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Auftragskiller

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26.08.2008
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Auftragskiller

Schritte, die durch das Dunkel der Nacht hallen. Eine junge Frau rennt durch die verregneten Gassen. Auf einmal bleibt sie abrupt stehen und blickt auf den Boden.
„Warum rennst du?“, es ist ein kleines Mädchen. „Weil ich Angst habe.“ „Wovor? Es ist doch niemand da, nur wir beide.“ „Das verstehst du nicht. Ein Mann ist hinter mir her.“ „Dann warte hier und stell dich ihm. Oder soll ich dich beschützen?“ „Du bist zu jung. Du würdest das nie schaffen.“ „Glaub mir, ich werde dich beschützen. Vertrau mir. Schwöre es!“ „Nein, das geht nicht.“ Ein einziges Wort hallt in der Gasse wieder. „Marie!“
„Oh nein er kommt. Schnell versteck dich!“ „Nein, versteck du dich lieber wenn du so viel Angst hast.“ Tränen schiessen der Frau in die Augen, das geht doch nicht. Es kann doch kein kleines Mädchen mich beschützen, denkt sie. In der nächsten Sekunde hört sie nur noch einen Schuss.
Als Marie sich umdreht, sieht sie eine verkrümmte Gestalt im Dreck liegen. ‚Oh nein, was habe ich getan? ‘, als sie sich der Person nähert, erkennt sie das es nicht das Mädchen ist, sondern ihr Verfolger. „Ich habe dir doch gesagt dass ich dich beschützen werde.“ „Woher hast du die Waffe?“ „Das hat dich nicht zu interessieren. Du bist mir jetzt etwas schuldig, vergiß das nicht.“ „Nein warte, du kannst doch nicht einfach so einen Menschen erschiessen. Das ist ein Verbrechen...“ „Was interessiert mich das Gesetz? Ich bin ein Kind, und ich werde auf ewig ein Kind bleiben.“ „Wer bist du?“ „Ich bin Marie.“ „Das kann nicht sein. Nein, das kann nicht sein.“ „Ich muss jetzt gehen, die Polizei kommt bestimmt gleich. Und ich will mich nicht unangenehmen Fragen konfrontiert sehen.“ „Nein Marie, warte. Ich sagte ...“

„Warte!“ ‚Ein Traum, es war nur ein Traum. Marie alles wird gut. ‘ Warum nur kommt der Traum jetzt? Er war so lange weg gewesen, dass Marie dachte er würde nie wieder kommen. Egal sie muss jetzt aufstehen, immerhin hat sie einen Flug der in drei Stunden startet und sie muss noch packen.

Am Flughafen angekommen, übergibt sie ihr Gepäck und begibt sich in Richtung Flugzeug. Als sie von hinten angetippt wird. „Verzeihen Sie Madam. Aber Sie haben etwas vergessen.“ „Und was wäre das?“ „Marie ich hätte nie gedacht dass du mich nicht erkennen würdest.“ Marie sieht dem Mann genauer an. Sollte ihr dieses Gesicht bekannt vorkommen? Nein, sie kennt es nicht. „Ihr Gesicht sagt mir nichts. Wenn ich Sie kenne, dann helfen Sie mir doch bitte auf die Sprünge.“ „Mein Name ist Alexej Ivanow. Ich bin ein alter Klassenkamerad von dir.“ „Moment, ah ja, Alexej schön dich wieder zu sehen. Wie lange ist es nun schon her? Ich glaube fünf Jahre.“ „Das kann gut möglich sein. Wo fliegst du denn hin?“ „Ich fliege nach Paris. Dort habe ich ein Meeting mit einem Geschäftspartner.“ „Was für ein glücklicher Zufall ich muss ebenfalls nach Paris. Vielleicht haben wir ja Glück und sitzen im Flieger zusammen.“ „Ja das wäre gut möglich Alexej. Bis später.“

Alexej, dass sie ihm so bald begegnet hätte sie nicht gedacht. Jedenfalls nicht persönlich. Und wie es der Zufall so will, sitzen die beiden tatsächlich nebeneinander.

„Nun sag mal Marie, wie geht es dir?“ „Mir geht es gut, mein Geschäft läuft sehr gut und die Kundschaft nimmt fast täglich zu.“ „Das klingt doch sehr erfreulich. Und privat? Bist du verheiratet?“ „Ich war es, bis vor einem Jahr. Meinem Mann gefiel meine Arbeit nicht. Kinder habe ich nicht, sollte das deine nächste Frage gewesen sein.“ „Nennst du mir den Namen deines Geschäftspartners?“ „Nein! Und ich will jetzt schlafen.“

In Wirklichkeit kennen sich die beiden erst seit eben. Er, Alexej Ivanow, ist ihr Geschäftspartner. Sie hat eine Aufgabe zu erfüllen, die er ihr gegeben hat. Dazu aber später.
Alexej ist ein gutaussehender Mann, so um die ende zwanzig. Groß bestimmt um die 1,85 – 1,90m schwarze Haare und erschreckend blaue Augen. Im eigentlichen Sinn der Traummann schlecht hin - äußerlich betrachtet- aber wer weiß was für eine Aufgabe er Marie gegeben hat, würde ihn nicht mehr so anziehend finden. Denn; Marie ist Auftragskiller! Und soll für ihn den Mann auslöschen der für den Tod seiner Frau verantwortlich ist. Kein Problem, Marie hat oft solche Aufträge. Und sie gehört mit zu den Besten. Aber sie lässt sich ihre Dienste etliches kosten, für etwaige Flüge muss der Auftraggeber aufkommen. Sie selbst gilt als skrupellos, aber langsam ist sie gelangweilt. Immer das gleiche; eifersüchtige, unansehnliche Ehemänner die ihren holden Gattinnen nicht ein bißchen trauen. Wo der Gedanke des Geldes für sie die einzige Motivation ist sich von eben diesen Männern ficken zu lassen. Manchmal ist auch so einer wie der jetzige dabei. Ein verzweifelter Witwer der auf Rache sinnt, und sich diese Rache etwas kosten lässt. Wie gesagt es wird langweilig. Dabei könnte Marie verheiratet sein, sie ist sehr hübsch. Stechend grüne Augen, lange braune Haare, eine gerade Nase und einen Körper, für den viele reiche Frauen etliches zahlen würden. Ihre Haare, zu einem Pferdeschwanz zusammen genommen, glänzen im Licht. Alexej kann seine Augen nicht von ihr abwenden. Zu sehr ist er fasziniert. Das es sich bei dem Objekt seiner Begierde um einen Killer handelt, scheint ihm augenblicklich nicht zu interessieren.
„Wie lange willst du mich noch anstarren?“ „Wie?“ „Du hast mich schon verstanden, Alexej. Starr mich nicht an, das macht mich nervös.“ „Tut mir leid. Warst du wirklich verheiratet?“ „Das geht dich nichts an. Ich rate dir, überschreite niemals die Grenze zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer.“ „Ich möchte lediglich eine Unterhaltung führen. Der Flug dauert noch...“ „Das ist mir gleich.“ „Marie. Ist das wirklich dein Name?“ „Ja.“ „Wirklich? Ich dachte immer Leute in deinem Beruf haben keinen Namen.“ „Ich habe viele, das ist richtig. Aber einmal im Jahr benutze ich meinen eigenen. Und da hast du das ungeheure Glück das, das Jahr vorüber ist und mein richtiger Name wieder mal dran.“ „Benutzt du manchmal welche zweimal?“ „Nein, ich versuche es nie soweit kommen zu lassen. Der einzige Name der öfter dran kommt ist wie gesagt mein eigener.“ „Kaum zu glauben das du in deinem Beruf so erfolgreich bist. Du bist so schön. Eine Bekannte würde ihr gesamtes Vermögen dafür hergeben so auszusehen zu können. Hast du nachhelfen lassen?“ „Ach, du denkst bei meinem Beruf müsste ich das wohl? Nein ich bin so wie Gott mich schuf.“ „Du bist kirchlich?“ „Sicher, meine Mutter hat mich streng katholisch erzogen.“ „Und dann machst du das? Wie vereinbarst du das mit deinem Gewissen?“ „Glaub mir, Alexej, es gibt kaum eine Nacht wo ich nicht schweißgebadet aufwache. Und jeden Tag gehe ich in die Kirche und bitte meinen geliebten Gott um Verzeihung, das ich ein gefallener Engel wurde.“ „Also bist du doch anders als dein Ruf. Du hast sehr wohl Skrupel.“ „Wenn mein Geschäftspartner vor mir steht, habe ich keine Bedenken. Das ist beruflich und ich weiß sehr gut dazwischen zu unterscheiden. Ich würde jetzt gern etwas schlafen, der Flug dauert noch und ein Traum hat mir letzte Nacht einige Stunden Schlaf geraubt.“ „Willst du darüber reden?“ „Nein!“
Damit war das Gespräch beendet.

