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Aufgewacht!!

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10.09.2002
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Aufgewacht!!

Aufgewacht!!

Licht. Es ist so grell! Mir ist es, als würde es meine Netzhaut versengen. Ich kann nichts sehen. Nur weiss, als wäre ich tot. Mein Kopf fühlt sich an, als würden darin tausend kleine Männchen auf ihre Trommeln einschlagen.
Die Konturen eines Raumes beginnen sich langsam vor meinem Auge heraus zu bilden. Doch! Nein! Was ist mit meinem Kopf? Er ist wie festgebunden! Ich kann ihn nicht bewegen! Nicht drehen! Nicht wenden!
Ich kann meine Beine und Füsse sehen. Durch die Augwinkel erkenne ich meine Arme über der dünnen, weissen Bettdecke. Sie liegen gerade und frei darüber. Doch ich kann sie nicht bewegen! Was ist das? Wo bin ich?
Leicht rechts vor mir ist ein Fenster. Es zeigt auf eine grüne, sonst leere Wiese hinaus. Daneben sehe ich die erste Hälfte eines Tisches. Eine Uhr hängt fast vor mir an der Wand. Sie zeigt zehn nach zwölf an. Ich weiss nicht, was für ein Tag heute ist, bemerke ich. Ich weiss ja nicht mal, wo ich bin.
Konzentrier dich, Mensch, konzentrier dich.....
Was ist los, ich...ich....
Moment! Lass mich nachdenken.....Oh mein Gott!
Das ist völlig unmöglich! Gleich hab ichs. Nur einen Moment noch. Na komm schon...
Ich weiss nicht, wer ich bin. Oh Gott, was ist mit mir? Wer bin ich?

Es ist kurz nach zwei. Ein Pfeifen füllt meine Ohren aus. Es nervt. So kann ich mich nicht konzentrieren und ich muss mich doch konzentrieren. Wer bin ich und wo bin ich? Und wie kann ich mich bewegen?
Das gibt's doch einfach nicht. Ich muss mich doch bewegen können, aber...aber ich weiss nicht wie. Verflixt, ich muss träumen. Ja, ich träume. Ich schliesse jetzt meine Augen und......

Es ist 17 Minuten nach 5 Uhr. Ich lächle innerlich. Äusserlich bezweifle ich es. Ich kann nicht einmal mehr meine Augen schliessen. Nichts will mir gehorchen.
Meine Ohren pfeifen immer noch. Ich kann nichts fühlen. So als wäre ich tot.

Ahh, wach! Jetzt habe ich aber Lust auf einen Kaffe. Schön frisch gekocht. Danach ne Zigarette und....
Was? Moment! Was? Ich spüre nichts! Wo bin ich! Ich...ich....Hallo! Ich kann nicht reden. Ich spüre nichts. Was? Wo? Was ist mit mir? Da! Mein Körper! Ich bin da! Was ist denn mit mir?
Einen Moment. Ich muss mich beruhigen..Wo bin ich hier? In einem Krankenhaus. Ja, ich stehe bestimmt unter starken Medikamenten. Ich hatte einen Unfall. Aber was für einen Unfall? Autounfall? Habe ich denn ein Auto?
Ich muss hier weg! Schnell! Ich muss aufstehen, ich muss.......
Bitte..Hallo....Helfen sie mir doch, bitte...Ich habe Angst...Oh Gott...

Es ist so dunkel. Wo bin ich denn? Schlafe ich noch oder bin ich schon wach? Mein Kopf tut weh. Ich muss zuviel getrunken haben. Irgendetwas pfeift andauernd. Doch es ist so dunkel....

Ahhh!! Es blendet! Stellt das Licht doch bitte ab!!! Meine Augen!!! Ahhh! Ich..ich muss sie schliessen...doch wie.
Hallo!? Hört mich denn niemand!!?? Woher kommt dieses elende Pfeifen!
Eine Uhr!
7 Uhr zehn. Wo bin ich? Alles weiss. Ich fühle nichts. Da! Meine Füsse. Sie sehen unter der Decke hervor. Ich kann nichts bewegen. Wo ist mein Gesicht? Ich will es anfassen.
Alles fühlt sich taub an. Ich kann mich nicht bewegen. Ah, ich bin müde.
Aber meine Augen, ich kann sie einfach nicht schliessen.
Wo bin ich hier? Weisse Wände. In einem Krankenhaus? Was kann mir passiert sein?
Ich kann mich an nichts erinnern. Ich....weiss nicht mal meinen Namen.
Das kann unmöglich sein! Ich muss noch immer träumen!
Vielleicht wirklich ein Krankenhaus. Ich muss ruhig werden. Nachdenken.
Starke Medikamente könnten eine solche Wirkung haben. Aber meine Füsse sind unversehrt. Ich versuche mich durch die Augwinkel umzusehen. Tisch, Fenster, Wiese, eine Tür, Wände. Mehr erkenne ich mit aller Anstrengung nicht. Was könnte also mit mir passiert sein? Meine Füsse sind nicht eingegibst. Sie sehen ok aus. Mein Kopf! Vielleicht am Rücken? Bin ich gelähmt? Eine Kopfverletzung vielleicht. Das Pfeifen, das ich höre. Vielleicht von einem lauten Knall, einer Explosion.
Moment! Was ist das? Ich höre was!
Tatsächlich. Es scheint eine Krankenschwester zu sein.
"Ahh, Herr Marcic, sie sind wieder wach. Hallo! Ich bin es, Schwester Rosemarie!"
Sie redet nicht, sie singt. Schrecklich!
"Wir wollen essen, ja?"

Endlich ist sie weg. Das Surren von Maschinen ist als einziges geblieben. Ich bekomme wohl Nahrung verabreicht. Dann kann ich nicht essen. Oh Gott, werde ich jemals wieder gesund?
Sie sagte, ich sei "wieder wach". Das heisst, ich habe sie schon gesehen. Ich bin schon mehrmals in diesem Zimmer aufgewacht. Ich kann mich aber nicht erinnern. Amnesie? Was, wenn ich die Augen schliesse und wieder alles vergesse? Der ganze Alptraum von vorne? Nein, so komme ich nicht weiter. Das darf nicht passieren. Ich muss Informationen bekommen, darüber was vorgeht. Reiss dich zusammen Mensch. Wie hat sie dich nochmal genannt. Herr....

"Er sieht schrecklich aus."
Wer ist das? Ich höre eine Stimme.
"Ja, ich weiss. Wie soll ich...? Ja, warte! Er ist...Ich glaube, er ist wach! Ich ruf dich später wieder an, bis dann, Alex."
"Alex". Ich muss mir die Namen merken. "Alex".
Schritte.
"Moritz. Moritz, kannst du mich hören."
"Moritz", "Moritz, Moritz, Moritz..."
"Du...du... du siehst gut aus."
Sie lächelt verlegen. Eine Freundin? Meine Frau? Jetzt kommt sie in mein Blickfeld. Habe ich so eine Frau. Fettiges Haar. Hervorquellende Tränensäcke. Dicke, aufgeplatzte Lippen. Sie streicht über mein Gesicht. Ich kann nichts spüren.
"Es kommt bestimmt alles wieder gut."
Sag mir lieber, wer und warum ich hier bin.
Verdammt, ich muss mich ihr auf irgendeine Weise verständlich machen. Meine Augen. Zwinkern! Aber natürlich!
Ach komm, streng dich an.. Mit den Augen zwinkern. Verdammt! Ich schaffs nicht!
Ich...

