Was ist neu

Bartleby

Beitritt
19.06.2001
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Bartleby

BARTLEBY

Zitternd las Viona Heshley die ihr gedachten Zeilen...

Und wenn der Morgentau sich im Lichte sammelt
Die Nacht mit flüsternden Worten sich verabschiedet
Dann denke ich an Euer strahlend schönes Gesicht
Und mir bleibt nur weiteres Warten und Hoffen

„Oh Bartleby!“ flüsterte sie und küßte sanft das Stück Papier. Dann drückte sie es an ihre Brust. „Und mir bleibt nur weiteres Warten und Hoffen...“ Sie blieb an einem der großen Fenster stehen und schaute hinaus. Vor den Toren der Burg tauschte das niedere Volk Waren, ab und zu sah man die Wachen, welche einzelne Stände kontrollierten... Es klopfte. „Einen Moment!“ rief Viona. Schnell lief sie zu dem großen Spiegel und klemmte das Stück Papier zu den bereits vorhanden dahinter. Sie straffte ihr Kleid und hob ihren Kopf. „Herein!“ Die Tür öffnete sich und ein kleiner alter Mann betrat den Raum. „Jones?“ sagte Viona erstaunt.
Jones verbeugte sich vor ihr. „Ja, Lady Viona. Euer Gemahl schickt mich.“
„Spencer.“ murmelte sie. „Und was will er?“
„Er bittet Euch, den heutigen Abend an seiner Seite zu verbringen. Besuch hat sich angekündigt.“
„Besuch? Davon wußte ich nichts.“
Jones lächelte. „Nein, my Lady, davon konntet Ihr auch nichts wissen.“ Er deutete zum Fenster. „Der Bote verläßt in diesem Moment die Burg.“
Viona ging zum Fenster und konnte gerade noch den Reiter erblicken, der davon ritt. „Und wer ist es?“ fragte sie interessiert.
„Lord Brayed und seine Gemahlin kündigte der Bote an.“
„Oh.“ murmelte Viona. Brayed, dachte sie. Etwas muß geschehen sein. Sie drehte sich zu Jones um. „Dann richte Lord Heshley aus, daß ich ihm zur Verfügung stehen werde.“
„Ja, my Lady.“ antwortete Jones und verbeugte sich. „Mit Eurer Erlaubnis werde ich nun gehen.“ Er wartete nicht auf ihre Zustimmung.
„Brayed.“ Viona schüttelte den Kopf. Gab es wieder Streitigkeiten unter den einzelnen Landbesitzern? Sie ging zum Spiegel. Viona war eine schöne Frau im besten Alter. Viele sagten, sie wäre zu schön und auch zu jung für Spencer Heshley, aber das hatte Viona nicht davon abhalten können, ihn zu heiraten. Er war wohlhabend und anscheinend nicht an ihr interessiert. Und dann, eines Tages, war sie Bartleby begegnet. „Bartleby...“ flüsterte Viona und betrachtete sich im Spiegel.