Berlin liegt hinter ihnen und Paris nähert sich langsam aber unaufhaltsam. Alexej warf weiterhin unauffällige Blicke zu der Frau neben ihm. ‚Sie ist wirklich sehr hübsch, ich kann nicht glauben das sie Killer ist‘ : dieser Gedanke erscheint ihm zu absurd. Doch die Wahrheit sieht, wie sooft, anders aus.
Marie wurde bei dem besten ausgebildet, er fand sie vor sieben Jahren in einer einsamen Gasse. Damals war sie fünfzehn Jahre alt und wurde gerade von einem ekelhaften Typen aus der Gegend vergewaltigt. Er tat damals so als wäre er an ihr interessiert. Doch sie war damals so naiv gewesen.... Sie hatte ihm geglaubt, aber sie war eben erst fünfzehn. Er wollte mehr als sie bereit war ihm zu geben, und da nahm er es sich einfach. Wie sehr hatte sie sich dafür geschämt und wie sehr hatte sie diesen Typen dafür gehasst! Ihre Mutter wollte ihr nicht glauben, in Gegenteil sie glaubte dem Täter. So als wäre es Marie ihre Schuld gewesen. Das war auch der Tag an dem sie ihre einzige Tochter verstoßen hatte. Ohne Geld mit einem Koffer stand Marie dann also in der besagten Gasse und wusste weder ein noch aus. Da kam er; Roberto Caselini. Ein italienischer älterer Mann der stumm vor sich hin gelebt hatte. Er sprach mit niemand und sah irgendwie immer ärmlich aus. „Was ist mit dir passiert Mädchen?“: fragte er. „Nichts!“ „Ach komm, ich habe dich beobachtet Kind. Ich weiß was er dir angetan hat. Was willst du jetzt machen?“ „Ich, ich, ich weiß es nicht! Ich weiß nicht wo ich hin soll. Meine Mutter will mich nicht mehr sehen.“ „Ich muss beruflich verreisen. Möchtest du mich begleiten?“ „Was? Meine Mutter sagte mir immer ich soll nicht mir Fremden mit.“ „Aber deine Mutter hat dich verstoßen, und das sind fast die gleichen Methoden wie da wo ich herkomme. Dort werden unliebsame Kinder auch weggeschickt. Außerdem kennen wir uns doch schon seit langem, zumindest vom sehen her.“ „Aber Herr Caselini, ich kann nicht verreisen. Ich muss gleich zur Schule.“ „Was interessiert dich denn noch die Schule? Und nenn mich Roberto. Also möchtest du mich begleiten?“ „Wo fahren Sie denn hin?“ „Ich fliege nach Rom zu meinem Chef. Und kommst du mit?“ „Ich wollte schon immer nach Rom.“ „Dann begleitest du mich? Ich bringe dir auch italienisch bei.“ „Ja!“ „Gut. Dann warte da vorne, ich hole nur schnell meinen Koffer.“
Und so kam es, das Marie mit dem Mann Roberto Caselini mitging. In Rom angekommen offenbarte sich ihr eine Überraschung. Roberto war alles andere als arm. Im Gegenteil er schien sehr viel Geld zu haben. Sein Chef war, oder besser gesagt seine Chefs waren sehr nett. Es gab einen Junior und einen Senior. Der Senior hatte Stahlgraue Haare und sanfte braune Augen. Er saß im Rollstuhl, er hatte einen Betriebsunfall wie ihr damals erklärt wurde. Und der Junior war ein gutaussehender junger Mann. Wäre ihr nicht vor kurzem so etwas Schlimmes passiert, sie hätte glatt für ihn geschwärmt. Seine Augen waren Himmelblau und er hatte dunkelbraune Haare. Er sah wie ein kleiner Junge aus wenn er lächelte, er hatte etwas Spitzbübisches. Doch das täuschte, wie sie sehr viel später erfahren würde.
Eines Tages kam Roberto erst sehr spät zurück von einem Termin, als er das Zimmer betrat zuckte Marie zusammen als sie sah was mit ihm geschehen war. Er blutete aus der Schulter. Jemand hatte auf ihn geschossen, es war ein glatter Durchschuß, die Kugel ging einmal durch, doch sie war nicht mehr drin. Was hieße die Wunde würde heilen, langsam aber er würde es überleben. Als sein Chef davon erfuhr, ließ er Marie und Roberto gleich zu sich holen.
„Wie konnte das passieren Roberto?“ „Ich weiß es nicht genau, ich war nur eine Sekunde lang unachtsam und da ging die Kugel auch schon durch mich durch.“ „Wenn du weiterhin unachtsam bist, wird bald dein Mädchen deinen Job weiterführen müssen.“ „Marie? Aber sie ist doch noch ein Kind!“ „Sie ist 16 Jahre alt, ist nun schon ein Jahr lang mit dir unterwegs. Es ist an der zeit ihr alles beizubringen was du weißt.“ „Nein Signore, das kann ich nicht.“ „Sie weiß also noch nicht Bescheid?“ „Wann hätte ich es ihr denn sagen sollen? Zwischen Tür und Angel? Hey Marie mein kleines, süßes Mädchen ich bin Berufskiller und möchte das du in meine Fußstapfen trittst. Bitte Signore das können Sie nicht von mir verlangen.“ „Was kann er nicht von mir verlangen? Sag es Roberto!“ „Marie... Ich...“ „Marie, du weißt doch sicherlich dass es unhöflich ist zu lauschen.“ „Perdono Signore, aber ich muss es wissen. Roberto, mein Freund, mein Vater, mein Bruder, mein liebster Mitmensch, sag womit verdienst du so viel Geld? Was machst du immer bei deinen Treffen, dass du so viel Geld besitzt?“ „Marie, ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll, ohne das du in mir Abschaum sehen wirst.“ „Wieso sollte ich so etwas denken? Du bist ... der einzige gewesen der bisher jederzeit für mich da war! Sag endlich die Wahrheit! Womit verdienst du dein Geld?“ „Marie ich bin Berufskiller.“ „Was? Nein das kann nicht sein!“ „Glaub es ihm besser Mädchen. Er arbeitet für mich um genau zu sein.“ „Roberto... Sag bitte das, das nicht wahr ist. Bitte!“ „Marie du wolltest das ich ehrlich zu dir bin und jetzt drohst du an der Wahrheit zu zerbrechen. Ich muss mit dir reden, allein.“ Und so erfuhr Marie die Wahrheit über ihren Vaterersatz. Wenige Jahre später starb Roberto Caselini, er wurde nur 52 Jahre alt. Alt für Killerverhältnisse, aber jung für das Leben. Marie lernte alles von ihm. Sie übernahm seinen Platz beim Senior. Der Junior machte ihr aufgrund ihrer Schönheit den Hof, doch wegen ihrer Vergewaltigung im Alter von 15 Jahren, war sie eher abweisend gegenüber seinen Annäherungsversuchen.
Bis auf an den einen Tag, sie wäre beinahe von einer Kugel getroffen worden. Geschockt von diesem Erlebnis war sie an diesem einem Abend nicht besonders biestig. Er kam ihr näher als jeder andere Mann und er schaffte etwas was vor ihm nur Roberto zu Stande brachte, sie fühlte sich wohl! Monate später entwickelte sich eine Affäre daraus. Doch das war nur das Ende vom Anfang. Sie musste wenig später aus Rom fliehen, da der Senior erschossen in einem leer stehenden Schwimmbad aufgefunden wurde. Er schwor ihr sie überall zu finden, doch sie glaubte ihm kein Wort. Bis dahin hielt er immer seine Versprechen, er liebte sie und sie ihn. sicher er war ein gut aussehender junger Mann. Doch es hätte eh nie funktioniert.
Jahre später erfuhr Marie aus einer griechischen Zeitung, das der ehemalige Junior jetzt in der Politik tätig war und eine junge reiche Präsidententochter geheiratet hatte. Wie enttäuscht sie damals war, richtig überwunden hat sie es nie. Deswegen und wegen ihrem Beruf, hat sie die Liebe ganz aus ihrem Leben gestrichen. Und dieses Gefühl tritt ihr immer wieder aufs neue entgegen; in ihrem Träumen. Die kleine Marie, die aus Liebe Marie ihren Feind erschießt.