Wer ist denn das? Ist das Moritz? Nein, Moment ein Namensschild. Da steht...
"Schwester...Schwester Rosmarie." Was für ein Name! Als wäre ich in einem Kloster. Moritz? Woher kenne ich nur diesen Namen? Nach der Uhr zu urteilen ist es sieben Uhr. Wahrscheinlich morgens, nehme ich an, da es draussen noch dunkel ist. Es könnte aber auch ein Winterabend sein. Woher soll ich denn das wissen? Ich weiss ja nicht einmal, wie ich heisse, geschweige denn, wer ich bin.

"Moritz, Moritz!"
Wer ist sie? Ist sie "Moritz". Nein, sie sagt das zu mir. Ich bin Moritz. Ich muss mir das merken. Ich bin Moritz.
"Ahh, da bist du ja."
Ich höre eine andere Stimme.
"Herr Marcic. Zeit fürs Abendessen!"
Ich erinnere mich an sie. Rosemarie. Die andere Frau beobachtet alles ganz genau und streichelt ständig mein Gesicht. Moritz, wie sagte sie noch? Marcic? Moritz Marcic, das soll also ich sein. Der Name sagt mir nichts.
"Adieu.", sagt die andere Frau. Die Schwester geht.
"Adieu", hmmh, irgendetwas ist da.
"Frau Arwisch!", die Schwester von vorhin, "Könnten sie einen Moment in den Korridor kommen?"
Arwisch, Adieu. Claudine!
Ich erinnere mich:
Ich sitze im Büro und sie sitzt mir gegenüber. Wie immer in ihrer schmuddeligen Art. Sie riecht nach Zigaretten und nästelt in ihrer Handtasche nervös umher.
Ich frage sie, ob sie schon einmal in diesem Metier gearbeitet hätte. Sie verneint. Ich lächle und meine, es gebe nicht viel Arbeit hier.
Claudine. Ich kann sie tippen hören. Sie tippt sehr schnell. Sie ist fix, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so wirkt. Sie schreibt Briefe für mich. Denn ich hasse es, Briefe zu schreiben. Ich bin Moritz Marcic, das darf ich nicht vergessen. Doch was tue ich. Sie ist meine Sekretärin, als muss ich eine leitende Position inne haben.
"Die Phasen, wo seine Augen geöffnet sind häufen sich.", höre ich zurück in der Gegenwart eine männliche Stimme sagen, "Wir wissen aber nicht, inwieweit er auch geistig wirklich aufnahmefähig ist."

Weiss. Ich fühle nichts. Aber ich kann mich erinnern. Zumindest daran, dass ich mich nicht erinnern kann. An Claudine, an sie kann ich mich erinnern. Meine Claudine. Sogar sehr genau. Vielleicht ist sie ja der Schlüssel. Ich muss eine Erinnerung an sie finden, die mir hilft. Eine, die mir mehr Informationen über mich und meine Situation gibt.
Ich erinnere mich an das Anstellungsgespräch:
Ein kleines Büro. Die Wände sind vergilbt und es stinkt. Das soll mein Büro sein?
Ich erinnere mich, wie Claudine wütend auf mich ist. Warum? Es geht ums Fremdgehen. Bin ich fremd gegangen? Habe ich jemanden betrogen, vielleicht sie?
"Es ist nicht richtig.", sagt sie und ich meine, das sei nicht Teil unserer Aufgabe Urteile abzugeben. Sie schüttelt den Kopf und geht auf die Toilette. Ach, Claudine. Du bist zu moralisch für diesen Job. Für welchen Job denn?
Eine andere Erinnerung:
Sie küsst mich. Sind wir doch zusammen? Nein, es bleibt beim übestürzten Kuss auf meine Wange. Jetzt überreicht sie mir die Blumen. Ich habe ihr Gehalt erhöht. Dabei ist sie immer noch unterbezahlt. Ich liebe sie. Ja, ich spüre, dass ich das tue. Doch sie sieht einfach nicht gut aus. Nicht so, wie ich mir meine Zukünftige vorstelle. Die sieht eher so aus, wie die, welche jetzt gegenüber von mir und Claudine sitzt. Hier in meiner nächsten Erinenrung:
Die Frau weint. Sie sieht unglaublich gut aus. Claudine schreibt, während die Frau redet. Von ihrem toten Ehemann. Er habe sich umgebracht, aber sie glaubt das nicht. Ich stimme ihr zu und nenne ihr mein Gehalt. Sie stimmt zu und Claudine masst mich mit tadelndem Blick, so dass es die Frau aber nicht sieht. Ich glaube, ich habe mit der Frau geschlafen. Ich schätze, nach dieser Erinnerung, denn hier habe ich sie noch nicht gekannt. Als die Frau gegangen ist, schimpft Claudine mit mir. Sie meint, wir würden die arme, verwirrte Witwe ausnutzen. Natürlich tun wir das, weiss ich, denn ich glaube nicht an ein Verbrechen. Ebensowenig wie die Polizei und Claudine. Doch die Frau zahlt gut und will, dass wir uns darum kümmern. Ich bin, ich war Privatdetektiv!
Jetzt erinnere ich mich an diese gutaussehende Frau. Sabine Müllmann. Was für ein Name! Natürlich wurde ihr Mann nicht Opfer eines Verbrechens. Er hatte sich umgebracht, wohl aus Liebe zu ihr. Sie hatte ihn immer und immer wieder betrogen. Unter anderem auch mit mir. Aber mit mir erst nach seinem Tod. Diese Erinnerung gefällt mir. Ich koste sie noch etwas aus....

Es ist 10 Uhr 19 mittags. Die Sonne scheint. Ich weiss, wo ich bin. Zumindest in etwa. Eine Frau ist im Zimmer und wäscht meinen tauben Körper. Sie singt. Anscheinend heisst sie Rosemarie. Zumindest steht das auf ihrem Schild. Ob sie zum ersten Mal hier ist?
Sie deckt mich zu. Meint, ich hätte Besuch. Besuch ist gut. Glaube ich. Vielleicht komme ich so zu Informationen. Unter der Decke bin ich nackt, als sie raus geht. Sie hat wohl zuviel zu tun, um mich anzuziehen.
"Vielen Dank.", höre ich eine tiefe Männerstimme sagen.
Ein Mann mit grauen Haaren und grau-schwarzem Kinnbärtchen kommt an mein Bett. Er lächelt väterlich.
"Grüssgott Herr Marcic.", er klopft gegen meine taube Schulter. Ich rieche süsslichen Tabakgeruch an ihm.
"Ich bin Dr. Juve.", mein Arzt? Er trägt nicht einmal einen Kittel. Wobei das bei mir wohl nicht mehr nötig ist.
"Wie geht es ihnen?", fragt er und sein folgendes Lächeln kann ich nicht recht deuten. Lacht er mich etwa aus? Ich merke, dass meine Augen schwer werden. Ich muss aber wach bleiben. Er ist mein Arzt. Er will mich bestimmt über meinen Zustand informieren. Bleib wach, bleib wach, verdammt! Wie heiss ich nochmal??

Blut. "Ich bring euch alle um", steht in Blut an die Wand geschrieben. Wasser tropft. Das Pfeifen in meinen Ohren hat aufgehört. Das Wasser tropft weiterhin im Hintergrund. Eine Tür knirscht, doch ich starre nur weiterhin auf die Schrift. "Ich bringe euch alle um". Ich höre Schritte. Sie werden lauter. Drehe mich um. Ein Wesen ohne Gesicht steht mir gegenüber. Hebt seine Hand. Ein Messer!! Ich! Ich!

