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Aus dem Dunkeln

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27.01.2004
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Aus dem Dunkeln

Das Pendel der großen Standuhr schwingt monoton hin und her. Ein Blick auf das Ziffernblatt zeigt mir, dass es fünf Minuten vor Mitternacht ist.
Meine Hände krallen sich in die Lehne des gepolsterten Stuhles.
Im Kamin lodert das Feuer. Auf dem Tisch vor mir liegt ein aufgeschlagenes Buch. Ich werde es nicht weiterlesen können. Es ist wieder soweit.
Kalter Schweiß bildet sich auf meiner Stirn. Etwas bewegt sich in meinem Rückgrat auf und ab, kriecht in den Bauch und löst auch dort einen grauenhaften Schauer aus.
Mein linkes Auge zuckt. Ich starre wie verrückt auf den Boden.
Das Uhrwerk erledigt mechanisch korrekt und unaufhaltsam seine Arbeit.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Die Zeit verrinnt, entfleucht aus dem Raum, dringt in andere Bereiche meines Hauses vor. Ich lausche angestrengt – auf was?
War da nicht gerade ein Geräusch? Schritte? Nein.
Meine Sinne täuschen mich. Sie sind überreizt.
Der Schweiß läuft über mein Gesicht, tropft auf meinen Schoß. Meine Füße zittern.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Keine Schritte. Nur die Uhr. Und das Feuer.
Etwas kratzt an das Fenster. Ich fahre herum, meine Hand schnellt zu dem Buch; zu dem, was unter dem Buch ist, und im selben Moment erkenne ich, dass es nur ein Ast ist, der vom Wind an das Glas gedrückt wird.
Kurz höre ich den Sturm, wie er heulend um das Haus fegt. Durch die Ritzen und Löcher pfeift.
Langsam setze ich mich wieder, will mich entspannen. Ich schaffe es nicht.
Ein Blick auf die Uhr. Noch zwei Minuten.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Ich beginne zu zittern. Mein ganzer Körper bebt und der Schweiß durchnässt mich, lässt mich Schaudern. Ich will die Zeit anhalten, das Uhrwerk zerstören. Würde es etwas nützen?
Eine Minute. Ich bekomme keine Luft mehr. Ich will irgendwohin laufen, weg, nur weg von hier.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Ein dunkler Gong kündigt Mitternacht an. Der Pendel schwingt unheilvoll weiter. Ich will weg, will davon, aber-
Jetzt! Ich habe es genau gehört. Unten im Keller. Oh Gott.
Mein Gott, ich höre es. Ein Schaben, ein Kratzen. Es ist nicht der Wind, es ist nicht der Wind. Ich weiß es, Gott steh mir bei.
Da, wieder. Nein, ich halte das nicht aus.
Ich muss …
Lauter, lauter. Nein, warum nur? Warum?
Ich muss es tun. Ich kann nicht, ich … aber ich muss.
Meine Hände heben das Buch auf und greifen nach dem Revolver, der darunter liegt.
Tick. Tack. Tick. Tack. Das Stampfen, das Graben im Keller. Ich höre es so klar. So klar, als wäre es hier, genau vor mir. Bei Gott. Ich haste auf und nehme mir noch die Lampe.
Ich halte die Waffe verkrampft und gehe durch die Tür ins Vorhaus. Die Geräusche werden immer lauter. Schlurfende, nasse Schritte auf der Kellertreppe. Ich höre einen röchelnden Atem.
Ich reiße die Tür nach unten auf, dort unten, wo es dunkel ist. Wo es ist.
Fauliger Gestank schlägt mir entgegen und meine Lampe erhellt nur dürftig dieses verwesende Etwas, das auf den Stiegen vor mir steht. Ich verliere fast das Bewusstsein, kämpfe gegen die Schwärze an und hebe den Revolver.
Gurgelnde Laute dringen von dem Ding zu mir empor. Ich stoße einen Schrei aus, drücke ab, ein, zwei, dreimal.
Der Rauch vernebelt mir die Sicht, der Gestank raubt mir die Sinne, aber das feuchte Klatschen kann nur der Aufprall des verfaulenden Monstrums auf den Fließen sein. Ich hebe die Lampe und wirklich. Da liegt es. Dort auf der Treppe. Schmutz und Erdbrocken liegen herum.
Im fahlen Schein des Lichts sehe ich, fast versunken im matschigen Fleisch, den Ring glitzern. Erkenne das mit Dreck verkrustete lange Haar.
Dann lache ich. Es ist ein abscheulicher Laut, bar jeglicher Freude.
Und ich sage: „Wann wirst du mir endlich verzeihen, Sue?“

 

Hi One.

