst der Lichtblick in meinem leben, doch dieses Licht schien erloschen.
An einem tristen Dezembertag saß ich wieder an meinem Fenster und liess meine Gedanken schweifen. Es hatte angefangen zu regnen und schmutziger Schneematsch bedeckte die Gehwege des Parks. Plötzlich sah ich dich. Deine nassen Haare klebten an deinem Gesicht und du ranntest in Richtung der Bushaltestelle; ich beobachtete, wie du deinen Bus knapp verpasstest. Ich konnte sehen, dass dir kalt war. Ich nahm plötzlich die schönen weihnachtlichen Lichterdekorationen in den Fenstern meiner Nachbarn wahr. Die Welt wurde wieder farbig, denn du warst wieder da. Ich rannte durch das Treppenhaus auf die Straße hinunter und sprach dich an. Du warst betrunken und du nahmst die Einladung, dich in meiner Wohnung aufzuwärmen und dort auf den Bus zu warten dankend an. Als wir in meinem Zimmer sassen, sah ich dich an und mein Herz ging mir auf. Du warst viel schöner als ich es in Erinnerung hatte. Ich bemerkte dass du dich unruhig umsahst, ich bot dir etwas zu trinken an, damit du dich innerlich aufwärmen und auch etwas beruhigen konntest. Du sahst nicht glücklich aus und im Laufe des Abends tranken wir viel und du erzähltest mir von deiner Trennung von dem fremden Mann. Ich hörte dir zu und nahm dich in den Arm. Als wir kurz darauf miteinander schliefen, war ich der glücklichste Mensch auf der Welt. Du schriest deine Lust laut heraus und ekstatisch hast du mir den Rücken zerkratzt, vor lauter Glück hast du sogar geweint.
Doch als ich, nachdem ich kurz im Bad war, wieder in das Zimmer trat, warst du ohne ein Wort verschwunden. Ich rief nach dir, ich schaute hinunter zur Bushaltestelle, ich ging in den Park, doch ich konnte dich nirgendwo finden. Auch am nächsten Tag habe ich keine Nachricht oder auch nur ein Lebenszeichen von dir bekommen. Die Tage wurden immer kürzer und ich verbrachte erneut viel Zeit an meinem Fenster; immer in der Hoffnung, du würdest wieder auftauchen. An deiner Stelle tauchten 2 Polizisten auf. Ich verstand nur "Vergewaltigung" und wurde mitgenommen.
Jetzt sitze ich hier in einem anderen Zimmer am Fenster. Es wird langsam Frühling, die Bäume bekommen neue Blätter und es wird wieder wärmer. Obwohl ich dich vermisse, ist auch mein Herz nicht kalt, denn ich weiß, wir werden uns wiedersehen.

 

Hallo erstmal!

Zum 23. Geburtstag gibt's ne Kritik für diese alte Geschichte.

Der Thread ist ja recht skellettiert, es fehlen einige Beiträge, die wohl von nem ausgetretenen Mitglied stammten. Solltest mal nem Mod bescheid geben, dass er hier wieder Ordnung reinbringt.

Die Geschichte ist kurz und knackig, ideale Voraussetzung um hier viele Kommentrate zu erhalten und um den Leser - egal wo - bei der Stange zu halten.
Dein PRotagonist ist ja krankhaft in die Frau verschossen. Sowas soll's geben, aber dass er sich so reinsteigert, ist eigentlich nicht unbedingt normal. Von dem her bleibt es einem am Ende offen zu entscheiden, welche Version stimmt: War es eine Femme Fatale, die sich mit ihm tröstete und ihn dann verklagte? Das kommt zwar so rüber, aber da die Geschichte ja aus Sicht deines Prots geschrieben ist könnte es ebenso gut sein, dass die Version der Frau wahr ist: Dieser von ihr besessene läd sie in sein Haus ein und vergewaltigt sie. Als Hinweis darauf könnte man sehen, dass sie dabei weint. Und dass er im Knast immernoch von ihr besessen ist.
Erinnert mich an die Falco Songs "Jeanny" und "Coming Home - Jeanny Part II"
Auf jeden Fall gefällt mir diese doppelte Deutbarkeit sehr gut. Insgesamt hab ich die Geschichte gern gelesen, sie hat einen angenehmen Stil. Sicher könnte man einige kleinere Fehler finden, vor Allem in den "technischen" Kategorien wie Kommata oder dergleichen. Aber diese kleinliche Fehlersuche erspar ich mir jetzt.


Insgesamt: Daumen hoch. Schreib doch mal wieder was!


Grüße,
Seth Rock

 

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