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Aus der Not gewachsen

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17.12.2005
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Aus der Not gewachsen

Es spielt gegen Ende des 17. Jahrhunderts irgendwo auf der kleinen Alpe der Familie Pregler. Vater Joseph, Mutter Maria, Sohn Martin, Tochter Mechthild, Knecht Christoph, Magd Gudrun. Die Sprache möchte ich so stehen lassen - es war eine stille, raue, gottesfürchtige Zeit - Das Kursiv-Geschriebene in der Mitte sind seine Gefühle, sein Sehen, sein Träumen.


Wie vom Sturm losgerissene Spinnweben krochen die spärlichen Fasern hoch fliegender Wolken über die weißen Gipfel. Die Sonne war längst aufgegangen, aber es sollte noch zwei Stunden dauern, bis ihre wärmenden Strahlen die Tenne vor den dunklen Häusern berühren würden. Vergangene Nacht hatte ein Gewitter für Abkühlung gesorgt und in den Fußspuren der Hofbewohner stand noch immer das Wasser des Regens, vermischte sich an einigen Stellen mit dem glänzenden Braun der tierischen Exkremente.
Die Lisa muhte in immer kürzeren Abständen und Christoph schlug widerwillig den mit Stroh gestopften Sack knisternd zur Seite; in dem wenigen Licht, das durch die vier handtellergroßen, verkratzten Scheiben fingerte, tanzte Staub und beleuchtete einen wackligen, grob gezimmerten Tisch, unter dem sich ein speckig polierter Schemel mit nur drei Beinen verbarg.
Er spuckte in die Hände, strich sich das struppige Haar hinter die Ohren und sein Blick suchte das schiefe Holzkreuz am Ende des drei Schritte großen Raumes. Vater bereite uns und die Lisa muht und Herr, gib mir die Kraft und dann strichen die vernarbten Scharten seiner rauen Finger fast zärtlich über das kleine Holzkästchen neben der Schlafstatt, in dem er drei Goldtaler, einen Kohlestift und die feingliedrige Kette seiner Mutter aufbewahrte.

Sie hatte sich im Winter vor drei Jahren in den Tod gehustet und Christoph mußte kurz darauf – der Schnee lag immer noch schmutzig in den Schatten der treibenden Tannen - den Fellerhof verlassen. Damit die Schande aus dem Haus sei, so knarzte ihm der knotige Bauer den Abschied vor die Füße, auf seiner erkalteten, selbst geschnitzten Pfeife kauend. Er hatte ihm auch diesmal nicht in die Augen gesehen.