„Marie!“ .... „Denke daran du schuldest mir etwas. Die Polizei kommt gleich, und ich will mich nicht unangenehmen Fragen konfrontiert sehen.“ ... „Wer bist du? Du bist doch nur ein Kind!“ „Ich bin Marie.“ „Warte! Warte!“
„WARTE!“ „Marie ist alles in Ordnung?“ „Was? Alexej sind wir schon in Paris?“ „Noch nicht, aber wir landen gleich. Warum weinst du?“ „Ach nichts, ich habe nur schlecht geträumt.“
Alexej kommt näher und will ihr die Tränen aus dem Gesicht wischen. Sie will zurückweichen, doch es geht nicht und somit muss sie es geschehen lassen. Als seine warmen Hände ihr Gesicht berühren, schließt sie für einen kurzen Moment die Augen und genießt diese zärtliche Geste. Wie lange ist es her, dass sie jemand berührt hat? Viel zu lange! Ein lang unterdrückter Wunsch wird wieder in ihr wach, aus dem Geschäft auszusteigen. So lange sie noch die Gelegenheit dazu hat. Doch wie sollte sie das anstellen? Sicher sie hatte genügend Geld im Rücken um irgendwo in ein anderes Land zu gehen, doch würden ihre Feinde sie in Ruhe lassen? ‚Nein das würde nie passieren. Mich würde niemand in Ruhe lassen. Zuviel schlechtes habe ich bereits getan. ‘ „Marie?“ „Wie? Keine Sorge mir geht es gut. Ich muss nur schlafen.“ „Du hast aber schon seit Berlin geschlafen. Außerdem landen wir gleich in Paris.“ „Ach ja ich vergaß.“ „Ich habe eine Frage. Wie viele Sprachen sprichst du eigentlich?“ „Oh das sind etliche, deutsch, italienisch, französisch, spanisch, ein bißchen Latein, griechisch, russisch, brockenweise türkisch, englisch und etwas polnisch. Aber richtig gut kann ich nur ein Teil davon. Ich meine ich beherrsche nicht alle perfekt.“ „Also das waren zehn Sprachen die du gerade aufgezählt hast. Wer hat dir die alle beigebracht?“ „Nun ja, ich bin sehr talentiert was Sprachen angeht. Und mein Chef hat fast überall in der Welt Geschäftspartner allein dadurch ist es schon wichtig die nötige Grammatik zu beherrschen. Aber wie bereits gesagt, Latein und türkisch kann ich nur brockenweise.“ „Dann sag doch mal etwas auf russisch. Ich würde so gern etwas in meiner Muttersprache hören.“ Marie überlegt nicht lange und fängt an ein altes Märchen zu erzählen.
„Wenn die Menschen alt sind, die Zeit noch viel älter und die Welt sich zu drehen aufhört, dann wird es geschehen. Ein mächtiges Wesen wird kommen und die kranke, geschundene Erde wird wiedergeboren, und in voller Schönheit wieder auferstehen, wie der Phönix aus seiner Asche immer wieder neu geboren wird.“

Tränen steigen Marie unwillkürlich in die Augen. Warum, warum nur kommen bei dieser Geschichte die Tränen? Sie will nicht mehr weinen müssen. Zu viele Tränen hat sie vergossen, zu viel Blut. Es muss Schluß sein! Sie hat bald keine Kraft mehr....

„Das war schön, ich kenne diese Erzählung. Sie ist so schön traurig.“ „Ja das ist sie.“ Während Marie das sagt dreht sie ihr Gesicht zur Seite, damit Alexej nicht sieht wie sie weint. Doch es ist zu spät, er hat ihre Tränen bereits gesehen. ‚Wie kann es nur sein, das eine kalte Killerin weint?‘: denkt er sich.

Er möchte ihr Gesicht sehen, es zu sich drehen. Doch das ist zuviel für Marie. „Nein! Lass das sonst beende ich die Zusammenarbeit bevor ich den Auftrag erfüllt habe.“: flüsternd fügt sie hinzu: „Denn dann wird nicht der Mörder deiner Frau irgendwo tot aufgefunden, sondern der Mann der diesen Mord in Auftrag gab.“ Erschrocken zuckt Alexej zusammen. So geschwächt und verzweifelt sie im Moment auch zu sein scheint, so professionell ist sie dann immer noch um Drohungen auszusprechen. In Paris angekommen nimmt Alexej ein Taxi für beide um ins Hotel zu fahren und Marie alles weiter zu schildern.

„Also das ist der Mörder meiner Frau. Sein Name ist Michael Rojowski. Er ist durch Öl reich geworden.“ „Der Name klingt aber eher nach Russe als nach Ölscheich.“ „Er ist ja auch Russe, nur das er gut in Öl investiert hat. Jedenfalls wollte er, das meine Frau sich von mir trennt, die beiden hatten ein Liaison.“ „Aber dann kannst du doch froh sein das deine Frau tot ist.“ „Bist du verrückt? Ich habe sie über alles geliebt. Ihr Tod hat mich mehr getroffen als alles andere auf der Welt.“ „Das verstehe ich nicht. Wäre sie meine Frau gewesen, ich hätte sie mit meiner eigenen Waffe erschossen.“ „Du bist kalt.“ „Berufsrisiko. Natürlich hätte ich sie nicht mit meiner Waffe erschossen, dann würde die Polizei ja auf mich kommen.“ „Egal. Hier ist ein Photo von ihm, er ist morgen in diesem Hotel Zimmernummer 259. Erledige es vor 16.25 Uhr. Denn da kommt sein Geschäftsfreund um ihn abzuholen. Wie du es anstellst ist mir egal, Hauptsache ich bin dann aus der Stadt. Und lass du dich bitte nicht erwischen.“ „Ich bin Profi. Zeugen werden einfach entfernt.“ „Wie du meinst. Ich gehe etwas essen, möchtest du mitkommen?“ „Nein ich will in die Kirche.“


Marie läuft wie ferngesteuert durch Paris, die Stadt der Liebe. Es ist komisch, egal in welcher Stadt auch immer sie sich aufhält, Kirchen findet sie immer und überall.

In der Kirche geht sie durch die Reihen und bewundert den stattlichen Altar. Oben sitzt der Orgelspieler und spielt ein trauriges Lied. Sie setzt sich in eine Sitzreihe und schließt die Augen. ‚Es ist wunderschön hier. Warum kann ich mein altes Leben nicht abstreifen? So wie die Puppe ihren Kokon, und dann meine Flügel entfalten und ein wunderschöner Schmetterling sein. Frei von quälenden Gewissensbissen, frei von träumen die immer wieder die Liebe in ihr wachrufen wollen. Warum geht das nicht?‘
Marie geht in Beichtkammer und wird von dem französischen Pfarrer gefragt was sie denn zu beichten hätte. Sie muss kurz überlegen, denn sie hat schon jahrelang kein französisch mehr gesprochen.
„Pardon, Pater, mein französisch ist etwas eingerostet. Es ist lange her, als ich es zum letzten benutzte.“ „Das macht doch nichts mein Kind. Was liegt dir auf dem Herzen?“ „Ach Pater, ich bin gefallen. Ein Engel der tief gefallen ist und immer noch fällt. So tief, wie in ein bodenloses Loch. Mein Sündenberg wird immer größer, und sein Gewicht droht mich zu erdrücken. Ich weiß weder ein noch aus... Und Gott kann mir nicht mehr helfen und er wird mir auch nicht mehr helfen. Denn zu oft habe ich ihn schon enttäuscht.“ „Gott verzeiht immer und er wird dir auch immer helfen. Solange du an deinem Glauben festhältst und dich nicht von deinem Weg ablenken lässt, wird er immer seine schützende Hand über dich halten.“ „Genau das ist es ja. Gott gab mir schon so oft die Chance mein Leben zu ändern, er gab mir schon viele Chancen. Doch jedes Mal habe ich die helfende Hand weg geschlagen. Ich wollte es alleine schaffen und bin kläglich gescheitert. Und jetzt? Jetzt stecke ich in einem Sündensumpf und komme nicht mehr aus eigener Kraft daraus. Todesgedanken kreisen mehr den je in meinem Kopf, doch ich will nicht sterben!“ „Du wirst eines Tages sterben, aber noch nicht jetzt. Du bist noch jung an Jahren.“ „Das mag sein, aber alt im Herzen. Ich habe die Liebe aus meinem Herzen verbannt. Und jetzt, verfolgt sie mich jeden Abend in meinen Träumen. Sie rettet mir das Leben und erinnert mich jeden Abend aufs neue daran das ich ihr etwas schuldig wäre. Ich kann ihr nicht entfliehen. So sehr ich es versuche...“ „Hast du mal daran gedacht, dass du vielleicht auch gar nicht vor der Liebe fliehen willst? Das du dich jeden Abend von ihr retten lässt, weil du dir so sehr Liebe wünschst, das dein Unterbewußtsein dir jeden Abend aufs neue diesen Wunsch erfüllt.“ „Das geht nicht, von Berufswegen her. Ich darf keine Gefühle zu lassen, sie würden mich töten.“ „Und wenn du deinen Job kündigst?“ „So einfach geht das nicht Pater.“ „Dann lassen Sie uns doch gemeinsam beten, dann fühlen Sie sich bestimmt besser.“ „Vater unser der du bist im Himmel, geheiligt sei dein Name...“