Das Zimmer ist dunkel. Doch meine Augen sind offen. Das weiss ich, da ich aus dem Fenster den Mond sehen kann. Meine Ohren pfeifen. Ich bin wach.

Ich höre ein metallernes Hämmern. Das Wetzen von Messern.
"Oh sie sind wach.", eine hohe quietschende Stimme begrüsst mich.
Jemand hält meine Arme. Ich kann sie fühlen.
"Nicht wehren.", sagt die quietschende Stimme und ich höre weiterhin das metallerne Hämmern, das sich plötzlich mit Schreien vermischt.
"Nicht wehren, es tut nicht weh."
Ich versuchte meine Arme zu befreien, strample mit den Beinen.
"NICHT WEHREN, SAGTE ICH!!!"
Ich schreie, ich habe eine tiefe Stimme. Gesichtslose Köpfe über merkwürdig proportionierten Körpern. Sie halten mich, schnallen mich an einer Barre fest.
"Nein!", schreie ich.
"Zu spät, Herr.....", zur quietschenden Stimme gesellt sich eine Gestalt. Dürres Gesicht. Verschmierter Lippenstift, weisses Gesicht. Darüber ziert eine graue Schwesternhaube mit gekleckstem roten Kreuz.
"Gleich ist es vorbei." quietscht sie, geht an mir vorbei, ich höre das Rollen von Rädern auf dem Fussboden. Die Neonröhren an der Decke bewegen sich an mir vorbei und dann mit einem Ruck -HALT
"Guten Tag; Herr....", ich höre die Messer wetzen. In schwarzer, rot beschmierter Gummischürze baut er sich vor mir auf. Er ......

"Mein Gott, siehst du scheisse aus!", ruft eine Männerstimme.
Meine Augen gehen abrupt auf und ich starre in das grinsende Gesicht eines muskulösen Blondschopfes. Es ist ein bemühtes Lächeln, was ich am Zittern seiner Mundwinkel erkenne.
"Leutnand Koller, meldet sich untertänigst."
Eine Salve von Erinnerungen übefällt mich:
Vorwiegend schöne. Daniel Koller. Ich sehe uns gemeinsam in Militäruniform und...und in Polizeiuniform. War ich Polizist? Ich höre ihn auf mich einreden. Er will nicht, dass ich den Dienst abbreche. Ich erinnere mich auch, wie er lacht, als ich ihm von meinen Plänen mit der Privatdetektei erzähle. Und dann sehe ich ihn mir mit ernster Mine einen Briefumschlag überreichen.
"Die hast du nicht von mir.", sagt er. Ich nicke und lächle ihm dankbar zu.
Im Büro öffne ich den Umschlag. Fünf Fotos in Schwarz-weiss ziehe ich heraus. Grosse Abzüge. Oh mein Gott!
Jemand liegt in einer blutgetränkten Badewanne. Kahler Schädel. Doch es ist eine Frau. Man sieht ihre kleinen Brüste. Zwischen ihnen beginnt die Schneise die nach unten bis zu ihrem Becken gezogen ist. Ein riesiger Schnitt. Blut und Fleisch quellen hervor. Aus zwei verschiedenen Blickwinkeln ist dieses Motiv abgelichtet. Die anderen zwei Fotos zeigen einen Mann am Boden. Sein Kopf ist nur noch zur Hälfte vorhanden. Während das eine der Fotos sich vor allem seinem zerfetzten Schädel widmet, wurde das andere aus Distanz aufgenommen. Unter anderem sieht man eine Schrotflinte am Boden bei seinem Körper liegen.
Eine weitere Erinnerung:
Claudine. Sie ist kreidebleich und meint heiser, in besorgter Stimme: "Moritz, das ist nichts für uns." Ich wiederspreche ihr.
Inzwischen ist Daniels Mine in der Gegenwart ernst geworden. Er hat sich mit einem Stuhl zu mir ans Bett gesetzt.
"Was ist da nur passiert, Mann?", meint er, "hmmh, willst du es mir nicht sagen? Du bist ein lebendiges Rätsel." Wem sagst du das, wem sagst du das?
Sie wissen also nicht, warum ich hier bin. Oder was genau vorgefallen ist. Doch, verdammt! Ihr müsst doch ein bisschen mehr wissen als ich! Sagt es mir!
"Claudine geht's nicht gut, weißt du. Verdammt, du musst gesund werden! Wenn da auch nur noch ein bisschen Leben drin steckt.", er hämmert mit seinem linken Zeigefinger gegen meine Brust, "dann zeig dich. Sie geht sonst kaputt, Mann. Und ich weiss, sie bedeutet dir viel. Dieser Doktor Juve ist ein komischer Kerl. Ich weiss nicht, was ich von seiner Geschichte halten soll. Ich meine, ich kenn dich doch, du bist, verdammt, du bist doch kein...." Was? Was?! Was bin ich nicht, verdammt? Sags schon! WAS!!???
Daniel sitzt zusammengekrümmt da und ist verstummt.

Ich bin wach, meine Augen aber geschlossen. Ich kann sie nicht öffnen. Erst jetzt höre ich, dass jemand hier ist.
"Die Schäden sind nicht ganz so schlimm, wie zuerst angenommen.", höre ich eine Männerstimme sagen und ein Gemurmel von mehreren Personen setzt ein.
"Doch wie gross der Hirnschaden genau ist, können wir nicht mit Sicherheit feststellen."
"Das heisst, er könnte wieder zu sich kommen und sich bewegen?"
"Wer weiss, Herr Ollmann, wer weiss?"
"Wie sieht es mit der Behandlung in der Klinik aus?"
"Ja, ist der Psychiatrieaufenthalt dafür verantwortlich?" Psychiatrieaufenthalt? Welcher Psychiatrieaufenthalt?
"Meine Herren!", meldet sich die erste Stimme wieder zu Wort, "das liegt nicht in unserem Aufgabenbereich. Wir müssen mit dem arbeiten, was wir bekommen. Machen sie jetzt bitte ihre Notizen. Schliessen sie ab, so dass wir weitergehen können."
Gemurmel folgt, Schritte entfernen sich und die Tür geht zu. Psychiatrieaufenthalt? Bin oder war ich verrückt?