Barfüßig stapfte er hinüber zum Abtritt, der eingeklemmt zwischen den Verschlägen für die drei Geißen und dem Haupthaus lag. Durch die Ritzen der weiß gekalkten Tür fiel sein Blick auf das kopfgroße Loch in der rückwärtigen Mauer und dazwischen bewegte sich der fuchsrote Schopf von Gudrun.
Sie war aus dem Böhmischen, sprach nur verzagt und wenn, dann in einer harten Schrift. Manchmal staunte er über diese zähe, unbändige Kraft in ihren sehnigen, dünnen Armen, die ungelenk von ihrem knochigen Oberkörper abstanden; über ihren rohen, lieblosen Umgang mit den Kühen und doch hatte er sie schon in der Hocke vor einem geworfenen Geißlein gesehen, den zitternden Leib mit weichem Heu abreibend. Dabei waren ihre Augen seltsam groß und feucht, folgten verträumt den zärtlichen Bewegungen ihrer Finger. Wurde sie der Aufmerksamkeit anderer gewahr, floh sie sofort wieder in ihre unnahbare Art. So, schien es, kam sie bis heute unbeschadet in ihr dreiundzwanzigstes Lebensjahr.
Das Plätschern ihrer Pisse verebbte, er hörte das Schieben des runden Holzdeckels und das stumpfe Fallen der schwarzen Röcke am Bein. Irritiert streiften sich ihre Blicke, ein murrendes Guten Morgen stolperte aus riechenden Mündern.
„Die Lisa ruft.“ Sie blieb nicht einmal stehen. Weicher Dreck quoll zwischen ihren Zehen hindurch, schob sich über die vertrocknete Kruste an ihren Knöcheln.
„I hob’s g´hört – i schau glei“, er schloss die Tür hinter sich und atmete tief ein. Da war ihre Haut, ihr Haar, ihr Schweiß, ihr Schoß, der Duft ihrer warmen Pisse und die abgestandene Luft der Grube unter ihm. Träge surrten die ersten Fliegen unter den niedrigen Dachsparren und wie er eine große in grünem Glanz beobachtete, die mit Hilfe zweier behaarter Beine die irisierenden Flügel säuberte, vergaß er Gudrun und konnte sich endlich entleeren.
Christoph stand am Brunnen, tauchte seine braungebrannten Unterarme in die schneidende Kälte der klaren Quelle, strich die nassen Hände über seine kantige Stirn, die kratzenden Wangen und trank in kleinen Schlucken, bevor er hinüber in den Stall ging, um nach den fünf Kühen zu sehen. Lisa muhte immer noch.
Die Sonne kletterte bereits über den Saxerkamm, wärmte durch die kleinen Scheiben den alten Tisch in der Stube. Die sechs groben Holzschalen warfen lange, harte Schatten auf die zerkratzte Oberfläche und die heiße Milch dampfte, gerann an der Oberfläche, faltete zitternd eine dünne Haut; Brot wurde lautlos getunkt, tropfte ab und verschwand schmatzend in den hungrigen Mäulern.
„Morg´n in der Früh geh ich mit den Kind´ zur Schwester“, die knorrige Stimme seiner Frau wand sich karg aus dem verkniffenen Mund.
Der Bauer schaute nicht einmal auf, tunkte und kaute. „Is´ des Morgen schon.“
Sie nickte und nur Gudrun, die ihr gegenüber saß, bemerkte die Bewegung des verhärmten Frauenkopfes, dessen Haare unter einem blassen Tuch in einem Knoten endeten.
Martin mit seinen roten Bäckchen, den abstehenden Ohren und dunklen Haarborsten stieß unter dem Tisch seiner ein Jahr älteren Schwester verstohlen seinen Zeh in ihre Wade. Verschmitzt reagierte Mechthild mit breitem Lächeln, zupfte kurz an einem ihrer schwarzen Zöpfe – blieb aber stumm. Beide wußten, daß nur ein Wort aus Kindermund die Reise für sie hätte verhindern können. Reden bei Tisch war in der Familie Pregler nur den Erwachsenen vorbehalten und das auch nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
Maria Pregler hantierte bereits wieder in der dunklen Ecke des Raumes über dem Schüttstein, die Kinder trieben die Geißen hinauf in die oberen Grasbänder, wo das harte Kraut den kurzen Sommer zum Samen nutzte, als ihr Vater seinem Gefolge mit einer Kopfbewegung zu verstehen gab, dass noch anfallende Arbeit zu verteilen sei.
„Hast nach der Lisa g´schaut“, warf er brummend über den Tisch zu Christoph, der eilfertig antwortete.
„Sie hot´ sich eine Disteln eing´lauf´n – aber ´etzt is´ gut.“
„Schaffst die Wäsch´ allei´“, raunzte er über den Tisch, fixierte abwesend das Grübchen unterhalb des Halses der Magd. Sichtbar pochte hier eine Vene ihren ruhigen Puls unter der glatten Haut.
„Ja, schon“, Gudrun lehnte sich zurück, schob eine fettige Haarsträhne in das Dickicht ihres Schopfes; bemerkte nicht die erhobene Augenbraue der Bäuerin, als diese für einen kurzen Moment über die gebeugte Schulter sah.