Eine Stunde nachdem Marie mit dem französischen Pfarrer gebetet hatte, fuhr sie zurück zum Hotel. Als sie unten im Foyer ankam, wartete Alexej bereits auf sie. „Wo warst du? Du hast nicht mehr viel Zeit den Auftrag zu erfüllen.“ „Erinnere mich nicht an Dinge die nicht deine Angelegenheiten sind!“ „Warum so aggressiv?“ „Das geht dich nichts an, Alexej. Und nun entschuldige mich, ich muss mich auf meinen Auftritt vorbereiten.“ „Auftritt? Das ganze ist für dich ein Auftritt?“ „Lass das mal meine Sorge sein.“ „Pass auf dich auf!“ „Es ... Ach okay!“

Marie geht auf ihr Zimmer und fängt an, sich sorgfältig auf ihren Auftrag vorzubereiten. Sie benutzt eine Farbcoloration und färbt sich ihre braunen Haare schwarz. Öffnet ein Kontaktlinsen Päckchen und setzt sich braun gefärbte Linsen ein. Sie öffnet ihren Koffer und holt eine Perücke raus, die sie an ihre langen Haare anklipst, um sie länger wirken zu lassen. Dann nimmt sie ein weiteres Perückenteil und steckt es sich über die Ponypartie. So wirkt der Pony länger und man kann ihr Gesicht nicht mehr erkennen. Dann zieht sie ihr langes weinrotes Kleid an und ihre schwarzen Stiletos. In dieser Aufmachung geht sie zurück zur Bar. Alexej sitzt auch dort, doch er scheint sie nicht zu erkennen, was auch gut so ist. Da sitzt er, ihr Opfer. Für einen Wimpernschlag fixiert sie den Mann und als ob er sie gleich beim reingehen bemerkt hätte, taxiert er sie mit seinem Blick. Schwarze Augen, kalt und doch glühend vor Interesse. Eine gefährliche Kombination! Wie oft hat sie schon diesen Blick gesehen? Unzählige Male, auch bei Alexej. Aber es endet auch immer wieder gleich. Am Ende sind die Männer tot. Sie setzt sich an die Bar. Und wie zu erwarten dauerte es nicht lange, da stellte der Barkeeper einen Drink an ihrer Seite ab. „Von dem Herrn da drüben.“ „Vielen Dank, aber ich trinke nichts. Zumindest nicht um diese Uhrzeit. Sagen Sie ihm das bitte.“ Der Barkeeper tut wie ihm geheißen und wie gewünscht hat er angebissen. Männer sind doch manchmal einfach zu leicht gestrickt. „Darf ich?“ „Warum nicht.“ „Woher kommen Sie, schöne Frau?“ ‚Oh bitte, nicht diese billige Anmache‘; denkt Marie.
„Aus Spanien.“ „Aha daher dieser wunderschöne Akzent.“ „Si. Und Sie kommen doch bestimmt aus Russland.“ „Woher wollen Sie das wissen? Mein Englisch ist fast perfekt.“ „Das mag sein, es ist Akzentfrei aber auch nur beinahe. Glauben Sie mir, ich erkenne die Leute an ihren Akzenten, ich spreche selber genügend Sprachen und habe auch dementsprechend lange in den jeweiligen Ländern gelebt.“ „Wie viele Sprachen beherrschen Sie denn?“ „Ich spreche sieben Sprachen, und drei teilweise.“ „Darf ich fragen was Sie in Paris wollen?“ „Einen Ehemann oder zu mindestens einen heißen One Night Stand finden!“ „Sie stehen auf One Night Stands?“ „Oh ja, ich liebe sie. Quickies bin ich auch nicht abgeneigt! Aber leider finde ich nicht oft Männer die das auch wollen...“ „Diese Männer sind dann aber sehr dumm! Haben Sie denn gerade Lust?“ „Oh ich verbrenne gleich.“ „Dann würde ich vorschlagen wir gehen ohne weitere Umschweife zu mir ins Zimmer?“ „Nein, nicht aufs Zimmer, das nimmt der ganzen Sache die Spontaneität. Stehen Sie auf Rollenspiele?“ „Kommt drauf an was für Rollenspiele und vor allem wie die Rollen verteilt sind.“ „Ich würde gerne eine Vergewaltigung spielen. Ich stehe auf Gewalt beim Sex, je gröber der Mann um so geiler werde ich auf ihn!“ „Dann würde ich vorschlagen wir gehen auf den Hinterhof des Hotels?“ „Nein. Da sind zu viele Leute. Es könnte ja einer die Szene für echt halten und dazwischen gehen. ich würde vorschlagen wir treffen uns in dreißig Minuten unten bei der alten Lagerhalle.“ „Lagerhalle?“ „Ja. In der Rue du Mont gibt es eine. Sie ist perfekt für unser kleines Abenteuer. Na? Noch Lust?“ „Ja!“ „Dann bis in einer halben Stunde.“

30 Minuten später.
Michael Rojowski steht an der vereinbarten Lagerhalle um sich mit Marie zu treffen. Dies war sein letzter Ausflug nach Paris. „Du hättest nicht kommen dürfen, Michael.“ „Woher weißt du meinen Namen?“ „Ich kenne ihn halt. Ist das ein Problem?“ „Nein, es ist sogar besser wenn das „Opfer“ den Namen kennt. Findest du nicht?“ „Es stellt sich nur die Frage wer hier das Opfer ist.“ „Wie meinst du ... Oh Gott. Woher hast du die Knarre?“
Er will wegrennen, doch zu spät. Marie hat ihm ins Knie geschossen. Schmerz durchzuckt ihn und er fällt. „Was? Was um alles in der Welt tust du?“ „Hast du Schmerzen? Das tut mir leid, glaub mir. Aber es ist bald vorbei.“ Sie beugt sich zu ihm hinunter und flüstert ihm etwas ins Ohr. „Gott der du bist im Himmel, nehme dich seiner gefallenen Seele an und verzeih ihm seine Sünden. Amen.“ „Was, was hast du vor?“ „Leb wohl Michael.“
Und ein einziger Schuß gellt durch die dunkle Lagerhalle. Marie rennt, reißt sich währen des Laufens ihre Perücke und das Haarteil runter. ‚Eigentlich schade, Perücken sind immer so teuer.‘; denkt sie sich. Als sie aus der Lagerhalle kommt, stellt sie erleichtert fest das niemand auf der Straße zu sehen ist. Sie ruft ein Taxi herbei und fährt zurück ins Hotel. Hinter dem Hotel hatte sie eine Tasche versteckt, in die sie gleich ihr Kleid und die Stiletos reinpackt. Im Foyer angekommen, kommt Alexej gleich auf sie zu. ‚Nein, das passt gerade nicht ins Konzept. Er sollte doch sitzen bleiben! Können sich Männer nicht an einfachste Abmachungen halten?‘ „Wo warst du? Ich habe auf dich gewartet. Michael ist weg. Du hast ihn ...“ „Hallo Schatz. Wie schön das du auf mich gewartet hast. Entschuldige das ich dich so lange allein gelassen habe, aber du weißt ja, Frauen und shoppen.“ Mit diesen Worten dreht sie ihm den Saft ab. Und bevor er noch irgendeinen weiteren Fehler macht der alles auffliegen lassen könnte, nimmt sie sein Gesicht in ihre Hände und küsst ihn. Das Barpersonal guckt nicht schlecht, sie sieht die Reaktionen aus den Augenwinkeln. Der Kuss dauert länger als sie geplant hatte, nachdem sich ihre Lippen von den seinen gelöst hatten, flüsterte sie ihm ins Ohr: „Auftrag erledigt. Gehen wir ins Zimmer, da erzähle ich dir alles weitere.“ Doch bevor er antworten konnte, drückte sie ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen und zeigte ihm den Inhalt ihrer Tasche, so das auch ein paar Kellner sehen konnten was da drin war, rote Dessous....