Es ist dunkel in meinem Zimmer. Von draussen stürmt und regnet es gegen das Fenster meines Zimmers. In meinen Ohren klingt weiterhin das Pfeifen.
Ich bin nichts. Existiere nicht. Und das für die nächsten Jahrzehnte? Nein! Ich muss kämpfen! Denke nach, denke nach, wie immer du auch heissen magst.
Ich habe bisher zwei Schlüssel zu meinem Kopf gefunden. Claudine und....und Mo..Daniel Koller. Ich muss die Erinnerungen durchforsten. Sie sind der Schlüssel. Und mein Name ist übrigens Marcec, Moritz Marcec.
Ich erinnere mich, wie ich Claudine, die Hand gebe und sie mich stattdessen küsst. Ich trage eine Reisetasche. Wir verabschieden uns und sie macht sich Sorgen.
Ich erinnere mich, wie ich mit Daniel und meinen Eltern zu Abend esse. Wir sind beide jung -Jugendliche. Daniel versteht sich prächtig mit meinen Eltern und ich erinnere mich, wie häufig er für mich schon meinen Schlamassel bei meinen Eltern ausbaden musste. Er konnte sie problemlos um den Finger wickeln, dank ihm entging ich so vielen Strafen und Massregelungen.
Ich erinnere mich, wie Claudine heiratet. Einen Kerl mit langen Haaren und Ziegenbärtchen. Karl hiess er und ich erinnere mich, wie ich mich mit ihm geprügelt habe. Oh Gott, ich habe ihn fast umgebracht. Er blutete wie ein Schwein, als ich mit ihm fertig war. Jetzt erinnere mich, wie eines Nachts Claudine an meiner Wohnungstür klingelte. Ich öffne, sie steht verweint davor. Klitschnass vom andauernden Regen. Als sie aufsieht, erkenne ich ihr geschwollenes Gesicht. Beide Augen sind blau und ihre Arme sind aufgeschürft, das war einige Zeit vor der Schlägerei zwischen mir und Karl. Er hat sie misshandelt und sie ist noch drei Mal zu ihm zurückgegangen.
In meiner nächsten Erinnerung rede ich mit Claudine durch ein Telefon. Ich stehe in einem langen Korridor. Ich trage meinen Traininingsanzug. Eine dicke Italienerin beobachtet mich streng. Ich erzähle Claudine von meiner letzten Woche. Die Italienerin heisst Jeannette. Eine neue Erinnerung!
Ich erinnere mich plötzlich, wie ich einen Kellergang entlangrenne. Ich höre Jeannettes Stimme von weiter hinten. Sie und jemand anderes suchen nach mir. Ich renne das kellerartige, düstere Gewölbe entlang. Als ich sie näher kommen höre, öffne ich die eine von vielen Zimmertüren und finde mich in einem schäbigen Raum wieder. Alle Wände sind aus Felssteinen zusammengekachelt. Es riecht hier feucht. Die Wände sind beschmiert, mit...mit..mit Blut! Ich höre die Stimme eines Mannes und stelle mich hinter die Tür, die langsam in meine Richtung aufgeht und kurz vor mir zu stehen kommt. Dann geht die Tür zu. Die Schritte gehen weiter. Kurz darauf öffne ich die Tür und renne den Weg zurück bis zu einer Leiter, die ich hoch klettere -puh nochmal gut gegangen, denke ich.
Die Erinnerung verschwimmt. Ich muss mich konzentrieren. Den Faden neu aufnehmen. Jetzt erinnere ich mich an eine Szene mit Daniel.
"Unschöne Geschichte.", sagt er, "Der Typ hat erst seine Frau niedergeschlagen, ihr den Kopf mit einem Messer geschoren -die halbe Kopfhaut gleich mit- und ihr danach in der Badewanne den Bauch aufgeschnitten und in ihr rumgewühlt, als suche er nach was. Danach ist er in die Küche gegangen, wo er die Schrotflinte bereits hingelegt hatte und schoss sich in den Mund."
Ich frage ihn, warum.
Daniel sieht mich mit verächtlichem Blick an. "Glaubst du, das hätten wir uns nicht auch gefragt? Was denkst du eigentlich? Wer weiss das schon? Wie willst du so ein Verbrechen erklären?"
Seine Schwester auf alle Fälle will eine gute Erklärung, antworte ich ernst.
"Na dann viel Spass!"
Daniel war wütend und so gingen wir an diesem Nachmittag auseinander.
Jetzt erinnere ich mich, wie wir uns sturzbetrunken zurück aufs Militärgelände schleichen, wir sind Rekruten.
Ich beginne wieder bei Claudine nach Erinnerungen zu suchen und werde fündig:
Es ist Nacht. Sie steht in meiner Wohnung. Ich bin nur in eine Unterhose gehüllt. Überall in meiner Wohnung hängen Bilder der toten, kahlschädligen Frau und dem Mann mit dem zerplatzten Kopf. Claudine sieht mich besorgt an.
"Was ist es?", fragt sie und ich antworte ihr, dass ich eine Erklärung finden müsse. Ich erinnere mich, wie ich stundenlang über diesen Bilder gesessen habe. Ich habe mit allen möglichen Leuten geredet, um heraus zu finden, warum Herbert Braunschweig, so hiess der Mann, das gemacht hat. Doch ich fand einfach keine Antwort. In dieser Nacht stand plötzlich Claudine an der Tür. Ich hatte mich seit Tagen weder im Büro blicken lassen, noch auf ihre Anrufe reagiert.
Ich hatte nur noch eine Chance zu einer Antwort zu kommen -nur noch eine.......

Ich bin wach. Es ist 11 Uhr 10 und ich kann mich erinnern! Und zumindest an die Fragmente, die sich mir bisher hier auf diesem Bett in diesem Zimmer erschlossen haben. Ist das ein Fortschritt?
Ich höre plötzlich einen Staubsauger. Ein junger Mann saugt mein Zimmer. Er würdigt mich keines Blickes. Mein Gott, ist das skurril. Er saugt und saugt. Kommt und verschwindet aus meinem Blickfeld. Nur das Pfeifen in meinen Ohren ist lauter als das Staubsaugergeräusch.
Jetzt schaltet er den Sauger aus. Ich höre ein Klopfen an der Tür. Er verschwindet. Ich höre eine Stimme. Claudine! Sie kommt rein. Lächelt mich an und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Du bist wach.", verkündet sie begeistert, während der Mann mit dem Staubsauger das Zimmer verlässt.
"Ich glaube fest daran, dass du mich wahrnimmst.", sagt sie, "Ich seh doch, wie sich deine Augen bewegen."
Du bist toll, Claudine, weiter so!
"Nina Braunschweig lässt dich übrigens grüssen. Sie bedauert alles zutiefst."
Nina Braunschweig. Eine neue Erinnerung:
Ich bin im Büro. Eine Frau mit roten, kurzen Haaren sitzt mir gegenüber am Tisch. Ihre Wimperntusche ist von Tränen zerlaufen. Sie erzählt von ihrem Bruder, der sich getötet hat, jedoch erst nachdem er seine Frau brutal ermordet und verstümmelt hatte.
Sie könne es nicht verstehen, sagt sie und er sei ein guter, ruhiger Mensch gewesen. Er hatte immer an Depressionen gelitten, teils sehr starken und sei erst vor zwei-einhalb Monaten aus einem längeren Klinikaufenthalt zurückgekommen. Sie will, dass ich mehr herausfinde. Warum hat er dieses schreckliche Verbrechen begangen?
Ich erinnere mich an Gespräche. Mit so vielen Leuten habe ich geredet. Bekannte, Freunde, Kollegen von ihrem Bruder. Niemand konnte mir hilfreiches Verraten.
Warum also hat Herbert Braunschweig das getan? Was ist passiert? Wird man einfach so zur Killermaschine?