Christoph erwachte, als die Bäuerin den Riegel der schweren Haustüre zurückzog, die Stimme der kleinen Mechthild wie ein Fetzen durch das farblose Grau des Morgens vom nahen Geißenstall herüber wehte. Eine leise Ermahnung an Martin, dann war es wieder still.
Als er später vor die Türe trat, mäanderten milchige Schlieren über den Graten, ein Steinadler schrie drüben in der Wand sein weithin hörbares Pilü. Etwas mußte ihn aufgescheucht haben, denn so früh war der Ruf des gefürchteten Jägers selten zu vernehmen. Gudrun hatte die Geißen schon hinauf gebracht und sprang fast in ausgreifenden Schritten die Wiese hinab, eine Kiepe voll frischer Kräuter auf dem Rücken.
Nach dem Melken und Anlegen der bronzenen Treicheln durch Christoph suchten sich die schwerfälligen Leiber der braunen Kühe ihren Weg selbst über den fast abgetrockneten Hof hinauf zur Alm, verharrten neugierig vorm Eingang der hinteren Türe, aus dem das Hantieren mit Zubern und lautes Klatschen scholl. Käse war die Domäne des Bergbauern und betrat seine Frau den aus dem Holz der Tanne verschalten, fensterlosen Raum, folgte er ihr argwöhnisch.
Die Sonne stieg rasch, Gudrun schrubbte, über den Zuber gebeugt, die angefallene Wäsche, kochte später eine wohlschmeckende Suppe aus Graupen, Brennessel, Knöterich, Geißfuß und dem Löffelkraut. Am Brunnen suchten freche Bergdohlen die Erfrischung und von oben aus den Steinfeldern gellten unregelmäßig die Pfiffe der Murmeltiere. Bis zum Einbruch der Dunkelheit besserte Christoph die Schindeln an der Ostwand des Wohnhauses aus, Gudrun hatte an den Böden zweier Vorratskörbe geflochten und brach dann auf, um die Geißen und Kühe in die Ställe zu treiben, nachdem die ansteigende Wiese in den Schatten des Westkammes gefallen war. Der Knecht tauchte seine vom vielen Hämmern surrenden Hände in den Brunnen, schöpfte mit der hohlen Hand das kalte Naß zu den Lippen, wischte über Nacken und Haare.
Wie er sich aufrichtete, ihm das Wasser über Brust und Schultern rann, zerriss ein Schreien den abendlichen Frieden. Verzweifelt und mit aller Kraft ihrer Lunge mußte Gudrun dieses weit hin verständliche, langgezogene Nein heraus gepresst haben, das plötzlich erstarb, als verschlösse eine Hand ihre Lippen.

Es wird eine Kuh zu Fall gekommen sein - der König der Lüfte hat eine der Geißen geschlagen – das Hemd liegt neben dem Brunnen – leise ruft er den Namen des Bauern mit der Absicht, dass er ihn nicht höre – hastet hinterm Haus über die Alm der Bergflanke entgegen – Sorge, Angst und Anstrengung treiben den Schweiß glänzend aus der Haut – er sieht das schamhaft gesenkte Antlitz des alten Fellers, den zerrissenen Blick seiner Mutter aus rot umrandeten Augen zwischen raschelnden Hautfalten welken – hört die Pisse Gudruns in die breiige Schwärze der Grube fallen – auf halber Mitte der Bauer, das Hemd ordentlich geschlossen, gerissen am Ärmel, die linke Hand umwickelt von weißem Tuch - sein Blut darauf – in der anderen die Sense – zwei Kühe laut mit ihren Glocken neben ihm auf dem Weg hinab – Stolz in der Haltung und sein Blick abgewandt zu den Gipfeln im entflammten Rest des Schnees – die Berge erhoben zur Kathedrale, sein Herz zersprungen am Kreuz – Die Frucht des Baumes, gerissen von Eva – Die Schlange, die Sünde und Adam, der nahm - Herr, vergib uns unsere Schuld – von Gottes Gnaden bin ich Herr und du der Knecht und sie die Magd - kein Schreien mehr von ihr – wie eine Schwester, wie eine Geliebte – er hebt die bleiernen Schöße ihrer Röcke, weiß um die Unergründlichkeit ihres schwarzen Vlieses – im hechelnden Atem den Geruch ihres roten Haares, ihrer ungewaschenen Haut, ihres Schoßes – Schuld – Schande – Ehrfurcht – Verlangen – Gott – Mann – Frau.