Im Hotelzimmer.
„Sag was hat das alles zu bedeuten?“ „Du hast beinahe meine Tarnung auffliegen lassen! Das Hotelpersonal hat mich mit dieser Tasche und in meiner normalen Kleidung das Hotel verlassen sehen und du solltest das Handeln und denken mir überlassen. Alles was du hättest tun sollen war, sitzen bleiben. So wie wir es, ursprünglich, abgemacht hatten!“ „Und was sollte der Kuss?“ „Was glaubst du wohl? Die Leute sollten denken wir wären ein Liebespärchen und ich war in der Stadt um für meinen Liebsten eine paar Überraschungen zu kaufen. Und deinem Gesicht nach zu urteilen, hat es ja geklappt.“ „Du hast doch nicht wirklich Dessous gekauft?“ „Nein! Die waren bereits in der Tasche. Mit einem dazugehörigen Kassenzettel auf heutigem Datum.“ „Du warst in solch einem Dessousgeschäft?“ „Natürlich, alles Alibi halber. Es soll doch niemand erfahren wer Michael Rojowski getötet hat.“ „Du bist wirklich so gut wie dein Ruf.“ „Sagte ich dir doch. Aber ich war erstaunt. Ich war unten im Foyer und in der Bar, aber du hast mich nicht erkannt.“ „Höre ich da etwa Trotz heraus?“ „Wie war es als ich dich geküsst hatte?“ „Das war keine Antwort auf meine Frage.“ „Alexej, wie fandest du den Kuss?“ „Warum fragst du Marie?“ Anstatt ihm zu antworten zieht sie sein Gesicht wieder zu dem ihren. Der Kuss, der nur als Alibi dienen sollte, hatte eine Lawine in Marie los getreten. Alexej ist zu überrumpelt um zu reagieren. Noch bevor er auch nur den Ansatz einer Chance hat sie in seine Arme zu schließen, löst sie den Kuss wieder. Ihm bleibt die Luft weg. ‚Was ist nur mit ihr los‘: fragt er sich. „Warte hier. ich bin gleich wieder da.“
Fragen stehen auf Alexej‘s Gesicht geschrieben. Fragen und eine große Portion Neugier. ‚Was hat sie vor?‘

Zehn Minuten später kommt sie wieder aus dem Badezimmer. Es war klar was sie vorhatte, sie wollte ihn verführen. Denn sie trug nun das rote Dessous.
„Ich dachte man soll nie die Grenze zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer überschreiten?“ „Bitte Alexej, lass mich diese Regel vergessen, nur dieses eine Mal.“ „Weiß du das du wunderschön bist?“
Sie sieht zu umwerfend aus, bevor er seiner Vernunft auch nur die geringste Chance geben konnte, machte Alexej einen Schritt auf sie zu und nahm sie fest in seine Arme. Seine Lippen nahmen die ihren in Besitz, sie waren so sanft und weich. Ein leichtes Seufzen kommt aus ihrem Mund, er hört auf. „Was ist los?“ „Nichts mach bitte weiter. Bitte!“ Diese Bitte lässt er sich nicht zweimal sagen. Er nimmt sie auf seine Arme und trägt sie ins Schlafzimmer. Vorsichtig legt er sie auf das Bett und bevor er auch nur irgendwie weiter agieren konnte, vergruben sich auch schon ihre Finger in seinen Haaren und zogen ihn zu sich. Die anfangs zarten und vorsichtigen Küsse, wurden immer heftiger und leidenschaftlicher. Als sich ihre Zungen kurz berührten war es Alexej so, als durchzuckte ihn ein Blitz. Jetzt bemerkte er erst, wie sehr er diese junge Frau doch begehrte. Es war so stark, dieses verlangen, das er sich schon fast ein wenig schämte. Ob er sie nicht überrumple, kam ihm in den Sinn. Doch ihre Reaktionen waren eindeutig. Sie wollte ihn auch, zumindest jetzt und hier. Und er beschloß es einfach geschehen zu lassen. Egal wie sehr er sich im Nachhinein auch dafür verfluchen möge....

Es ist 22.30 Uhr, Marie schläft bereits seit knapp 45 Minuten. Alexej kann nicht schlafen, zu sehr schießen die Hormone noch durch sein Blut. Dafür dass sie noch so jung ist, ist sie erstaunlich leidenschaftlich. Nicht so wie andere Frauen ihren Alters. Sie weiß was ihr gefällt und holt es sich auch. Er streichelt ihr übers Gesicht und muss unwillkürlich lächeln. Wie schön sie doch ist. Kaum zu glauben, dass sie eine der besten Auftragskiller ist.

Marie träumt und entfernt sich immer weiter vom Hotelzimmer, und von Alexej. Wieder einmal ist sie in der dunklen Gasse und wieder einmal wird sie verfolgt. „Wovor läufst du weg?“; wieder steht das kleine Mädchen da. „Da verfolgt mich einer.“ „Warum stellst du dich ihm nicht?“ „Weil er mich töten will.“ „Ich beschütze dich.“ „Du bist zu jung, du weißt nicht was du da sagst.“ „Glaube mir, ich bin älter als du glaubst. Überlaß deinen Verfolger mir.“ „MARIE!“ „Nein er kommt, versteck dich!“ „Verstecke du dich lieber wenn du solche Angst vor ihm hast.“ Das geht nicht! und wieder hallt ein Schuß durch das dunkel der Nacht. „Was hast du getan?“ „Ich habe ihn erledigt, für dich.“ „Das darfst du nicht. Er ist tot!“ „Natürlich ist er tot! Das ist es doch was du willst.“ „Ich wollte nur vor ihm fliehen, aber doch nicht das er stirbt.“ „Warum fliehst du dann immer vor ihm? Jedes Mal aufs Neue.“ „Weil ich nicht weiß was er .... Oh Gott, bitte nicht!“
Marie geht auf den Toten zu um ihn genauer zu betrachten, es ist Alexej!
„Nein!“ „Du läufst vor ihm weg und willst dass ich ihn erschieße. Und dabei bin ich nur hier, um auf ihn zu warten.“ „Du wartest ausgerechnet hier auf ihn?“ „Ja, weil ich weiß dass wir uns auf normalen Wege nie begegnen würden.“ „Wer bist du?“ „Ich bin Marie.“ „Nein das bist du nicht! Es gibt nur eine Marie und das bin ich. Ich die reale, die erwachsene Marie.“ „Mein Name ist Marie- Antoinette. Genau der gleiche wie deiner. Und ich musste den einzigen Mann erschießen, den ich von ganzem Herzen liebe. Und das auch nur, weil du vor mir weglaufen musstest. Warum hast du mich aus deinem Leben ausgesperrt? Warum willst du mich nicht? Ich bin ein Kind, dein Kind!“ „Weil die Liebe nur verletzt.... Und in meinem Beruf kann ich mich nicht auf die Liebe einlassen. Sie würde mein Leben kosten und das der Menschen die ich liebe.“ „Aber .... wie viele Menschen gibt es denn überhaupt noch die du liebst? Deine Mutter, Roberto, der Senior, der Junior ... alle sind tot, beziehungsweise nicht mehr für dich da. Ich frage dich, wen hast du denn noch? Außer mir und Alexej niemanden mehr. Und wenn du dich weiterhin vor mir verschließt, wird auch Alexej dir den Rücken kehren. Und dann .... dann sind wir endgültig allein auf dieser Welt. Dann kann auch ich dich nicht mehr beschützen.“ „Was soll ich tun? Was kann ich tun? Sag es mir, bitte!“ „Die Polizei kommt gleich. Ich muss gehen.“ „Nein warte Marie. Marie, warte bitte. Marie- „Antoinette!“

