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Bedrückung
Am Abend eines klirrend kalten Wintertages stieg ich aus meinem Wagen, schloss es ab und ging los Richtung Haustür. In meiner rechten Hand meine Tasche, in meiner linken drei Mappen mit schriftlichen Maturaarbeiten.
Als ich die Haustür erreichte, überkam mich ein Gefühl der Bedrückung, als ob mich jemand beobachten würde. Ich spürte die Berührung des Blickes auf meinem Hals, den davon ausgehende Schauer entlang meiner Wirbelsäure. Ich merkte, dass sich jemand näherte und versuchte, in der Spiegelung in der gläsernen Haustür etwas zu erkennen. Mein Herz begann zu pochen. Schweißtropfen liefen mir über die Stirn, meine Hand hinterließ einen feuchten Abdruck auf der Türschnalle.
Ich drehte mich um, presste meinen Körper gegen das Glas hinter mir und versuchte krampfhaft, jemanden in der Dunkelheit zu erkennen. Nichts war da, auch wenn mir meine Fantasie etwas anderes vormachen wollte. Ich wartete förmlich darauf, dass mir im nächsten Moment ein blutrünstiger Axtmörder entgegenrannte, gefolgt von einem tollwütigen Wolf und einem Außerirdischen mit schleimigen Tentakeln. Ich hatte wohl zu viele Horrorfilme gesehen, in letzter Zeit. Doch plötzlich knackte wirklich ein Ast. Wie eine Explosion verbreitete sich weitere Kälte in mir. Der Schweiß benetzte mittlerweile meine Arme und Beine. Die Straßenlaterne flackerte, ging schließlich endgültig aus. Da ist niemand, sagte ich leise zu mir, da kann gar niemand sein. So etwas passierte doch nur in Teenie-Horrorfilmen.
Tipp, tapp, tipp, tapp.
So kamen die Schritte immer näher, wirbelten die Wasserlachen auf und hinterließen eine feuchte Spur.
Tipp, tapp, tipp, tapp.
Mein Puls hämmerte an meiner Kehle, nahm mir die Luft weg. Meine Augen zuckten im Dunkeln umher, versuchten eine winzige, beruhigende Kleinigkeit zu entdecken, doch sie fanden nichts. Nichts, außer der provokanten, furchteinflößenden Finsternis der Nacht.