„Sie hat sich bereit erklärt?“ fragte Spencer Heshley.
Jones nickte. „Ja, my Lord. Sie hat sofort zugestimmt.“
Heshley nickte. „Das ist gut. Ich bitte sie nicht oft um einen Gefallen. Doch diese Angelegenheit ist mir wichtig. Ihr Dasein dient meiner Sache.“ Er ergriff Jones an der Schulter. „Und sonst hat sie...?“ Fragend sah er ihn an.
„Nein, my Lord.“ Jones schüttelte den Kopf. „Sie erwähnte wohl kurz Euren Namen, aber weiter... Nein, weiter hat sie sich nicht nach Euch erkundigt.“
„Hm.“ Spencer ließ Jones los. Er nickte und sagte: „Du kannst jetzt gehen.“
„My Lord.“ Jones verbeugte sich vor seinem Herren schlich sich leise weg.
„Ach... Viona.“ Spencer setzte sich an den langen Holztisch, der aus einfachem Eichenholz gefertigt war. Er liebte sie. Er liebte sie von ganzem Herzen. Aber... Sanft streichelte er das Holz. Er konnte ihr seine Gefühle nicht zeigen. Seine Liebe, die er für sie empfand, trotz seines fortgeschrittenen Alters, trotz seiner Häßlichkeit. Spencer schloß die Augen. Er berührte seine lange Narbe, die von der Stirn über sein linkes Auge bis zum Kinn reichte.
„Lord Heshley?“
Spencer öffnete die Augen. Vor ihm stand Groid. „Ich habe dich nicht kommen hören.“
„Nun, es ist nicht meine Art, sich mit lauten Schritten anzukündigen.“
„Ja, mag sein.“ Spencer winkte ab. „Und was gibt es? Geht es um den heutigen Abend?“
„Unter anderem.“ Groid setzte sich zu Heshley an den Tisch.
„Unter anderem?“
„Ja.“
„Nun...“ Spencer räusperte sich. „Nun, ich höre dir zu.“
Groid nickte und lächelte. „Lord Brayed wird den heutigen Abend mit Euch verbringen.“
„Ja. Es gibt unter dem einfachen Volk Unruhen.“ Er schluckte. „Wer kann es ihnen verdenken. Es sind harte Zeiten. Sogar für uns.“
„Weise Worte aus Eurem Munde, my Lord.“
„Was willst du, Groid?“
„Lord Brayed kommt nicht ohne Absicht hierher.“
„Du sagst mir nichts neues. Er und ich werden über diese Unruhen reden... und entscheiden, wie wir vorgehen werden.“
„Brayed wird Euch ein Angebot machen, my Lord.“
„Ein Angebot?“ Spencer stand auf. „Er mir?“
„Ja. Er Euch, my Lord. Ein Angebot.“
„Und woher weißt du von diesem Angebot?“
Groid verschränkte die Arme vor der Brust. „Ein Berater hat gewisse Kontakte an einer jeden Burg, my Lord. Und Brayed wird Euch einen Gefallen abverlangen.“
Spencer sah Groid ernst an. „Er verlangt einen Gefallen von mir?“
„Ja.“
„Was für einen Gefallen?“
„Er will das Volk beruhigen. Aber es geht auch um Viona....“
„Viona? Was...“ Spencer fuhr sich durch sein graues Haar. „Viona?“

So sanft Euer Haar dem Winde widersteht
Die Sterne über Euch ihr Leuchten verdoppeln
So sehr wünschte ich mich an Eurer Seite
Wie der Nebel, welcher magisch das Tal umhüllt

Viona wurde von ihrem Dienstmädchen angekleidet. Sie dachte Bartleby, und auch an Spencer. „War es falsch gewesen, ihn nur des Wohlstandes wegen zu ehelichen, Kurine?“
„My Lady, ich wage keine Antwort auf Eure Frage.“
„Sei offen und ehrlich. So wie ich zu dir.“
Kurine ließ das Kleid los und stand auf. „Ihr kamt zu mir, als Euch der junge Bartleby das Herz brach, damals, vor einigen Wochen.“
„Ja.“ Viona nickte. „Dir habe ich mich anvertraut. Und ich bin dir zu großem Dank verpflichtet, für dein Stillschweigen.“
„Und dennoch habt Ihr vor zwei Jahren Lord Heshley das Jawort gegeben. Und damit seid Ihr Verpflichtungen eingegangen. Und jetzt gebt Ihr zu, den Lord nur wegen des Geldes geheiratet zu haben?“ Kurine schüttelte den Kopf. „Lord Heshley ist kein schlechter Fang, my Lady.“
„Sprich weiter.“
„Er liebt Euch. Ihr könnt kaum glauben, wie sehr.“
„Warum zeigt er mir seine Liebe für mich nicht? Warum hält er Abstand?“
„Haltet Ihr nicht auch Abstand von ihm, my Lady Viona?“ fragte Kurine.
Viona seufzte. „Mehr als einmal habe ich mich ihm angeboten. Aber...“ Sie sah zu Boden. „Er wies mich zurück. Aus Gründen, die ich nicht verstehen kann. Und dann...“ Sie lächelte.
„Dann kam der junge Bartleby, nicht wahr?“
„Ja, Kurine. Dann kam Bartleby.“ Viona sah zum Spiegel. „Und mit ihm herzergreifende Worte.“
„My Lady, ich rate Euch, Lord Heshley die Treue zu halten. Er kann für Euch sorgen. Es mag stimmen, daß er seine Zuneigung Euch gegenüber nicht zum Ausdruck bringen kann. Aber er liebt Euch dennoch. Und ich rate Euch dringend, keinen Fehler zu begehen.“
„Ach... Kurine.“
„My Lady, es ist ein Rat von mir.“
„Und dafür danke ich dir.“ Viona lächelte Kurine an. „Dafür danke ich dir.“
Kurine schnürte das Korsett. „Wie wird es nun weitergehen?“
„Ich weiß es nicht. Lord Brayed und seine Gattin werden in wenigen Stunden eintreffen.“
„Was hat das mit Bartleby zu tun, my Lady?“ fragte Kurine.
„Nichts.“ sagte Viona leise. „Aber Spencer werde ich sehen.“
„Vielleicht entdeckt Ihr doch Gefühle für ihn.“
„Ich habe Gefühle für Spencer.“
„Nein.“ entgegnete Kurine. „Ich meinte... richtige Gefühle. Für Lord Heshley. Nicht für sein Geld. Nicht für sein Ansehen.“
„Höre ich daraus einen Vorwurf?“
„Keinen Vorwurf, my Lady.“ Kurine hatte ihre Arbeit vollbracht. „Ich würde es nicht wagen, Euch etwas vorzuwerfen.“ Dabei lächelte sie sanft.
„Ach... Kurine!“ Viona sah in den Spiegel.
„Ihr seht wunderschön aus, my Lady.“