Wie er dann stand, kein Hemd, um seine nasse Blöße zu bedecken, mit offenem Munde hechelte, sie da saß, die Beine angezogen, umschlungen von ihren Armen, den Kopf seitlich gelegt auf ihre Knie, nicht ihr trocknendes Blut auf den Lippen, ihrer Wange und die Augen müde. Fünf Schritte entfernt saß er dann stumm. Solange, bis ihn fror.
Drüben der Saxerkamm wie ein Scherenschnitt gegen den letzten Rest des Tages, als sie dicht nebeneinander, die Ziegen und Kühe vor sich, wortlos abstiegen.
„Schau net so, ich hab ihn doch gebissen – dann gab er Ruh“, sie lächelte nicht und in Christoph wollte kein Frieden einkehren.
„Der langt mich nie mehr an“, leise, wie ein Schwur, doch die Zweifel in ihm flohen immer noch nicht ihrer Versicherung.
Erst als sie ihre kühle, schlanke Hand um einen seiner rauen Finger legte, öffnete sich vor seinen Augen ein gangbarer Weg, verloren die undurchdringlichen Steinwüsten seiner Zukunft ihre Schrecken, formte er aus den Schemen der Dämmerung eine Gemeinsamkeit. Es war dunkel geworden, als sie den Hof erreicht, die Tiere versorgt hatten und sich einen guten Schlaf wünschten.

 

du kannst sehr schön beschreiben, soll heißen mit Sprache umgehen. Aber ich finde in der Geschichte zuviel des Guten, wodurch die Handlung schwer nachvollziehbar wird. schade.

 

Hallo KatinkaH
Vielen Dank fuer Deinen Kommi. Schade, dass ich Dich mit meinem Stil nicht ueberzeugen konnte - dabei ist es eine noch sehr verstaendliche Geschichte. Aber es waere ja traurig, wenn alle in ein und denselben Stil schrieben.
Liebe Gruesse
Detlev

 

Hallo Detlev,

ich mag die Atmosphäre, die durch die Sprache entsteht. Auch finde ich sie der Region und der Zeit, die du beschreibst angemessen.
Einiges wird nur langsam klar, zum Beispiel, dass Christoph wohl auf ähnliche Weise entstanden ist, wie sie der Bauer später bei Gudrun versuchte. Er muss sozusagen die Erbschuld seines Bauernvaters tragen, wenigstens ist das denkbar.
Es passiert nicht viel über das alltägliche hinaus, das ist aber auch nicht nötig.
Manchmal verläufst du dich in der Sprache, ich gebe allerdings zu, dass ich in einigen Fragen dabei sehr pingelig war. Aber gerade, wenn du dich hier an Sprache versuchst, halte ich das für gerechtfertigt. In den meisten Fällen sind es Bezugsfehler, die du gemacht hast. Manchmal auch Tempusfehler.