Das geht ja hier Zug um Zug. Schön, dass du dich wieder regelmäßig im Horror rumtreibst.

Zur Geschichte:
Bis auf das Auftauchen des Monsters gefiels mir nicht ganz so.
Du verwendest eine Anhäufung von klischeehaften Ausdrücken, was ja nicht unbedingt schlecht wäre. Doch dann muss man den gesamten Plot betrachten, der mich leider auch nicht umhaut. Das Ende? Hm...:sealed:

Sehr gut gefallen hat mir, wie gesagt, das Auftauchen des Monsters. Hier kann ich neidlos anerkennen: Das war spannend!!!

Der Schweiß tropft auf mein Kinn,
Alter Schwede, was hat der denn für ein Kinn? Ich würde das Wort "lief" benutzen.
Kurz höre ich den Sturm, wie er um heulend um das Haus fegt
Ein "um" zuviel.

Das wars dann auch schon. Tut mir leid, dass ich mich diesmal nicht so erfreuen konnte. :shy:

Gruß! Salem

 

Abend Salem!

Ich weiß, ich weiß, klischee. Schnellschuss. Schande.
Aber es ist doch nicht "nur" ein Monster. Kam das nicht rüber?

 

Ich weiß, ich weiß, klischee. Schnellschuss. Schande.
Um Gottes Willen, ich will hier nicht die Schnellschüsse verpönen.

Ebensowenig Klischees (von denen ich ja durchaus ein Fan bin, wie du weißt).
Hier war es einfach das Gesamtbild. Anhäufung von Klischees und Plot.

Es ist halt eine einfache kleine Gruselgeschichte. Vielleicht bin ich auch nur mit den falschen Erwartungen ran gegangen.

Aber es ist doch nicht "nur" ein Monster. Kam das nicht rüber?
Doch klar, dadurch war es auch eine nette Pointe, die mich halt nur nicht vom Hocker riss.

Wie gesagt, ich will deine Geschichte nicht schlecht machen, war halt nur nicht begeistert. Ist aber eine reine Geschmacksache.

Salem

 

Hi One


Es war unbeabsichtigt, da bin ich mir sicher, aber das Pendel ... ich musste sofort an Poe denken! Nur das mal vorab *g*

Krimskrams:

Ein Blick auf das Ziffernblatt zeigt mir, dass es fünf Minuten vor Mitternacht ist.
Fünf Minuten vor Mitternacht.
Kürzer, düsterer, effizienter.

Ich reiße die Tür nach unten auf, dort unten, wo es dunkel ist. Wo es ist.
... wo die Dunkelheit ist. Wo es ist.
Würde sich irgendwie schöner lesen


Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe. Der Prot hat seine Frau/Freundin/Geliebte getötet, und wird nun von ihr bzw. seinem Gewissen Nacht für Nacht verfolgt?

Ansonsten hat es mir gut gefallen. Der Stil ist kurz und knapp gehalten, passt also zur Story, ein bisschen zu oft kommt allerdings das Wort Schweiß mit all seinen Eigenarten vor. Bei einem so kurzen Text, fällt das natürlich auf.

Liebe Grüße
Tamira
(Entschuldige die Kürze)

 

Grandios, hab mich seit langem mal wieder gegruselt.

Das kann jetzt einerseits daran liegen, dass ich mir kurz vorher die Kinotrailer von "The hills have eyes" und "unbekannter Anrufer" angesehen haben, aber andererseits glaube ich auch, dass deine Geschichte an sich ziemlich viel Potential hat!