Groid bereitete das Zusammentreffen zwischen Brayed und Heshley vor. Gemächlich schritt er die bereits gedeckten Holztische ab. Zufrieden nickte er den Diener zu. „Sehr schön.“ Er sah Kurine. „Kurine!“ Er winkte sie zu sich heran.
Als sie ihn erreicht hatte, verbeugte sie sich vor ihm. „Herr?“
„Kurine... Gute Kurine. Sieh mich an.“
Sie tat, wie ihr befohlen wurde. „Herr?“
„Wie geht es Viona?“ wollte er wissen. „Ist sie vorbereitet auf den heutigen Abend?“
„Ja, Sie wartet in ihrem Gemach darauf, gerufen zu werden.“
Groid nickte. „Gut. Und in der Zwischenzeit... vertreibt sie sich ihre Zeit mit den Briefen von...“ Er zögerte.
Kurine sah ihn an. „Herr?“
„Mit den Briefen von... Bartleby?“
„Ich weiß nicht, wovon Ihr redet, Herr.“ sagte Kurine leicht verunsichert.
Ja, dachte Groid. „Wirklich nicht?“
„Herr, bei meiner Seele!“
„Oh... wenn du auf deiner Seele schwörst, so muß ich es wohl glauben.“
„Ja, Herr.“ Kurine sah ihn an. „Darf ich mich entfernen?“
„Du darfst.“ Er nickte ihr zu.
„Danke, Herr.“
Er sah ihr hinterher. Dummes altes Weib. Von Anfang an hatte er von Bartleby´s Zuneigung zu Viona gewußt. Und auch derer von Viona. Groid nahm einer der Silberbecher und rieb ihn mit seinem Ärmel. „Dummes altes Weib.“ flüsterte er. „Auch dein Kopf wird rollen.“ Er stellte den Becher wieder auf den Tisch. Nicht nur Kurines´ Kopf. Auch der von Viona und... Bartleby.

Morgenröte mich blendet einen jeden Tag
Habt vergessen Ihr Euer Versprechen an mich
Ein jeder wartet vergebens auf sein Schicksal
Meinem Herzen ich folge und dadurch nur Euch

Spencer Heshley wartete ungeduldig auf die Ankunft Brayed´s. An seiner Seite stand Groid. „Er verspätet sich, Groid. Genau so wie Viona.“
„Habt Geduld, my Lord.“
„Geduld?“ Spencer schüttelte den Kopf. „Geduld ist...“ Viona betrat die Halle. Spencer sah zu ihr. Er dachte an das, was ihm Groid gesagt hatte. Doch für diesen einen Augenblick war ihm das egal. Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas schönes gesehen, dachte er. „Sie ist da.“ flüsterte er Groid zu.
„Ja, my Lord.“ sagte Groid.
Viona stand Spencer und Groid gegenüber. „My Lord.“ sagte sie und verbeugte sich vor Spencer. Groid würdigte sie keines Blickes.
„Viona...“ stammelte Spencer. „Du siehst... wunderschön aus.“
„Danke, my Lord.“
„Ich habe zu danken.“
Sie sah ihn an und lächelte. „Es ist lange her, Spencer.“
„Ja, vielleicht zu lange.“
Groid räusperte sich. „My Lord, Lady Viona. Es scheint, als ob Lord Brayed angekommen ist.“
„Nun, dann bietet ihm den gebührenden Respekt!“ sagte Spencer. Er sah zu Viona. „Und auch seiner Folgschaft!“
„Ja, my Lord.“ Groid entfernte sich, um Brayed zu empfangen.