In den Fußspuren der Hofbewohner hatte sich das Wasser des Gewitters der letzten Nacht gesammelt, vermischte sich mit dem glänzenden Braun der tierischen Exkremente.
Genau genommen kann es Gewitter auch ohne Regen geben. Das Wasser kommt also nicht vom Gewitter sondern vom Regen. Die tierischen Exkremente findest du hauptsächlich in den Fußspuren, wenn du die Tiere mit zu den Hofbewohnern zählst. Auf den Wegen ist das doch eher die Ausnahme.
Irritiert streiften sich ihr Blicke
ihre
warf sie in der Stube die Schatten der sechs groben Holzschalen hart auf den Tisch.
auch hier ist der Ausdruck im Grunde unkorrekt. Es sind die groben Holzschalen, die ihre Schatten werfen, nicht die Sonne. Immer das, was in der Sonne steht, wirft die Schatten.
Martin ... stieß unter dem Tisch seine ein Jahr ältere Schwester verstohlen mit dem Zeh in ihre Wade
vom Casus her ungenau. Da Dativ und Genitiv in der weiblichen Form den Artikel "der" aufweisen, müsste es heißen: stieß seiner ein Jahr älteren Schwester seinen Zeh in ihre Wade.
Maria Pregler hantierte bereits wieder in der dunklen Ecke des Raumes über dem Schüttstein, die Kinder trieben die Geißen hinauf in die oberen Grasbänder, wo das harte Kraut den kurzen Sommer zum Samen nutzte, als ihr Mann seinem Gefolge mit einer Kopfbewegung zu verstehen gab, dass noch anfallende Arbeit zu verteilen sei.
Bezugsfehler: So wäre es nicht Marias Mann, sondern der Mann der Kinder.
„Hast nach der Lisa g´schaut“, warf er brummend in Christophs Richtung, der eilfertig antwortete.
unklarer Perspektivwechsel im Satz, vom Casus her ungenau. Wenn brummte er es zu Christoph, der eilfertig antwortete. Bei dir müsste dem Bezug nach die Richtung antworten.
Käse war die Domäne des Bergbauern und selbst seiner Frau folgte er argwöhnisch, betrat sie die aus dem Holz der Tanne verschalte Stube.
Wieder der Bezug. Hier liegt er noch beim Käse. Natürlich ist klar, dass es der Bergbauer ist, der folgt. Grammatikalisch hast du es aber so geschrieben, dass der Käse seiner Frau folgt. Auch frage ich mich, ob das Käsen tatsächlich in der Stube stattfindet.
Gudrun flocht an den Böden zweier Vorratskörbe und war dann aufgebrochen, um die Geißen und Kühe in die Ställe zu treiben
Tempuswechsel mitten im Satz. Entweder Gudrun hatte geflochten oder sie brach dann auf.
Er tauchte seine vom vielen Hämmern surrenden Hände in den Brunnen, schöpfte mit der hohlen Hand das kalte Naß zu den Lippen, wischte über Nacken und Haare.
Wieder der Bezug. Hier taucht der Schatten seine Hände ...

Gerne gelesen.

Lieben Gruß, sim

 

Deine Schreibe, Detlev, erinnert mich an die von Franz Innerhofer, der wie du in dieser Geschichte, in seinem ersten Roman „Schöne Tage“ das harte Leben eines Bankerts auf einem Bauernhof Mitte der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts schilderte. Es beschrieb sein eigenes Leben, und das klang nicht viel anders als das, was du uns hier präsentierst, will sagen, deine Geschichte könnte auch heute spielen – nicht alle Bergbauern sind ausgestorben und nicht alle Täler und Höhen sind voll von Touristen.

Du beobachtest sehr genau und verlierst dich doch nicht in den Details, mit wenigen Sätzen schaffst du eine sehr dichte Atmosphäre, man ist daher sofort drin in der Geschichte.

Besonders gut haben mir anfangs – später hat mich die Geschichte zu sehr gefangen, um mir solche Dinge zu notieren – Stellen wie diese gefallen:

In den Fußspuren der Hofbewohner hatte sich das Wasser des Gewitters der letzten Nacht gesammelt, vermischte sich mit dem glänzenden Braun der tierischen Exkremente.
Hier urteilt sim ein bißchen kleinlich, finde ich.


speckig polierter Schemel
Ja, genau so sind diese Schemel - wenn sie alt sind.


Sie hatte sich im Winter vor drei Jahren in den Tod gehustet und Christoph mußte kurz darauf – der Schnee lag immer noch schmutzig in den Schatten der treibenden Tannen - den Fellerhof verlassen.
Ich habe sie bildlich vor mir gesehen, die alte Frau und den Schnee.


Weicher Dreck quoll zwischen ihren Zehen hindurch, schob sich über die vertrocknete Kruste an ihren Knöcheln.
Das sind Kindheitserinnerungen, die wohl nie verblassen werden.