Ich befinde mich in einem kleinen, engen Raum. Die Wände sind rötlich gefärbt. Im Zentrum des Bodens ist ein tiefschwarzes Loch. Erst bei näherem Betrachten erkenne ich, dass eine Leiter aus Metall in das Loch hinabführt. Wie ich mich mit dem Kopf dem Loch nähere, höre ich plötzlich eine Stimme, die nach mir ruft.
"Hallo! Können sie mich hören?"
Ich antworte, ja.
"Helfen sie mir! Kommen sie runter, ich brauche ihre Hilfe."
Ich greife nach den seitlichen Metallstangen und setze meinen linken Fuss auf die erste Sprosse. Das Aufsetzen meines Schuhs auf dem Metall gibt ein schallendes Geräusch von sich, welches mich die nächsten Schritte über weiter begleitet. Ich tapse hinab. Schritt für Schritt immer weiter.
"Hallo!", ruft die Stimme, "Helfen sie mir!"
Ich rufe zurück, ich sei unterwegs. Doch sehe ich nach unten, ist da nur schwarz. Wie ein Fleck. Nichts anderes auszumachen. Die Stimme drängt mich, schneller zu machen. Wirkt nervös und ängstlich.
"Beeilen sie sich!"
Doch es kommt kein Ende. Ich steige weiter und weiter hinab, ohne an einen Boden zu gelangen. Plötzlich eine Erschütterung!! Die Treppe wackelt! Ich halte mich krampfhaft fest.
"Was ist?", ruft die Stimme.
Ich antworte nicht, sondern halte mich immer noch verkrampft fest, während die Leiter weiter wackelt und vibriert. Eine weitere Erschütterung!
"Kommen sie!", ruft die Stimme und in diesem Moment gibt die Leiter nach und ich falle.
Ich wache auf einem Steinboden auf. Hier war ich schon mal. Der kellerartige Korridor. Die Türen an beiden Seiten. Ich gehe den steinigen Korridor entlang. Der feuchte Geschmack kitzelt mir in der Nase. Die Türen auf beiden Seiten beginnen sich zu bewegen. Gehen auf und schlagen wieder zu, immer wieder von neuem.
Ich kann so kurze Blicke in die Räume werfen. Männer, ohne Haare, mit wunder Kopfhaut in Zwangsjacken. Männer an ihr stählernes Bett gefesselt. Einer ist an das Bett angekettet. Er ruckelt mit seinem Körper so stark, dass die Metallbeine des Bettes laute, quietschende Geräusche von sich geben.
Das Knallen der Türen erklingt in immer schneller werdendem Rythmus, die Männer und Frauen in den Räumen beginnen zu schreien. Ich gehe schneller, suche nach einem Ausgang, gehe und gehe und gehe und gehe, springe, laufe, renne......

Ich öffne die Augen und sehe ein grelles Licht.
"Guten Morgen.", sagt eine Männerstimme.
Das Licht erlischt. Ein Mann mit kurzen Haaren, kleiner Brille und in weissem Kittel sieht mir ins Gesicht. Er hält eine kleine Taschenlampe in der Hand.
"Folgen sie bitte mit den Augen dem Licht."
Ich folge ihm. Meine Augen folgen mir ohne Wiederstand.
Als das Licht ausgeht, macht er sich Notizen.
"Das ist ein gutes Zeichen. Gutes Zeichen.", murmelt er und geht.

"willkommen."
Ich sehe in das Gesicht einer wunderschönen, jungen Frau. Ihr feines Gesicht erinnert mich an eine Fee. Ihre grossen Augen leuchten mich an und ihr breiter, lächelnder Mund bewegt sich anmutig, als sie sagt: "Sie brauchen sich nicht zu sorgen, sie sind in guten Händen."
Ich spüre eine warme, sanfte Handfläche an meiner rechten Wange. Sie streichelt mich. Als sie ihren Kopf etwas bewegt, fallen einige ihrer langen, braunen Haare in mein Gesicht. Ich rieche den Duft von Blumen.
"Haben sie keine Angst.", flüstert sie und plötzlich rammt sie mir ein hartes Stück Gummi in den Mund!! Ich kann nicht mehr atmen, spüre wie ein Riemen um meine Stirn geschnallt wird. Ich versuche mich zu bewegen, aber bereits bin ich festgebunden.
"Keine Angst", wiederholt die Stimme und ich spüre, wie etwas gegen meine Stirnseiten gedrückt wird. Dann ein surrendes Geräusch.
"Volle Voltzahl.", sagt eine Stimme und dann Schmerzen! Schmerzen von unendlicher Wucht! Mein Körper kämpft, bäumt sich auf. Feuer breitet sich in mir aus. Die Nerven schwillen an, die Knochen scheinen zu zerbröseln. Ich wünschte mir tot zu sein.

Wo bin ich? Natürlich, im Krankenhaus. Ich glaube zu zittern. Doch ich sehe, dass sich mein Körper nicht bewegt. Ich spüre Angst. Kranke Bilder jagen durch meinen Kopf. Werde ich verrückt?! Bin ich bereits verrückt?! Ich habe das Gefühl mich beeilen zu müssen, da ich sonst meinen Verstand gänzlich verlieren werde.
Was haben all diese Bilder zu bedeuten? Träumte ich! Es war zu real, zu real!!
Ich muss Erinnerungen finden, die mir weiterhelfen.
Bin ich verrückt? Was ist mit der Psychiatrie. Wenn ich in der Psychiatrie war, muss es irgendwelche Erinnerungen geben. Denke nach! Denke nach!
Tatsächlich! Ich glaube, ich habe eine Erinnerung gefunden:
Daniels Stimme. Ich telefoniere. Ich trage meinen Trainingsanzug. Eine Frau beobachtet mich. Eine Schwester. Also rede ich leise. Daniel ist am anderen Ende.
"Du bist wo?", fragt er stürmisch.
"In der Klinik."
"In der selben wie er."
"Genau."
"Was soll der Quatsch. Diese Klinik hat einen super Ruf, sie..."
"Das glaube ich ja alles.", sage ich.
"Und was soll das denn?"
"Sie erlauben niemandem von aussen, die Patienten zu besuchen. Ich hoffte, dass jemand hier mir etwas Aufschlussreiches über Herbert Braunschweig sagen könnte."
"Und?"
"Na ja, eigentlich ist nichts Brauchbares dabei rausgekommen."
"Na dann, brich jetzt die Sache ab."
"Noch nicht."
"Wieso, was soll das?", Daniels Stimme ist erregt.
"Irgendwas stimmt hier nicht. Irgendetwas ist komisch. Als obs hier ein Geheimnis gebe."
Die Erinnerung bricht ab. Mir ist übel und ich bin müde. Meine Augen fallen zu....

Wie immer ist als erstes alles weiss. Dr. Juve ist wieder da. Er sitzt gegenüber von mir. Er wirft mir sein väterliches Lächeln zu.
"Ich wollte gleich gehen. Schön sie doch noch wach zu sehen.", sagt er.
Jetzt erinnere ich mich an ihn. Kein Kittel. Er sitzt wie ein Besucher da. Er ist ein Besucher. Dr. Juve ist nicht mein Arzt hier. Er war der leitende Arzt in der Psychiatrie.
Ich kann mich an das Eintretungsgespräch erinnern. Auch damals hatte er dieses, sein väterliches Lächeln aufgesetzt.
Ich erinnere mich auch an eine weiteres Gespräch mit ihm. Er sieht mich ernster an. Fast massregelnd. Ich muss etwas getan haben, kann mich aber nicht genau erinnern. Er stellt mir Fragen. Ich kann mich nicht genau erinnern. Ich erinnere mich, nervös gewesen zu sein. Suche nach Ausreden. Erklärungen für mein Verhalten. Ich stehe unter Druck. Dr. Juve beobachtet mich genau, als versuche er mich zu durchschauen.
Die Erinnerung bricht ab und ich sehe wieder das väterliche Lächeln, des Dr. Juves in der Gegenwart, bis meine Augen wieder zufallen.