„Was ist mit ihr?“ „Alexej?“ „Ja, du hast geträumt und vor dem Aufwachen Antoinette gesagt. Was ist mit Marie- Antoinette?“ „Das ist, das ist mein Name.“ „Wie?“ „Mein vollständiger Name ist Marie- Antoinette Busceau.“ „Das ist ... Das ... das ist ...“ „Sag nichts! Ich muss gehen. Morgen, nein, heute noch muss ich nach Spanien. Da wartet mein nächster Auftrag.“ „Aber, es ist mitten in der Nacht!“ „Auch da fliegen Maschinen oder fahren Züge.“ „Warte du kannst jetzt nicht einfach so abhauen. Wir müssen reden.“ „Wir müssen gar nichts! Ich habe deinen Auftrag erfolgreich erledigt, bin somit aus meiner Verantwortung entbunden. Und es wird Zeit, dass wir uns so ansprechen wie es sich eigentlich für Fremde gehören würde. Also Herr Ivanow es war mir eine Freude mit Ihnen Geschäfte zu machen. Meine Kontonummer haben Sie, überweisen Sie bitte in den nächsten zehn Tagen.“ „Marie, du kannst nicht einfach so abhauen.“ „Ich wüsste nicht das ich Ihnen das du angeboten hätte. Mein Auftrag ist zu ende und wir müssen nicht mehr so tun, als ob wir uns kennen würden.“ „Marie du bist also eine kleine Hure?“ „Wie?“ „Was soll ich sonst denken? Und vor allem wie soll ich dich weiter empfehlen? Hey Leute, die kleine erledigt nicht nur ihre Aufträge schnell und sauber, sie ist auch schnellem ungehemmten Sex nicht abgeneigt.“ „Nimm das zurück!“ „Was soll ich zurücknehmen? Kleines Flittchen!“ „Ich bin kein Flittchen!“ „Was bist du dann? Sag es mir Marie! Und komm mir jetzt nicht mit dem Geschwätz an, was du dem französischen Pfarrer erzählt hast.“ „Woher weißt du das?“ „Oh bitte Marie, ich denke du bist Profi.“ „Du bist mir gefolgt? Wie konntest du nur? Die Kirche war und ist der einzige Ort wo ich mich sicher fühle! Du Schwein.“ „Ja lass deine Gefühle ruhig mal raus. Wie lange hältst du sie schon zurück? Bestimmt seit mindestens zwanzig Jahren, denn so gefühlskalt wie du ist niemand!“ „Du weißt gar nichts über mich!“ „Dann erzähl es mir! Marie ich liebe dich!“ „Nein, das geht nicht!“
Tränen schießen Marie in die Augen. ‚Nein das geht nicht, alles gerät aus den Fugen. So darf es nicht enden, ich will Alexej nicht erschießen, doch genau das werde ich tun sobald ich mich von ihm bedroht fühle. ‘: denkt sie und reinste Verzweiflung erfüllt Marie. Doch plötzlich erfasst eine ungeheure Wut Marie. „Du bist noch blöder als du aussiehst wenn du dich ausgerechnet in mich verliebst. Das ist der reine Selbstmord!“: schreit sie ihn an. Doch anstatt irgendetwas zu erwidern, nimmt er ihre Hände um sie davon abzuhalten weiter auf seinen Brustkorb einzuschlagen. „Marie, hör mir zu“: versucht er sie zu beschwichtigen, doch Marie will nicht zuhören. „Ich bitte dich inständig, hör mir zu, nur einen Augenblick.“. Doch sie ist uneinsichtig und macht immer weiter. Ihre Wut steigert sich und sie schlägt weiter und immer weiter auf ihn ein. Alexej reißt der Geduldsfaden und es zeigt sich das er viel mehr Kraft besitzt als es scheint. Er schleudert sie unsanft auf die Couch und beugt sich über sie. Dadurch dass er immer noch ihre Hände in den seinen hat, ist ihre Bewegungsfreiheit deutlich eingeschränkt. „Hör mir zu! Ich liebe dich. Und, bei Gott, mir bricht es das Herz zu sehen das du nichts an Gefühlen zulässt. Es gibt nur ein einziges Gefühl das du anscheinend nie verbergen wirst, deine ungehaltene Wut, ist sie erst einmal ausgebrochen. Was hat man dir nur angetan? Das du solch eine unbeschreibliche Wut in dir hast.“ „Du verstehst nicht. Ich bin eine Gefahr. Wenn ich bei dir bliebe, dann würdest du sterben. Und das will ich nicht!“ „Aber das wäre doch gut. Dann wäre ich bei meiner Frau.“ „Liebst du sie denn immer noch so sehr dass du dir nichts sehnlichster wünschst als bei ihr zu sein?“ „Natürlich liebe ich sie, selbst über den Tod hinaus liebe ich sie noch. Doch ich lebe und mir ist etwas passiert woran ich bis vor kurzem nicht geglaubt hatte.“ „Was soll das bitte sein?“ „Liebe auf den ersten Blick. Meine Frau habe ich erst im Laufe der Zeit lieben gelernt, aber dich, dich liebe ich von dem ersten Augenblick an! Deine Art zu reden, zu gestikulieren wenn du sprichst, dein Lächeln, dein Grübchen an der linken Wange. Deine grünen Augen, die so stechend sind wie bei einer Katze. Sie durchbohren einen und man hat das Gefühl du könntest die Gedanken von einem lesen oder durch einen hindurch gucken. Deine Haare, der Duft der von ihnen ausgeht, deine Figur. Du siehst in allen wunderschön aus. Ich liebe dich!“ „Alexej ... Du wirst sterben.“ „Ja. Und es ist mir egal. Sterben werden wir alle. Doch ich will meine restliche Zeit mit dir verbringen!“ „Du bist lebensmüde! Lieber stürzt du dich in akute Lebensgefahr als dein Leben zu genießen? Dich in irgendeine andere Frau zu verlieben. Und glücklich zu werden.“ „Das hat mal jemand zu dir gesagt stimmt‘s?“ „Was?“ „Jemand hat dir das Herz gebrochen und jetzt glaubst du das du es nicht verdienst hast glücklich zu werden.“ „Alexej bitte, lass mich gehen!“ Flehend guckt Marie in die blauen Augen des Mannes, den sie über alles liebt. Den die kleine Marie ausgesucht hat, ohne überhaupt zu wissen was passieren würde. Wie viel Zeit ist wohl vergangen seitdem er sie auf die Couch geschleudert hatte? Fünf Minuten? Oder vielleicht mehr?
„Ich liebe dich, Marie. Mehr als mein Leben, das musst du mir glauben. Glaubst du mir?“
Sie starrt ihn an, ‚Ja ich will dir so gerne glauben! Doch ich bringe das nicht über meine Lippen‘, und erwidert nichts. Marie lässt ihren Kopf auf die Couchkissen sinken und schließt die Augen ‚Jetzt ist eh alles egal. Marie- Antoinette, die Liebe die ich immer weg gesperrt hatte, hat es geschafft sich ihren Weg zu bahnen. Jetzt, ist alles egal. Warum sollte ich mein kurzweiliges Glück dann nicht genießen? ‘
„Marie?“ „Was erwartest du jetzt von mir?“ „Nichts. Ich will einfach nur dass du glücklich wirst. Zumindest einmal in deinen Leben, sollst du richtig glücklich sein.“ „Du hast es geschafft, ich bin im Moment sehr glücklich!“ „Das ermutigt ja.“ „Zu was?“ „Shhh .... Lass dich überraschen.“
Wortlos lässt Marie es geschehen und sie fühlt, wie sich die kleine Marie in ihr freut. Sie freut sich darüber endlich geliebt zu werden.

Der nächste Morgen, es ist 4.56 Uhr. Marie ist bereit nach Madrid zu fliegen. Schweren Herzens schreibt sie eine Nachricht für Alexej, worin steht das sie ihn liebt und das er ihr nicht folgen solle. Es würde ihr das Herz brechen wenn ihm irgendwas passieren würde. Hoffentlich sieht er das ein.