So kurz sie auch ist, ich hab alles gespürt und gesehen. Den Ast am Fenster, den Schweiß auf der Stirn, die angsterfüllten Augen, atmospährisch sehr dicht und packend erzählt. Und ich hab auch erst später (nach Tamiras) Spekulation erkannt, was für ein Monster das war. Grandios! Ich bin wirklich ziemlich beeindruckt.
Wobei ich das Lachen am Ende dann rausnehmen würde... irgendwie stört es mich.

Na ja, Geschmackssache
schöne Grüße
Underground

 

Hey Tama!

Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe. Der Prot hat seine Frau/Freundin/Geliebte getötet, und wird nun von ihr bzw. seinem Gewissen Nacht für Nacht verfolgt?
Jap! Danke dir fürs lesen. Freut mich, dass es halbwegs rübergekommen ist. Jaja, das Pendel, irgendwie dachte ich auch an Poe ;). Die Fehler werden ausgebessert.

Abend Underground!

Danke fürs Lesen und danke für deine wohltuenden Worte. Sowas hört man als Autor immer gern.

Grüße,
One

 

Hi one weak,

eine nette kleine Gruselstorry.:shy:

Auch wenn die Atmosphärenbeschreibung ein wenig Klischeehaft ist, so hast du sie doch sehr dicht rübergebracht.

Und ich sage: „Wann wirst du mir endlich verzeihen, Sue?“
Na das ist ja ne Frage. Wie soll die Arme ihm denn verzeihen, wenn er sie jede Nacht von neuem erschiesst?:D Wobei das ja eigentlich nicht möglich ist, weil ...tot ist tot:hmm:
Und dann hat er sie auch noch im Keller verscharrt. Da gibts nur eins: Frau im Wald verscharren, Haus verkaufen, ab in die Großstadt.;)

Hab sie gerne gelesen:)

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo coleratio!

Danke fürs Lesen.
Deine Lösung erscheint ja gar simpel. Aber du weißt ja, Teufelskreis und so.
Ja das Klischee ist wahrlich ein Problem, aber ab und zu ganz in Ordnung, finde ich.

Grüße,
One

 

Hi, one weak,


Die Geschichte hat einen außerordentlich guten Spannungsaufbau. Zum Ende war ich mir kurz Unsicher, ob es jetzt aus ist. villeicht kannst du noch klarer machen, dass es nächste NAcht das gleiche sein wird. Ich hatte etwas den Eindrück, dass er nur dieses Mal geschossen hat. Ansonsten sehr solide geschrieben.

Ich starre wie verrückt auf den Boden.
starren und verrückt ich weiß nicht. Mir gefällt die Kombination nicht

L.G.
Bernhard

 

Hallo Bernhard!

Danke fürs Lesen und deinen Comment. Noch ein wenig klarer? Na mal sehen. ICh hab mir gedacht, dass mit so etwas zu rechnen ist ;)

Gruß,
one

 

Hi one weak,

okay, deine Geschichte ist verrückt :drool:

Gar nix gecheckt.

Hat er Sue umgebracht? Waruuuuuum???? Sie hat doch gar nix gemacht :( Menno.

Nee, okay, ernsthaft, habs net gecheckt, nichts, gar, gar nichts.

Hau rein

Tserk

Fehlerliste:

Ein dunkler Gong kündigt Mitternacht an. Der Pendel schwingt unheilvoll weiter. Ich will weg, will davon, aber-
Das
Ich stoße einen Schrei aus, drücke ab, ein, zwei, dreimal.
ein-, zwei-, dreimal

 

Hey Tserk!

Immer ran an die alten Stories, wie ;) ne, danke fürs Lesen.
Und du verstehst diesen Schnellschuss nicht?
Nun ja, auf kurz erklärt: Der Prot hat seine Frau ermordet, sie im Keller vergraben und das Verbrechen wird nie aufgeklärt. Nun kommt sie ihn regelmäßig "besuchen", er tötet sie immer wieder, aber sie kehrt immer wieder zurück ... eine Wiedergängerin. Kann er machen, was er will. Punkt. :)

Gruß,
One

 

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