Ich bin wieder im Keller. Ich will hier nicht sein! In einem der Räume eingesperrt. Der feuchte Geruch ist immerwährend. Ich spüre schreckliche Schmerzen. Oh Gott! Meine Hände sind durchstochen, ebenso meine Füsse. Fäden sind durch die Haut gezogen und führen gespannt zur Decke hoch. Plötzlich zieht der eine an! Mein rechter Arm springt nach oben. Ich bin eine Marionette!
Blut läuft aus den Öffnungen, in denen die Fäden stecken. Unglaubliche Schmerzen!
Der eine Faden zieht an, dann der nächste. Ich mache zwei Schritte nach vorne. Bis ganz nahe an die eine Wand heran. Erst jetzt sehe ich das Messer vor mir am Boden, daneben ein Pinsel liegen.
Ein Faden zieht! Mein rechter Arm bewegt sich! Ohne es verhindern zu können, greife ich nach dem Messer. Der Stahl funkelt. Geführt von den Fäden bewege ich die Klinge an meinen Brust. NEIN!! Schreie ich, "NEIN", doch es ist zu spät.
Die Spitze der Klinge sticht in mein Fleisch und zieht eine zehn Zentimeter lange Schneise nach sich. Blut quillt hervor.
Ein Faden zieht!
Meine linke Hand greift nach dem Pinsel und Tünkt ihn im Blut der Wunde. Ich beginne zu malen. Schreibe Worte aus Blut.
"HELFT MIR BITTE LASST MICH FREI HELFT MIR BITTE HILFE"
Die Fäden lockern sich, fallen plötzlich von oben herab. Ich bin frei!!
Schnell wende ich mich um. Suche nach einer Tür. Erst jetzt bemerke ich, dass keine Tür existiert. Jedoch im Zentrum des Raumes ist etwas.
Eine Waffe!
"Eine Kugel.", höre ich eine Stimme sagen, "eine Kugel. Du kannst dich selber befeien."

Ich bin wach! Oh Gott, bitte ich will nicht mehr. Mein Körper ist verschwitzt und verkrampft. Meine Hände haben sich in die Bettdecke gekrallt. Ich....
Meine Hände?! Ich war das! Ich habe mich bewegt! Das gibt's nicht, ich, ICH habe mich bewegt!! Ha Ha!
Doch jetzt sind sie noch immer unverändert in die Bettdecke gekrallt und ich schaffe es nicht, etwas daran zu verändern. Doch ich habe. Ich muss es getan haben. Es ist ein Anfang. Das müssen selbst die anderen erkennen.
Kommt alle her!! Und seht euch das an!

Die beiden Ärzte begutachten mich gespannt. Man bewegt mich. Meine Glieder.
"Sehr interessant.", sagt hin und wieder jemand und macht Notizen. Sagt mir doch bitte, was ich davon halten soll! Redet mit mir!
Niemand redet mit mir. Bald liege ich wieder alleine da und sie sind still murmelnd wieder verschwunden.
"Sehr interessant.", war alles, was ich mitbekommen habe.
Langsam glaube ich, dass ich hier in dieser Stellung verrecken werde. Wobei ich erst noch meinen Verstand verlieren werde. Oder das, was davon übrig ist.
Mir bleibt nichts weiter, als mich nochmal mit meinen Erinnerungen zu beschäftigen. Diesen tiefvergrabenen Kistchen. Die ich erst mit Mühe ausgraben und irgendwie öffnen muss.
Doch es geht immer besser:
Wieder bin ich in der Klinik in meinem Trainingsanzung. Aber an einem anderen Telefon. Ich glaube, ich stehe in einem Büro. Natürlich, ich habe mich reingeschlichen. Ich telefoniere mit Claudine.
"Und hast du die Pläne?", frage ich.
"Ja."
"Also, was ist mit dieser untersten Etage. Dem Knopf im Fahrstuhl, der nicht funktioniert?"
"Nun, es gibt tatsächlich eine Etage. Aber, eigentlich dürfte sie nicht mehr in Betrieb sein. Das ist alles. Und mit dem Fahrstuhl dürfte sie gar nicht erreichbar sein."
Die Erinnerung verschwimmt und weicht einer weiteren:
Es ist Nacht. Ich schleiche mich durch das Psychiatriegebäude in meinem Trainingsanzug und meinen Sandalen. Ich halte in meiner Hand einen Schlüssel. Ich muss ihn gestohlen haben. Den Korridor gehe ich entlang. Starre nach vorne zu meinem Ziel dem Fahrstuhl. Ich erreiche ihn unbemerkt, drücke den Knopf. Die Türen öffnen sich und ich trete ein. Es gibt vier leuchtende Knöpfe darin, die für die vier Etagen stehen. Doch da ist noch ein fünfter. Einer der nicht leuchtet. Ich drücke ihn, bin aber nicht überrascht, als nichts passiert.
Als nächstes wähle ich die Taste für das Erdgeschoss. Der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung und kommt mit einem heftigen Ruckeln zum Stillstand, als wir das EG erreicht haben.
Erneut drücke ich den geheimnisvollen Knopf und wieder passiert nichts. Dann sehe ich meine gestohlenen Schlüssel an. Wofür habe ich sie gestohlen?
Suchend sehe ich mich im Fahrstuhl um. Dann erkenne ich endlich etwas. Der Boden! Ist da etwa eine Tür! Ein Schloss! Ich knie mich hin und tatsächlich ist da eine schlossartige Öffnung. Ich schiebe den Schlüssel ein, drehe in um und kann jetzt eine Klappe öffnen. Ein dunkles Loch gibt sich vor mir frei.
Ich stehe eilig auf, gehe zu den Knöpfen und betätige den einen geheimnisvollen. Etwas ertönt. Ich sehe mich um. Eine Leiter ist plötzlich aufgetaucht. Sie führt hinab ins Dunkel. Ich freue mich. Fühle mich clever und überlegen. Ich erklimme die ersten Sprossen der Leiter. Metallernes Tapsen ist zu hören. Es sind 25 Stufen, ich zähle sie, bis ich unten bin. Es ist dunkel, ich spüre aber, dass der Boden unter meinen Füssen hart und uneben ist. Feuchtigkeit dringt in meine Nase. Mit der rechten Hand taste ich nach einem Lichtschalter. Fündig geworden, drücke ich ihn. Ein Surren, klicken und knackernd geht ein flackerndes Licht an.
Ich bin in einem kellerartigen Korridor gelandet. Die rechte und linke Seite entlang sind Zimmer, durch schwere Metalltüren geschlossen. Gefängnisse, Bunker, Isolierzimmer, Bestrafungskammern, tausend verschiedene Wörter schiessen mir durch den Kopf. Zögerlich gehe ich den Korridor entlang. Bis zum Ende. An der letzten Tür ist ein altes verrostetes Schild angebracht. Kaum noch zu lesen steht: "Schwesternzimmer." darauf. Ich öffne die Tür. Ein alter morscher Schreibtisch steht schräg im Raum. Die eine Seite ist zusammengebrochen. Alte vergilbte Bilder hängen an der Wand. Und neben der Tür, wo ich jetzt stehe, stosse ich auf einen Aktenschrank. Ich öffne ihn. Die Akten darin wirken nicht alt. Ohne zu überlegen ziehe ich eine aus der Ablage und schlage sie auf:
"Ibrahim Konstanz: Panikattacken. Tests werden fortgeführt. Elektroschocks, Medikamentenverabreichung. Unter strengster Beobachtung. Wahnzustände, Halluzinationen scheinen unter Kontrolle. Möglicherweise Trieb geweckt. Mit Tests fortfahren. Hat sich selbst angefangen zu verstümmeln. Mit Tests fortfahren. Er wirkt aphatisch. Nicht mehr ansprechbar. Reagiert auf nichts. Mit Tests fortfahren. Hat sich umgebracht. Tests abschliessen."
Ich schlage die Akte zu. Lege sie zurück. Sehe die Namen durch. Es sind so viele. Dann höre ich etwas. Ich verlasse das Büro, gehe zurück zur Leiter. Tatsächlich. Ich höre eine Stimme.
"Er ist nirgends auf zu finden. Zur Sicherheit sollten wir unten nachsehen.", sagt die Stimme von Schwester Milliger.
"Na gut, gehen sie.", antwortet Juve.
Ich laufe wieder in den Korridor. Sie haben mein Verschwinden bemerkt! Sie suchen mich! Panik steigt in mir auf. Ich höre das Tapsen auf den Metallsprossen. Ich muss mich verstecken! Rasch laufe ich etwas weiter, versuche eine beliebige Tür zu öffnen. Verschlossen, verschlossen, verschlossen, offen!!
Ich schliesse schnell die Tür hinter mir wieder zu, als ich im Raum bin. Erst jetzt sehe ich mich um. Eine Zwangsjacke liegt am Boden. Hinten steht ein Bett aus Metall. Lederriemen hängen zur Seite hinab. In der Ecke daneben ein Rolltisch, der abgedeckt ist. Ich nähere mich ihm. Ziehe das weisse Tuch weg. Ein alter Apparat kommt zum Vorschein. Ich weiss, wofür er ist. Elektroschocks. Daneben ein Set von Messern und Skalpellen.
Ich höre Schritte von aussen. Eine Stimme folgt.
"Herr Marcic. Sind sie hier? Kommen sie bitte raus, wir machen uns Sorgen!"
rasch decke ich alles wieder zu. Die Schritte verstummen. Ich stehe neben die Tür. Tatsächlich die Türklinke wird umgelegt, die Tür öffnet sich. Ich bin hinter ihr versteckt. Einen Moment lang ist Ruhe, dann die Stimme: "Hier ist er nicht!"
Die Tür geht wieder zu.
Ich warte einen Moment. Höre, wie die Schritte weiter gehen und vorsichtig öffne ich wieder die Tür. Sehe mich um. Die Schwester ist am anderen Ende des Korridors. Schnell renne ich zur Treppe zurück und steige hoch.
Die Erinnerung verschwimmt wieder. Eine neue folgt:
Ich sitze im Büro von Juve. Er will wissen, wo ich war. Er verhört mich.
Neue Erinnerung:
Ich liege im Bett. Nehme mir vor, morgen Claudine über meinen Fund zu informieren. Ich schliesse die Augen. Plötzlich sticht etwas, ich öffne die Augen. Sehe Pfleger Pierre. Er zieht eine Spritze aus meinem Arm....