In Madrid angekommen, trifft sie sich mit ihrem neuen Auftraggeber. Ein älterer Herr der Blutrache geschworen hat, aber selbst zu ist um sie zu erfüllen. Sie begibt sich in ihr Hotel und bestellt etwas zum Essen. Kurze zeit später klopft es an der Tür, als sie öffnet steht Alexej vor ihr.
„Wo kommst du denn her?“ „Frisch aus der Stadt der Liebe, genau wie du.“ „Woher wusstest du wo ich bin?“ „Das ist doch unwichtig Marie. Ich würde dich überall finden, egal wohin du gehst.“ Es klopft erneut; „Zimmerservice“ sagt eine junge weibliche Stimme auf gebrochenen Englisch. Marie geht zur Tür und öffnet um das Essen entgegen zunehmen. Sie bedankt sich und gibt dem Zimmermädchen ein paar Euros als Trinkgeld.
„Es wird aber nicht für uns beide reichen.“ „Das macht nichts, ich habe eh auf etwas anderes Hunger.“ „Was das wohl ist?“ „Ich denke du weißt es.“ „Ja das befürchte ich auch. Aber tut mir leid, ich habe wirklich Hunger. Denn ich habe heute noch einen Auftrag zu erfüllen.“ „Na dann iß doch.“ „Das geht doch nicht, wenn mir jemand dabei zuguckt kann ich nicht essen.“ „Du lächelst, weißt du wie schön du aussiehst?“ „Das sagst du mir nicht zum ersten Mal. Aber du kannst es sooft sagen wie du willst, ich liebe es wenn du das sagst.“ „Na dann: du bist wunderschön, du bist wunderschön, du bist wunderschön ...“ „Shhh sonst verdirbst du noch die Stimmung. Und jetzt küß mich bitte, damit ich nicht weiterhin denke du bist nur ein Hirngespinst.“ Dieser Aufforderung folgt Alexej nur zu gern.

„Was ist das für ein Auftrag?“ „Das werde ich dir gewiß nicht sagen. sonst gerätst du noch in Gefahr.“ „Wenn ich mich nicht irre, geht nur von einem einzigen Lebewesen eine Gefahr aus und das bist du.“ „Ja, wahrscheinlich.“
Noch während des Essens erstarrt Marie in ihrer Bewegung. „Was ist los?“ „Oh Gott, mir wird schlecht.“ „Musst du dich ...“ Würgend rennt sie ins Bad, eine eindeutigere Antwort hätte es nicht geben können.

Nach 15 Minuten ist Marie immer noch im Bad. „Marie ist alles in Ordnung?“ „Oh Nein!“ „Was ist los?“ „Meine Augen! Mein Blick, er wird trüb!“ „Was? Wie kann das sein?“ „Ein Gift, eine Droge irgendwas wurde mir unters Essen gemischt. Etwas was die Sehfähigkeit Schachmatt legt für eine gewisse Zeit.“ „Warte ich komme.“
Hektisch stürmt Alexej ins Badezimmer und findet eine tränenüberströmte Marie vor. „Ganz ruhig, es wird bestimmt alles wieder gut.“ „Nein, dieses Gift wirkt mindestens drei Tage! Wie soll ich nur meinen Auftrag erfüllen? Dabei brauche ich das Geld doch.“ „Dann sage ihn ab.“ „Bitte? Das kann ich nicht machen. Ich bin davon abhängig, weißt du wie schnell ein Ruf ruiniert ist, wenn du einen einzigen Auftrag nicht erfüllen konntest? Das spricht sich wahnsinnig schnell herum...“ „Dann bringe ich dich eben zu deinem Auftraggeber. Du musst mir nur sagen wo, wann und wie er aussieht.“ „Ich weiß eben nicht wie derjenige aussieht. Ich beschreibe lediglich immer nur was ich an diesem Tag anhabe und um welche Zeit ich da sein werde.“ „Dieses Problem werden wir lösen.“ „Wir?“ „Ja, wir gemeinsam. Ich lasse dich doch nicht ins offene Messer laufen. Auch wenn derjenige mit dir irgendwo hingeht, ich bleibe immer in deiner Nähe. Versprochen!“ „Okay.“

Nächster Tag, es ist 13.35 Uhr in zehn Minuten trifft sich Marie mit dem Auftraggeber. Ihre Augen versteckt sie hinter einer Sonnenbrille, damit niemand sehen kann das ihr Blick getrübt ist. Denn man sieht es, die Linse sieht leicht getrübt aus. Doch diese Wirkung bleibt nicht ewig, nur maximal 72 Stunden. Was für den Geschädigten unerträglich lang ist...

Ein alter Mann kommt auf ihren Tisch zu. „Juanita Fernandez?“ „Si?“ „Mein Name ist Filipe Gonzales. Können wir ein Stück zusammen gehen? ich möchte nicht in der Öffentlichkeit reden.“ „Das könnte etwas schwierig werden. Señor Gonzales, ich habe gerade ein paar Schwierigkeiten mit meiner Sehkraft.“ „Und was soll das heißen? Ich habe mir viel kosten lassen, um ihre Leistungen in Anspruch nehmen zu können. Was ist passiert?“ „Sagen wir mal so, ich wurde sehr stark geblendet. Ich sehe alles nur verschwommen. Daher könnte ich den Auftrag eventuell nicht heute erfüllen. Tut mir leid.“ „Ich würde vorschlagen wir bereden alles weitere auf einem kleinen Spaziergang. Ich biete Ihnen auch meinen Arm an.“ „Wie nett von Ihnen.“

Also gehen die beiden ein Stück und Marie ist dem Unbekannten ausgeliefert. Alexej, der die ganze Szenerie beobachtet hat, ist zutiefst beunruhigt. Hoffentlich passiert ihr nichts, denkt er.