Da war ihre Haut, ihr Haar, ihr Schweiß, ihr Schoß, der Duft ihrer warmen Pisse und die abgestandene Luft der Grube unter ihm.
Ich habe sie kennengelernt, die Plumpsklos und die damit verbundenen Gerüche – wirklich nicht sehr angenehm - aber du schaffst es trotzdem eine, wenn nicht erotische, so doch sehnsuchtsvolle Atmosphäre hinzubekommen. Wunderbar!


Die heiße Milch dampfte und gerann an der Oberfläche, faltete zitternd eine dünne Haut; Brot wurde lautlos getunkt, tropfte ab und verschwand schmatzend in den hungrigen Mäulern.
Heute gibt es die Milch aus der Tüte, früher wurde sie vom Bauern geholt und gekocht – wie ich sie liebte, diese Milch, vor allem diese dünne Haut!

Diese Geschichte ist Literatur und fern der sogenannten Heimatliteratur eines Ludwig Ganghofers, insofern kann ich auch die Kritik von KatinkaH nicht verstehen.

Du hast mir Appetit auf mehr gemacht, wenn ich’s schaffe, werde ich mir noch heute eine weitere Geschichte von dir vornehmen.

Dion

 

Hallo Sim
Danke für die wertvollen Tips. Okay, es ist sehr akribisch, was Du hier auflistest, aber offensichtlich unterläuft mir der Fehler häufig. Bisher fiel es niemandem sonst auf - nicht einmal meinem Lehrer in der vhs - aber soll mir ja nur helfen - also nochmal danke für die Mühe und die geopferte Zeit.
Nur den letzten Bezug habe ich - sorry - nicht richtig begriffen.
Liebe Grüße
Detlev


Hallo Dion
freut mich, wenn Du Dich so hinein versetzen konntest. Manchmal gelingt es mir und ich sehe das beschriebene Bild sehr detailgetreu vor meinen Augen und dann ist es vollkommen egal, wo und wann das spielt - leider passiert mir das nicht sehr häufig, aber ich denke, mit ein bisschen Übung lässt sich das lernen - ich erinnere mich auch an die Kindheit, als die Phantasie noch so üppig und blühend allgegenwärtig war - langsam öffnet sich mein Geist wieder ... ihr mit Euren aufmunternden Kommis macht mir echt Mut. Danke.
Ich bin ja selbst auf dem Land groß geworden - allerdings nicht in den Bergen, sondern auf einer Insel. Auch dort hatten die Bauern, isoliert durch ihre geogr. Lage, eine eigentümliche Lebensart entwickelt, die heute fast gänzlich durch den Tourismus und die Überfremdung verschwunden ist. Da unsere Familie nicht zum Stand der Bauern gehörte, sondern wir sog. 'Neigschmeckte' waren, konnte ich die Charaktere aus meiner Position gut beobachten. Ich hoffe, noch einige Stories aus diesem Fundus schöpfen zu können.
Liebe Grüße
Detlev

 

sorry, Detlev, das konntest du auch anhand dieses Ausschnitts nicht.
Ich zitiere mal ganz.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit besserte Christoph die Schindeln an der Ostwand des Wohnhauses aus, Gudrun flocht an den Böden zweier Vorratskörbe und war dann aufgebrochen, um die Geißen und Kühe in die Ställe zu treiben, nachdem die ansteigende Wiese in den Schatten des Westkammes gefallen war. Er tauchte seine vom vielen Hämmern surrenden Hände in den Brunnen, schöpfte mit der hohlen Hand das kalte Naß zu den Lippen, wischte über Nacken und Haare.
Du wechselst du Perspektive von Christoph zu Gudrun, kommst dann zum Schatten und machst dann weiter mit "Er". "Er" ist aber inzwischen der Schatten und nicht mehr Christoph. Du müsstest also schreiben: "Christoph tauchte seine Hand ..."

Lieben Gruß, sim

 

Hi Sim
... hatte es doch herausgefunden - schon geändert - trotzdem danke.
Gute Nachtruhe - schönes Wochenende
Detlev

 

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