Ich wache wieder auf. Wie immer weiss. Die Uhr ist an der Wand. Ich kann mich immer noch nicht bewegen, aber....Ich starre auf meine Arme. Sie sind nicht da! Meine Beine, sie sind nicht da! Anstelle von ihnen nur vier eingebundene Stumpfe. Was ist passiert? Gott, was??
Ich schreie, so laut ich kann.
Dieser Horror muss aufhören. Bestimmt schlafe schlafe ich nur.
Immer wieder fällt mein Blick auf die leeren Stellen, wo meine Arme und Beine sein müssten. Bitte nicht!
"Oh sie sind wach.", sagt die Schwester, die jetzt an mein Bett kommt. Ich kenne sie nicht, "wie gefällt es ihnen?"
Sie hebt ihre Hände. In jeder Hand ein grosses Küchenmesser. Blut tropft von den Klingen. Sie trägt schwarze Gummihandschuhe, die ebenfalls blutverschmiert sind.
Sie lächelt mich an. Ich zittere.
"wo setze wir als nächstes an?", fragt sie und untersucht mit ihren Augen den Rest meines Körpers.
"wie wärs mit dem Kopf?", sagt sie und legt die Klinge an meinem Hals an.
Ich bin wach! Wach! Wach! Wach!
Ich stehe in einem Raum. Ein Packchen liegt vor mir am Boden. Ich nehme es auf. Öffne es. Eine Waffe kommt zum Vorschein. Eine Pistole.
"In der Trommel befindet sich eine Kugel.", erschrocken drehe ich mich mit der Waffe in der Hand um und starre in Dr. Juves verständnisvoll lächelndes Gesicht.
"Was soll ich damit?"
"Nun, Herr Marcic, wollen sie diesem Alptraum entkommen? Denn, es ist nur ein Traum. Die Frage ist nur, wie wachen sie auf."
Ich starre auf die Pistole in meiner Hand.
"Sind sie bereit aufzuwachen oder nicht?"
"Vielleicht bin ich aber auch wach.", antworte ich ihm, hebe die Waffe an und ziele auf ihn, "Sie wollen mich fertig machen. Wegen dem, was ich weiss."
Juve lächelt.
"Schiessen sie ruhig.", sagt er und tippt mit Zeigefinger auf seine Stirn, "dann werde ich möglicherweise verschwinden. Doch wie gesagt, ich bin nur eine Traumgestalt. Ihre Erfindung. Schiessen sie und sie werden vielleicht nie mehr aufwachen."
Was soll ich tun? Ich halt das nicht mehr aus! Diese Qualen! Lieber Gott, was soll ich nur tun??!!
Er hat Recht. Das kann alles nur ein Traum sein. Ich lege den Lauf der Waffe an meine Stirn. Es ist vorbei. Ich will aufwachen, ich will aufwachen, ich will......

Ich bin wach! In meinem Zimmer. Weisse Wände, Tisch, Uhr. Das Pfeifen in den Ohren und ich kann mich immer noch nicht bewegen. Die Uhr gibt 12 Uhr an, draussen ist es dunkel. Und dann...
"Herr Marcic, sie sind wach.", Dr. Juve ist hier. Er kommt in mein Blickfeld. Seine Haare kleben vor Schweiss an seiner Stirn.
"ich habe gehört, sie machen Fortschritte.", sagt er und schüttelt seinen Kopf, "das ist schade, wirklich schade."
In seinen Händen hält er ein Kissen.
"Ich wollte nicht, dass es soweit kommt. Doch ich kann nicht zulassen, dass sie zu sich kommen und alles erzählen. Ich muss es schützen."
Er setzt sich neben mich und streicht mit einer Hand über meiner Stirn.
"Verstehen sie doch, Herr Marcic, was wir tun, ist von Bedeutung. Amokläufe, verrückte Mörder noch und nöcher. Die Menschen verlieren den Verstand. Sie sind lebende, tickende Zeitbomben geworden. Vater tötet Frau und Kinder. Ich will dahinter kommen. Es verstehen. Doch dafür muss ich experimentieren. An der menschlichen Psyche Tests machen."
Es war kein Traum. Ich habe mich erschossen. Darum liege ich hier. Juve, du Monster!!
"ich muss diese Dinge schützen, Herr Marcic."
Juve steht auf. Was hat er vor? Nein! Bitte nicht!
Er hebt das Kissen. Nein! Ich will nicht! Nein!
Dunkel. Er hat es auf mein Gesicht gelegt. Hallo! Hilfe!
Ich muss schreien! Mich wehren!
Oh Gott, er drückt zu! Nein! Ich kriege keine Luft mehr! Hören sie auf! Nein! Ich muss mich wehren! Es geht nicht! Helft mir doch! Helft mir!!
Meine Augen schliessen sich. Ich muss sie wieder öffnen, schnell, schnell!
Das Kissen drückt gegen mein Gesicht, ich ersticke. Claudine, Daniel, Schwester Rosemarie!! Hilfe!!!
"Gehen sie weg von ihm!", eine Männerstimme.
Ich höre Getobe. Der Druck lässt von meinem Gesicht ab. Ich höre ein Durcheinander, Schreie. Ruhig. Schritte nähern sich mir. Das Kissen verschwindet von meinem Gesicht. Und ich sehe in die weitaufgerissenen, staunenden Augen Schwester Rosemaries. Ihr Mund ist weitgeöffnet.
"Hat er??", fragt eine Männerstimme.
Sie nickt. Jetzt erst erkenne ich all die Pfleger und Pflegerinnen, die um mich herumstehen und mich anstarren. Juve wird von einem grossen, kräftigen Kerl hochgezerrt.
"Sie verstehen nicht,", stottert er, "ich kann alles erklären."
Meine rechte Hand hält den Klingelknopf umschlungen, ich glaube zu lächeln, nein, ich spüre, dass ich lächle...