Gonzales geht ein ganzes Stück zusammen mit Marie. Er führt sie in ein Stück Park, wo kaum jemand um diese Zeit hingeht.
„Was glauben Sie, Señora Fernandes, warum sollte ich Sie engagiert haben. Aus welchen Grund?“ „Sie sagten nur Sie wollten Blutrache. Aber wer erschossen werden solle, wollten Sie mir nicht mitteilen.“ „Nun haben Sie eine Vermutung wer Ihnen das Gift ins Essen gemischt haben könnte?“ „Welches Gift? Ich habe nichts von einem ... Moment, Sie waren das! Warum?“ „Ganz einfach, Sie haben meinen einzigen Sohn umgebracht. Und jetzt werde ich Sie zur Strecke bringen.“ „Aber ... Es ist feige jemanden zu erschiessen der sich nicht wehren kann, der gerade ein Handicap hat.“ „Denken Sie es ist fair, seinen einzigen Sohn zu verlieren? Und eine Mutter, die den Tod ihres Kindes nicht ertragen kann und dann den Freitod wählt. Ist das etwa fair? Nein ist es nicht. und nun, mein Liebe, sie haben die Chance wegzulaufen. Ich zähle bis zehn, also bleiben Ihnen zehn Sekunden um ihr erbärmliches Leben zu retten.“ „Das ist nicht Ihr Ernst...“ „Eins“ „Das ist nicht ... Wo soll ich denn hin laufen wenn ich nichts sehe?“ „Zwei“ „Oh nein.“ „Drei“ Weg, weg, weg alles bloß weg von hier! „Sechs“ Oh nein der macht Ernst. „Acht“ Nein nur noch zwei Sekunden. „Neun“ Gott hilf mir, bitte.... „Zehn“ Ein Knall ertönt und die Vögel verlassen verschreckt die Wipfel der Bäume. Marie sackt zusammen, getroffen im Rücken. Sie hört wie der alte Mann zur ihr kommt.
„Glauben Sie mir, Sie werden erst in ein paar Tagen gefunden. Ein Opfer eines Überfalles, Sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach in einem anonymen Grab beigesetzt werden. Ein Namenloses Opfer unter vielen. Ich wünsche Ihnen einen langsamen Tod.“ Tränen rinnen über ihr Gesicht, Alexej wo bist du? Du hast doch gesagt du willst in meiner Nähe bleiben. In der Ferne hört sie ein Rufen. „Marie.“ Hier, will sie antworten doch sie spürt wie ihr Herz das Blut aus ihrem Körper pumpt. „Marie.“ Marie nimmt ihre ganze Kraft zusammen und versucht etwas zu sagen. „Alexej, hier bin ich.“ Hat er sie gehört? Seine Stimme ist noch so weit weg. „Oh mein Gott Marie. Was hat er dir angetan?“ „Alexej, er... er wollte Blutrache. Für seinen Sohn, aber ich habe nie jemanden erschossen der Gonzales hieß.“ „Psst bleibe ruhig, du musst deine Kraft schonen. Ich rufe einen Krankenwagen.“ „Aber ... du sprichst doch gar kein spanisch.“ „Die werden doch bestimmt auch ein wenig englisch sprechen. Immerhin sind wir hier in einer Großstadt.“ „Alexej, es tut so weh.“ „Ist ja gut. Alles wird wieder gut ich bin ja jetzt bei dir. Und ich verlasse dich auch nie wieder.“ „Ich werde bestimmt in die Hölle kommen.“ „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Ich habe so viele Leute erschossen. Gott wird mir das nie verzeihen.“ „Wenn es danach ginge, würde der Himmel ziemlich leer sein. Außerdem predigen sie in der Kirche doch immer, dass Gott alle liebt die an ihn glauben.“ „Ja ich liebe Gott. Und ich liebe dich. Ich will nicht sterben! Ich habe Angst Alexej.“ „Du wirst auch nicht sterben. Warte ich muss kurz gehen, ich habe hier keinen Empfang.“ „Wo soll ich auch hin?“ „Stimmt.“ „Bitte bleib bei mir. Ich will nicht allein sein.“ „Ich bin so schnell wie möglich wieder bei dir.“ „Nein warte geh nicht. Lass mich bitte nicht allein.“
Doch er war schon weg. Keine fünf Minuten war er wieder bei ihr, und weitere fünf Minuten später war auch schon der Krankenwagen zur Stelle. Marie wurde so schnell wie möglich ins Krankenhaus gefahren. Als sie in der Notaufnahme ankommen, stellen die Ärzte mit besorgter Miene fest, dass die Kugel, obwohl sie aus relativ großer Entfernung abgefeuert wurde, tief sitzt. Der Schütze beherrschte seine Waffe offensichtlich perfekt und war ein sehr erfahrener Scharfschütze. Denn aus einer Entfernung von ungefähr zehn bis fünfzehn Metern trifft kein ungeübtes Auge. Dazu hatte die Patientin noch viel Blut verloren. Es blieb nur übrig die Kugel zu entfernen, zu hoffen dass ihre lebenswichtigen Organe nicht zu stark verletzt wurden, eine Blutkonserve zu geben und zu hoffen das sie die Nacht überleben würde. Als sie auf ein Zimmer gebracht wurde, war Alexej schon dort und wich für die ganze nacht nicht von ihrer Seite.
„Bist du nicht müde, Alexej?“ „Wie könnte ich schlafen? Wenn ich doch weiß das die schönste Frau neben mir liegt.“ „Haha aua, ich sollte besser nicht lachen.“ „Finde ich auch, schone lieber deine Kräfte. Wie geht es dir denn?“ „Schlecht ist noch untertrieben. Mir tut alles weh. Und ... das atmen fällt schwer.“ „Aber du bist ja ein starkes Mädchen.“ „Nein bin ich nicht. Alexej ich werde sterben.“ „Sag doch so etwas nicht!“ „Doch ich spürte es schon im Park. Mein Herz ... hat ... mein Blut ... aus der Wunde gepumpt. Der Krankenwagen wäre beinahe zu spät gekommen.“ „Aber du hast überlebt.“ „Ja für diesen Augenblick aber ich werde es nicht überleben. Meine Zeit ist um. Das spüre ich.“ „Dann, willst du mich heiraten?“ „Was?“ „Willst du meine Frau werden?“ „Wieso?“ „Ich will dich mit nach Russland nehmen. Du sollst da wohnen und in hundert Jahren beerdigt werden. Soll der alte Kauz doch denken du wärst tot, dann bist du raus aus dem Geschäft. Ich finde bestimmt einen Pfarrer der uns heute Abend noch traut. Und morgen früh werde ich Ringe für uns kaufen. Damit auch alles seine Richtigkeit hat.“ „Bist du eigentlich getauft?“ „Ja natürlich, zwar bin ich kein Katholik aber ich bin Protestant. Ist auch Kirche!“ „Du bist süß!“ „Bin gleich wieder da.“

Und Alexej hielt Wort. Er trieb tatsächlich, entgegen aller Erwartungen einen Pfarrer auf. Eigentlich wäre Maries Leben zu ende gegangen an diesem Abend, doch offensichtlich hatte das Schicksal seine Meinung geändert. Zumindest die nächsten Tage sollte sie noch leben.
Die Wunde verheilte schließlich gut, sie hatte unwahrscheinliches Glück. Ihre Lunge und das Herz wurden nicht verletzt, obwohl der Schuß die Lunge hätte zerfetzen müssen. Gott wollte augenscheinlich dass sein Schützling leben sollte. Alexej hielt auch in der Hinsicht Wort das er sie mit nach Russland nahm. Seine Familie nahm die neue Frau an seiner Seite herzlich auf. Wobei seine Frau doch vor nicht einmal einem halben Jahr erst verstorben war....
Am ehesten hatte seine Mutter sie akzeptiert. Sie war erstaunt gewesen, dass mit ihren Worten; „Solch ein alter Tattergreis noch mal eine so hübsche Frau finden würde.“, hätte sie bei weitem nicht mehr gedacht. Die beiden waren sehr glücklich miteinander. Alexej und Marie waren gerade mal drei Monate lang verheiratet als ihre Menstruation aussetzte. Ein späterer Schwangerschaftstest zeigte, Marie war schwanger.
Die Schwangerschaft verlief problemlos und neun Monate später brachte sie gesunde Zwillinge zur Welt. Es waren zwei Jungs und ihre Namen waren Roberto und Gabriel. Marie wollte gern dass einer ihrer beiden Söhne den Namen tragen solle, von dem Mann ohne den sie Alexej nie begegnet wäre. Denn sonst hätte sie nie diesen Beruf gewählt.

Entgegen aller Erwartungen hatte Marie doch noch ein erfülltes Leben gefunden. Und die Liebe, die sie in Form von der kleinen Marie, jahrelang eingesperrt hatte, kam nie wieder in ihren Träumen vor. Denn sie hatte ja letztendlich ihren Willen bekommen.....

 

Hallo Amelie22,

für eine KG hast Du einen ziemlich langen Romatikthriller (oder wie auch immer man das Genre nennen mag) geschrieben.

Die Geschichte wäre leichter lesbar, wenn Du nach jeder wörtlichen Rede einen Zeilenumbruch einfügst. Dann kann man auch eher verfolgen, wer gerade spricht.

Viele Dialoge finde ich banal - aus dem Gesprochenen werden keine unterschiedlichen Charaktere deutlich. Die Beteiligten bewegen sich sprachlich auf gleichem Niveau, sagen direkt, was sie denken. Gefühle der Prots wirken eher distanziert berichtet, ich kann sie nicht miterleben.

Die Vergangenheit Maries wird ebenfalls berichtet - auch hier kommen bei mir keine Gefühle auf, es lässt mich schlicht kalt, was mit dem armen, vergewaltigen, verstoßenen Mädchen passiert.

Den Plot könnte man insgesammt straffen. Und der Schluss: ziemlich perfekte heile Welt, mit Hochzeit und Kindern und der Familie des Bräutigams, die die Braut aus vollstem Herzen willkommen heißt und in ihren Schoß aufnimmt - aua!

An manchen Stellen fehlen Worte mitten im Satz. Oder es steht ein Wort, das keinen Sinn ergibt - liest sich, als ob Du einen Satz umgemodelt hättest, und nicht alle Überbleibsel der alten Formulierung getilgt.

Die Auftragskillerin mit Skrupeln die zum Opfer ihres Auftraggebers wird, ist eine interessante Idee. Ich bin sicher, Du kannst etwas wesentlich besseres draus machen als das, was ich gelesen habe.

Gruß und viel Erfolg beim Überarbeiten,

Pardus

 

Hallo Amelie22,

die Geschichte hat mich gelangweilt. Vielleicht interessiert mich auch nur das Thema nicht sonderlich. Teilweise ist es aber auch sicherlich die Erzählweise. Sie ist so verworren, als würdest du beim Schreiben selbst atemlos sein.

"Und dann, boah, dann stirbt sie, und dann, oh mein Gott, was passiert denn jetzt, oh nein, es es alles rot und so, und irgendwie, liebst du mich - oder, besser, willst du doch einkaufen und alles sagen, damit du nicht ins Gefängnis musst?" - "Doch, die Katze, die ist es gewesen, und jetzt, Marie, jetzt bin ich schwanger, und - oh mein Gott, das kann nicht sein, dass der Himmel blau ist."

Es sollte aber nicht so sein, dass der Erzähler selbst atemlos ist, nein, der Leser sollte doch atemlose Spannung erleben. Dabei ist es aber nötig, selbst ein wenig Ruhe zu behalten, sich auf die Figuren und die Handlung zu konzentrieren und das dann möglichst verständlich zu formulieren.

Schöne Grüße,

yours

 

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