Viona und Spencer ware nun allein in der großen Halle. Er berührte ihr dunkles Haar. „Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich gemacht hast, Viona.“
„Spencer?“
„Ich liebe dich, Viona. Ich konnte es dir nie wirklich zeigen... aber ich liebe dich.“
Viona trat einen Schritt zurück. „Ich... liebe dich auch.“
Er nickte. „Ja, das tust du.“ Spencer sah seine Gemahlin traurig an. „Ja, das tust du.“

Welch Worte können beweisen meine Liebe zu Euch
Wie kann ich aufhalten das Ende unseres Zusammensein
Eure Schönheit mir blendet mein Sehen
Auf das ich ewig verdammt bin Euch zu lieben

Es fehlte an nichts. Lord Heshley hatte keine Kosten und Mühen gescheut, das einigermaßen kurzfristige Zusammentreffen so schmackhaft wie möglich zu gestalten.
Brayed trank einen Schluck Wein und rief zu Heshley: „Wohl denn, Lord Heshley. Ein gutes Mahl habt Ihr zubereiten lassen!“
Spencer nickte und hob seinen Becher. „Ja, Lord Brayed. Habt Dank!“ Dabei sah er zu einem der Gefolgsleute von Brayed. „Habt Dank für Euer Dasein!“
„Ja, Heshley!“ Brayed zog seine Gattin zu sich heran und gab ihr einen Kuß.
Spencer sah zu Viona. „Was ist mit dir?“
„Nichts.“ Lustlos stocherte sie in ihrem Essen herum.
„Nichts?“
Viona schob den Teller von sich weg. „Was ist der Grund des Zusammentreffens?“
„Es gibt Unruhen, Viona. Das gemeine Volk leidet.“ sagte Spencer. Er bemerkte, wie Viona zu dem einen Mann schielte, der mit an Brayed´s Tafel saß. „Es müssen Entscheidungen getroffen werden.“
„So?“ Sie sah wieder zu Spencer.
„Ja, Viona.“
„Brayed und du entscheiden also, wie man die Unruhen beseitigen kann?“
„Ja, und nicht nur das!“ Er sah zu Groid und nickte. „Und nicht nur das, Viona.“

Groid erhob sich und ging direkt auf Brayed zu. „Lord Brayed!“ schrie er ihn an.
Brayed sah entgeistert zu Groid. „Was wagst du mich...“
„Lord Brayed!“ schrie Groid erneut und zeigte auf den einen Gefolgsmann. „Was ist Euch der Frieden wert?“
„Der... was? Frieden?“ Brayed lachte laut auf. „Wir sind hier, um die Unruhen zu beseitigen. Zwischen Heshley und mir herrscht kein Zwist! Ich kam hierher, um Lord Heshley ein Angebot zu unterbreiten, was er nich ablehnen kann!“
„In der Tat! Beide Heere zu vereinen, um die Unruhen auszumerzen“ Groid nickte. „Und so soll es auch sein, nicht wahr?“ Dabei sah er zu Viona. „Und dennoch...“ Sein Blick wanderte zu Lord Heshley. „Dennoch...“ Er sah wieder zu Brayed. „Es könnte mit dem Frieden auch vorbei sein.“ Er sah nun auf den Gefolgsmann von Brayed und lächelte.
„Was willst du damit sagen?“ Brayed stand auf.
Heshley winkte ab. „Es geht um den da!“ sagte er und deutete auf den einen. „Es geht um ihn.“
„Was?“ Brayed verstand nicht.
„Er stört den Frieden zwischen uns, Brayed. Wir zusammen können das Volk besänftigen, aber einer Eurer Gefolgsmänner verhindert dieses Vorgehen!“
„Ich verstehe nicht!“ sagte Brayed und sah zu Bartleby.