 

Hallo Jismail,

bin gerade mit deiner Story durch.

Eigentlich fand ich sie nicht schlecht. Das Thema ist zwar nicht sonderlich originell, aber da mir auch eher selten etwas neues einfällt, sollte ich DAS nicht kritisieren ;)

Spannend war sie auf jeden Fall, allerdings hätte ich sie nicht in diese Kategorie gestellt, eher nach "Spannung/Krimi".

Einige Sachen haben mir aber nicht gefallen:

Es dauert ziemlich lange, bis etwas passiert. Du wiederholst dich sehr oft, aber das ist eigentlich nicht nötig, der Leser weiß schon nach den ersten zwei Absätzen, das dein Prot. im Krankenhaus liegt, gelähmt ist und Amnesie hat.


Du wechselst hin und wieder die Zeit. Mal erzählst du in der Gegenwarts-, dann wieder in der Vergangenheitsform. Das solltest du noch mal durchgehen.


Ich kann nichts sehen. Nur weiss, als wäre ich tot

1. weiß
Mir ist aufgefallen, dass du generell alles mit "ss" schreibst. Hast du keine "ß"-Taste (Schweizer?)? Doppelt-S wird nur nach kurzem Vokal, also wie bei "vergessen", "müssen", etc. geschrieben. Nach langem Vokal kommt ein "ß".

2. Ausdruck
Sieht man generell nur weiß, wenn man tot ist? Mir fehlt da der Zusammenhang.

Es ist 17 Minuten nach 5 Uhr.

Am Anfang hast du viele dieser sehr genauen Zeitangaben gebracht. Das hört dann sehr bald auf und hat eigentlich auch keine Bedeutung für die Erzählung. Ich nehme an, du wolltest damit verdeutlichen, dass Zeit vergeht, dein Prot. kein Gedächtnis mehr hat und alles wie im Delirium wahr nimmt.
Dazu braucht es aber keine so genauen Minutenangaben.

Meine Füsse sind nicht eingegibst.

Füße
eingegipst

"Es kommt bestimmt alles wieder gut."

Es wird bestimmt alles wieder gut.

"Die Phasen, wo seine Augen geöffnet sind häufen sich.", höre ich zurück in der Gegenwart eine männliche Stimme sagen, "Wir wissen aber nicht,

Die Phase, in denen seine Augen geöffnet sind, häufen sich", höre ich, zurück in der Gegenwart, eine männliche Stimme sagen. "Wir wissen aber nicht,

Die Kommas um "zurück... Gegenwart" müssen nicht sein, erhöhen aber die Lesbarkeit.
Wenn die wörtliche Rede mit einem Punkt endet, lässt man diesen weg, wenn danach ein Komma folgt.
Wenn mit einer wörtlichen Rede ein neuer Satz beginnt, hört der davor mit einem Punkt auf.

Diese Fehler kommen ziemlich oft vor. Da hat sich im Schicksalsjahr 1996 auch ein bisschen geändert. Am besten, du ließt dir mal die passenden Rechtschreibregeln im Duden durch.

Ach, Claudine. Du bist zu moralisch für diesen Job.

Ach Claudine, du bist zu moralisch...

Ich schätze, nach dieser Erinnerung, denn hier habe ich sie noch nicht gekannt.

Den Satz versteh ich nicht.

Anscheinend heisst sie Rosemarie.

1. heißt
2. vorher hieß sie noch "Rosmarie"

"Ich bin Dr. Juve.", mein Arzt?

"Ich bin Dr. Juve."
Mein Arzt?

Das "Mein Arzt" gehört inhaltlich nicht zu der wörtlihen Rede und sollte abgesetzt stehen.

"Ich bring euch alle um"
...
"Ich bringe euch alle um"

Wenn du dich auf den gleichen Text beziehst, muss der auch jedes Mal gleich lauten.

Ich höre ein metallernes Hämmern.

metallenes

schnallen mich an einer Barre fest.

Bahre

Allerdings nennt man diese Dinger nur Bahre, wenn ein Toter drauf liegt. Ansonsten heißt das "Trage".

"Was ist da nur passiert, Mann?", meint er, "hmmh, willst du es mir nicht sagen? Du bist ein lebendiges Rätsel."

meint er. "Hmmh

Es ist dunkel in meinem Zimmer. Von draussen stürmt und regnet es gegen das Fenster meines Zimmers.

Das zweite Zimmer kann weg. Ein anderes Fenster kommt nicht in Frage.

Ich erinnere mich, wie Claudine heiratet.
Jetzt erinnere mich, wie eines Nachts Claudine an meiner Wohnungstür klingelte.

Man erinnert sich an etwas, nicht wie etwas.

-die halbe Kopfhaut gleich mit-

Bei Gedankenstrichen kommt davor und dahinter ein Leerzeichen.

teils sehr starken und sei erst vor zwei-einhalb Monaten aus

zweieinhalb

"Folgen sie bitte mit den Augen dem Licht."
Ich folge ihm. Meine Augen folgen mir ohne Wiederstand.

Bist du ihm da hinterher gelaufen und deine Augen haben noch einen Moment gewartet und sind dann auch hinterher?

Außerdm: Widerstand

Wie immer ist als erstes alles weiss.

Genau: "wie immer". Und deshalb kannst du das hier weglassen.
Sonst: Wie immer ist zuerst alles weiß.

Er wirft mir sein väterliches Lächeln zu.

Mit Lächeln wirft man nicht.

Ich kann mich an das Eintretungsgespräch erinnern.

Was ist ein "Eintretungsgespräch"?

Die Erinnerung bricht ab und ich sehe wieder das väterliche Lächeln, des Dr. Juves in der Gegenwart, bis meine Augen wieder zufallen.

Zweimal "wieder" hört sich schlecht an.
Nochmal "väterlich, das wissen wir schon.
Der Genitiv ist ein wenig umständlich.

Vielleicht so:
Die Erinnerung bricht ab und ich sehe wieder Dr. Juves Lächeln in der Gegenwart, bis mir die Augen zu fallen.

Hat sich selbst angefangen zu verstümmeln.

Hat angefangen, sich selbst zu verstümmeln.

Die Uhr gibt 12 Uhr an,

Das "Uhr" ist doppelt. Hier würde auch reichen:
Die zeigt zwölf.
Es ist zwölf.
etc.

Zum Schluss noch etwas zum Thema Satzzeichen.
Satzzeichen (,.:;!) stehen immer genau ein mal direkt hinter dem letzten Buchstaben eines Wortes. Dahinter kommt ein Leerzeichen. Solche Dinge wie mehrere Ausrufezeichen, Fragezeichen oder womöglich Kombinationen davon gibt es nicht und sollte man weg lassen.
Einzige Ausnahme ist der Punkt, der kann auch dreimal hintereinander stehen, wenn er einen unfertigen Satz oder eine Pause darstellen soll, aber bitte nicht zweimal oder fünfmal.

Alles klar, bist du noch da?
Ist alles nicht so schlimm, wie sich's anhört.
Ehrlich.

Gruß
Andreas

 

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