Wenn verdorrte Erde blühend neu erwacht
Der dunkle Himmel sich verbeugt vor unserer Liebe
Nichts kann verhindern mein Wollen zu Euch
Seht Ihr denn nicht die Rose erwachend am Amfang eines Tages

Viona sah zu Bartleby. Oh nein, dachte sie. Oh nein. Sie stand auf und sah entrüstet zu Groid. „Wie kannst du es wagen!“
Groid lachte. „Oh... ja, wie kann ich Narr es nur wagen!“ Er nickte. Dann zeigte er auf Bartleby. „Er ist es, der die Verbundeheit beider Häuser stört. Seine Liebe zu...“ Er sah Viona.
Brayed sah zu Hershley. „Was geht hier vor? Zu was artet dies aus? Lord Heshley! Ich kam hierher, um die Unruhen zu beseitigen!“ Er stieß seinen Becher um. „Und jetzt geht es nur um die Liebe? Um diesen einfältigen Narren?“ Er zeigte auf Bartleby. „Und um Eure... Viona?“
„Ja!“ rief Groid. „Bartleby verdreht meines Herren Gemahlin den Kopf.“ Er holte tief Luft. „Lord Brayed. Die Unruhen unter dem einfachen Volk werden weitergehen. Es sei denn...“
„Das könnt ihr nicht tun!“ schrie Viona und sah zu Bartleby. „Das könnt ihr nicht!“
Groid sah zu Hershley. „My Lord?“
Spencer schüttelte traurig den Kopf und sah zu Brayed. „Brayed?“
Fassungslos setzte sich Viona auf ihren Stuhl. Bartleby sah sie an. Sie lächelte, und Tränen liefen ihr über ihr wunderschönes Gesucht. „Das könnt ihr doch nicht tun?“

Meine Blicke gelten Eurer Vollkommenheit
Nicht fähig ich bin meinen Gedanken Ausdruck zu verleihen
Ihr seid der letzte Halt in meinem Leben
Begleitet mich in eine ungewisse Zukunft

Spencer hatte sämtliche Briefe von Bartleby an Viona gelesen. Er mußte sich eingestehen, daß dieser einfache Mann, dieser Bartleby seiner Viona in den Briefen mehr gegeben hatte, als er selbst jemals fähig war. „Groid?“
„Ja, my Lord?“
„Ist das es wert gewesen?“ Einige Wochen waren vergangen.
„Die Unruhen sind vorbei.“ sagte Groid. Er selbst hatte seine eigentlichen Ziele verfehlt. Nur Bartleby hatte seinen Kopf verloren. „Die Unruhen sind vorbei, my Lord!“
„Ja, das stimmt.“ Spencer warf die Briefe von Bartleby in das Feuer des Kamins. „Ja. Aber ich frage mich, ob es auch so gegangen wäre.“ Er dachte an Viona.
„Das Volk ist ruhig gestellt, my Lord!“
„Hm...“ Spencer schüttelte den Kopf. „Er hat Viona das gegeben, wozu ich nicht fähig war, Groid.“
„My Lord?“
„Dieser elende Barleby!“ Spencer ging zu einem der Fenster. „Dieser elende Bartleby!“
Groid zuckte mit den Schultern. „Nun...“
„Nein, kein und... Nun“ sagte Spencer. „Ich habe Viona verloren. Endgültig.“

Teilnahmslos sah Viona in den Spiegel. „Bartleby...“ flüsterte sie. Wenigstens einen Spiegel hatte man ihr zugestanden. Ansonsten war der Kerker...

Bartleby war tot und das Land hatte sich beruhigt.

Keiner kann uns nehmen unser Zusammensein
Mag der Regen noch so dicht fallen
Eure Schönheit wird mich auf ewig verfolgen
Ich liebe Euch

Ich liebe Euch

Ihr könnt nicht glauben wie sehr....

ENDE

copyright by Poncher (SV)

14.10.2001

 

Also: Dass ich Horror- und SF-Fan bin bedeutet ja wohl nicht zwangsläufig, dass ich der Romantik abhold wäre, oder?
Selbst einige meiner Horror-Geschichten handeln von der Liebe.
Das nur soweit.

Die Geschichte fand ich ganz gut, aber wie schon Anna sagte: Der historische Hintergrund fehlte.
Deshalb schreibe ich auch keine in der Vergangenheit angesiedelten Stories, weil mir da jegliches Wissen um das Lokalkolorit fehlt.

Ansonsten ist die Story sehr schön und ruhig erzählt, vor allem die eingeschobenen Gedichte machen sich gut.
Ein bisserl kritisieren könnte ich, dass der Schluss etwas zu hastig vorangetrieben ist: Man erfährt nicht, wie die Unruhen niedergeschlagen werden und Bartleby hingerichtet wird bzw. wieso.

Soll aber den Wert der Story nicht schmälern - sehr gut, Ponch, setzen! :D

 

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